Archiv für den Monat: Oktober 2016

Mitgliederversammlung: positive Bilanz herausfordernder Monate

Berlin – Es sei „ein turbulentes Jahr“ gewesen – mit diesen Worten fasste BVOU-Präsident Dr. Johannes Flechtenmacher die gesundheitspolitischen Herausforderungen für den Verband im Jahr 2016 zusammen. Doch der geschäftsführende Vorstand, die Mandatsträger, die BVOU-Geschäftsstelle und engagierte Mitglieder haben seiner Überzeugung nach dafür gesorgt, dass zahlreiche Projekte mit großer Relevanz für die Orthopädie und Unfallchirurgie erfolgreich bewältigt werden konnten.

Flechtenmacher führte das neue gemeinsame Kapitel von Orthopädie und Chirurgie im Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) an, das die beiden betroffenen Berufsverbände in enger Abstimmung auf den Weg gebracht hätten. Deren gute Vorarbeit hatte Dr. Andreas Gassen in seiner Eigenschaft als Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung am Vormittag ausdrücklich gewürdigt. Die Arbeiten an der neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) stagnierten zwar, so Flechtenmacher. Doch habe man sich auch hier in Abstimmung mit dem Berufsverband für Chirurgie (BDC) auf eine gemeinsame gute Vorlage geeinigt.

Für ihr Engagement beim DMP Chronischer Rückenschmerz, an dem der Gemeinsame Bundesausschuss gerade arbeitet, dankte Flechtenmacher Prof. Dr. Bernd Kladny und dem BVOU-Landesvorsitzenden Württemberg, Dr. Burkhard Lembeck. Er halte es aus der Versorgungs- wie aus der Honorarperspektive für eines der wichtigsten Projekte und hoffe, dass es umgesetzt werde.

Zu den Aufgaben im Jahr 2016 zählten zudem versorgungspolitische Projekte, ein Ausbau der BVOU-Kommunikation, ein stärkeres Engagement im Bereich der Nachwuchsarbeit und die politische Vertretung in anderen Verbänden, darunter dem Spitzenverband Fachärzte Deutschlands. Als erfreulich wertete es Flechtenmacher, dass sich die Mitgliederzahlen des BVOU stabilisiert haben.

Im Rahmen der Mitgliederversammlung des BVOU auf dem DKOU sowie beim Präsidentendinner wurden mehrere Mitglieder geehrt. Die Ehrenmitgliedschaft des Berufsverbands erhielten Dr. Hans-Peter Bischoff sowie Prof. Dr. Wolfgang Rüther. Mit der Hubert-Waldmann-Plakette wurde Dr. Karl-Heinz Conrad ausgezeichnet, mit der Jürgen-Eltze-Plakette Reinhard Deinfelder. Die Goldene Ehrennadel des BVOU erhielten Dr. Ludwig W. Ackermann sowie Prof. Dr. Michael Schierack. Die Silberne Ehrennadel wurde Dr. Oliver Holtz, Dr. Rolf Jacob, Dr. Sabine Welling, Dr. Klaus Braukmann und Dr. Marco Landwehr.

Patiententag: Informationen für Betroffene aus erster Hand

Berlin – „Der DKOU ist ein Ort des Austauschs, des Lernens und der Weiterbildung für Orthopäden und Unfallchirurgen. Aber: Es geht um Ihr Wohl, und deswegen sollen Sie logischerweise auf dem Kongress mit einbezogen werden.“ Mit diesen Worten begrüßte Dr. Manfred Neubert die zahlreichen Besucherinnen und Besucher, die am Donnerstag ab 18 Uhr zum 8. Arthrosetag im großen Saal der Messe-Süd erschienen. Zu der Aktion hatte die Deutsche Rheuma-Liga Berlin e.V. im Rahmen des DKOU 2016 eingeladen. Sie zählt knapp 11.000 Mitglieder und ist die größte Berliner Selbsthilfegemeinschaft im Gesundheitswesen.

Im Laufe des Abends konnten sich Betroffene, Angehörige und Interessierte über die verschiedenen rheumatischen Krankheitsbilder, deren Behandlungsmöglichkeiten und Heilungschancen aus erster Hand informieren. „Ich bin heute zu dem Infotag gekommen, weil es eine sehr günstige Gelegenheit ist, sich direkt bei Experten aufklären zu lassen. Für mich als Patientin ist es ein großes Glück, dass so ein Tag in der Hauptstadt veranstaltet wird, da ich selbst aus der Region komme“, erläuterte Erika M. aus Brandenburg, eine Besucherin.

Die wissenschaftliche Leitung und Moderation des Abends hatten Prof. Dr. Erika Gromnica-Ihle, Präsidentin der Deutschen Rheuma-Liga, und Prof. Dr. Wolfgang Rüther, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie, übernommen. In seiner Rede nahm Rüther die Worte der DKOU-Kongresspräsidenten auf: „Patienten sind keine Kunden, Kliniken der Orthopädie und Unfallchirurgie keine Schraubenfabriken und Ärzte keine Dienstleister.“ Zwischen den Vorträgen konnten sich die Besucher durch aktivierende körperliche Übungen bewegen und sich zudem den ganzen Abend über im Gespräch mit Gleichgesinnten Tipps für den Alltag und den Umgang mit ihren Krankheitsbildern holen.

Arthrose: Experten fordern Gelenkerhalt vor Gelenkersatz

Berlin – Rund 370.000 Menschen in Deutschland haben im Jahr 2014 ein neues Hüft- oder Kniegelenk erhalten. Grund für den Ersatz ist meist eine fortgeschrittene Arthrose, die den Knorpel und schließlich das Gelenk zerstört. Bevor Orthopäden und Unfallchirurgen jedoch eine endoprothetische Behandlung in Betracht ziehen, sollte stets zunächst das gesamte Spektrum gelenkerhaltender Maßnahmen ausgeschöpft werden, betonten Experten bei der heutigen Abschlusspressekonferenz des DKOU 2016.

Fehlstellungen frühzeitig erkennen

Etwa die Hälfte aller Arthrosefälle entstehe ohne erkennbare Ursache, erklärte der Kongresspräsident der DGOOC, Prof. Dr. med. Heiko Reichel. Vielfach seien allerdings auch Fehlstellungen, wie zum Beispiel Achsfehlstellungen, die Ursache. Diese gelte es frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, um der Arthroseentstehung vorzubeugen, betonte Dr. med. Manfred Neubert, Kongresspräsident des BVOU.

Multimodale Arthrosetherapie

Hat sich beim Patienten bereits eine Arthrose entwickelt – sei es anlage-, unfalls- oder altersbedingt –, stehen Orthopäden und Unfallchirurgen eine Vielzahl konservativer und operativer Verfahren zur Verfügung, um das Hüft- oder Kniegelenk möglichst lange zu erhalten. Im Rahmen einer multimodalen Therapie gebe es neben der klassischen Schmerztherapie mit Medikamenten auch die Möglichkeit, dem Patienten mittels physikalischer Therapie, Krankengymnastik oder orthopädischen Hilfsmitteln erneut zu besserer Beweglichkeit und Schmerzfreiheit zu verhelfen, so Neubert.

Innovative Methoden zum Gelenkerhalt

Gerade im Verletzungsfall könnten Knorpelschäden mittlerweile sehr gut mit einer Knorpeltransplantation behandelt werden, berichtete Reichel. Auch das trage zu einer besseren Arthroseprophylaxe bei. „Gerade auf diesem Gebiet hat die Forschung in letzter Zeit neue Behandlungsmöglichkeiten in Form stabiler Trägersubstanzen oder zellfreier, minimal-invasiver Therapien hervorgebracht“, so Reichel.

Auch die gelenkerhaltende Chirurgie habe in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht, erklärte Reichel, unter anderem im Bereich der Korrekturosteotomien der Hüftpfanne. Langzeitstudien hätten gezeigt, dass ein solcher Eingriff selbst bei Patienten mit fortgeschrittenen Arthrosen einen langjährigen und funktionsfähigen Erhalt des Hüftgelenks ermöglichen könne.

Kritik an G-BA-Beschluss zur Arthroskopie bei Gonarthrose

Aber auch minimal-invasive Methoden, wie die Arthroskopie bei Gonarthrose, seien wichtige Mittel, um einen Gelenkersatz möglichst lange hinauszuzögern. Sowohl Neubert als auch Reichel kritisierten, dass auf einen Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) hin ein Großteil der arthroskopischen Eingriffe bei Gonarthrose ab dem 1. April 2016 aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen ausgeschlossen wurde.

Sei die Finanzierung gelenkerhaltender Methoden wie der Arthroskopie nicht sichergestellt, erhöhe dies das Risiko, dass dem Arthrosepatienten am Ende kein anderer Weg bleibe, als sich ein Kunstgelenk einsetzen zu lassen. „Und das wäre der völlig falsche Weg“, so Reichel. Denn, wie beide Experten betonten: Gelenkerhalt geht vor Gelenkersatz.

Neue Methode zur Therapie schlecht heilender Frakturen

Berlin – Auch in diesem Jahr würdigten die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) im Rahmen des DKOU eine Vielzahl herausragender wissenschaftlicher Arbeiten mit verschiedenen Preisen und Stipendien.

Den Grundlagenforschungspreis der DGOU erhielt in diesem Jahr Dr. Melanie Haffner-Luntzer vom Universitätsklinikum Ulm für ihre Forschungen zur Knochenheilung. Die Auszeichnung ist mit 20.000 Euro dotiert und wird jährlich für eine wissenschaftliche Arbeit aus dem Bereich der orthopädisch-unfallchirurgischen Grundlagen- oder translationalen Forschung verliehen.

Für ihre Studie „Antagonizing Midkine Accelerates Fracture Healing in Mice by Enhanced Bone Formation in the Fracture Callus“ ging die 29-jährige Wissenschaftlerin der Frage nach, welche Rolle der Wachstumsfaktor Midkine (Mdk) bei der Knochenheilung spielt. Frühere Studien hätten bereits darauf hingedeutet, dass der Wachstums- und Differenzierungsfaktor einen negativen Einfluss auf die Osteoblastenaktivität hat. „Die Rolle dieses Faktors bei der Knochenregeneration und ob eine Inhibition von Mdk einen positiven Einfluss auf die Heilung haben könnte, war allerdings bisher ungeklärt. Das Ziel dieser Arbeit war es daher, die Frakturheilung in Mäusen unter Zugabe eines monoklonalen Mdk-Antikörpers zu untersuchen“, so Haffner-Luntzer bei der heutigen Kongresspressekonferenz des DKOU.

In ihrer Studie konnte sie zeigen, dass die Hemmung des Faktors MdK zu einer erhöhten Knochenbildung an der Bruchstelle führt und damit die Heilung von Frakturen beschleunigt. Eine solche Anti-Midkine-Therapie könnte bestimmten Patienten in Zukunft zu einer verbesserten Knochenheilung verhelfen. Gerade ältere, bewegungseingeschränkte oder Osteoporose-Patienten mit einer verzögerten oder ausbleibenden Heilung nach Knochenbrüchen könnten von einer solchen Therapie profitieren.

Da schlecht heilende Frakturen derzeit kaum gezielt behandelbar seien, wäre eine medikamentöse Therapie wie diese eine sehr große Hilfe für Orthopäden und Unfallchirurgen, sagte Prof. Dr. med. Florian Gebhard, der diesjährige Kongresspräsident der DGU.

Klaus-Arno Siebenrock mit Pauwels-Medaille ausgezeichnet

Berlin – Für seine Verdienste im Bereich der Becken- und Hüftchirurgie ist Prof. Dr. med. Klaus-Arno Siebenrock, Ordinarius und Klinischer Direktor der Universitätsklinik für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie in Bern, gestern im Rahmen des DKOU 2016 mit der Pauwels-Medaille ausgezeichnet worden. In seinem Vortrag während der Pauwels-Gedächtnisvorlesung sprach Siebenrock über das moderne Verständnis früher Hüftgelenkspathologien und deren Behandlungsmöglichkeiten.

Sein Medizinstudium absolvierte Siebenrock an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und an der Northwestern University of Chicago in den USA. 1988 erwarb er seinen Doktortitel an der Universität Tübingen und 1997 den Facharzttitel (FMH) der Schweizerischen Gesellschaft für Orthopädie und Traumatologie. Seit 1994 arbeitet er am Inselspital Bern und wurde 2005 zum Ordinarius und Klinischen Direktor der dortigen Universitätsklinik für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie ernannt.

Ein Experte der gelenkerhaltenden Hüftchirurgie     

Siebenrock gilt als einer der herausragenden Experten auf dem Gebiet der gelenkerhaltenden Hüftchirurgie. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen pathomorphologische Analysen im Hüft- und Beckenbereich sowie die Entwicklung von 3D-Modellen und Behandlungsalgorithmen bei komplexen Hüftpathologien wie der Dysplasie oder dem Impingement-Syndrom. Siebenrock erforschte die Entstehung und die Ursachen solcher Hüftveränderungen und trug damit wesentlich zum Verständnis der pathogenetischen Zusammenhänge von Hüftdeformitäten im Wachstumsalter und der Auswirkungen von Hüftdeformitäten und Torsionsfehlern im Erwachsenenalter bei.

Zudem entwickelte Siebenrock das erste experimentelle Schafmodell zur Erforschung der Pathophysiologie des femoro-azetabulären Impingements. Dieses Modell ermöglicht es, Knorpeldegenerationen wissenschaftlich zu beobachten und potenzielle therapeutische Effekte mittels moderner MRT-Techniken und begleitender histopathologischer Untersuchungen nachzuvollziehen.

Kongresspräsident würdigt den Preisträger

In seiner Einführung zur Pauwels-Gedächtnisvorlesung würdigte Kongresspräsident Prof. Dr. med. Heiko Reichel die Leistungen Siebenrocks und übergab die Pauwels-Medaille an den Preisträger. „Ich könnte mir in diesem Jahr keinen besseren Preisträger für diese Auszeichnung vorstellen“, sagte Reichel abschließend.

In seinem Festvortrag „Licht im Dunkel – modernes Verständnis der Hüftpathologien“ warf Siebenrock zunächst einen Blick in die Geschichte und beschrieb die Forschungen von Orthopäden wie dem Namensträger der Medaille, Dr. med. Friedrich Pauwels, und weiteren Wegbereitern, die wesentlich zum Verständnis der Biomechanik der Hüfte und der Hüftgelenkspathologien beigetragen haben. Anschließend ging er auf die heutigen Behandlungsmöglichkeiten solcher Hüftveränderungen ein und beschrieb seine derzeitigen Forschungen zur Weiterentwicklung gelenkerhaltender Eingriffe und zu deren Langzeitergebnissen.

„Diese Auszeichnung ist eine große Ehre und eine der höchsten Anerkennungen, die ich bisher für unsere Forschung erhalten habe. Sie wird von einer großen Fachgesellschaft verliehen, die sehr viel Wert auf Qualität und Innovation legt, und sie nimmt mit Friedrich Pauwels Bezug auf einen großen Forscher und Orthopäden. Das ehrt mich und mein Forschungsteam“, kommentierte Siebenrock. „Zugleich ist es ein großer Ansporn für unsere Forschung. Ich denke, dass sich gerade auf dem Gebiet der Grundlagenforschung der Hüfte noch sehr viel entwickeln wird in den nächsten Jahren. Neue bildgebende Technologien sowie tierexperimentelle Methoden, wie unser Schafmodell, geben uns sehr viel Rückenwind.“

Förderung der orthopädischen Forschung

Die Pauwels-Medaille wird Orthopäden und Unfallchirurgen in Würdigung ihrer Verdienste um die Förderung der orthopädischen Forschung verliehen. Die Pauwels-Gedächtnisvorlesung und die Verleihung der Medaille finden in Gedenken an die Verdienste von Dr. med. Friedrich Franz Karl Maria Pauwels statt. Der deutsche Arzt, Orthopäde und Biomechaniker lebte von 1885 bis 1980. Er untersuchte die biomechanischen Grundlagen des Skelettsystems und der Knochenheilung und trug mit seinen Forschungen wesentlich zur Entwicklung der funktionellen Orthopädie bei. 1927 gelang ihm erstmals die operative Heilung einer Schenkelhalspseudarthrose.

DKOU-Highlights am Freitag, 28.10.2016

Kongressfinale:

Mit dem Kongressfinale und der offiziellen Übergabe der Insignien an die nächstjährigen Präsidenten geht der DKOU 2016 morgen zu Ende. Doch zuvor hält auch der letzte Kongresstag noch ein vielfältiges Programm bereit.

Unsere besonderen Empfehlungen

ADO-Veranstaltungen

Empfehlungen im wissenschaftlichen Programm

  • 11.00 – 12.30 Uhr: Ortho-geriatric patient care (Fragility Fracture Network FFN) (New York 3)
  • 11.00 – 12.30 Uhr: Kooperation der Fachgesellschaften und des Berufsverbandes in O&U (London 1)
  • 14.30 – 16.00 Uhr: Behandlungsfehler in Orthopädie und Unfallchirurgie (Paris 1)
  • 14.30 – 16.00 Uhr: Facharztverträge nach 73c, Facharzt EBM, Versorgungsstärkungsgesetz und Amb. Spezialärztliche Versorgung (London 1)
  • 16.30 – 18.00 Uhr: Der schwierige Patient (Festsaal)

Volle Bandbreite O und U: Tag der Studierenden

Berlin – Mit dem Ziel, Medizinstudierenden das Fach Orthopädie und Unfallchirurgie nahezubringen, wurde gestern der Tag der Studierenden im Rahmen des DKOU eröffnet. Zu der Aktion ruft das Junge Forum O&U schon seit 2008 auf. 100 ausgewählte Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden zu Beginn der Veranstaltung durch die drei Kongresspräsidenten feierlich begrüßt: „Der DKOU ist eine kompakte Zusammenstellung aus all dem, was O und U bietet“, lobte Dr. Manfred Neubert in seiner Eröffnungsrede. „Das Fach hat durch den stetig steigenden Bedarf eine große Zukunft vor sich.“

Im Anschluss stimmte der Vorsitzende der Nachwuchsförderung im Jungen Forum O&U, Dr. med. Jan P. Schüttrumpf, die Mediziner auf den Ablauf der kommenden Stunden ein. Neben Studentinnen und Studenten aus ganz Deutschland waren auch Teilnehmer aus den DKOU-Gastländern Israel und der Schweiz angereist, um das reichhaltige Kongressprogramm zu begleiten und die volle Bandbreite von O und U zu erleben.
„Ich studiere an der Uni Kiel und möchte in die Fußstapfen meines Vaters treten, der Orthopäde ist“, erzählt Florian, 22 Jahre. „Ich freue mich sehr, beim DKOU mit dabei zu sein. Während des Studiums kommen nämlich praktische Übungen oftmals zu kurz, und man fühlt sich anschließend fast ins kalte Wasser geworfen. Der Kongress bietet daher eine perfekte Gelegenheit, Hand anzulegen und Kontakte zu Professoren sowie potenziellen Arbeitgebern zu knüpfen.“

Diskussion über die Berufsperspektive

Auf die Studierenden wartete ein volles Programm aus verschiedenen Teilbereichen. Dazu wurde die Gruppe in zehn Arbeitsteams aufgeteilt, jeweils von einem Tutor oder einer Tutorin begleitet. Bis zum Nachmittag absolvierten sie verschiedene Stationen: Dazu zählten eine wissenschaftliche Sitzung, eine Diskussionsrunde und verschiedene praktische Übungen. Am Nachmittag kamen alle zu der Podiumsdiskussion „Let’s talk about: Berufsperspektive O&U!“ wieder zusammen. Für ein gemeinsames Mittagessen und einen Rundgang durch die Industrieausstellung blieb noch Zeit.

Abtanzen über den Dächern von Berlin

Die Rookie Night bildete den Abschluss dieses Tages: Um 21 Uhr öffnete das 40seconds seine Türen. Der Club liegt im Herzen Berlins und bietet einen spektakulären Blick über die Hauptstadt. Hier trafen sich sämtliche Altersgruppen aus O und U, konnten bis spät in die Nacht tanzen und sich über das Erlebte austauschen.
„Man hat noch mehr über das Berufsbild und seine Perspektiven gelernt und konnte einen sehr guten Blick in das Alltagsleben gewinnen. Die Vorträge zum Thema O und U von Referenten ganz verschiedener Berufsgruppen machten dabei deutlich: In einem medizinischen Team ziehen alle an einem Strang. Dieser Aspekt konnte auf dem Kongress sehr gut vermittelt werden“, loben Katja (24) aus Aachen und Tim (26) aus Neuruppin den Tag der Studierenden.

Das Junge Forum sieht sich als Interessensvertretung von jungen Medizinstudierenden, Weiterbildungsassistenten im Fach O und U, Fachärzten und jungen Oberärzten. Ziel des Jungen Forums ist es, das Fach Orthopädie und Unfallchirurgie für junge Kolleginnen und Kollegen attraktiver zu gestalten.

Neue Leitlinie soll Versorgung Schwerverletzter verbessern

Berlin – Mehr als 30.000 Menschen erleiden jedes Jahr eine schwere Verletzung. Um die Überlebenschancen von Traumapatienten weiter zu verbessern, hat die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) gemeinsam mit 20 weiteren Fachgesellschaften die S3-Leitlinie Polytrauma überarbeitet und neu herausgegeben. Die Leitlinie fasse die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Versorgung Schwerverletzter in kompakter, systematischer Form zusammen, so Prof. Dr. med. Bertil Bouillon, Vorstandsmitglied der DGU, bei der heutigen DKOU-Pressekonferenz.

„Bei der Behandlung Schwerverletzter ist Schnelligkeit gefragt – oft zählt jede Minute. Umso wichtiger ist es, dass Unfallchirurgen in solchen Situationen Prioritäten setzen“, sagte der Direktor der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sporttraumatologie in Köln-Merheim. „Mit der neuen S3-Leitlinie Polytrauma geben wir ihnen Empfehlungen an die Hand, wie die Behandlung in der akuten Situation systematisch ablaufen kann.“

Dafür ist die Leitlinie in drei Bereiche gegliedert, die unterschiedliche Behandlungsabschnitte in den Blick nehmen. Insgesamt 308 Kernempfehlungen mit konkreten Hinweisen zur Behandlung Schwerverletzter haben die Leitlinienautoren zusammengetragen und entsprechend der Bereiche Unfallort, Schockraum und Operationssaal differenziert. Dabei sind die neuesten Erkenntnisse aus der Polytrauma-Forschung und die interdisziplinäre Expertise von über 200 Autoren eingeflossen.

Neue Empfehlungen für einzelne Bereiche

Bereits am Unfallort soll so zum Beispiel besser entschieden werden können, welcher Patient in welcher Klinik am besten versorgt werden kann. Neue Empfehlungen, unter anderem zur Behandlung von Gerinnungsstörungen oder zum Einsatz der Computertomographie in der Schockraum-Diagnostik, sollen die Versorgung in der Notaufnahme und im OP weiter verbessern. Zudem informiert die Leitlinie auch über mögliche konservative intensivmedizinische Therapien, die unnötige Operationen vermeiden helfen und das Risiko für den Patienten minimieren können, so Bouillon.

DGU entwickelt App zur Leitlinie

Dies gebe allen Beteiligten – Rettungs- und Notfallmedizinern, aber auch Pflegekräften – einen klaren Leitfaden für das Vorgehen im Notfall. Damit dieses Wissen in einem solchen Fall auch schnell abrufbar ist, arbeitet die DGU derzeit an einer Smartphone-App, welche die zentralen Inhalte der Leitlinie enthält und mit der gezielt nach einzelnen Empfehlungen gesucht werden kann. Die App soll innerhalb der nächsten vier bis fünf Monate verfügbar sein.

Die neue S3-Leitlinie Polytrauma wurde in den letzten zweieinhalb Jahren erarbeitet und löst die erste Polytrauma-Leitlinie aus dem Jahr 2011 ab. Die vollständige Publikation ist auf der Website der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften abrufbar.