Westerland (Sylt)/Kassel – Klaus Cordesmeyer und sein jüngerer Partner Sascha Rost, Fachärzte für Orthopädie, Chirotherapie, Sportmedizin und physikalische Therapie, betreiben seit einem Jahr eine Gemeinschaftspraxis. Sie ist die Nördlichste aller Orthopädisch-unfallchirurgischen Praxen in Deutschland und liegt mitten in Westerland im Ärztehaus der Friedrich-Straße, der zentralen Einkaufsstraße von Sylt. Ein Praxisbesuch auf der beeindruckenden Insel wollte DKOU-Präsident Dr. Gerd Rauch nicht verpassen.
Herr Cordesmeyer führte acht Jahre lang eine orthopädische Praxis im Münsterland und zog vor 31 Jahren nach Sylt. Er ist langjähriges BVOU-Mitglied. Nachdem der Orthopäde und Unfallchirurg die Praxis für 20 Jahre allein betrieben hat, ist er nun sehr froh, einen Junior-Partner gefunden zu haben: Sascha Rost, geborener Insulaner, war jahrelang an mehreren orthopädisch-unfallchirurgischen Kliniken auf dem Festland tätig, ist seit einem Jahr wieder auf der Insel zu Hause und trat dem BVOU beim Besuch von Dr. Gerd Rauch bei.
Klaus Cordesmeyer und Sascha Rost schätzen die Arbeit des Berufsverbandes als sehr wichtig ein. Sie sind insbesondere mit der Tätigkeit des Landesvorsitzenden Dr. Christian Hausschild und des BVOU-Vorstands rund um Dr. Johannes Flechtenmacher sehr zufrieden.
Auf die berufspolitische Situation angesprochen, führt Klaus Cordesmeyer aus, dass die Honorierung nicht befriedigend ist: „Ich bin dafür, die Budgetierung aufzuheben, um auch gerade Praxen in ländlicher Umgebung fördern zu können.“ In diesem Punkt stimmt ihnen DKOU-Präsident Dr. Gerd Rauch zu; die Forderung der Endbudgetierung ist auch bereits von KBV-Chef Dr. Andreas Gassen thematisiert worden. „Zudem müssen wir neue selektive Facharztverträge einführen, um eine solide Finanzierung der orthopädisch-unfallchirurgischen Praxen auch in Zukunft garantieren zu können.“
Die orthopädisch-unfallchirurgische Praxis in Westerland verfügt diagnostisch über ein Röntgen-Gerät und ein Ultraschallgerät. Hiermit wird auch das Hüftgelenksscreening für die Säuglingshüften durchgeführt. Zudem besitzt die Praxis ein DXA-Messgerät für die Knochendichtemessung. Die Zusammenarbeit mit dem ortsansässigen Krankenhaus sei zudem auch gut: Es ist mit einem CT- und MRT-Gerät ausgestattet, sodass moderne Diagnostik für den Bewegungsapparat vor Ort ist. Beide Ärzte sind im im gesamten fachorthopädischen Spektrum konservativ tätig, einschließlich der Kinderorthopädie. Operative Eingriffe werden entweder in die Klinik vor Ort oder auch zu Spezialisten auf das Festland überwiesen.
Auf die Frage, ob sie mehr Touristen oder Inseleinwohner als Patienten behandeln, geben die Kollegen an, dass natürlich im Sommer das Verhältnis von Gästen zu Syltern bei 60 zu 40 Prozent läge, während im Winter die Gäste zehn Prozent und die Sylter 90 Prozent des Patientenklientel ausmachen würden. Insgesamt sei das Patientenspektrum sehr interessant: Viele Menschen kommen aus ganz Deutschland und somit auch mit ganz unterschiedlichen Erwartungshaltungen und Ansprüchen. Langweilig werde es dadurch nie, so die beiden Ärzte. Sylt hat ca. 20.000 Einwohner und 7 Millionen Übernachtungen pro Jahr. Da die Urlaubsgäste häufig akute Beschwerden oder gar Unfälle haben, können sie keine langen Wartezeiten auf Termine in Kauf nehmen. Deswegen werden in der Regel alle Patienten auch behandelt, die einen schnellen Termin benötigen.
Gibt es für Sylt spezifische Erkrankungen?
Hierzu führt Klaus Cordesmeyer aus, dass insbesondere das Gehen oder Laufen im weichen Sand häufig zu einer Aktivierung der Gonarthrosen führe, aber auch Wirbelsäulenbeschwerden mit Aktivierung der Facettenarthrosen sei ein häufiges Krankheitsbild infolge der ungewohnten körperlichen Belastung und des langen Laufens am Strand.
Auch osteoporotische Frakturen seien nicht selten, wenn die 70-jährigen älteren Patienten, nachdem sie den gesamten Tag im Strandkorb gesessen haben, mit großer Kraftanstrengung den Strandkorb verschieben wollen: „Da kann es schon einmal krachen! Und beim Röntgen sieht man dann häufig eine Wirbelkörperfraktur infolge einer Osteoporose,“ bestätigt der Orthopäde und Unfallchirurg.
Auf die Frage nach akuten Notfällen gibt Cordesmeyer an, dass er auch schon eine Densfraktur diagnostiziert hätte, die dann mit entsprechender Cervikalorthese mit dem Hubschrauber aufs Festland gebracht wurde. Dies seien natürlich seltene Fälle – aber man müsse immer gut aufpassen, so etwas nicht zu übersehen.
Sascha Rost und Klaus Cordesmeyer sind auch privat absolute Sylt-Fans und freuen sich sehr auch über die Zeiten außerhalb der Praxis auf der schönen Insel.
Rost bestätige seine Teilnahme am DKOU 2018 in Berlin. Klaus Cordesmeyer ist sich noch nicht ganz sicher, wobei für ihn jetzt eine neue Situation entstanden sei, da er früher als Einzelkämpfer die Praxis nicht einfach dichtmachen machen konnte und jetzt mehr Freiräume hätte. Einem Besuch in der Bundeshauptstadt steht also nichts mehr im Wege.
Autor: Dr. Gerd Rauch
Mitarbeit: Janosch Kuno