Archiv für den Monat: September 2022

Radiofrequenz Ablation – Verschiedene Einsatzmöglichkeiten

Radiofrequenz Ablation (RFNA) ist eine minimalinvasive Prozedur, welche Patienten mit schmerzhaftem Facettensyndrom im Bereich der zervikalen, thorakalen und lumbalen Wirbelsäule Schmerzlinderung verschaffen kann.1-4 Diese unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten sowie die Behandlung des Iliosakralgelenks und der Nerven an Knie, Schulter und Hüfte werden im folgenden Artikel aufgezeigt.

Die Firma Stryker GmbH & Co. KG bietet allen Mitgliedern des BVOU ein exklusives Angebot in Bezug auf Radiofrequenztherapie an. Dieses beruht auf dem bundesweiten Selektivvertrag mit der Techniker Krankenkasse zur bildgestützten Therapie bei radikulären Symptomen der Halswirbelsäule und Lendenwirbelsäule. Inhalt dieses
Angebots ist der Radiofrequenzgenerator MultiGen2 sowie das Zubehör zu diesem, es besteht die Möglichkeit eines Kaufs oder Mietkaufs. Für weitere Informationen oder Schulungsmöglichkeiten wenden Sie sich bitte an michaela.felsch@stryker.com oder charlotte.schuetz@stryker.com.

Der MultiGen2 und das VENOM-System sind für die Koagulation von Weichgewebe im orthopädischen, spinalen und neurochirurgischen Bereich vorgesehen. Sie werden auch für die selektive Denervation im Bereich der zervikalen, thorakalen und lumbalen Wirbelsäule sowie an peripheren Nerven und Nervenwurzeln zur Schmerzbehandlung eingesetzt.5 Hinweis: Das Ergebnis der RFNA hängt stark von der Patientenselektion ab, die SIS empfiehlt vorhergehende Nervenblocks mit einer Schmerzlinderung von mindestens 80%. Die SIS-Richtlinien geben ebenfalls an, dass die Temperatur und die Überwachung dieser für die RFNA von zentraler Bedeutung für die Sicherheit des Verfahrens und die zu erreichende Läsionsgröße ist.6

Zervikale Facettendenervation

Indikation/Symptome: Nackenschmerzen, Arm- und Schulterschmerzen, Kopfschmerzen, Taubheit oder Kribbeln in Armen und Händen, Gefühlsstörungen in den Händen, Gleichgewichtsprobleme

Vorgehen: Je nach zu behandelnder Ebene sind mehrere sich überschneidende Läsionen nötig, um variable Nervenverläufe abzudecken.7 Die Zielstellen der zervikalen Läsionen werden entlang des Verlaufs des Ramus medialis ausgewählt.

Thorakale Facettendenervation

Indikation/Symptome: Thorakale Facettengelenksschmerzen äußern sich durch Schmerzen im mittleren und unteren Rücken.8

Vorgehen: Die Brustwirbelsäule weist eine hohe Variabilität in der Lokalisation der Nerven des medialen Astes auf.9 Durch Verwendung des Stryker VENOM-Kanülen- und Elektrodensystems können Abweichungen im Verlauf der Nervenbahnen durch eine größere Läsion (im Vergleich zum Standardsystem) ausgeglichen werden.10

Lumbale Facettendenervation

Indikation/Symptome: schmerzhaftes Facettensyndrom, Schmerzen im Lendenbereich, Beinschmerzen, Taubheit oder Kribbeln in Beinen oder Füßen, Schwächegefühl in den Beinen, Fußhebeschwäche

Vorgehen: Die Nervenwurzeln im lumbalen  Wirbelsäulenbereich verlaufen bei L1–L4 jeweils vom oberen Gelenkfortsatz des oben liegenden Wirbelkörpers zum Querfortsatz des darunter liegenden Wirbelkörpers. Bei L5 verlaufen die Nervenwurzeln in Richtung Sakrum und zum superioren Fortsatz von S1.11 Für die Denervation mittels RFNA sollten im Bereich der lumbalen Wirbelsäule also der mediale Ast des Nervs auf der betrachteten Höhe sowie auf der Höhe darüber berücksichtigt werden.12 Dies gilt ebenso für die vorhergehenden Nervenblockaden.

Denervation am Iliosakralgelenk

Indikation/Symptome: Schmerzen im unteren Rücken (unter L5), Schmerzen der unteren Extremitäten, Taubheit, Kribbeln, Schwäche, Becken- und Gesäßschmerzen. Vorgehen: Die Gestalt des Iliosakralgelenks ist ungleichmäßig und unterscheidet sich in verschiedenen Ansichten. Die Nerven im Sakrum weisen in ihrem Verlauf eine große Variabilität in  Richtung und Position auf und können proximal und distal des Foramens liegen, ebenso wie anterior und posterior. Das Venom System kompensiert diese Variabilitäten mit seiner speziellen Technologie, welche die Erzeugung von Läsionen adäquater Größe ermöglicht.

Aus diesem Grund empfiehlt sich die bipolare Palisadentechnik für die Denervation am Iliosakralgelenk, um eine Streifenläsion zu erzeugen. Genikulare Denervation Indikation/Symptome: Chronische arthrosebedingte Knieschmerzen, die nicht auf eine konservative Behandlung angesprochen haben.13 Durch eine diagnostische Blockade des Nervus genicularis konnte Schmerzlinderung erzielt werden.13

Vorgehen: Das Knie wird von Ästen verschiedener Nerven (N. femoralis, N. peroneus  communis, N. saphenus, N. tibialis und N. obturatorius) innerviert. Zu den Zielästen für die Ablation des N. genicularis gehören: N. genicularis lateralis superior, N. genicularis medialis superior und N. genicularis medialis inferior.

Denervation Schulter

Indikation/Symptome: Patienten mit akuten, chronischen nichtoperativen oder postoperativen Schmerzen und/oder vermindertem Bewegungsumfang im betroffenen Gelenk.14–15 Die RF-Ablation wird oft bei Patienten, die für einen chirurgischen Eingriff ungeeignet sind oder erhebliche Komorbiditäten aufweisen, in Erwägung gezogen.15

Vorgehen: Zielnerv ist der Nervus suprascapularis (NSS), welcher ca. 70% des Schultergelenks innerviert.15 Der NSS verläuft durch die Incisura scapulae und unter
dem Ligamentum transversum scapulae.16

Denervation Hüfte

Indikation/Symptome: Schmerzen verursacht durch eine degenerative Erkrankung der Hüfte, Patienten, welche nicht für eine offene Operation bzw. Endoprothese in Frage kommen (z. B. wegen Komorbiditäten); Versagen bzw. zu hohe Nebenwirkungen konventioneller Medikamente.17–20

Vorgehen: Zielnerven für die Hüft-RFNA sind die Gelenkäste des Nervus femoralis (NF) und des Nervus obturatorius (NO).17–20 Studien besagen, dass die Verwendung von Ultraschall bei Hüft-RFNA ein Eindringen in das femorale neurovaskuläre Bündel verhindern kann.17
Stryker GmbH & Co. KG

2021/2022: BVOU-Jahresbericht erschienen

Liebe BVOU-Mitglieder,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

Sie haben Jahresbericht 21/22 vorliegen und es ist das erste Vorwort, das ich als gewählter Präsident in diesem Heft verfassen darf. Auf dem letzten DKOU in Berlin haben Sie mir Ihr Vertrauen geschenkt und seither ist viel geschehen. Darüber wollen wir mit diesem Jahresbericht informieren.

Die Pandemie hat unser Leben, unseren Arbeitsalltag und auch den Berufsverband maßgeblich beeinflusst. Wir haben in letzter Zeit gelernt, wie wertvoll starke Gemeinschaften sind. Der BVOU als Verband für Orthopädie und Unfallchirurgie hat die Herausforderungen der Coronapandemie angenommen und kraftvoll auf die Krise reagiert.

Der schreckliche Krieg gegen die Ukraine hat uns gezeigt, wie wichtig solidarisches Handeln ist: Neben Geld haben wir durch die Hilfe unserer Gemeinschaft auch Sachspenden akquirieren können. Gleiches gilt auch für die Unterstützung der Flutopfer der Ahrtal-Katastrophe im letzten Jahr. Dass unser Verband und seine Mitglieder auch über die Landesgrenzen sozial handeln, stellen wir im Rahmen einer Serie in unserer Mitgliederzeitschrift BVOU-Infobrief regelmäßig vor. Das Magazin hat sich in den letzten Jahren als zur hochkarätigen Zeitschrift entwickelt, die fachliche Themen, Berufspolitik, BVOU-Serviceangebote, neue Projekte und Updates zur Weiter- und Fortbildung quartalsweise vereint.

Mit unserer Aktion Orthofit sprechen wir ab diesem Jahr erstmalig wieder die breite Öffentlichkeit direkt in den Schulen an. Ging es früher allein um die gesunde Fußentwicklung, haben wir nun die Kampagne „Haltung zeigen“ entwickelt und tragen diese in die Klassenzimmer.

Berufspolitisch hat der BVOU seine Hausaufgaben gemacht und dem Gesundheitsminister Vorschläge zu Reformthemen wie der Notfallversorgung oder der intersektoralen Vergütung gemacht. Die Rahmenbedingungen waren jedoch im gesamten Gesundheitssystem schon einmal besser. Ein schwerer Schlag für den ambulanten Bereich ist die von Prof. Karl Lauterbach angekündigte Streichung der im TSVG verankerten Budgetfreiheit für Neupatienten. Mit dieser Regelung war ein kleiner Schritt in Richtung Bezahlung in Euro und Cent gemacht worden. Diese Regelung ersatzlos zu streichen, ist nichts anderes als eine Honorarkürzung. Ein katastrophales und grundlegend falsches Signal!

Seit Jahren profitieren dagegen unsere Mitglieder von den zusätzlichen, konstanten Einnahmen aus unseren Selektivverträgen: Der TK Vertrag zu interventionellen Wirbelsäulentherapie, der OrthoHeroBKK-Vertrag, der Orthovertrag in Baden-Württemberg, der Vertrag mit der Allianz PKV, „Allianz gegen den Schmerz“, das Innofondprojekt OrthoKids in Baden-Württemberg, der Arthrosevertrag in Sachsen-Anhalt, unsere Verträge zum ambulanten Operieren

– BVOU-Mitglied zu sein zahlt sich im wahrsten Sinne des Wortes aus.

All diese Verträge wären nicht möglich, ohne das große Engagement unserer Mandatsträger – besten Dank dafür – dieses flächendeckende Engagement macht den Verband stark.

Weiterhin beschäftigt uns das Thema Telematikinfrastruktur (TI) und wir haben frühzeitig auf den Wahnsinn des Konnektorentausches hingewiesen. Das kommt heraus, wenn man Digitalisierung ohne Einbeziehung der Anwender durchpeitschen will. Als BVOU versuchen wir positive Gegenmodelle zu entwickeln, in den Digitalisierung einen echten Mehrwert bietet.

Beispiele dafür sind das Projekt OrthoHeroBKK, in dem eine APP für Eigenübungen in den orthopädischen Praxen ankommt.  Das Projekt OrthoKids, die Innofondstudie für die orthopädische Präventionsziffer, läuft über eine eigens entwickelte App.

Eine weitere Erfolgsgeschichte ist unser Informationsportal Orthinform, das monatlich 250.000 Besucher anzieht. Mit Orthinform erreichen wir die breite Öffentlichkeit und unterstützen unsere Mitglieder bei ihrer persönlichen Positionierung im Internet. Wir werden weiterhin unser Mitglieder App ausbauen.

Der Betrieb in Kliniken und Praxen wurde in den letzten Jahren nicht nur durch Corona sondern auch durch den allgemeinen Fachkräftemangel aufs Äußerste strapaziert. Die fehlende Wertschätzung der Politik (Stichwort Coronabonus) für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Praxen ärgert mich nach wie vor. Der BVOU wird aktiv und legt mit THANK YOU ein Bonusprogramm für die MFAs in Praxen auf.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, das Umfeld in Praxis und Klinik bleibt herausfordernd, wir stellen uns dem.

Würde ich den Beruf wieder wählen? Selbstverständlich! Ich persönlich habe den Schritt nie bereut. Ich empfinde meine Arbeit nach wie vor als den schönsten Beruf der Welt. Ich möchte nichts anderes machen, als Orthopäde und Unfallchirurg zu sein. Und Sie?

Sie sehen: Stark bleibt unser Verband nur, wenn wir eine breite und vollständige Repräsentanz in Orthopädie und Unfallchirurgie verkörpern. Helfen Sie uns und werden Sie Mitglied dieser starken Gemeinschaft. Jeder Einzelne zählt und ist eingeladen, sich in unserem Verband zu engagieren.

Viele Grüße

Ihr/Euer

Burkhard Lembeck