Archiv für den Monat: November 2017

Oskar Medizin-Preis für gesunde Kinderrücken

Berlin/Bad Abbach – Der Oskar Medizin-Preis zählt zu den renommiertesten und mit 50.000 Euro zu den höchstdotierten Auszeichnungen für Ärzte in Deutschland. Er ist dieses Jahr für eine richtungsweisende Strategie zur Rückenschmerzen-Prävention bei Kindern verliehen worden. Die Jury entschied sich einstimmig für die wissenschaftliche Arbeit des dreiköpfigen Forscherteams aus Ostbayern unter Projektleitung von Prof. Joachim Grifka, dem Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik Regensburg, Prof. Petra Jansen (Lehrstuhlinhaberin am Institut für Sportwissenschaft, Universität Regensburg) und Dipl. Sportwissenschaftlerin Silvia Dullien (Orthopädische Uniklinik). Der Preis wurde beim diesjährigen Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) in Berlin überreicht.

Rückenschmerzen sind heute eine Volkskrankheit. Weit über zwei Drittel aller Deutschen sind betroffen. „Gezieltes Rückentraining schon vom Kindesalter an ist der wirksamste Schutz vor späteren Rückenbeschwerden“, sagt Prof. Dr. Grifka. Das Ziel des jetzt mit dem Medizin-Oskar ausgezeichneten Projekts „Rückenfit – unsere Schule macht mit“ ist es, bereits zehn bis zwölfjährigen Kindern das nötige Rüstzeug, also eine Gebrauchsanweisung für einen gesunden Rücken, mit auf den Lebensweg zu geben. „Gerade die kindliche Wirbelsäule ist in Wachstumszeiten – ab dem zwölften Lebensjahr setzt der pubertäre Wachstumsschub ein – besonders anfällig für Störungen“, so die Sportwissenschaftlerin Silvia Dullien. Das von der Forschungsgruppe entwickelte Trainings- und Präventionsprogramm wurde gezielt so strukturiert, dass es sich problemlos und ohne Mehraufwand für die Lehrer in den Schulalltag integrieren lässt.

Praxistests bestätigen Wirksamkeit

Das Projekt „Rückenfit – unsere Schule macht mit“ wurde im Rahmen der Studie über ein Schuljahr an verschiedenen 5. Klassen im Alltag getestet. Dabei lernten die Kinder, wie ihr Rücken aufgebaut ist, was ihn krank macht und was man selbst für einen gesunden Rücken tun kann. Tägliche Rücken-, Kräftigungs- und Mobilisierungsübungen im Klassenzimmer während oder zwischen den Unterrichtsstunden gehörten dabei ebenso zum Programm wie die Verpflichtung, jede Sportstunde mit mindestens einer Kräftigungsübung für die Bauch- und Rückenmuskulatur zu beginnen. Alle 10 Minuten wurden die Kinder von den Lehrkräften außerdem angehalten, ihre Sitzposition zu ändern, um so andauernde Fehlbelastungen im Sitzen und damit Überlastungen der Rückenstrukturen zu vermeiden.

Wissen um den gesunden Rücken steigt

„Der Erfolg des täglichen systematischen Rückentrainings war im Zuge der einjährigen Praxiserprobung eindrucksvoll und messbar”, sagte Jansen. Der Wissenstest am Ende des Schuljahres habe im Vergleich zur Kontrollgruppe gezeigt, dass die Kinder ein umfassendes Problembewusstsein und Wissen zum Thema „Gesunder Rücken” erworben hätten. Dieses Wissen sei die Grundlage für eine anhaltende Verhaltensänderung mit mehrfachem Nutzen. Eine Parallelstudie des beteiligten Wissenschaftlerteams hatte gezeigt, dass Rückenprogramme bei Kindern auch deren motorische Fähigkeiten verbessern.

Regeln für einen gesunden Kinderrücken

  • Jeden Tag eine Kräftigungsübung für die Rücken- und eine für die Bauchmuskeln
  • Dynamisches Sitzen: spätestens alle zehn Minuten die Sitzposition verändern, um Überlastung der Rückenstrukturen zu vermeiden
  • Rückengesunder Sport als lebenslange Aufgabe
  • Schultasche nicht schwerer als 10 Prozent des Körpergewichtes
  • Kinder täglich mindestens 60 Minuten an die Luft schicken und vielfältig bewegen lassen (12.000 Schritte)
  • Medienkonsum maximal 60 Minuten pro Tag für Sechs- bis Elfjährige

 

Quelle: Asklepios Klinkum Bad Abbach

BVOU verleiht Jürgen-Eltze- und Hubert-Waldmann-Plakette

Berlin – Zahlreiche Ehrungen und Preise werden jedes Jahr auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) verliehen, so auch zwei Auszeichnungen des BVOU: Geehrt wurden in diesem Jahr Dr. Hartmut Stinus mit der Jürgen-Eltze-Plakette sowie Prof. Volker Ewerbeck und Prof. Lothar Kinzl mit der Hubert-Waldmann-Plakette.

Die Jürgen-Eltze-Plakette wird seit 2015 jährlich vergeben. Im Gedenken an das 2014 verstorbene BVOU-Ehrenmitglied Dr. Jürgen Eltze möchte der BVOU mit dieser Auszeichnung Leistungen und Fortschritte im Bereich konservativer und technischer Orthopädie ehren und deren Bedeutung in den Fokus rücken. Dr. Hartmut Stinus ist als Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in einer Gemeinschaftspraxis in Northeim in Niedersachsen tätig. Für die technische und konservative Orthopädie engagiert er sich unter anderem durch seine langjährige Mitgliedschaft im Beratungsausschuss der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) für das Orthopädieschuhmacherhandwerk, dessen Vorsitz Dr. Jürgen Eltze lange Zeit inne hatte. Die Jürgen-Eltze-Plakette wurde ihm am Montag, dem 23. Oktober, im Rahmen des Präsidentendinners des DKOU 2017 verliehen.

Die Hubert-Waldmann-Plakette ist die höchste Auszeichnung des BVOU und benannt nach dem langjährigen Vorsitzenden Dr. Hubert Waldmann. Die Plakette wird verliehen für außerordentliche Verdienste um das Fach Orthopädie und Unfallchirurgie. In diesem Jahr wurden Prof. Volker Ewerbeck und Prof. Lothar Kinzl im Rahmen der feierlichen Eröffnungsveranstaltung damit geehrt. Prof. Volker Ewerbeck ist Ärztlicher Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Heidelberg und langjähriges BVOU-Mitglied. Daneben war er in der Vergangenheit unter anderem erster Vorsitzender des Verbandes Leitender Orthopäden, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie sowie Präsident der Arbeitsgemeinschaft Endoprothetik. Prof. Lothar Kinzl war von 1990 bis Ende 2006 Ärztlicher Direktor der Abteilung für Unfallchirurgie, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie des Universitätsklinikums Ulm. Danach war er weiterhin in der Forschung und Lehre seines Fachgebiets tätig sowie als Prodekan im Vorstand der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm engagiert, 2009 wurde er emeritiert.

Die Bürokratiebelastung ist gestiegen

Berlin – Zum zweiten Mal hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) mit der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) den Bürokratiekostenindex (BIX) für Ärzte und Psychologische Psychotherapeuten erstellt. Er zog im Vergleich zum Vorjahr leicht an – und zwar um 0,2 Prozent oder rund 115.000 Nettoarbeitsstunden. „Man sieht deutlich, dass der Schwerpunkt der Informationspflichten im Bereich Arzneimittel und Verordnungen liegt“, erläuterte Prof. Volker Wittberg, Leiter des Nationalen Zentrums für Bürokratiekostenabbau der FHM, Ende Oktober. Die Nettostunden lägen ähnlich wie 2016 bei 54 Millionen; dies entspreche 60 Tagen im Jahr und Nettokosten von rund 2,4 Milliarden Euro.

Landesregelungen bleiben außen vor

Für den BIX werden Informationspflichten aus den Bereichen Gemeinsamer Bundesausschuss, Bundesmantelvertrag Ärzte, Bundesärztekammer, KBV und von sonstigen Kostenträgern wie zum Beispiel der Unfallversicherung betrachtet. Nicht analysiert werden unter anderem bundesgesetzliche Vorgaben und Regelungen auf Landes- und kommunaler Ebene, Leistungen für Privatversicherte, Informationspflichten patientenferner Fachgebiete wie Labormedizin – aber auch Informationspflichten aus regionalen Regelungen von KVen oder Landesärztekammern. Erfasst wurden für den zweiten Index alle Regelungen, die bis 31.3.2017 beschlossen und bis 30.9.2017 in Kraft getreten waren.

Krankenbeförderung bedeutet mehr Verwaltungsaufwand

Als große Veränderung werden nach den Worten von Wittberg solche von mehr als 100.000 Stunden plus beziehungsweise minus gewertet. An erster Stelle der Belastungen 2017 stand die Verordnung Krankenbeförderung. Hier seien die Fallzahlen gestiegen, und zwar deutlich, erklärte Wittberg. Er führte dies auch auf älter werdende Patienten und ihre Bedürfnisse zurück. An zweiter Stelle stand die Individuelle Patienteninformation Psychotherapie, an dritter die Präventionsempfehlung Erwachsene.

Entlastung bei Formularen für dauerbehandelte Patienten

Bei den Entlastungen zeigten sich ähnliche Effekte wie im Vorjahr. An erster Stelle stand demnach die Aufklärung des Patienten bei Überschreitung der Festbetragsgrenze. Offenbar seien im beobachteten Zeitraum weniger Medikamente in diesen Bereichen verordnet worden als zuvor, mutmaßte Wittberg. An zweiter Stelle der Entlastungen stehe der Umfang der Bescheinigungen bei dauerbehandelter Krankheit, an dritter die Erhebung von Daten im Ersatzverfahren. Eine der größten Entlastungen ist nach seinen Worten entstanden durch die Vereinfachung der Chroniker-Bescheinigung. Hier ist mittlerweile ein einheitliches Muster im Einsatz, was nach den Berechnungen der FHM zu 300.000 Stunden Entlastung an Verwaltungsarbeit geführt hat: „Das ist ein perfektes Beispiel für Bürokratieabbau.“

KBV-Vorstand Thomas Kriedel betonte, Dokumentationen seien notwendig. Entscheidend sei, diese auf das notwendige Maß zurückzuführen. Das sei keinesfalls nur ein theoretisches Anliegen. Für eine Studie der Universität Trier habe man angestellte Ärzte danach gefragt, was für sie gegen die Niederlassung spreche. Zwei Drittel hätten geantwortet, sie ließen sich nicht nieder, weil sie die Bürokratie und den Verwaltungsaufwand in der Praxis fürchteten. „Das ist für die KBV ein Haupttreiber, warum wir an diesem Thema bleiben“, betonte Kriedel.

Endoprothesenregister legt zweiten Bericht vor

Berlin – Das Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) hat Ende Oktober seinen zweiten Jahresbericht veröffentlicht. Seit Beginn der Datenfassung im Jahr 2012 wurden demnach mehr als 600.000 Operationen übermittelt. Damit sei man auf dem besten Weg, das fallzahlenstärkste Register für künstliche Hüft- und Kniegelenke weltweit zu werden, heißt es in der Pressemitteilung. „Obwohl Kliniken mit 100 oder weniger endoprothetischen Eingriffen bisher im EPRD anteilig noch unterrepräsentiert sind, zeichnet sich bereits ab, dass das Register zunehmend von einer breiteren Basis von Häusern getragen wird. Damit wird die Versorgungswirklichkeit im Bundesgebiet immer repräsentativer abgebildet“, schreiben die Autoren des Jahresberichts.

Kliniken mit mehr als 500 Eingriffen melden fast alle

Derzeit beteiligen sich weniger als zehn Prozent der Kliniken am EPRD, die nach den Qualitätsberichten der Krankenhäuser nicht mehr als 100 endoprothetische Behandlungen für 2015 abgerechnet haben. Bei den Kliniken mit einer Jahresbehandlungszahl von 100 bis 250 liegt die Partizipationsrate dagegen bei fast 50 Prozent, bei den Kliniken mit Behandlungszahlen über 500 sogar bei mehr als 90 Prozent.

Mit mehr als 245.000 im EPRD dokumentierten Operationen wurden 2016 gut die Hälfte aller endoprothetischen Eingriffe an Knie und Hüfte erfasst. Die eingereichten Dokumentationen stammten aus 673 Krankenhäusern. „Das gesetzte Ziel der langfristigen Beurteilung der Versorgungsqualität kann das Register aufgrund seiner vergleichsweise kurzen Nachverfolgungsspanne allerdings noch nicht erfüllen“, heißt es im Vorwort erläuternd. „Sämtliche Aussagen zu Standzeiten beziehungsweise Ausfallwahrscheinlichkeiten beziehen sich momentan auf die Frühphase des ,Implantatlebens‘, also insbesondere auf die ersten zwei Jahre nach Implantation.“

Höhere Ausfallwahrscheinlichkeit nach Fraktur

Anhand der Registerdaten wurde erstmals untersucht, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein künstliches Hüft- oder Kniegelenk in den ersten beiden Jahren nach dem Ersteingriff gewechselt werden muss. Danach ist bei Versorgungen mit Ersatz des gesamten Hüftgelenks nach einer Oberschenkelknochenfraktur die Wahrscheinlichkeit für eine Wechseloperation doppelt so hoch wie bei einer Versorgung, bei der der Zeitpunkt des Eingriffs frei gewählt werden kann. Hierzu heißt es im Bericht: „Während bei elektiven Hüft-Totalendoprothesen die Ausfallwahrscheinlichkeit zwei Jahre nach der Erstimplantation bei 2,6 Prozent liegt, liegen Teilendoprothesen und nichtelektive Hüft-Totalendoprothesen zum selben Zeitpunkt mit 4,1 beziehungsweise 5,9 Prozent deutlich darüber. Bei der Versorgung einer Fraktur des Oberschenkelknochens mit einer Totalendoprothese ist die Ausfallwahrscheinlichkeit damit mehr als doppelt so hoch wie bei der elektiven Versorgung.“

Depression, Übergewicht und Diabetes haben einen Einfluss

Bestimmte Begleiterkrankungen wie Depressionen, Übergewicht oder Diabetes haben dabei einen erheblichen Einfluss. Die Wahrscheinlichkeit, dass beim Vorliegen einer dieser Erkrankungen eine Wechseloperation notwendig werde, sei bei den betroffenen Patienten höher als bei Patienten ohne entsprechende Diagnose. Neben den Implantaten müsse die gesamte Versorgungskette inklusive der beim Patienten diagnostizierten Risikofaktoren perspektivisch einer genauen wissenschaftlichen Analyse unterzogen werden, lautet deshalb eine der Forderungen im EPRD-Jahresbericht.

Das EPRD wird unterstützt vom AOK-Bundesverband, dem Bundesverband Medizintechnologie und dem Verband der Ersatzkassen e.V. Beim Aufbau des Registers hatte sich auch die Deutsche Arthrose-Hilfe engagiert. Vom Bundesgesundheitsministerium erhielt das EPRD mehrfach Fördermittel. Als gemeinnützige GmbH und 100-prozentige Tochter der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) ist das EPRD ausschließlich wissenschaftlichen Grundsätzen verpflichtet.

DKOU 2017: Erneut hohe Teilnehmerzahlen

Berlin – Mit dem Kongressfinale bei „Cheese and Wine“ ging am Freitag, den 27. Oktober 2017 der Deutsche Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2017 zu Ende. Vom 24. bis 27. Oktober luden die drei Kongresspräsidenten Prof. Andrea Meurer, Prof. Ingo Marzi und Prof. Alexander Beck unter dem Motto „Bewegung ist Leben“ zu Europas größtem Kongress für O und U nach Berlin ein. Die Fachwelt folgte dieser Einladung: Mit 11.208 Teilnehmern insgesamt, blieb die Besucherzahl im Vergleich zum Vorjahr annähernd konstant (2016: 11.612 Teilnehmer), wie die Kongressagentur Intercongress mitteilte. Neben zahlreichen Orthopädinnen und Orthopäden sowie Unfallchirurginnen und Unfallchirurgen, hatten in diesem Jahr wieder viele Aussteller, Pressevertreter, Studenten, Patienten und Gäste die Möglichkeit, die Messehallen am Funkturm zu besuchen.

Die Teilnehmerzahl setzte sich zusammen aus:

Registrierungen: 8558
Aussteller: 2106
Betroffene/Patienten: 300
Presse: 154
Gäste: 90
Gesamt: 11.208

 

Der nächste DKOU findet vom 23. bis 26. Oktober 2018 unter dem Motto „Wir sind O&U“ statt. Die Kongresspräsidenten im nächsten Jahr sind Dr. Gerd Rauch (BVOU), Prof. Werner E. Siebert (DGOOC) und Prof. Joachim Windolf (DGU).