Archiv für den Monat: September 2018

Weiterbildung O&U: Wie könnte die Zukunft aussehen?

Berlin/Murnau – Was muss sich in der Weiterbildung O und U noch ändern, damit zukünftige Fachärztinnen und Fachärzte mit Kompetenz und Freude in die selbstständige Berufsausübung einsteigen? Vorschläge macht im Interview Dr. Lisa Wenzel, eine der drei Leiterinnen des Jungen Forums O und U.

Frau Dr. Wenzel, wie zufrieden sind Sie persönlich bisher mit Ihrer Weiterbildung?

Dr. Lisa Wenzel: Ich bin sehr zufrieden. Meine Weiterbildung in Murnau und Garmisch wird innerhalb der vorgegebenen Regularien sehr gut umgesetzt. Dazu gehören geplante Rotationen in die verschiedenen Abteilungen. Sehr gut ist auch, dass man durch die Kooperation mit Garmisch nicht nur in einem überregionalen Traumazentrum ausgebildet wird, sondern zusätzlich in einem regionalen. In Murnau kann ich noch Kurse für den sogenannten Implantate-Führerschein belegen. Dabei kann man in Ruhe außerhalb des OPs die Instrumente kennenlernen und ausprobieren.

Aber?

Wenzel: Insgesamt sind wir beim Jungen Forum der Ansicht, dass man die heutige Weiterbildung noch verbessern muss, vor allem die Gesamtstruktur. Auch mir ist es insbesondere zu Beginn schwergefallen zu wissen, wann ich welche Inhalte des Weiterbildungskatalogs lernen sollte und wie ich mir das entsprechende Wissen aneigne. Das geht vielen so.

Wie ließe sich das ändern?

Wenzel: Optimal wäre es, wenn Fachgesellschaften und die Ärztekammern gemeinsam noch bessere Strukturen schaffen würden, auch wenn natürlich die eigentliche Weiterbildung in den Händen der Kliniken liegt. Wünschenswert wäre ein Weiterbildungscurriculum mit Modulen, die man flexibel anwenden kann. Vorstellbar wäre doch, dass es feste Basismodule für Einsteiger gibt, aber auch Module für die Rotationen in einzelne Bereiche und auch entsprechende Kursangebote dazu. Das wäre perfekt.

Was würden Sie noch reformieren?

Wenzel: Die Weiterbildung muss noch stärker ergänzt werden um alternative Methoden zur Qualifizierung. Der Zeitdruck im OP wächst immer mehr. Die Kliniken stehen unter enormem Druck, effizient zu arbeiten und Gewinne zu erwirtschaften. Dadurch fehlt häufig die Zeit im OP, den Nachwuchs effizient und in Ruhe weiterzubilden. Es müsste deshalb gelingen, die Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung so zu qualifizieren, dass sie im OP schon eine gewisse Geschwindigkeit und bestimmte Fertigkeiten mitbringen. Darüber hinaus fände ich es sinnvoll, Anreize zu setzen, um eine gute Weiterbildung zu fördern. Wer sich heute viel Mühe bei der Lehre oder der Anleitung der Weiterzubildenden gibt, bekommt keinen Bonus, sondern hat zeitlichen Mehraufwand neben den alltäglichen Aufgaben, die in der Klinik zu bewältigen sind. Im Moment machen doch eher die Kolleginnen und Kollegen Karriere, die forschen.

BVOU und DGOU haben im vergangenen Jahr die Ergebnisse einer gemeinsamen Online-Umfrage zur Weiterbildung vorgestellt. Dabei ging es um konservative Inhalte. Der Selbsteinschätzung der Antwortenden nach sehen viele bei sich Defizite. Können Sie das nachvollziehen?

Wenzel: Ja, das schätze ich ähnlich ein. Hier herrscht große Unsicherheit, weil häufig die Zeit für eine tiefergehende Anleitung fehlt. Zwar kann man sich theoretisches Wissen zu den einzelnen Techniken aneignen. Aber auch hier müsste man in einem ruhigeren Rahmen ohne Zeitdruck Untersuchungen und Praktiken üben können und Vermitteltes wiederholen. Auch für die konservativen Inhalte gilt zudem: Es fehlt vielen das Wissen, wann sie was können müssen.

Die Weiterbildung in Praxen wird selten gegenfinanziert. Ist das aus Ihrer Sicht auch ein Problem?

Wenzel: Ja, vor allem in kleineren Praxen, die finanziell keine Möglichkeit zur Kompensation haben. Hier müsste es von politischer Seite mehr Unterstützung geben.

Das Thema Zeitmangel spielt in der Diskussion um eine bessere Weiterbildung jedenfalls eine entscheidende Rolle, oder?

Wenzel: Allerdings. Weiterbildung ist in gewissem Sinn ein Nebenprodukt neben der Arbeit geworden. Das gilt für die Weiterzubildenden wie für diejenigen, die sie anleiten. Uns fehlt wirklich überall Zeit. Es gibt keine im Arbeitsalltag geblockten Zeiträume, so dass man sich vieles nach Feierabend aneignen muss, wenn man bereits müde von einem langen Tag ist und vielleicht auch ganz gerne etwas Freizeit genießen würde. Mancherorts ist es für die Kolleginnen und Kollegen schwierig, sich auf die Operationen am nächsten Tag vorzubereiten, weil man gar nicht weiß, was dann gemacht wird oder wo man eingeteilt wird. Und für die Ärztinnen und Ärzte, die uns anleiten, ist häufig schwer abzuschätzen, welchen Wissensstand und welche praktischen Fähigkeiten jeder Einzelne von uns mitbringt.

Warum?

Wenzel: Ich glaube, dass Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung früher häufiger von Kolleginnen und Kollegen angeleitet wurden, die eher Mentoren waren und den Überblick über den Wissensstand der Jüngeren hatten. Das ist bei der heutigen Arbeitsverdichtung in den Kliniken kaum mehr möglich. Hinzu kommt die Natur unseres Fachgebiets: In der Unfallchirurgie ist nun einmal oft nicht planbar, was wann operiert wird. In der Endoprothetik wiederum, bei der es meist um planbare Eingriffe geht, kann man sich auf Operationen besser vorbereiten. Hinzu kommt, dass man es in O und U oft mit einer sehr großen Komplexität zu tun hat. Und ein weiterer Punkt: Es ist natürlich sinnvoll zu rotieren. Aber jeder rotiert ja zu unterschiedlichen Zeiten in bestimmte Bereiche. Wenn man im ersten Jahr der Weiterbildung mit Wirbelsäulenoperationen zu tun hat, ist das etwas anderes, als wenn man erst im vierten oder fünften Jahr in diesen Bereich kommt. Dann bringt man schon viel mehr Erfahrung mit.

Viele junge Fachärztinnen und Fachärzte sorgen sich, ob sie genug und das Passende können. Was könnte man hier noch verbessern?

Wenzel: Das Junge Forum plädiert dafür, mehr Weiterbildung in Verbünden anzubieten. An sich sollte jeder angehende Facharzt die unterschiedlichen Versorgungsstufen kennengelernt haben, also einen Einblick in kleine und überregionale Klinken, in Praxen und Medizinischen Versorgungszentren, erhalten haben. Je nachdem, was man schließlich für sich anstrebt, sollte man hier oder da mehr beziehungsweise weniger Zeit verbringen. Ich fände, das wäre auch eine gute Grundlage, um später regelmäßig gemeinsame Fortbildungen von Klinik und Praxis auf den Weg zu bringen und eine engere Zusammenarbeit zu schaffen

Manche fürchten, dass die Weiterbildung durch Verbünde noch mehr verschult wird und die Freiheit schwindet, seinen eigenen Weg zu gehen.

Wenzel: Ich sehe erst einmal grundsätzlich keine Einschränkung. Für eine gute Zusammenarbeit und Patientenversorgung ist es doch notwendig, dass man Einblicke in die Stufen der Versorgung erhalten hat. Zumindest ein grober Überblick muss sein. Ich würde aber nicht so weit gehen, Verbünde zu kleinteilig zu gestalten. Niemand sollte in eine bestimmte Klinik oder Praxis gezwungen werden, wenn das für ihn keine passende Option ist. Deshalb sollten Rotationen auch zwischen Verbünden möglich sein.

Der Deutsche Ärztetag hat gerade wieder die Muster-Weiterbildungsordnung etwas grundsätzlicher reformiert. In Zukunft soll stringenter erfasst werden, welche Fertigkeiten und Fähigkeiten jemand tatsächlich während seiner Weiterbildung erworben hat. Ist das sinnvoll?

Wenzel: Einerseits bedeuten zusätzliche Bescheinigungen und Dokumentationen, dass noch mehr von der Zeit abgeht, die Weiterzubildende und Weiterbilder haben. Andererseits ist die genauere Bescheinigung wohl der einzig richtige Weg, um zu erreichen, dass die Weiterbildungsanforderungen umgesetzt werden. Ich persönlich halte es beispielsweise für richtig, die heutigen Richtzahlen nicht zu sehr zu reduzieren. Wir müssen aber alternative Wege schaffen, diese zu erreichen. Erfahrungen sollte man nicht nur im OP, sondern auch durch Kurse, Simulationen etc. erwerben können, und das gehört dann auch anerkannt und im Logbuch dokumentiert. Wir hoffen diesbezüglich auch auf eine gute Zusammenarbeit mit der neu gegründeten AG Digitalisierung der DGOU, um zukunftsträchtige Weiterbildungsmethoden zu etablieren. Denn es ist nicht möglich, alle in der Weiterbildungsordnung geforderten Punkte in jeder Klinik zusammenzubekommen.

Gibt es etwas, was Deutschland sich bei der Weiterbildung im Ausland abgucken könnte?

Lisa Wenzel: In der Schweiz sind tatsächlich schon einige Weiterbildungsverbünde implementiert. Es gibt auch eine Art Zwischenexamen, bei dem man sich auf die Themen Anatomie und Zugangswege für O und U vorbereitet. Solch eine Art der Überprüfung von Meilensteinen oder Arbeitsschritten, vielleicht zwei oder drei, auf die man sich während der Weiterbildung schon vorbereiten kann, sollte man zumindest in Betracht ziehen. In den USA gibt es eine stärkere Hierarchie in den Weiterbildungsgruppen nach absolvierten Jahren. Für jede Gruppe sind klare Aufgabenbereiche definiert. Weiterhin positiv ist die verstärkte Anleitung im Hinblick auf Forschungsprojekte und ebenso, dass es eine gegenseitige anonyme Evaluation von Weiterbildenden und Weiterzubildenden gibt.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Sabine Rieser.

Zur Person

Dr. Lisa Wenzel (30)  ist derzeit im dritten Weiterbildungsjahr an der BG Unfallklinik Murnau tätig. Zu ihrer Weiterbildung gehört auch die Tätigkeit am Klinikum Garmisch-Partenkirchen sowie der Einsatz im Bereich Endoprothetik an der dort ansässigen endogap Klinik für Gelenkersatz., mit der die BG-Klinik kooperiert. Gerade arbeitet Wenzel im Rahmen eines Research Fellowship in der Schweiz. Sie forscht bis Ende September in (Davos) für eine biomechanische Studie zu Azetabulumfrakturen. Danach kehrt sie nach Murnau zurück.

Wie werden aus jungen Ärzten gute Ärzte?

Berlin  In der aktuellen Diskussion um die Novelle der Musterweiterbildungsordnung wird die Frage, was denn einen guten Arzt ausmacht implizit mitgeführt, ohne sie wirklich zu diskutieren. Letztlich dominieren abrechnungs- und standespolitische Auseinandersetzungen den Diskurs und die Frage, welchen Beitrag Facharztweiterbildung zur ärztlichen Identitätsbildung leisten kann, gerät völlig aus dem Blick.

Um die Qualität der Facharztweiterbildung nachhaltig zu verbessern und die nachwachsende Ärztegeneration im Jetzt und Hier auf dem Weg zu guten Ärzten zu begleiten, bedarf es stärkerer Anstrengungen als einer Aktualisierung der Weiterbildungsordnung alle 15 Jahre.

Unterhalb dieses ordnungspolitischen Rahmens, der letztlich nur die Ziele der Weiterbildung in den Facharztdisziplinien festschreibt, braucht es ein gemeinsames Verständnis darüber, wie der Weg zu diesen Zielen gestaltet und die Vermittlung von Fähigkeiten und Fertigkeiten organisiert werden kann. Hier muss vor allem die Rolle der Weiterbilder und ihrer Abteilungen gewürdigt und deren Einsatz vor Ort im Spagat zwischen Klinikalltag und Weiterbildungauftrag begleitet werden.

Dieses Feld überlassen die Kammern weitestgehend dem Weiterbilder und fordern lediglich für den Moment der Beantragung der Weiterbildungsermächtigung die Erfüllung struktureller Anforderungen. Hochmotivierte Weiterbilder begreifen das als Chance für eigene Interpretationen und Ideen, die Mehrheit fühlt sich eher allein gelassen. Bei gleichzeitig wachsendem ökomischen Druck verkommt Weiterbildung in diesem Kontext zum Nebenprodukt von zweifelhafter Qualität. Junge Mediziner wenden sich enttäuscht ab, nicht selten verlassen sie die kurative Medizin für immer.

Strukturierte Weiterbildung – unabhängig von der Weiterbildungsordnung

Um das Ruder herumzureißen und unabhängig von der gerade gültigen Weiterbildungsordnung aktiv die Qualitätsverbesserung der Facharztweiterbildung anzugehen, müssen vor allem Konzepte zur Kompetenzentwicklung von Medizinern bekannt sein. Diese fokussieren auf nachweislich erworbene Fähigkeiten und Fertigkeiten auf dem Weg zum Facharzt und relativieren die dafür eingesetzte Zeit.

So werden der Nationale Kompetenzrahmen für das Medizinstudium NKLM, das CANMeds-Konzept aus Kanada und das Konzept der Entrustable Professional Activities, EPA, das Konzept des Accreditation Council for the Graduate Medical Education, ACGME in den USA, oder die European Training Requirements (ETR) der UEMS als Grundlage der Diskussion über die neue Kompetenzausrichtung der Facharztweiterbildung genutzt.

Die meisten der genannten wissenschaftlichen Konzepte gehen davon aus, dass ärztliches Handeln in die Kategorien „Richtig oder Falsch“einzuordnen wäre. Darauf baut die Kompetenzbasierung der Facharztweiterbildung auf. Diese Konzepte sind stark erziehungswissenschaftlich und medizinisch-fachwissenschaftlich geprägt.

Die Qualität der Weiterbildung wird auch zukünftig in der Hand der Weiterbilder liegen, die die Verantwortung zum Wissenstransfer auf die nächste Ärztegeneration aktiv annehmen und leben. Die Weiterbildungsordnung kann dafür maximal einen geeigneten Rahmen stellen, jedoch niemals Haltung und Anspruch positiv beeinflussen.

Wann ist ein Arzt ein guter Arzt?

Die grundsätzliche Frage, was denn einen guten Arzt aus einer distanzierteren, philosophischen oder berufssoziologischen Perspektive ausmacht, wird im öffentlichen Diskurs ausgeblendet.

Wesentlich für die Defintition von Weiterbildungszielen ist ein grundlegendes Verständnis für die Rolle des Arztes in der Gesellschaft und gegenüber seinen Patienten. Hier bestehen gerade bei jungen, aber auch bei vielen erfahrenen Ärzten eine erhebliche Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit.

Dem Arzt vermittelt zwischen Ansprüchen des Patienten und dem Umfang der Solidarangebote der Gesellschaft. Die Erwartungen der Gesellschaft an den Arzt und seine Vermittlerrolle werden im SGB V in § 12 Abs. 1 mit der Festlegung des Leistungsrahmens gemäß des WANZ-Paradigmas (wirtschaftlich, angemessen, notwendig, zweckmäßig) sowie im § 70 Abs. 2 mit der Forderung nach einer humanen Krankenbehandlung klar formuliert.

Diese Erwartung wird regelhaft weder im Medizinstudium, noch während der Weiterbildung formuliert. Viele Ärzte bemerken, dass das eigene Berufsethos an der ökonomischen Realität scheitert und verzweifeln daran, weil sie die ihnen übertragene Vermittlerrolle nicht annehmen.

Mastertrainer-Konzept

Im Konzept einer strukturierten Weiterbildung ist die Vermittlung des ärztlichen Rollenbildes ebenso zentral wie der Einsatz simpler und effizienter Instrumenten.

Die Anwendung dieser Instrumente können Weiterbilder im Rahmen spezieller Mastertrainer-Kurse erlernen, in ihren eigenen Kliniken und Praxen umsetzen und auf Basis eigener Erfahrungen andere Mastertrainer ausbilden. Dieses Konzept wurde gemeinsam seit über 10 Jahren entwickelt. Es ist mittlerweile so weit von der wissenschaftlich-medizinischen Basis abstrahiert, dass die Einbindung weiterer Fachgebiete möglich wurde und permanent fortgeschrieben wird.

Heute wird das Mastertrainer-Konzept von den Berufsverbänden und wissenschaftlichen Fachgesellschaften der Chirurgen, Anästhesisten und Internisten (BDC, BDI, BVOU und DGOU) sowie vom Marburger Bund gemeinsam getragen. Über 100 Mastertrainer wurden bereits ausgebildet.

Im Jahr 2018 wird das Projekt als Bündnis für Qualität in der Facharztweiterbildung auf eine neue Stufe gehoben und für weitere Verbände und Fachgebiete geöffnet.

Weiterführende Informationen

Das Bündnis für Qualität in der Facharztweiterbildung hat ein Positionspapier entwickelt, das über die BVOU-Geschäftsstelle verfügbar ist. Hier sind die Hintergründe der ärztlichen Rolle sowie das Zusammenspiel von Arzt und Gesellschaft ausführlich dargelegt.

Eine auf die Chirurgie fokussierte Publikation mit den Entwicklungen der letzten 15 Jahre findet sich bei Thieme in der Zeitschrift Allgemein- und Viszerachirurgie up2date 2018.

Jährlich finden zwei Mastertrainer-Seminare sowie zwei Supervisionen zum Erfahrungsaustausch der Mastertrainer statt. Termine und Buchung finden sich über die Webseite des BVOU und der ADO. Den Erfahrungsbericht einer Teilnehmerin des letzten Kurses lesen Sie im aktuellen Infobrief 3/18.

Gern steht Ihnen die Geschäftsstelle des BVOU und der Autor für weitere Fragen und konkrete Beratung zur Umsetzung in der eignen Klinik oder Praxis zur Verfügung. Gerade in O & U wird in den kommenden Jahren der sektorübergreifenden Weiterbildung eine wichtige Rolle zukommen.

Dies zeigt sich besonders an der aktuell insuffizienten Vermittlung konservativer Inhalte unseres Fachgebietes, wie Sie es in dem aktuellen Infobrief 3/18 lesen können.

 

 

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Weiterbildung: Broschüre für junge Ärzte

Berlin – Wie werden aus jungen Ärztinnen und Ärzten gute Orthopäden und Unfallchirurginnen? Diese Kernfrage gilt es zu beantworten, wenn es um die Zukunft der Weiterbildung geht. In einer Broschüre haben BVOU, DGOU, BDC und BDI ihre Vorstellungen skizziert. Pflichtzeiten, Logbuch-Vorgaben, Kurse, Weiterbildungsinhalte, Mindestzahlen für Eingriffe, Rotation, Facharztprüfung – wer sich mit der Weiterbildung angehender Fachärztinnen und Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie befasst, kommt um eine Vielzahl formaler Anforderungen nicht herum.

„In der Diskussion um die Novelle der (Muster-)Weiterbildungsordnung wird die Frage, was denn einen guten Arzt ausmacht, implizit mitgeführt, ohne sie wirklich zu diskutieren“, betont Prof. Dr. Marcus Siebolds. Der Leiter des Fachbereichs Gesundheitswesen an der Katholischen Hochschule NRW ist einer der Autoren der Broschüre „Vom jungen Arzt zum guten Facharzt“. Er ist auch Teil des Bündnisses für Qualität in der Facharztweiterbildung, das aus einem Mastertrainer-Projekt zur Optimierung der Weiterbildung hervorgegangen ist.

Es wurde 2010 von Siebolds, dem Berufsverband Deutscher Chirurgen, dem Berufsverband Deutscher Internisten und dem BVOU initiiert und wird mittlerweile auch von DGOU, VLOU sowie seit kurzem dem Berufsverband der Anästhesisten und dem Marburger Bund unterstützt. In der Broschüre befassen sich verschiedene Autoren aus den Verbänden mit der Zukunftsorientierung in der Weiterbildung: so mit Fragen der sinnvollen Strukturierung, modernen Schulungskonzepten für Weiterbilder wie die Masterkurse, notwendigen Paradigmenwechseln.

Die Broschüre steht hier zum Download zur Verfügung oder kann unter office@bvou.net angefordert werden.

Zahl der Krankschreibungen stark gestiegen

Berlin  Die Zahl der Tage mit Arbeitsunfähigkeit nach Krankschreibungen in deutschen Unternehmen und Behörden ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen.

In den neun Jahren zwischen 2008 und 2016 betrage die Zunahme mehr als 60 Prozent auf fast 560 Millionen, wie aus einer Regierungsantwort auf eine Anfrage der Linksfraktion hervorgeht, die der “Rheinischen Post” vorliegt.

Der dadurch ausgelöste volkswirtschaftliche Schaden habe nach Angaben der Bundesregierung in dem Zeitraum um 75 Prozent zugenommen. Er habe im vorvergangenen Jahr 75 Milliarden Euro betragen, berichtet die Zeitung. Allerdings ist dabei die Preisentwicklung nicht berücksichtigt. Inflationsbereinigt ergebe sich ein Schadenszuwachs von mehr als 30 Prozent in den vergangenen 20 Jahren, so das Gesundheitsministerium.

Auch die Krankenkassen verzeichneten demnach einen Anstieg des Krankenstands bis 2015, der sich in den Jahren danach aber vorerst nicht mehr fortsetzte. Die Ursachen des Anstiegs liegen an einigen positiven Trends, aber auch an Fehlentwicklungen. So hat die Erwerbstätigkeit seit 2008 deutlich zugenommen. Alleine deswegen sei die Zahl der Krankschreibungen stark gewachsen, argumentiert die Regierung. Hinzu komme eine überdurchschnittliche Zunahme älterer Arbeitnehmer, deren Arbeitsunfähigkeit durchschnittlich mehr als doppelt so lange andauere wie bei den bis zu 39-Jährigen.

Allerdings zeigen die Daten auch, dass die psychischen Belastungen am Arbeitsplatz erheblich zugenommen haben. Sie sind 2016 gegenüber 2008 um 125 Prozent geradezu explodiert, wie aus der Regierungsantwort hervorgehe.

Quelle: dpa

Aktion Orthofit: Aufklärung zur richtigen Zeit

Halle/Berlin – Dr. Anja Pallas ist seit vier Jahren Unterstützerin der Aktion Orthofit  „Zeigt her Eure Füße“. Im Interview spricht sie über ihre Motivation und die Erfahrungen mit den Kindern. Außerdem gibt die Orthopädin und Unfallchirurgin aus Halle/Saale wertvolle Hinweise zur Gestaltung der Aufklärungsstunde.

Frau Dr. Pallas, Sie haben die Aktion Orthofit „Zeigt her Eure Füße“ in diesem Jahr für 140 Schülerinnen und Schüler angemeldet. Das klingt nach einer größeren Veranstaltung: Wo und wann klären Sie die Kinder zur Fußgesundheit auf?

Dr. Anja Pallas: Ich bin zusammen mit meinem Team – wir machen das mittlerweile immer zu dritt – an einem Tag in der Kröllwitz-Grundschule: Dort betreuen wir drei erste Klassen mit jeweils ungefähr 20 Kindern. Dann geh ich am nächsten Tag noch in die Wittekind-Grundschule. Hier führe ich die Aktion mit ebenfalls drei ersten Klassen durch.

Wie lange sind Sie schon Orthofit-Unterstützerin?

Pallas: Beide Grundschulen betreue ich mittlerweile seit vier Jahren.

Was motiviert Sie denn an dem jahrelangen Engagement?

Pallas: Ich finde es wunderbar, dass ich die Kinder zum richtigen Zeitpunkt aufklären kann: Sie kommen in der ersten Klasse in ein Alter, in dem sich Fußfehlstellungen noch gut mit Einlagen korrigieren lassen können. Ebenso erreiche ich parallel über die Kinder auch deren Eltern und kann so den Hinweis geben, wie wichtig die Fußgesundheit ist und dass man diesen anatomischen Wunderwerken mehr Beachtung schenken sollte. Denn darüber sind sich viele Eltern noch nicht im Klaren. Hier setzt die Aktion „Zeigt her Eure Füße“ in den ersten Klassen an der richtigen Stelle zum richtigen Zeitpunkt an.

Wie bereiten Sie sich auf Ihren Aktionstag vor?

Pallas: Ich habe einen befreundeten Physiotherapeuten, der mich mit diversen Sport- und Gymnastikgeräten unterstützt: Da wären zum Beispiel eine Art Leiter, an der die Kinder langbalancieren können. Außerdem nehme ich mehrere Kegel mit, um die man im Slalomgang herumlaufen muss. Luftballons sind ebenfalls praktisch und gut geeignet: Die kann man beispielsweise aufgepustet zwischen die Füße klemmen und den aufgestellten Kegelparcours aus Kegeln durchlaufen oder auch durchhüpfen.

Wackelbrettchen machen den Kindern ebenso großen Spaß und trainiert zudem gut das Gleichgewicht. Ich habe die Variante aus Holz und eine andere, die mit Luft gefüllt ist. Dadurch lassen sich die Kinder in zwei Gruppen parallel betreuen. Das ist hilfreich, denn so müssen sie nicht lange warten und werden auch nicht unruhig.

Außerdem habe ich auch eine befreundete Schuhorthopädietechnik hier in Halle. Das Team dort unterstützt mich mit kleinen Give-Aways und leihen mir auch eine Fußdruckplatte aus. Mit Tinte können wir die Fußabdrücke der Kinder stempeln, was ihnen großen Spaß macht.

Und welche Tipps geben Sie Kolleginnen und Kollegen noch zur Gestaltung der Aktion? Wie findet man einen passenden Gesprächseinstieg mit den Kleinen?  

Pallas: Wir nutzen am liebsten einen großen Raum und bilden dort zuerst einen Stuhlkreis. In der Mitte lassen wir viel Platz für die Aktionsfläche. In der Runde setzen wir uns zusammen und lassen die Kinder Schuhe und Strümpfe ausziehen. Dann lassen wir die Kleinen Ihre Füße betrachten, um diese bewusst wahrzunehmen. Den Einstieg mache ich mit einer lockeren Fragerunde: „Wisst Ihr, was ich für einen Beruf habe? Was kann man mit den Füßen alles machen?

Die Kinder entwickeln hier schon viele Ideen: „Greifen, fühlen, rennen, springen…“ Über dieses Brainstorming kommen wir dann von der Theorie in die Praxis: Auf der Aktionsfläche machen wir verschiedene Übungen, spielen und bewegen uns. Die Zeit vergeht dabei ziemlich schnell. Dann ist die Stunde auch schon zu Ende und die nächste Klasse kommt.

Das klingt aber schon nach einer Menge Arbeit…

Pallas: Ja, es ist gut, wenn man die Aktion nicht ganz allein macht. Mit Unterstützung lässt sich die Aufklärungsstunde viel geordneter durchführen. Mir hilft deswegen immer eine Assistenzärztin oder eine Schwester aus der Praxis. Dann lässt sich die Gruppe der Kinder auch besser aufteilen. Es sind ja pro Klasse teilweise über 20 Schülerinnen und Schüler. Optimal ist es, die Aktion zu dritt zu machen, zu zweit ist es in dieser Größenordnung aber auch gut zu schaffen.

Und die Lehrerinnen und Lehrer? Erhalten Sie auch Unterstützung von deren Seite?

Pallas: Ich versuche, Lehrerinnen und Lehrer auch zum Mitmachen zu motivieren. Viele nehmen auch teil, weil es Ihnen Spaß macht. Manche sorgen im Hintergrund auch einfach für Ordnung.

Sind denn viele Kinder dabei, die nicht mitmachen wollen?

Pallas: Das habe ich am Anfang gedacht: Es machen bestimmt nur ein paar Kinder mit und der Rest schaut zu. Dem ist aber überhaupt nicht so. Sobald der Parcours ausgebreitet ist, sind wirklich alle mit am Start und neugierig. Kinder wollen und müssen sich nun einmal bewegen. Das merke ich immer wieder und deswegen sind alle mit dabei und haben Spaß. Es gibt niemanden, der sitzen bleibt oder sich nicht traut. Das bemerke ich mit großer Freude.

Das klingt sehr positiv. Welches Feedback erhalten Sie denn von den Kindern und von den Lehrern?

Pallas: Die Lehrer fragen immer gleich im Anschluss an die Aktion, ob ich im nächsten Jahr wiederkomme. Das ist immer eine Rückmeldung, über die ich mich sehr freue. Die Kinder sind ebenso glücklich und zufrieden. Ich bereite auch stets einen mit Kleinigkeiten gefüllten Korb vor. Alle sind glücklich und bedanken sich bei mir, nehmen ihre Aktionsmappe mit und flitzen auch schon in die Pause.

Frau Dr. Pallas, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Janosch Kuno.

Enoxaparin-Biosimilar zur VTE-Vorbeugung und -behandlung

Sicher und günstig: Enoxaparin BECAT ist ein Enoxaparin-Biosimilar für die Prophylaxe und Therapie von VTE. Es wird vollständig von ROVI, dem europäischen Spezialisten für Heparine, in Spanien hergestellt. Die Fertigspritzen haben ein einfach zu nutzendes Sicherheitssystem. Enoxaparin BECAT bietet günstige Preise und Rabattverträge mit über 100 Krankenkassen. Zudem ist die Packung von 10 Stück 4.000 I.E. zuzahlungsfrei.

Venöse Thromboembolien (VTE) sind die dritthäufigste kardiovaskuläre Erkrankung. (1) Gerade in der orthopädischen Chirurgie stellen VTE eine häufige, bisweilen fatal verlaufende Komplikation bei Patienten dar. (2) Eine medikamentöse Prophylaxe kann das Risiko von VTE in Allgemein- und Unfallchirurgie erheblich mindern. (3)

Enoxaparin ist ein antithrombotischer Wirkstoff aus der Gruppe der niedermolekularen Heparine (NMH), der seit Langem zur Vorbeugung und Behandlung thromboembolischer Erkrankungen eingesetzt wird. Die Wirksamkeit und Sicherheit von Enoxaparin ist für viele Indikationen nachgewiesen, auch für allgemeinchirurgische und orthopädische Eingriffe. (4) Aus diesem Grund wird Enoxaparin-Natrium in relevanten Leitlinien der Fachgesellschaften empfohlen und in der täglichen Praxis verwendet.

Seit 2017 steht in Deutschland mit Enoxaparin BECAT® von ROVI ein Biosimilar zu Enoxaparin-Natrium (Referenzarzneimittel: Clexane®) zur Verfügung. (5) Enoxaparin BECAT® wird von der spanischen Firma Laboratorios Farmacéuticos ROVI S.A., dem europäischen Spezialisten für Heparine, hergestellt. Die Produktion erfolgt vollständig in den spanischen Produktionsstätten von ROVI in Granada und Madrid, die GMP-zertifiziert sind und von der FDA geprüft wurden.

Enoxaparin BECAT wurde 2017 von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) zur Prophylaxe und Therapie von VTE zugelassen (5). Das Biosimilar konnte hinsichtlich aller von der EMA geforderten pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Parameter seine Bioäquivalenz zum Referenzprodukt nachweisen. (6,7)

Für die Anwendung in Klinik und Praxis bietet das Enoxaparin-Biosimilar folgende Vorteile:

  • Enoxaparin BECAT ist sicher in der Anwendung. Das Produkt steht in Form vom Fertigspritzen zur Verfügung, die zum Schutz von Patienten und Pflegepersonal mit einem einfach zu nutzenden Sicherheitssystem ausgestattet sind. Es sind Dosierungen von 2.000, 4.000, 6.000, 8.000 und 10.000 IE Anti-Xa-Aktivität erhältlich, entsprechend 20, 40, 60, 80 und 100 mg Enoxaparin-Natrium.
  • Enoxaparin BECAT® ist preisgünstig und erlaubt pro Verordnung eine Einsparung von bis zu 58 € im Vergleich zum Festbetrag (8). Bundesweit bestehen außerdem Rabattverträge mit über 100 Krankenkassen. Seit dem 1. Juli 2018 ist die Packung von 10 Stück 4.000 I.E. zuzahlungsfrei. (9)

Enoxaparin BECAT stellt somit eine sichere und günstige Alternative zum Referenzprodukt für die Prophylaxe und Therapie von VTE dar. Anwendungsgebiete, Dosierung und Art der Anwendung der Enoxaparin BECAT Fertigspritzen entsprechen denen des Referenzproduktes. (1)

Quellen:

(1) Tagalakis V, Patenaude V, Kahn SR, Suissa S: Incidence of and mortality from venous thromboembolism in a real-world population: The Q-VTE Study Cohort. Am J Med 2013; 126: e13–23

(2) Saxer F, Dick W. Prophylaxis of Venous Thromboembolism in Orthopaedic Surgery – Trivial Option, Huge PotentialZ Orthop Unfall 2010; 148(1): 26-30

(3)  S3-Leitlinie „Prophylaxe der venösen Thromboembolie (VTE)“, 2. komplett überarbeitete Auflage, Stand: 15.10.2015. Abrufbar unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/003-001l_S3_VTE-Prophylaxe_2015-12.pdf; letzter Abruf 11.09.2018

(4) Hofmann T. Clinical application of enoxaparin. Expert Rev Cardiovasc Ther. 2004;2(3):321-37.

(5) Fachinformation Enoxaparin BECAT®, Stand März 2018
(6) Committee for Medicinal products for Human (CHMP) Guideline on non-clinical and clinical development of similar biological medicinal products containing low-molecular-weight-heparins. EMEA/CHMP/BMWP/ 118264/2007 Rev. 1, 10 November 2016

(7) Martínez González J et al. Drug Design, Development and Therapy 2018;12:575-582.

(8) Lauertaxe Stand 01. Juli 2018

(9) Zuzahlungsfrei für gesetzlich Krankenversicherte: Die Packung Enoxaparin BECAT® 4.000 I.E. mit 10 Stück ist seit dem 1. Juli 2018 zuzahlungsfrei. Übersicht zuzahlungsbefreiter Arzneimittel nach § 31 Abs. 3 Satz 4 SGB V. Abrufbar unter: https://www.gkv-spitzenverband.de/media/dokumente/service_1/zuzahlung_und_befreiung/zuzahlungsbefreite_arzneimittel_nach_name/Zuzahlungsbefreit_sort_Name_180715.pdf (S. 89); letzter Abruf 11.09.2018

 

Krankenhaus-Forderung: Hilfe für die Helfer

Berlin –  Mit einem dringenden Appell hat sich die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG)  im Rahmen einer Pressekonferenz an die Politik gewandt:

Zu beklagen seien mangelnde Wertschätzung und wachsendes Misstrauen gegenüber den Krankenhäusern und ihren Mitarbeitern durch die Krankenkassen, aber auch durch legislative Vorgaben. Dieser Umstand habe zu einer Überregulierung geführt, die angesichts ihres Umfanges und ihrer Komplexität sowie des bürokratischen Aufwands die Krankenhäuser und ihre Mitarbeiter demotiviere und über alle Maßen belaste. Wichtige Zeit für die Patienten gehe dadurch verloren. Das berufliche Umfeld werde immer stärker als unattraktiv und belastend empfunden, so DKG-Präsident, Dr. Gerald Gaß.

Die Vergütung der Krankenhausleistungen wird zunehmend der Beliebigkeit und Willkür der Krankenkassen sowie einer nicht mehr nachvollziehbaren Rechtsprechung des Bundessozialgerichts (BSG) mit daraus resultierenden Risiken bis hin zur Insolvenz überlassen. Krankenhausrechnungen werden wegen kleinster Dokumentationslücken gekürzt”, kritisiert der DKG-Präsident. Verbunden mit stetig wechselnden, sich überschneidenden und zum Teil nicht erfüllbaren rechtsverbindlichen Anforderungen (z.B. aus dem G-BA, DIMDI), führe dies zu immer weniger Planungssicherheit für die Krankenhäuser. Die Verhältnismäßigkeit von Aufwand und Nutzen zahlreicher Vorschriften sei völlig aus dem Blick geraten, meint Gaß: Jüngstes Beispiel dafür ist die katastrophale Entscheidung des BSG zur Finanzierung der SchIaganfaIIbehandIung.

In einer neuen Broschüre werden die Fehlentwicklungen exemplarisch aufgezeigt und gleichzeitig eine dringende Zäsur gefordert, um zu einer Vertrauenskultur mit Respekt gegenüber den Menschen, die die Patienten in unseren Krankenhäusern rund um die Uhr mit hohem Einsatz versorgen, zurückzufinden.

Es muss ein Umdenken erfolgen. Unsere Pflegekräfte, Mediziner und sonstigen Fachkräfte müssen endlich spüren, dass ihre Arbeit wertgeschätzt und anerkannt wird. Wir brauchen Vertrauen statt Misstrauen und überbordende Bürokratie“, fordert Gaß.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) ist der Dachverband der Krankenhausträger in Deutschland. Sie vertritt die Interessen der 28 Mitglieder – 16 Landesverbände und 12 Spitzenverbände – in der Bundes- und EU-Politik und nimmt ihr gesetzlich übertragene Aufgaben wahr.

Quelle: DKG

BVOU unterstützt Umfrage zu Digitalisierungsreport

Berlin  Digitalisierung des Gesundheitssystems: Alle reden darüber. Viele wissen (angeblich) was zu tun ist oder schon längst hätte getan werden müssen. Und nicht wenige haben Zweifel, ob dies überhaupt die gewünschten Früchte trägt.

Die staatlich verordneten und von der Selbstverwaltung umgesetzten Schritte in Richtung Digitalisierung gehen mit erheblichen Problemen, Kinderkrankheiten und zum Teil völlig überzogenen Sicherheitsanforderungen an den Start. Die parallel von einzelnen Kassen entwickelten Digitalisierungsprojekte sind in der Regel Insellösungen ohne Aussicht auf generalisierten Einsatz über Kassengrenzen hinweg. Auch unter Ärzten ist die Digitalisierung spätestens seit dem Desaster die Einführung der Telematikinfrastruktur (TI) und die neue elektronische Gesundheitskarte (eGK) umstritten.

Das Interesse an Entlastung und Flexibilisierung der (Fach-)ärztlichen Versorgung ist jedoch groß. Viele Kolleginnen und Kollegen nutzen bereits die Möglichkeiten von Online-Terminvergabe, einige sogar die seit kurzem zugelassenen Videosprechstunden. Um ein generelles Stimmungsbild der Ärzteschaft zu den Chancen und Risiken der Digitalisierung zu erheben, haben DAK und Springer-Verlag eine neue Umfrage aufgelegt.

Diese Umfrage wird vom BVOU unterstützt. Im Namen des Geschäftsführenden Vorstandes bitten wir Sie, sich an der Umfrage zu beteiligen. Die Online-Befragung findet in der Zeit vom 12. September bis zum 15. Oktober statt. Die Beantwortung der Fragen dauert ca. 10 Minuten. Alle Antworten werden anonym erfasst und fließen in den DAK-Digitalisierungsreport ein, der für das vergangene Jahr bereits vorliegt.

Hier geht es direkt zur Umfrage.

Telematikinfrastruktur

Petition zur Telematik­infrastruktur-Fristverlängerung

München – Ärzte und Krankenkassen haben den Gesetzgeber aufgefordert, die Frist, bis zu der niedergelassene Vertragsärzte und Psychotherapeuten an die Telematik­infrastruktur (TI) angeschlossen sein müssen, zu verlängern. Um dem Nachdruck zu verleihen, hat die Vorsitzende der Ver­tre­ter­ver­samm­lung der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), Petra Reis-Berkowicz, beim Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages eine Online-Petition eingereicht. Ziel der Initiatorin ist es, innerhalb von vier Wochen 50.000 Mitzeichner zu gewinnen.

Reis-Berkowicz verweist in der Petition „Kassenarztrecht – Fristverlängerung nach § 291 Abs. 2b Satz 14 SGB V für verpflichtende Praxen-Anbindung an die Tele­ma­tik­infra­struk­tur“ darauf, dass die bestehenden Rahmenbedingungen „so problematisch“ seien, „dass sich die meisten Praxen gar nicht innerhalb dieser Frist anbinden können“.

Die KVB wies heute darauf hin, dass weder Ärzte noch Krankenkassen für die Verzö­gerungen der TI verantwortlich sind. Dass bislang nur ein vergleichsweise geringer Anteil der Praxen an die TI angeschlossen sei, liege primär an der verzögerten Markt­entwicklung für die benötigte Hardware, also beispielsweise Konnektoren, Karten­terminals sowie neuen Praxisausweisen, heißt es. Die Körperschaft forderte heute nicht nur alle Vertragsärzte und Vertragspsychotherapeuten, sondern auch alle von der TI tangierten Personenkreise und Mitwirkende auf, die Petition zu unter­zeichnen.

Für den KVB-Vorstand Wolfgang Krombholz, Pedro Schmelz und Claudia Ritter-Rupp ist das Festhalten des Gesetzgebers an der Sanktionierung durch einen Honorarabzug angesichts des Versagens der Industrie, die benötigten Komponenten zur Verfügung zu stellen, „absolut widersinnig“. Die Ärzte und Psychotherapeuten benötigten keine Androhung von disziplinarischen Maßnahmen, sondern Planungssicherheit, dass die für die jeweilige Praxis notwendige Hard- und Software zeitnah verfügbar seien und installiert werden könnten.

Nach aktueller Gesetzeslage müssen bundesweit alle Praxen der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten bis zum 31. Dezember 2018 an die TI angebunden sein. Erfüllt eine Praxis diese Vorgabe nicht, droht per Gesetz ein Honorarabzug in Höhe von einem Prozent.

Quelle: may/aerzteblatt.de

Rheumatoide Arthritis: Bewertung der Analysen

Berlin /Ratzeburg – Die DMARD-Therapie, insbesondere die Behandlung mit Methotrexat, ist seit vielen Jahren der Goldstandard in der primären Versorgung von Patienten mit gesicherter rheumatoider Arthritis. „Rheuma früh erkennen – Rheuma früh behandeln“, das ist das Konzept in der Rheumatologie. Empfohlen wird von den Fachgesellschaften ein Therapiebeginn im „window of opportunity“, in den ersten drei Monaten nach Beginn der Erkrankung. Bei einer Wartezeit von drei bis sechs Monaten bis zu einem Termin bei einem Rheumatologen sind wir noch weit von dem oben beschriebenen Zeitfenster entfernt.

Positiv sind die Aussagen der Zi-Analyse zu bewerten, wonach die Kooperation von Hausärzten und Rheumatologen eine beschleunigte Versorgung von Rheumapatienten mit einer DMARD-Therapie bewirkt. Vermutlich sind hier allerdings die Patienten befragt worden, die in einem Strukturvertrag von einer kurzfristigen Terminvergabe beim Rheumatologen profitiert haben. Die Patienten, die nicht in solche Verträge eingeschlossen sind, werden weiterhin lange auf ihre Termine warten.

Als besonders auffällig empfinde ich die regionalen Unterschiede in Hamburg und Schleswig-Holstein. Hier bringen sich die Fachinternisten und auch die Orthopäden (17 %) in die DMARD-Verordnung mit ein. Aus meiner Sicht sehr empfehlenswert, da die Diagnosesicherung einer RA und auch der Einstieg in die DMARD-Therapie bei unproblematischen Patienten durchaus von einem geschulten Orthopäden durchgeführt werden kann. Eine Kooperation im weiteren Verlauf mit einem Rheumatologen ist dann empfehlenswert. Nach der neuen Muster-Weiterbildungsordnung zur Orthopädischen Rheumatologie ist die spezielle pharmakologische Therapie, einschließlich cs-und b-DMARD, auch Grundlage der Weiterbildung, so dass dann diese Fachärzte verstärkt in die rheumatologische Versorgung mit eingebunden werden und somit die augenblicklichen Versorgungsdefizite reduzieren werden können.

Strukturvertrag in Schleswig-Holstein

Ein Strukturvertrag in Schleswig-Holstein zur Förderung der rheumatologischen Versorgung ist zum 1. Juli 2018 in Kraft getreten ist. Neu ist, dass auch die hausärztliche Versorgung durch eine medizinisch optimierte Patientenzuweisung an den Rheumatologen eingebunden wird. Als Fachärzte nehmen der Internist mit Schwerpunkt Rheumatologie, der Orthopäde mit Schwerpunkt Rheumatologie bzw. der Orthopäde/ Unfallchirurg mit der Zusatzbezeichnung Orthopädische Rheumatologie teil. In den Vorgesprächen hatte ich darauf gedrungen, auch den Orthopäden neben den Hausärzten einzubinden. Offenbar ist dies von der AOK strikt abgelehnt worden. Nach Absprache mit dem KV Vorstand wird eine Überprüfung nach einem Jahr Vertragslaufzeit zugesagt. Bei entsprechenden Vorgesprächen zu Rheumaverträgen in Rheinland-Pfalz und Niedersachsen sind die Orthopäden hingegen beteiligt. Sofern sich in diesen beiden Bundesländern die Versorgungslage für die Rheumapatienten deutlich bessern wird, sollte eigentlich allen Krankenkassen und KV `en klar sein, dass ohne Beteiligung der Orthopäden in der Früherkennung und Frühdiagnostik rheumatischer Erkrankungen keine optimale Versorgung zu erreichen ist. Sofern die Argumente unserer Berufsgruppe dort wirklich gehört werden, werden möglicherweise auch alle Krankenkassen anerkennen, dass ohne Einbezug der Orthopäden in der Früherkennung und Frühdiagnostik rheumatischer Erkrankungen keine optimale Versorgung zu erreichen ist.

Mitarbeit: Sabine Rieser