MAINZ – Individuelle Therapien, die auf den einzelnen Patienten abgestimmt sind, gewinnen in vielen Bereichen der Medizin immer mehr an Bedeutung. Besonders der 3-D Druck eröffnet zahlreiche neue Möglichkeiten, um Behandlungserfolge zu optimieren, die Genesung des Patienten zu beschleunigen und seine Lebensqualität zu steigern. Welche Entwicklungen und Fortschritte es im medizinischen 3-D-Druck gibt, erfahren Interessierte beim 1. Internationalen 3D-Print Kongress für Anwendungen in der Medizin, der am 15. und 16. April in Mainz stattfindet.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht die Frage, welches Potenzial der medizinische 3-D-Druck hat. Die 3-D-Druck-Technologie biete vollkommen neue Möglichkeiten im Bereich der regenerativen Medizin und für eine personalisierte Patientenversorgung, betonen die Kongressveranstalter. Sie sind sich wie viele andere Experten sicher, dass die Technologie in den kommenden Jahren in den verschiedensten medizinischen Einsatzgebieten verstärkt Anwendung finden wird. So kommt eine Studie der Unternehmensberatung A.T. Kearney zu dem Ergebnis, dass im medizinischen Bereich bis 2020 mit einer Zuwachsrate von 20 bis 25 Prozent zu rechnen ist.
Bereits heute kommt der 3-D-Druck in nahezu allen medizinischen Disziplinen zur Anwendung, in denen es darum geht, durch Verletzung, Krankheit oder durch degenerative Entwicklungen im Alter verloren gegangenes Gewebe durch Transplantate zu ersetzen. So setzen beispielsweise Orthopäden, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen, Gefäßchirurgen, Augenärzte, Urologen, Dermatologen und Hals-Nasen-Ohren-Ärzte zunehmend auf 3-D-Implantate.
Besonders bei den Gelenkprothesen (Hüft-, Schulter-, Knie- und Kiefergelenk) gewinnt die Herstellung individualisierter Implantate mittels des 3-D-Drucks aufgrund des demographischen Wandels und steigender Zahlen bei orthopädischen Erkrankungen immer mehr an Bedeutung. Im Jahr 2013 lag die Inzidenz von orthopädischen Erkrankungen mit 13,7 Prozent auf Platz 3 der häufigsten Ursachen für Erwerbsunfähigkeit (Bericht der Deutschen Rentenversicherung, Ausgabe 1.2015).
Eine Vielzahl von Vorträgen renommierter internationaler Mediziner, Materialwissenschaftler und Ingenieure informieren unter anderem über den Einfluss des 3-D-Drucks zum Beispiel in den Bereichen der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie sowie der Unfallchirurgie. So wird etwa die Anwendung des 3-D-Drucks im Bereich der Traumatologie gezeigt und wie sich beispielsweise zerstörte Schädelpartien infolge eines Unfalls oder nach Krankheit mittels 3-D-Implantaten rekonstruieren lassen. Darüber hinaus beleuchten die Referenten, welchen Einfluss der 3-D-Druck auf die regenerative Medizin hat. So profitiert die regenerative Medizin zum Beispiel von mittels des 3-D-Druckverfahrens künstlich hergestellten Adern, Knochenersatzmaterialien oder Hornhaut.
Nicht zuletzt wird es um Neuentwicklungen im Bereich der Materialwissenschaften im Hinblick auf den 3-D-Druck und um den sogenannten 3-D-Bioprint gehen. Die 3-D-Bioprint-Technologie, mit der sich organisches Gewebe reproduzieren lässt, ermöglicht die präzise Anordnung lebender, humaner Zellen in dreidimensionale Strukturen. Sie gilt als Schlüsseltechnologie, um in der Zukunft funktionelles Gewebe beziehungsweise ganze Organe herzustellen. Kongressbesucher haben darüber hinaus Gelegenheit zu erfahren, mit welchen neuen, biokompatiblen Biomaterialien sich viele Therapieverfahren optimieren lassen.
Der Kongress will den interdisziplinären Dialog zwischen Experten aus den Bereichen Medizin, Materialwissenschaften und Ingenieurwesen fördern und Synergien der Teilnehmer aus den unterschiedlichen Bereichen bündeln, um so nationale und internationale Kooperationsprojekte zu ermöglichen.
Veranstalter des Kongresses, der durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt wird, ist der interdisziplinäre Forschungsschwerpunkt „BiomaTiCS – Biomaterials, Tissues and Cells in Science“ der Universitätsmedizin Mainz. Die Veranstaltung wird vom 15. bis 16. April 2016 im Kurfürstlichen Schloss zu Mainz stattfinden. Es werden 500 internationale Teilnehmer erwartet.
Weitere Informationen zum Kongress und zur Anmeldung finden Sie unter:
www.3dprint-congress.com
Bild:
Dreidimensionales Modell und Abbildung der virtuellen Planung einer Kieferrekonstruktion. (Quelle: Peter Pulkowski/Universitätsmedizin Mainz)