Berlin – Der Jahresüberschuss in den Arztpraxen ist 2015 im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen, blieb allerdings hinter der allgemeinen Entwicklung der Reallöhne zurück. Dies zeigen die ersten Ergebnisse des Zi-Praxis-Panels (ZiPP) für die Jahre 2012 bis 2015, die das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung vorab veröffentlicht hat.
Demnach stieg der Jahresüberschuss der Praxen im Jahr 2015 inflationsbereinigt um 1,8 Prozent, die Bruttomonatsverdienste in Deutschland dagegen um 2,4 Prozent. Die wirtschaftliche Lage in den Arztpraxen sei stabil, bei Investitionen herrsche aber Zurückhaltung.
Laut Zi betrug der durchschnittliche Jahresüberschuss eines Praxisinhabers 160.820 Euro. Das verfügbare Nettoeinkommen lag nach Abzug der Beiträge für die Altersvorsorge, Kranken- und Pflegeversicherung sowie die Einkommenssteuer bei 80.295 Euro. Dies entspreche einem Monatseinkommen von 6.691 Euro oder einem Nettostundensatz von 35 Euro – ausgehend von einer 50-Stunden-Woche.
Steigende Personalkosten, weniger Investitionen
Der Gesamtumsatz aller Praxen stieg im Jahr 2015 im Vergleich zu 2014 um 2,4 Prozent, seit 2012 um 10,2 Prozent. Einzelpraxen kamen dabei im Durchschnitt auf 276.400 Euro Gesamtumsatz, Gemeinschaftspraxen auf 378.400 Euro.
Gleichzeitig stiegen die Gesamtaufwendungen seit 2014 um 2,8 Prozent und im Rückblick auf 2012 insgesamt um 9 Prozent. Die Personalkosten haben dabei prozentual mit am stärksten zugelegt. Von 2012 bis 2015 stiegen die Ausgaben für Personal um 18,1 Prozent. Dies entspreche 12.000 Euro je Praxisinhaber und sei der in Euro bemessen größte Posten der Mehrausgaben.
Bei der Investition in neue Geräte sind die Praxisinhaber eher zurückhaltend. Die Werte für Abschreibungen sanken im Jahr 2015 im Verhältnis zu 2014 um 5,9 Prozent, so das Zi. Mit Blick auf das Jahr 2012 sanken die Abschreibungen insgesamt um 14,4 Prozent. Dies lasse vermuten, dass die Neuanschaffung von Geräten eher vermieden wird.
Wirtschaftliche Bedeutung des GKV-Umsatzes nimmt zu
Die neuen Zahlen zeigen dem Zi zufolge außerdem, dass die Bedeutung der Umsätze aus kassenärztlicher Tätigkeit für die wirtschaftliche Lage der Praxen zunehme. Lag der Anteil des GKV-Umsatzes im Jahr 2012 noch bei 73,5 Prozent, betrug er 2015 laut Zi 74,9 Prozent. Hierbei werden als GKV-Umsatz sowohl über KVen abgerechnete kollektiv- als auch selektivvertragliche Leistungen angesehen.
Gassen warnt vor Investitionsbremse
„Wir konnten erreichen, dass sich die wirtschaftliche Lage vieler Praxen in den vergangenen Jahren stabilisiert hat. Doch noch immer wird jede zehnte Untersuchung und Behandlung von den Krankenkassen nicht bezahlt“, kommentierte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Andreas Gassen, die Ergebnisse des ZiPP-Vorberichts.
Er kritisierte, dass die steigenden Praxiskosten nicht adäquat erstattet würden. Dies, so Gassen, erweise sich mehr und mehr als Investitionsbremse. Viele Ärzte scheuten teure Anschaffungen in der Sorge, auf den Kosten sitzenzubleiben. Der medizinische Fortschritt erfordere andere finanzielle Rahmenbedingungen für die vertragsärztliche Versorgung.
Mit der Befragung im Rahmen des ZiPP dokumentiert das Zi jährlich die Kosten, Einnahmen und Überschüsse von Praxen. Die Studie erfolgt im Auftrag von KBV und Kassenärztlichen Vereinigungen. Die jetzt veröffentlichten Ergebnisse umfassen die Jahre 2012 bis 2015, mit Angaben von Praxen aus allen ärztlichen Fachgebieten. Für den vorab veröffentlichten Kurzbericht wurden die Ergebnisse der Befragung von über 4.300 Arztpraxen analysiert. Der vollständige Bericht erscheint voraussichtlich bis Ende 2017.