Archiv für den Monat: Januar 2017

Terrorgefahr: Mediziner fordern Rettungswagen mit Tourniquets

Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und die Deutsche Gesellschaft für Anästhesie und Intensivmedizin (DGAI) fordern, dass Rettungswagen bundesweit mit sogenannten Tourniquets ausgestattet werden. Das Tourniquet ist ein Abbindesystem, mit dem eine lebensbedrohliche Blutung an Armen oder Beinen unterbrochen und gestoppt werden soll – beispielsweise nach Explosions- oder Schussverletzungen bei einem Terroranschlag. Auf ihre Forderung verständigten sich die Unfallchirurgen und Rettungsmediziner auf der DGU-Veranstaltung „Terroranschläge – eine neue traumatologische Herausforderung“ am 14. Januar 2017 in München. DGU-Präsident Prof. Dr. Ingo Marzi sagt: „Wir müssen uns weiterhin gut für den Fall terroristischer Anschläge vorbereiten – daher ist es sinnvoll, die Ausstattung mit Tourniquets für die Schwerverletztenversorgung nachzuholen.“

Einfache Maßnahme, um Leben zu retten

Der Sprecher der DGAI-Arbeitsgemeinschaft (AG) Taktische Medizin und Oberstarzt Prof. Matthias Helm wies darauf hin, dass etwa 90 Prozent der Opfer von Terroranschlägen durch Verblutung sterben würden. „Die Stillung der Blutung steht nach einer Explosion an erster Stelle“, ergänzte DGU-Generalsekretär Prof. Reinhard Hoffmann. „Das Tourniquet ist eine einfache Maßnahme, um eine Blutung zu stoppen und somit Leben zu retten. Wir müssen es nur parat haben“, sind sich Hoffmann und Helm einig.

Nach einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur im September 2016 stattete Berlin als Reaktion auf den Anschlag während des Boston-Marathons bereits 2013 seine Rettungswagen mit Tourniquets aus, Bayern im Juni letzten Jahres – nach den Anschlägen von Paris und Brüssel. Auch im Saarland, Bremen und Hamburg gehören Tourniquets nach den Recherchen von dpa bereits seit Längerem zur Ausstattung der Rettungswagen.

Quelle: DGU

Terminservicestellen verursachen hohe Kosten

Berlin – Wie teuer sind die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereini­gun­gen (KVen)? Antworten auf diese Frage hat das Deutsche Ärzteblatt (DÄ) veröffentlicht. Danach schwankten die Kosten bei acht KVen, die Angaben dazu machten, im vergangenen Jahr zwischen 88.000 Euro und rund einer Million Euro.

„Sollten die Kosten in den fehlenden KVen sich aber auf einem ähnlichen Niveau bewegen wie bei den anderen, dürften alle KVen bundesweit im vergangenen Jahr damit insgesamt mindestens rund 3,5 Millio­nen Eu­ro für Aufbau und Arbeit der neuen Termin­servicestellen ausgegeben haben“, schreibt das DÄ. Demgegenüber stehen rund 120.000 bundesweit vermittelte Termine, wie die Kassenärztliche Bundes­ver­eini­gung (KBV) erklärte. Haupt­säch­­lich nachgefragt wurden demnach Ner­ven­ärzte, Hautärz­te, Gas­tro­enterologen und Ortho­päden.

KBV: Terminservicestellen sind unnötig

Die KBV wies angesichts der bundesweit derzeit lediglich 120.000 vermittelten Termine bei etwa 580 Millionen ambulanten Behandlungsfällen im gleichen Zeitraum erneut darauf hin, dass die Terminservicestellen unnötig seien, so das DÄ. Wie sich die Kosten, die im vergangenen Jahr unter anderem auch durch den Aufbau der Strukturen erhöht gewesen sein könnten, im laufenden Jahr gestalten würden, sei schwierig vorherzusagen. Denn ab April seien die Termin­service­stellen auch für die Vermittlung von Psy­chotherapeuten zuständig. Gerade dort gebe es aber lange Wartezeiten, was zu einem erhöhten Anrufaufkommen führen könnte.

Die KV Bremen hat nach den Recherchen des DÄ ihre Kosten für die Terminservicestelle mit rund 88.000 Euro beziffert, Hamburg mit 103.000 Euro, das Saarland mit 125.000 Euro und Berlin mit 152.000 Euro. Die KV Niedersachsen, die die Aufgabe an ein Callcenter ver­geben hat, veranschlagte 180.000 Eu­ro dafür. In Schleswig-Holstein hat die Ter­minservicestelle Kosten in Höhe von 200.000 Euro, in Baden-Württemberg von etwa 260.000 Euro ausgelöst. Westfalen-Lippe geht von 375.000 Euro (für 2017) aus. Die KV Hessen gab die Aus­ga­ben für das vergangene Jahr mit rund einer Million Euro an. Statt zehn Mitarbeitern wie beim Start im Januar 2016 hat die Terminservicestelle dort seit Ja­nuar 2017 nur noch 6,5 Mitar­beiterstellen.

Quelle: Deutsches Ärzteblatt

Entlassmanagement: DKG warnt vor „Bürokratiemonster“

Berlin – Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hat beim Landessozialgericht Berlin-Brandenburg Klage gegen die neuen Regelungen zum Entlassmanagement eingereicht. Sie wehrt sich damit gegen die Entscheidung des erweiterten Bundesschiedsamtes für die vertragsärztliche Versorgung. „Statt Versorgungslücken für bestimmte Patientengruppen zu schließen, sollte Bürokratie pur aufgebaut werden“, so DKG-Hauptgeschäftsführer Georg Baum.

„Krankenhausärzten wird Zeit für Patienten gestohlen“

Die Klage schiebt nach Ansicht der DKG die geplante Umsetzung ab Juli 2017 bis zum Abschluss des Rechtsstreits auf. Weil sich die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), der GKV-Spitzenverband und die DKG nicht auf die konkreten Rahmenbedingungen für das Entlassmanagement einigen konnten, musste im Oktober 2016 das Bundesschiedsamt entscheiden. Das von den Kassen und den niedergelassenen Ärzten vorgesehene System sei „ein bürokratisches Monster, das den Krankenhausärzten Zeit stiehlt, die sie zur Versorgung von Menschen benötigen“, kritisierte Baum.

DKG: 100.000 Arbeitstage werden gebunden

Die DKG wehrt sich dagegen, dass nach den neuen Regeln jedem Patienten aus teil- und vollstationärer Behandlung ein Entlassmanagement angeboten werden müsse. Zu diesem formalen Prozess gehörten Informationsgespräche und das Ausfüllen von zwei Formblättern – mit der Option für Patienten, datenschutzrechtliche Einwände zu erheben. Nach den Berechnungen der DKG wären 19 Millionen Patienten betroffen: „Dies würde rund 100.000 Arbeitstage binden, die zum Wohl des Patienten effektiver eingesetzt werden könnten.“ Hinzu komme die aufwändige Registrierung von mindestens 50.000 am Entlassmanagement beteiligten Krankenhausärzten zur Zuweisung einer lebenslangen Arztnummer (LANR) durch die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen).

Der GKV-Spitzenverband hat der Darstellung der DKG widersprochen. Die Klage habe keine aufschiebende Wirkung. Bei allen Patienten sei die frühzeitige Abklärung des Bedarfs für eine Anschlussversorgung Dreh- und Angelpunkt des Entlassmanagements. Vorstellungen der DKG, sich erst später und dann auch nur bei besonderen Fällen darüber Gedanken zu machen, welche Anschlussversorgung notwendig sei, mögen bequem sein, gingen aber am Patienteninteresse vorbei.

Kassen wollen keine „anonymen Verordnungen“

Das Entlassmanagement ermögliche es den Krankenhäusern auch, Arzneimittel zu verordnen. „Im Interesse der Patienten darf es keine anonymen Verordnungen geben. Der verschreibende Arzt darf nicht nur durch eine leider häufige unleserliche Unterschrift erkennbar sein“, so Florian Lanz, Sprecher des GKV-Spitzenverbandes. Auch deswegen ist eine LANR vorgesehen.

Der Gemeinsame Bundesausschuss hat bereits Ende 2015 eine Richtlinie zum Entlassmanagement verabschiedet. Sie beruht auf Vorgaben im GKV-Versorgungsstärkungsgesetz. Danach können Krankenhäuser ihren Patientinnen und Patienten bei Entlassung zukünftig für einen Zeitraum von bis zu sieben Tagen häusliche Krankenpflege, Heilmittel, Hilfsmittel und Soziotherapie verordnen. Es kann für diesen Zeitraum auch eine etwaige Arbeitsunfähigkeit festgestellt werden. Zudem ist eine Verordnung von Arzneimitteln durch die Krankenhausärztin oder den Krankenhausarzt möglich.

Versorgungsforschung: G-BA gibt Förderungen bekannt

Berlin – Unter 62 geförderten Forschungsprojekten des Innovationsfonds sind auch verschiedene Projekte aus der Orthopädie und Unfallchirurgie sowie der Notfall- und Akutversorgung. Nachdem der Innovationsausschuss im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) Anfang Dezember bereits seine ersten Förderungen für Projekte im Bereich neuer Versorgungsformen bekanntgegeben hat, wurden nun auch die geförderten Projekte zur Versorgungsforschung veröffentlicht. Sie werden mit 75 Millionen Euro unterstützt.

Versorgungssituation bei Wirbelsäuleneingriffen

Eines dieser Projekte, initiiert von der Technischen Universität Dresden, der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie dem Wissenschaftlichen Institut der AOK, beschäftigt sich mit der Versorgung von Patienten mit Wirbelsäulenoperation. Gerade im Bereich der Wirbelsäulenchirurgie wird immer wieder Kritik laut, es werde zu häufig oder vorschnell operiert. Das Projekt DEWI (Determinanten bei der Versorgung von Patienten mit Wirbelsäulenoperation) will die aktuelle Versorgungssituation erfassen und die relevanten Einflussfaktoren für Wirbelsäuleneingriffe analysieren. In einem abschließenden Workshop mit Patientenvertretern, ärztlichen Vertretern und Gesundheitspolitikern sollen die Ergebnisse diskutiert und Handlungsempfehlungen für eine bedarfsgerechte Versorgung entwickelt werden.

Notfallversorgungsstrukturen verbessern

Das Projekt INDEeD (Inanspruchnahme und sektorenübergreifende Versorgungsmuster von Patienten in Notfallversorgungsstrukturen in Deutschland) untersucht die Belastung des Gesundheitssystems vor und nach einer Behandlung in der Notaufnahme. Gemeinsam mit weiteren Partnern will die Charité – Universitätsmedizin Berlin im Rahmen des Projekts Einflussfaktoren für eine angemessene oder auch vermeidbare Nutzung von Notaufnahmen bestimmen, um Versorgungslücken identifizieren zu können. Hierbei sollen Daten aus der ambulanten und stationären Notfallversorgung analysiert und miteinander verknüpft werden. Auf Basis der Ergebnisse sollen Modelle für eine bedarfsgerechte Anpassung der Versorgungsstrukturen entstehen.

Zielgerichtetes Entlassmanagement

Auch ein weiteres Projekt will Versorgungslücken zwischen stationärer und ambulanter Behandlung schließen. Im Rahmen des Projekts EMSE (Entwicklung von Methoden zur Nutzung von Routinedaten für ein sektorenübergreifendes Entlassmanagement) entwickelt das AQUA-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen gemeinsam mit dem Deutschen Krankenhausinstitut und dem BKK Dachverband ein Instrument für ein zielgerichtetes Entlassmanagement. Dieses soll allen interessierten Akteuren – Krankenhäusern, Kostenträgern und nachsorgenden Leistungserbringern – in Form eines Vorhersagemodells kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Anhand des Modells sollen der poststationäre Behandlungsbedarf automatisch eingeschätzt und entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden können. So sollen Versorgungsbrüche beim Wechsel eines Patienten vom Krankenhaus in die ambulante Nachsorge vermieden werden.

Weitere Projekte und geplante Förderungen

Weitere, für Orthopädie und Unfallchirurgie relevante Projekte befassen sich mit der Versorgung und Lebensqualität nach proximaler Femurfraktur, der Notfall- und Akutversorgung im Land Brandenburg sowie mit den Themen Hospitalisierung und Notaufnahmebesuche von Pflegeheimbewohnern beziehungsweise Hausarztzentrierte Reha‐Nachsorge bei Rückenschmerzen.

Mit der Förderung dieser und weiterer Projekte sollen wissenschaftliche Erkenntnisse über die derzeitige Gesundheitsversorgung gewonnen und Entwicklungsarbeit für neue Konzepte und Instrumente geleistet werden, so der Vorsitzende des Innovationsausschusses des G-BA, Prof. Josef Hecken. Dafür und für die Förderung neuer Versorgungsformen stehen dem Innovationsausschuss bis 2019 jährlich 300 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds zur Verfügung. Die Veröffentlichung weiterer Förderbekanntmachungen und die Förderentscheidungen zur zweiten Welle der neuen Versorgungsformen sind für dieses Frühjahr geplant.

EFORT Council vertritt O und U gemeinsam

Berlin – Die deutschen Orthopäden und Unfallchirurgen vertreten ab sofort gemeinsam und mit einer Stimme die Interessen des Faches O und U in ihrer europäischen Dachgesellschaft, der European Federation of National Associations of Orthopaedics and Traumatology (EFORT).

Um die Abstimmungen zu internationalen Angelegenheiten in der EFORT gemeinsam vorzubereiten, kommen zukünftig hierfür jeweils zwei Vertreter des Berufsverbands für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU), der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) und der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) vorab in einem neu gegründeten Gremium der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), dem EFORT Council, zusammen. Aus diesem Council werden dann zwei stimmberechtigte EFORT-Vertreter entsandt. Für den BVOU wurden Prof. Dr. Karsten E. Dreinhöfer und Prof. Dr. Karl-Dieter Heller für das neue DGOU-Gremium benannt.

Arthrose häufigste Ursache für eine stationäre Reha

Wiesbaden – Eine Arthrose der Hüft- oder Kniegelenke ist in Deutschland der häufigste Grund für einen stationären Reha-Aufenthalt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, wurden im Jahr 2015 insgesamt 206.800 Patienten wegen einer Knie- oder Hüftarthrose vollstationär in Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen mit mehr als 100 Betten behandelt. Dies entspricht 12 Prozent aller Behandlungsfälle.

Laut Destatis lag der Schwerpunkt der Reha-Behandlungen auch insgesamt im Fachbereich Orthopädie. Hier wurden mit 617.000 etwa 37 Prozent der insgesamt 1,67 Millionen Patienten behandelt. An zweiter Stelle folgte der Fachbereich Innere Medizin mit 26 Prozent aller behandelten Patienten.

Häufigste Diagnosen: Arthrose und Rückenschmerzen

Die Gonarthrose war in den Reha-Einrichtungen mit rund 104.100 Patienten die häufigste Hauptdiagnose, gefolgt von der Koxarthrose mit rund 102.700 Patienten. An dritter Stelle standen Rückenschmerzen mit etwa 91.000 behandelten Patienten.

Frauen deutlich häufiger von Arthrose betroffen

Geschlechtsspezifisch betrachtet ergebe sich ein etwas anderes Bild, so das Destatis. Knapp zwei Drittel der behandelten Arthrosepatienten waren weiblich, gut ein Drittel männlich. So war bei den behandelten Frauen eine Gonarthrose (65.000 Patienten) oder Coxarthrose (61.000 Patienten) häufigste Behandlungsursache. Bei den Männern dagegen war die chronische ischämische Herzkrankheit mit rund 45.000 Patienten der häufigste Grund für einen Reha-Aufenthalt. Eine Arthrose stand bei ihnen als Ursache erst an vierter (41.000 Patienten mit Coxarthrose) bzw. fünfter Stelle (39.000 Patienten mit Gonarthrose). Die Diagnose Rückenschmerzen wurde bei Männern an zweiter Stelle (43.000 Patienten) und bei Frauen an dritter Stelle (48.000 Patienten) erfasst.

50 Prozent der Arthrosepatienten über 70 Jahre

Während der Großteil der Rückenschmerzpatienten (etwa 70 Prozent) zwischen 45 und 65 Jahren alt war, lag der Altersdurchschnitt bei den Arthrosepatienten deutlich höher. Etwa die Hälfte war 70 Jahre oder älter. Weniger als zwei Prozent der Patienten waren unter 45 Jahren.

Die Daten stammen aus der Reha-Diagnosestatistik, einer jährlichen Erhebung in deutschen Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen mit mehr als 100 Betten im Rahmen der Krankenhausstatistik von Destatis.

Tipps zu Personalfragen für kleine Betriebe

Berlin – Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen will das neue „Arbeitgeberportal Sozialversicherung“ rund um Fragen zum Melde- und Beitragsrecht in der Sozialversicherung unterstützen. Dazu bietet die Online-Plattform umfassende Informationen über deren Informations- und Meldepflichten. Yasmin Fahimi, Staatssekretärin im Bundesarbeitsministerium, sowie Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands, stellten das Portal Mitte Januar in Berlin vor.

Es stelle „das Know-How der Krankenkassen, Renten- und Unfallversicherungsträger sowie der Bundesagentur für Arbeit gebündelt zur Verfügung“, betonte Pfeiffer. Weil die Krankenkassen Einzugsstelle für alle Sozialversicherungsbeiträge seien, habe der GKV-Spitzenverband die Zuständigkeit für das Portal übernommen.

Harald Flex, Geschäftsführer der zuständigen Firma ITSG, erläuterte, der Einstieg ins Portal erfolge über wenige Felder und leite Nutzer über eine Vielzahl von Ja-und Nein-Fragen. Einstiegsstichworte seien „Neuer Arbeitgeber“, „Neueinstellungen“ und „Veränderungen“. Dahinter seien 44 Lebenslagen abgebildet. Zudem seien Sprungadressen für Anträge angegeben, so dass man über solche Links zu Seiten der Bundesagentur für Arbeit oder anderen Anbietern gelangen könne.

Neues Kompetenzzentrum erforscht Implantatmaterialien

Magdeburg – Am vergangenen Donnerstag wurde im Universitätsklinikum Magdeburg das neue „Kompetenzzentrum Orthopädie und Unfallchirurgie 4.0“ eingeweiht. Forscher der Orthopädischen Universitätsklinik und der Hochschule Magdeburg-Stendal wollen dort künftig hypoallergene, antibakterielle und verschleißfreie Implantate zur Verbesserung von Hüft- und Knieendoprothesen entwickeln.

Schnittstelle zwischen Medizin und Maschinenbau

In dem neuen Kompetenzzentrum sollen Erkenntnisse aus dem Maschinenbau, vor allem zu Oberflächenbearbeitung und Werkstoffmodifikation, auf die Medizintechnik übertragen werden. So soll die Haltbarkeit und Verträglichkeit von Implantatmaterialien weiter verbessert werden. Das Ziel der Maschinenbauer und Mediziner aus Magdeburg ist es, damit Wechseloperationen in der Endoprothetik zu vermeiden und das Wohlbefinden der Patienten zu steigern.

Verschleißanalyse für bessere Haltbarkeit

In Deutschland würden jährlich etwa 400.000 Hüft- und Knieendoprothesen implantiert, über 30.000 ausgewechselt. Hier bestehe Handlungsbedarf. Ein wesentlicher Teil der Forschung besteht in der Analyse des Verschleißes dieser Endoprothesen: „Die Verbesserung der Materialien für Implantate zur Vermeidung von Abrieb und die ideale Diagnostik zur Bestimmung der Prognose eines Implantates sind unser ständiges Bestreben“, betont Prof. Dr. Christoph Lohmann, Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik Magdeburg.

Partner des Uniklinikums sind Wissenschaftler der Hochschule Magdeburg-Stendal. Zu ihnen gehört unter anderem Harald Goldau, Professor für Fertigungstechnik: „Wir untersuchen, wie man bei der Endbearbeitung von Materialien eine möglichst ideale funktionsgerechte Oberfläche erzielt, die in der Konsequenz zu weniger Reibung und besserer Funktionsfähigkeit führt.“

Bessere Verträglichkeit und Medizintechnik 4.0

Erforscht werden sollen außerdem auch antibakterielle und hypoallergene Implantatmaterialien, die vom Körper nicht abgestoßen werden und sich nicht infizieren. Das Kompetenzzentrum dient dabei als Grundlage für ein Kooperationsnetzwerk von Unternehmen in Sachsen-Anhalt zum Thema „Hypoallergenes, antibakterielles und verschleißfreies Implantat“. Eine weitere Idee sei es, individualisierte und mit Sensoren versehene Implantate zu entwickeln, erklärt Lohmann. Diese könnten dann zum Beispiel über eine Smartphone-App vom Patienten selbst oder dem behandelnden Arzt überwacht werden.

Das Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt hat die Einrichtung des Kompetenzzentrums Orthopädie und Unfallchirurgie 4.0 mit gut 1,2 Millionen Euro gefördert. Nach der feierlichen Einweihung am 12. Januar 2017 fand einen Tag später bereits ein erstes Symposium zum Thema „Biomaterialien Update 2017“ mit Ärzten sowie Vertretern aus der Medizintechnik, Materialprüfung und -entwicklung in dem Zentrum statt.

Quellen:
Universitätsklinikum Magdeburg
Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt

Hochschulen fordern moderne Ausbildung für Gesundheitsberufe

Berlin – „Wir brauchen keine studierten Therapeuten, damit diese sich den Titel Bachelor oder Master an den Kittel heften. Wir brauchen studierte Therapeuten, damit sie mitgestalten können, wie Menschen versorgt werden, in Kooperation mit Medizinern und Sozialarbeitern.“ Mit diesen Worten hat Prof. Heidi Höppner von der Alice Salomon Hochschule in Berlin am 10. Januar in Berlin einen Masterplan mit dem Ziel zeitgemäß ausgebildeter Gesundheitsfachberufe gefordert. Die anhaltenden Verzögerungen bei der Akademisierung der Gesundheitsfachberufe kritisierte sie.

Ein akademisches Studium in einem Gesundheitsfachberuf sei seit vielen Jahren in den USA und Europa üblich. Österreich und die Schweiz hätten in den letzten zehn Jahren viel aus ihren Chancen gemacht. Deutschland sei hingegen hier ein Entwicklungsland.

Höppner und andere Vertreter von Hochschulen, die Modellstudiengänge für Gesundheitsfachberufe anbieten, kritisierten vor Medienvertretern die Politik der Bundesregierung. Seit 2009 können Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden und Hebammen auch an Hochschulen ausgebildet werden. Die Studiengänge wurden evaluiert. Im Bericht für die Bundesregierung wurden die Erfahrungen aus acht Bundesländern mit 25 Modellstudiengängen ausgewertet.

Die Autoren empfahlen auf dieser Basis, die Modellregelungen um weitere zehn Jahre zu verlängern, also bis 2027. Die Bundesregierung legte die neue Verlängerung nun auf vier Jahre fest. Doch auch diese Frist werteten die Hochschulvertreter als schädlich für die Berufe. Sie fordern umgehend Regelstudiengänge.

Eine Akademisierung sei notwendig, so Prof. Dr. Christian Trumpp, Präsident der IB-Hochschule Berlin: „Für die Gesundheitsfachberufe ist es wichtig, dass sie aus den Berufen heraus Therapieforschung betreiben können.“ Man brauche dringend eine internationale Anschlussfähigkeit, gab Prof. Dr. Anne Friedrichs zu bedenken, die Präsidentin der Hochschule für Gesundheit in Bochum. Eine Akademisierung fördere sichereres Wissen über Diagnostik und Therapie im eigenen Beruf und damit über das, was man im Einzelnen tue.

Prof. Dr. Jutta Räbiger vom Hochschulverbund Gesundheitsfachberufe e.V. ergänzte, man gerate bei den Therapieberufen in einen Fachkräftemangel. Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen in den Berufsfachschulen gehe zurück. Die Hochschulvertreter sähen sich deshalb in der Pflicht, ein attraktives Ausbildungsangebot zu unterbreiten. Dies müsse Studierenden aber Verlässlichkeit bieten.

Warum leiden Diabetiker so oft an Arthrose?

Nürnberg – Diabetiker leiden besonders oft an Gelenkverschleiß. Wie Studien zeigen, ist ihr Risiko für eine Arthroseerkrankung etwa doppelt so hoch wie das von Nicht-Diabetikern. Patienten mit sogenanntem Alters- oder Typ-2-Diabetes erhalten zudem deutlich häufiger ein künstliches Hüft- oder Kniegelenk. Eine Arbeitsgruppe im Institut für Anatomie der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Nürnberg untersucht seit kurzem, welche Faktoren bei Diabetikern zur Zerstörung des Gelenks beitragen.

Unterstützt werden die Forscher dabei durch ein Stipendium der Kerscher’schen Stiftung in Höhe von 15.000 Euro. Das Ziel der Arbeitsgruppe ist es, den Mechanismus der Arthroseentstehung bei Diabetes zu klären und außerdem Ansatzpunkte für mögliche Therapien zu finden.

„Diabetes ist eine häufige Volkskrankheit. Wir sind dankbar, dass wir nun diesen wichtigen Aspekt der Arthroseentstehung mit Hilfe des Stipendiums bearbeiten können“, sagt Univ.-Prof. Dr. Gundula Schulze-Tanzil, Leiterin des Instituts für Anatomie. Ihr Forschungsschwerpunkt ist die Erforschung molekularer Mechanismen von Entstehung und Fortschreiten der Arthrose sowie deren Beeinflussung durch entzündungshemmende Mediatoren.

Komplexe Entzündungsprozesse im Gelenk

Eine Arthroseerkrankung entsteht häufig bei Übergewicht; Diabetes ist jedoch ein unabhängiger Risikofaktor. Den Forschern zufolge gibt es Hinweise darauf, dass die Konzentration des entzündungshemmenden Stoffes Interleukin-10 bei Diabetikern erniedrigt ist. Arthrose als komplexe Erkrankung führe einerseits zur Schädigung des Gelenkknorpels, könne andererseits aber auch zur chronischen Entzündung anderer Teile des Gelenks führen. Fielen die körpereigenen knorpelprotektiven Substanzen wie Interleukin-10 aus, die diese Entzündungen unterdrücken, so schreite die Erkrankung voran.

„In unserem Labor beschäftigen wir uns seit vielen Jahren mit diesen Mechanismen und haben Modelle mit Knorpelzellkulturen entwickelt“, berichtet Schulze-Tanzil. Nun werden die Nürnberger Wissenschaftler untersuchen, wie sich ein erhöhter Blutzucker und andere Stoffwechselveränderungen durch Diabetes auf die Knorpelzellen auswirken. Ein nächster Schritt soll unter anderem die Untersuchung von Gelenkmaterial sein, das Diabetikern beim Kniegelenkersatz entnommen wird.

Quelle: Klinikum Nürnberg