Ulm – „Für 2017/2018 ist ein neuer EBM geplant. Eine Katastrophe wie 2008 muss verhindert werden“, betont Dr. Hans-Peter Frenzel. Für den stellvertretenden BVOU-Vorsitzenden in Württemberg bedeutet das: wählen gehen. „Wenn wir nicht in der Vertreterversammlung (VV) sind, dann hat O + U keine aktive Stimme mehr“, warnt das ehemalige VV-Mitglied der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Baden-Württemberg im Interview.
BVOU.net: Herr Dr. Frenzel, was haben denn die KV-Wahlen und Reformen am Einheitlichen Bewertungsmaßstab miteinander zu tun?
Frenzel: Viele Kolleginnen und Kollegen erinnern sich sicherlich noch an die katastrophalen Auswirkungen der EBM-Reform in den Jahren 2008 und 2009. O + U musste Verluste hinnehmen, die wir bis heute nicht vollständig kompensieren konnten.
Der KV-Vorstandsvorsitzende in Baden-Württemberg, Dr. Norbert Metke, ist selbst Orthopäde. Dank seines großen Einsatzes damals konnten die extremen Verwerfungen für unser Fachgebiet korrigiert werden, ebenso aber auch für Kolleginnen und Kollegen anderer Fachgebiete. Aber das Honorarniveau von vor 2008 haben wir nicht wieder erreicht.
Die Korrekturen waren aber überhaupt nur möglich, weil wir mit dem BVOU gut vernetzt sind und O + U damals in der Vertreterversammlung und im Beratenden Fachausschuss der Fachärzte, den die VV wählt, präsent war. Und weil die Koalition der den Vorstand tragenden Verbände sich intensiv für die Belange unseres Fachs eingesetzt hat.
BVOU.net: Was haben Sie aus der damaligen Situation für Schlüsse gezogen?
Frenzel: Wir sollten alle wählen gehen und die Kollegen aus O + U, die kandidieren, unterstützen. Wenn wir nicht in der Vertreterversammlung vertreten sind, dann hat O + U in der KV keine aktive Stimme mehr.
BVOU.net: Welche Themen müssen die Kollegen aus O + U, die gewählt werden, im Auge behalten?
Frenzel: Auf jeden Fall die Reformarbeiten an einem neuen Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM). Eine solche Honorarkatastrophe wie 2008 muss verhindert werden. Sicher ist es die Kassenärztliche Bundesvereinigung, die den Rahmen vorgibt. Aber die Umsetzung der Honorarvorgaben erfolgt auf lokaler Basis, vor allem durch den Honorarverteilungsmaßstab (HVM) der KVen. Damit wird festgelegt, wieviel Geld aus dem Gesamttopf des Honorars jede Fachgruppe erhält. Darüber entscheidet die VV. Es ist eine ihrer Kernkompetenzen, und die sollten wir als O + U aktiv mitgestalten.
BVOU.net: Gibt es weitere Themen, die man im Auge behalten sollte?
Frenzel: Zum Beispiel die Portalpraxen, die die Bundesregierung in Krankenhäusern vorsehen will. Oder das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz, durch den der Verkauf von Arztpraxen deutlich erschwert wird. Beides kann zu einer weiteren Schmälerung der Honorartöpfe führen.
BVOU.net: Was erhoffen Sie sich von der Wahl?
Frenzel: Ich fände es wichtig, dass die Medi-Liste und die Facharztliste (SFB) gestärkt aus der Wahl hervorgehen. Auch zukünftig sollten Selektivverträge nicht behindert werden, sondern es sollte ein friedvolles und gedeihliches Miteinander von Kollektiv- und Selektivverträgen geben.
BVOU.net: Wer kandidiert für O + U auf diesen Listen auf aussichtsreichen Plätzen?
Frenzel: Das sind fünf Kollegen: Dr. Burkhard Lembeck (Landesvorsitzender Württemberg) und Dr. Karsten Braun (Bezirksvorsitzender Heilbronn-Franken) für Medi, Dr. Uwe de Jager (stellvertretender Landesvorsitzender Baden), Dr. Anton Radlmayr (Bezirksvorsitzender Alb-Donau-Kreis) und Dr. Frido Mütsch (Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Niedergelassener Chirurgen, ANC) für die SFB-Liste. Auf der Liste der ermächtigten Chefärzte ist es Prof. Dr. Wolfgang Linhart.
Das Interview führte Sabine Rieser. Der BVOU veröffentlicht zurzeit regelmäßig Interviews mit Orthopäden und Unfallchirurgen zu den KV-Wahlen.
Weiterführende Informationen:
KV-Wahlen 2016: Die Termine für ganz Deutschland
Weitere Interviews:
KV-Wahlen 2016: Die Kandidaten aus O und U im Gespräch
Bild: Dr. Hans-Peter Frenzel (Quelle: privat)