Archiv für den Monat: Oktober 2022

Umfrage: Rückkehr ins Berufsleben nach Hüft- oder Knieendoprothesenimplantation

Die wachsende Gruppe von Patient:innen im erwerbsfähigen Alter, die sich einer Hüft- oder Knieendoprothesenimplantation unterziehen müssen, stellt in Europa und weltweit eine zunehmende soziale und wirtschaftliche Belastung dar. Die Organisation des Gesundheits- und Sozialversicherungssystems kann einen Einfluss auf das Behandlungsergebnis und damit auf die Rückkehr in den Beruf haben. Wir haben einen Fragebogen entworfen, um einen Einblick in die Konzepte und die Praxis der Rückkehr ins Berufsleben sowie die wahrgenommenen Hindernisse und Facilitatoren beim Rückkehrmanagement in Dänemark, Deutschland und den Niederlanden gewinnen zu können. Wir würden es sehr begrüßen, wenn Sie diesen Online-Fragebogen ausfüllen würden. Das Ausfüllen wird etwa 10-15 Minuten in Anspruch nehmen. Klicken Sie unten, um den Fragebogen auszufüllen.

Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Mitarbeit,

Tamara Kamp (PhD Studentin, Department of Health Sciences and Orthopaedics, University Medical Center Groningen, The Netherlands)

Im Namen von

Prof. Dr. Djordje Lazovic (Universitätsmedizin Oldenburg, Uniklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie Campus Pius-Hospital, Oldenburg, Deutschland),

Prof. Dr. Soren Overgaard (Department of Orthopaedics, Copenhagen University Hospital, Bispebjerg; Dänemark)

Dr. Martin Stevens (Department of Orthopaedics, University Medical Center Groningen, The Netherlands)

Dr. Maaike G.J. Gademan (Department op Orthopaedics, Leiden University Medical Center, The Netherlands)

Prof. Dr. Sandra Brouwer (Department of health sciences, University Medical Center Groningen, The Netherlands)

Perspektive DVT – „Fallvorstellung | Knöcherne Verletzung am Trapezium“

Anamnese

Wir haben hier den Fall eines 9-jährigen Mädchens mit Sturz auf das rechte Handgelenk. Die Primärversorgung erfolgte in der Notfallambulanz, mit dementsprechenden Röntgenbildern des Handgelenkes in 3 Ebenen. In diesen Bildern konnte aufgrund der speziellen Art und Weise der Fraktur, beziehungsweise der Unübersichtlichkeit im Bereich der Handwurzelknochen an der betroffenen Stelle die Fraktur zunächst nicht festgestellt werden. Es wurde eine Ruhigstellung vor Ort für 5 Tage angeordnet.

Befund

Zudem sollte das Mädchen, da die Beschwerden doch ganz erheblich waren, sich nochmal bei einem niedergelassenen Kollegen zur weiteren Abklärung vorstellen. Sie stellte sich dann mit ihrer Mutter bei uns in der Praxis vor.

Im klinischen Befund zeigte sich eine Schwellung im Bereich des Daumensattel- und Daumengrundgelenks und mit einem deutlichen Druckschmerz im Bereich des Daumensattelgelenks. Der Radius Tabatière und die anderen Handwurzelknochen waren schmerzfrei. Wir haben uns dann nochmal die Röntgenbilder angeschaut, allerdings im Bereich der Knochen ohne Befund.

Befund DVT

Aufgrund der persistierenden Beschwerden haben wir uns dazu entschlossen, eine Aufnahme mit dem DVT anzufertigen. Durch die Darstellung der koronaren, sagittalen und axialen Aufnahmen, die man auf einen Blick hat, insbesondere mit einer zusätzlichen 3-D-Rekonstruktion, lässt sich das Handwurzelknochengelenk durchfahren. Wenn man sich die koronale Schnittebene anschaut, fällt die knöcherne Verletzung am Trapezium auf, die auch zur ärztlichen Diagnostik passte.

Therapie

Das Handgelenk wurde primär mit einer Gipsschiene ruhiggestellt. Anschließend wurde auf eine Handgelenksorthese mit Daumeneinschluss umgestellt und das Kind war nach 4 Wochen komplett beschwerdefrei.

Erschienen in: SCS Magazin | Ausgabe 6 | Frühjahr 2022

Digitale Volumentomographie mit dem SCS MedSeries® H22

SCS steht für Sophisticated Computertomographic Solutions und beschreibt die Lösung für die anspruchsvolle 3-D-Bildgebung mit höchster Strahlenhygiene, höchster Bildauflösung sowie höchster Zeitersparnis für Patient, Praxis und Arzt – als Win-Win-Win-Situation – gleichermaßen.

Der digitale Volumentomograph SCS MedSeries® H22 besitzt ein breites Indikationsspektrum und ist aus der Orthopädie und Unfallchirurgie nicht mehr wegzudenken. Mit dem platzsparenden Design findet das DVT in jeder Praxis einen Platz. Dank der hohen Strahlenhygiene und der Auflösung von bis zu 0,2 mm ist der digitale Volumentomograph auch in der Pädiatrie anwendbar. Die vom DVT ausgehende Strahlendosis kann unterhalb der täglichen terrestrischen Strahlendosis eingestellt werden und ist im Vergleich zur Computertomographie um bis zu 92 % geringer.

Die hochauflösenden Schnittbilder stehen, inklusive Rekonstruktionszeit, innerhalb von drei Minuten in multiplanarer Ansicht (axial, koronal, sagittal) sowie in 3-D am Befundungsmonitor zur Beurteilung durch den behandelnden Arzt zur Verfügung. Im Resultat ist es mit dem DVT möglich, eine 3-D-Schnittbilddiagnostik durchzuführen, die sehr strahlungsarm ist, eine exakte Beurteilung von Grenzflächen zwischen Metall- und Knochenstrukturen zulässt, und sehr einfach am Patienten anzuwenden ist.

Orthopädie am Gürzenich
Privatärztliche Gemeinschaftspraxis für Orthopädie, Sportmedizin und Fußchirurgie
Herr Dr. med. Guido Laps und Herr Oliver Pütz
Stadthaus Köln am Gürzenich
Große Sandkaul 2
50667 Köln
https://www.orthopaedie-am-guerzenich.de/

Reform der Notfallversorgung: gemeinsames Positionspapier und Empfehlungen

Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU)

Reform der Notfallversorgung: gemeinsames Positionspapier und Empfehlungen

Einleitung

Eine Reform der Notfallversorgung steht auf der Agenda des Bundesgesundheitsministeriums für 2022. Zahlreiche Vorgutachten bzw. Vorschläge liegen dazu vor. Hier erfolgt die fachärztliche Unterstützung aus dem Sektor Orthopädie und Unfallchirurgie (O und U).

Das folgende Eckpunktepapier beschäftigt sich mit der ambulanten Versorgung von Notfällen in Orthopädie und Unfallchirurgie, liefert eine kurze Analyse, erläutert wie eine leitliniengerechte Versorgung auszusehen hat und bietet konkrete, einfach umsetzbare Lösungsvorschläge.

Analyse der ambulanten Notfallversorgung im Bereich Orthopädie und Unfallchirurgie

Eine kürzlich erschienene Übersicht des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) (2) zeigt die Entwicklung der ambulanten Notfälle in Kliniken und im ärztlichen Bereitschaftsdienst.

  • Im Jahr 2019 wurde der ärztliche Bereitschaftsdienst der KVen demnach ca. 8,2 Mio. Mal, die Notfallambulanzen der Krankenhäuser 10,6 Mio. Mal in Anspruch genommen
  • Für die Versorgung standen im Jahr 2019 ca. 830 Bereitschaftspraxen (SGB V spricht von Portalpraxen) bundesweit zur Verfügung, an der Notfallversorgung nahmen ca. 1200 Krankenhäuser mit ihren Notfallaufnahmen teil
  • Für die Versorgung im Bereich Orthopädie und Unfallchirurgie waren es im Jahr 2019 ca. 6300 Facharztpraxen und ca. 1200 Krankenhäuser
  • Für die Versorgung von Arbeitsunfällen existieren im Jahr 2019 ca. 1.000 Ermächtigungen im Klinikbereich und ca. 2800 Ermächtigungen in den Praxen.

Zur Notfallversorgung in der Fachrichtung Orthopädie und Unfallchirurgie existieren keine bundesweiten Daten. Einen Anhaltspunkt liefern aber die Daten der KV Baden-Württemberg aus dem Jahr 2019. Die gesamte Notfallversorgung in Baden- Württemberg stützt sich auf 120 Portalpraxen und 200 Krankenhausambulanzen:

  • In den 200 Notfallambulanzen wurden 2019 insgesamt 1,2 Mio. Scheine abgerechnet., davon 485.000 werktags, 541.000 zur Unzeit (Wochenende und spät abends) und 248.000 nachts
  • Auf den Sektor O&U entfielen laut der vorliegenden Diagnoseverschlüsselung über 50 % (Kategorie S- und M-Diagnosen), wobei die akuten Verletzungen dominierten
  • In den 120 Portalpraxen, d.h. im ärztlichen Bereitschaftsdienst, wurden 2019 in Baden-Württemberg gleich viele Notfallscheine wie in den Notfallkrankenhäusern abgerechnet. Bei den Diagnosen dominierten akute Infektionen, aber O und U-Diagnosen machen mit ca. 20 Prozent (T und S Diagnosen) ebenfalls einen beträchtlichen Anteil aus
  • Der Bereich O und U dominiert in den Krankenhausnotaufnahmen das Notfallgeschehen: Unter den TOP 10 Diagnosen in den Krankenhäusern sind fünf sogenannte S-Diagnosen (akute Verletzungen). Weiterhin gehört die Behandlung von akuten, nichttraumatischen Schmerzzuständen, hier insbesondere Rücken-, aber auch akuten Gelenkschmerzen zu den Versorgungsleistungen, diese Diagnosen belegen Rang 8.
  • In den Portalpraxen in Baden-Württemberg machen orthopädisch-unfallchirurgische Diagnosen ca. 20 Prozent aus – in den Portalpraxen werden vor allen Dingen akute Infekte behandelt.

Notfallversorgung in Orthopädie und Unfallchirurgie anhand von Leitlinien

Für das Fachgebiet Orthopädie und Unfallchirurgie existiert eine Reihe von Leitlinien zur bestmöglichen Versorgung von akuten Erkrankungen und Unfällen:

  • Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es in der Erstversorgung von Unfällen in den allermeisten Fällen der fachärztlichen Expertise, insbesondere der diagnostischen Abklärung mittels Röntgen, Sonografie, der sorgfältigen Wundexploration bzw. der fachgerechten Versorgung mit Verbänden und/ oder Hilfsmitteln bedarf
  • Bei der Erstversorgung von akuten Rückenschmerzen oder Gelenkschwellungen sehen die Leitlinien zunächst die Diagnostik mittels Anamnese und klinischer Untersuchung als ausreichend an.
  • Erst im Falle sogenannter „Red Flags“ sollte die weitere Diagnostik und Therapie unmittelbar fachärztlich erfolgen. Red Flags beinhalten im Falle von Rückenschmerzen z.B. klinische Hinweise auf osteoporotische Sinterungsfrakturen, Bandscheibenvorfälle usw., im Falle von Gelenkschwellungen Hinweise auf ein bakterielles Geschehen. Gibt es diese klinischen Hinweise, dann sollte die weitere Diagnostik und Therapie unmittelbar durch einen Facharzt für O und U übernommen werden.

Empfehlungen aus den vorliegenden Gutachten

Die existierenden Gutachten beklagen vor allem eine Fehlsteuerung von Patienten, die einer dringlichen Notfallbehandlung nicht zwingend bedürfen, und als Folge daraus überlange Wartezeiten in den Notfallaufnahmen.  Als Konsequenz aus diesen Gutachten hat die letzte Bundesregierung den G-BA beauftragt, ein Konzept zur Ersteinschätzung zu erarbeiten, dieses liegt vor (1). Die Träger (DKG, KBV und GKV) konnten sich nicht in auf einen gemeinsamen Entwurf einigen, aber in vielen Punkten herrscht Einigkeit. Die konsentierten Empfehlungen werden im Folgenden analysiert.

  1. Standardisiertes Ersteinschätzungsverfahren

Vorgesehen ist, dass alle Notfallpatienten die Ersteinschätzung per Telefon, digital oder persönlich unverzüglich erhalten sollen. Minutenlange Warteschleifen sind inakzeptabel. Das Ersteinschätzungsverfahren selbst sollte innerhalb von zehn Minuten abgeschlossen sein.

In keiner Empfehlung ist vorgesehen, dass die Einschätzung durch einen Arzt vorgenommen werden muss, dieser sollte jedoch auf Zuruf erreichbar bzw. zuschaltbar sein.

Mit dem Ersteinschätzungsverfahren sollten die Dringlichkeiten priorisiert und Empfehlungen für eine geeignete Versorgung abgegeben werden. Bei verzögerter Dringlichkeit sollte die weitere Versorgung, z.B. im Regelbetrieb am nächsten Tag, nahtlos organisiert werden.

Kommentar aus der Sicht von O&U

Eine digitale unterstützte Ersteinschätzung ist zu begrüßen. Sie entlastet die Ärzte in den Krankenhausnotaufnahmen und hilft Bagatellen und nichtdringliche Fälle in die Regelversorgung zu überführen. Dazu bedarf es eines evaluierten digital unterstützen Ersteinschätzungsverfahrens, denn damit kann das Notfallsystem effektiv entlastet werden.

Um ein solches Ersteinschätzungsverfahren effektiv zu etablieren, sollte es aus unserer Sicht durch ein Ticketsystem ergänzt werden. Durch ein solches Ticket wäre der Patient der versorgenden Rettungsstelle oder Praxis als berechtigter Notfall vorab angemeldet, was für ihn eine kürzere Wartezeit bedeuten würde.

Patienten ohne ein entsprechendes Notfallticket nehmen die Rettungsstellen unberechtigt in Anspruch, verzögern die Behandlung von dringlicheren Notfällen und tragen zur Überlastung des Personals bei. Daher erscheint in diesem Fall eine Zuzahlung per nachträglicher Rechnung mehr als gerechtfertigt.

Die Patienten werden so durch verkürzte Wartezeiten und vermiedene Zuzahlungen gesteuert, am präklinischen Ersteinschätzungsverfahren teilzunehmen.

Findet die Ersteinschätzung „Inhouse“ statt, sollte auch dort ein evaluiertes Ersteinschätzungsverfahren durch nichtärztliches Personal zum Einsatz kommen. Dies ermöglicht es dann in den Rettungsstellen, eine verzögerte Priorisierung festzustellen und ggfs. den Verweis auf die Versorgung im Regelbetrieb.

Wer „Inhouse“ die Ersteinschätzung vornimmt – Rettungsstelle, Portalpraxis oder gemeinsamer Tresen – sollte vor Ort entschieden werden.

Empfehlungen BVOU und DGOU

  • Die Ersteinschätzung sollte möglichst im präklinischen Bereich vorgenommen werden
  • Dazu bedarf es eines evaluierten Ersteinschätzungsverfahrens
  • 112 und 116117 sollten dieses standardisierte Verfahren verwenden
  • Die Erreichbarkeit der 116117 muss deutlich und nachweislich verbessert werden, um effektiv steuern zu können
  • Der Patient sollte ein sogenanntes Ticket nach Ersteinschätzung erhalten, das helfen soll, Wartezeiten und Zuzahlungen zu vermeiden
  • Im Fall einer Ersteinschätzung „Inhouse“ sollte ebenfalls ein standardisiertes Verfahren zum Einsatz kommen
  • Wer die „Inhouse Steuerung“ übernimmt – ob gemeinsamer Tresen, Portalpraxis oder Rettungsstelle, sollte den Kollegen vor Ort überlassen werden.
  1. Schaffen eines Netzwerks von Partnerpraxen

Das Ersteinschätzungsverfahren dient der Priorisierung und Steuerung in den für die Therapie des Patienten bedarfsgerechten Sektor. Hierzu steht ambulant der allgemeinmedizinische oder fachärztliche Bereich zu Verfügung. Der allgemeinmedizinische Bereich wird durch die hausärztlichen Praxen bzw. durch die Portalpraxen vertreten. Der fachärztliche Bereich wird in Orthopädie und Unfallchirurgie vertreten durch kassenärztliche Praxen bzw. durch die D-Arztpraxen und durch die Klinikambulanzen.

Für den Bereich der Unfallversorgung sehen die Leitlinien eine Versorgung nach Facharztstandard O und U vor.

Zu jeder Zeit stehen bei Unfällen nur orthopädische-unfallchirurgische Klinikambulanzen zur Verfügung, da nur hier die notwendigen Ressourcen in personeller Hinsicht bzw. bei der Ausstattung vorhanden sind. Werktags stehen darüber hinaus qualifizierte orthopädisch-unfallchirurgische Praxen für die Unfallversorgung zur Verfügung. Dies gilt insbesondere für die D-Arztpraxen (2800 ambulante Ermächtigungen).

Weiterhin könnten sich für die ambulante Unfallversorgung orthopädisch-unfallchirurgische Praxen registrieren, die über entsprechende Qualifikationen wie Röntgen, Sonografie, Eingriffs- und Gipsräume verfügen. Diese Praxen müssen verpflichtend entsprechende Kapazitäten für Notfälle bereithalten.

Um den Patienten eine gute Übersicht über dieses Versorgungsnetzwerk zu geben, bietet sich das Angebot einer App an, die verunfallten Patienten eine Übersicht über Ambulanzen und Praxen in der Nähe gibt, ggfs. sogar ergänzt durch die Angabe von Wartezeiten.

Die sonstige Notfallversorgung im Bereich O und U, dies ist insbesondere der akute Rückenschmerz, kann zunächst durch den allgemeinmedizinischen Sektor geleistet werden, zu Unzeiten durch die Portalpraxen.  Wird durch die Ersteinschätzung eine aufgeschobene Priorisierung festgestellt, sollten hausärztliche bzw. fachärztliche Partnerpraxen entsprechende Slots bereithalten.

Empfehlungen BVOU und DGOU

  • Bei Unfällen Einbeziehen von geeigneten Praxen in ein Versorgungsnetzwerk
  • Übersicht über das Netzwerk in einer Unfall-App
  • Im haus- und fachärztlichen Bereich müssen Partnerpraxen am nächsten Werktag Termine für Patienten mit aufgeschobener Priorisierung bereithalten
  1. Finanzierung des Notfalldienstes

Die Bereitstellung einer gut erreichbaren und qualifizierten 24/7 Notfallversorgung, auch für ambulante Notfälle, zeichnet den Gesundheitsstandort Deutschland aus. Tatsache ist aber, dass bisher sowohl der ärztliche Bereitschaftsdienst der KVen als auch der Betrieb der Krankenhausnotaufnahmen ein Zuschussgeschäft sind:

Im KV-Bereich wird der defizitäre Notfallbetrieb mittels Kopfpauschalen und Umsatzabgaben seit Jahren subventioniert. Auch in den Kliniken ist der Unterhalt der Notfallambulanzen defizitär und muss demnach durch Erlöse aus dem stationären Bereich quersubventioniert werden.

Eindeutig gehört die Notfallversorgung in den Bereich der Daseinsfürsorge. Die ökonomische Logik spricht dagegen, Daseinsfürsorge fallzahlabhängig zu finanzieren. Niemand würde erwarten, dass die Berufsfeuerwehren ihren mangelnden Deckungsbeitrag durch Lohnabzüge ausgleichen.

Empfehlungen BVOU und DGOU

  • Um eine flächendeckende Versorgung zu erreichen, muss der ärztliche Bereitschaftsdienst bzw. die Vorhaltung einer Notfallambulanz als Mindestumsatz von den Krankenkassen vorfinanziert werden
  • Die erlösten Honorare sind als Abschlagszahlungen zu leisten. Unterdeckungen zum Mindestumsatz sind von den Kommunen bzw. Ländern zu übernehmen.
  • Honorare für die ambulanten Notfallambulanzen bzw. Praxen müssen Teil der extrabudgetären Vergütung sein, die von den Krankenkassen voll, ohne Abzüge und Mengenbegrenzung, bezahlt wird.
  • Partnerpraxen sind von der Verpflichtung zur Teilnahme am ärztlichen Bereitschaftsdienst zu entbinden

Zusammenfassung

Zur Verbesserung der Notfallversorgung im Bereich O und U bieten sich die folgenden Maßnahmen an, um die Probleme Wartezeit, Bedarfsgerechtigkeit und Unterfinanzierung zu beheben.

  • Standardisierte, digital unterstützte und bundesweit einheitliche Ersteinschätzungen sollten möglichst schon präklinisch stattfinden
  • Dazu muss die 116/117 ausgebaut werden
  • Ohne präklinische Ersteinschätzung löst die Inanspruchnahme einer Klinikambulanz zur Unzeit eine Zuzahlung aus
  • Die Klinik entscheidet, wer die standardisierte Ersteinschätzung vor Ort organisatorisch übernimmt
  • Bei Notfällen mit verzögerter Priorität müssen Partnerpraxen zu den werktäglichen Übernahmen bereitstehen
  • Partnerpraxen sind vom ärztlichen Bereitschaftsdienst zu befreien
  • Eine Unfall- App soll der Bevölkerung eine Übersicht über das Versorgungsnetzwerk von Praxen und Ambulanzen geben
  • Notfallversorgung ist Daseinsfürsorge und daher fallzahlunabhängig zu finanzieren

Dr. Burkhard Lembeck
Prof. Dr. Bernd Kladny
Prof. Dr. Dietmar Pennig

Quellen

  • Ersteinschätzungsverfahren: Vier Konzepte liegen vor, Dtsch Ärztebl 2022; 119(25): A-1120 / B-940, Kurz, Charlotte; Osterloh, Falk
  • Mangiapane S, Czihal T, von Stillfried D: The utilization of ambulatory emergency care and unplanned hospitalizations in Germany, 2010–2019. Dtsch Ärztebl Int 2022; 119: 425–6. DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0160
  • https://www.dguv.de/landesverbaende/de/med_reha/d-arzt-verfahren/d-arzt-verfahren/index.jsp

DKOU 2022: BVOU-Auszeichnungen auf dem Präsidentenempfang

Berlin – Zahlreiche Ehrungen und Preise werden auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) gekürt. Der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU) hat am Montag, den 24. Oktober 2022, die Hubert-Waldmann- und die Jürgen-Eltze-Plakette verliehen. Zusätzlich fand die Ernennung von einer Ehrenmitgliedschaft während des Präsidentenempfangs am Vorabend des DKOU 2022 statt. In der Eventlocation AXICA am Pariser Platz versammelten sich über 200 Gäste, um der besonderen Ehrung zu folgen. Dr. Burkhard Lembeck und Dr. Wolfgang Willauschus hielten die Laudatio für die BVOU-Verleihungen.

Prof. Dr. med. Hermann Locher erhält Hubert-Waldmann-Plakette

Die Hubert-Waldmann-Plakette ist die höchste Auszeichnung des BVOU und wird für außerordentliche Verdienste um das Fach Orthopädie und Unfallchirurgie verliehen. Benannt ist sie nach dem langjährigen Vorsitzenden Dr. Hubert Waldmann. Dieses Jahr ging die Auszeichnung an Prof. Dr. med. Hermann Locher. Prof. Locher ist Facharzt für Orthopädie in Tettnang, Schwerpunkt Orthopädische Schmerztherapie. Er ist Gründungsmitglied der Interdisziplinären Gesellschaft für orthopädische und unfallchirurgische Schmerztherapie (IGOST) und Lehrbeauftragter für Manuelle Medizin an der Technischen Universität München (Klinikum Rechts der Isar).

„Mit großer Dankbarkeit darf ich wahrnehmen, dass mein berufliches Lebenswerk in dieser Weise Beachtung findet. Ich erlebe diese Ehrung aber vor allem als Dank an all die überaus freundlichen und höchst engagierten Kolleginnen und Kollegen die es ausgehalten haben mit mir in zahlreichen Teams verschiedenster Couleur über viele Jahre effektiv und erfolgreich um wissenschaftliche, berufspolitische und ökonomische Fragestellungen zu kämpfen.“

Prof. Dr. Dr. Hoffmann ist BVOU-Ehrenmitglied

Der BVOU hat ein neues Ehrenmitglied ernannt: Prof. Dr. Dr. Reinhard Hoffmann war langjähriges Mitglied des Geschäftsführenden Vorstandes des BVOU sowie Vizepräsident des Verbands und erhielt während des Präsidentendinners seine Auszeichnung für langjährige Verdienste für den Verband.

Reinhard Hoffmann ist Mitglied in einer Vielzahl an Fachgesellschaften und Beiräten. Seit 1987 ist er Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), war dort als Vizepräsident im geschäftsführenden Vorstand der Fachgesellschaft und Leiter des berufsständischen Ausschusses aktiv, bis er 2013 die Präsidentschaft für die DGU und die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) übernahm. Von 2014–2015 war Hoffmann als stv. Generalsekretär und von 2016–2017 als Generalsekretär der DGOU tätig. Parallel hierzu war er 2014–2017 als Generalsekretär der DGU tätig. Innerhalb des Verbands leitender Orthopäden und Unfallchirurgen war er bis 2017 2. Vorsitzender im Landesverband Hessen. Von Oktober 2017 bis Oktober 2021 war er Vizepräsident des Berufsverbands Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU).

Prof. Dr. Dr. Hoffmann: „Ich fühle mich natürlich sehr geehrt und bedanke mich ausdrücklich.
Es gilt weiterhin, den BVOU noch stärker als bisher für die berufspolitischen Interessen auch der Kliniker zu positionieren, und damit einen wesentlichen Beitrag zur Überwindung der Sektorengrenzen zu leisten.
In diesem Sinne bleibt die arbeitsteilige Verzahnung unseres Berufsverbandes mit den wissenschaftlichen Fachgesellschaften auch zukünftig eine zentrale Aufgabe.
Das ist uns – als Team – unter anderem mit der Gründung unserer gemeinsamen Akademie AOUC bereits ein gutes Stück gelungen. Ich bin daher dankbar, dass ich hieran aktiv mitwirken durfte.“

Jürgen-Eltze-Plakette für Prof. Dr. med. Hans Raimund Casser

Prof. Dr. med. Hans Raimund Casser ist Ärztlicher Direktor des DRK Schmerz-Zentrum Mainz. Er ist Orthopäde, Arzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin: „Die Würdigung durch den BVOU ehrt mich sehr. Sie macht deutlich, dass die Schmerzmedizin auch bei den Orthopäden angekommen ist.“

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Journalistenpreis Orthopädie und Unfallchirurgie zeichnet drei Beiträge aus

Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) und der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) zeichneten in diesem Jahr drei herausragende Beiträge mit dem Deutschen Journalistenpreis Orthopädie und Unfallchirurgie (JOU) 2022 aus. Die Preise gingen an die Medienschaffenden Iris Bettray, Rüdiger Braun und Sabine Hoffmann. „Die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen wirken sich auch gravierend auf die Orthopädie und Unfallchirurgie aus. Es war uns ein besonderes Anliegen, neben einem exzellenten Artikel aus der klassischen Orthopädie auch Beiträge zu würdigen, die diese schwierige Situation überzeugend dargestellt haben“, fasst Juryvorsitzender Prof. Dr. med. Karsten E. Dreinhöfer das Ergebnis der Jurysitzung zusammen. Die JOU-Verleihung fand bei der Eröffnungsveranstaltung auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) statt.

Über die Preisträger und ihre Arbeiten:

Rüdiger Braun: Das Wunder der Hand, My Life
Die menschliche Hand ist ein Wunderwerk: Sie besteht aus 27 Einzelknochen, Sehnen, Bändern, Nerven und Muskeln – das Zusammenspiel aller Teile ist äußerst komplex. Der Autor Rüdiger Braun widmet sich diesem Thema in der Apothekenzeitschrift My life und beschreibt in beeindruckender Weise die vielfältigen Funktionen: Vom Bergsteigen bis hin zum feinmotorischen Spielen eines Instruments. Die Beweglichkeit und Präzision macht Braun dem Leser von der Evolution bis hin zur Roboterhand in anschaulicher und informativer Art deutlich. Ist die Hand einmal verletzt, kann die Medizin heute durch Operationen und rehabilitative Maßnahmen viel erreichen: Vom Wiedererlangen der Beweglichkeit bis hin zur Rekonstruktion.

Iris Bettray: Einsatzbereitschaft  im Krisenfall, Sagamedia für RTL
Der Beitrag berichtet über die Vorbereitung des Sanitätsregimentes auf den europäischen Konflikt. Im Ernstfall muss die Rettungskette für die humanitäre Hilfe bereitstehen, ob im Katastrophenfall, bei einem Terroranschlag oder im Krieg. Der Film zeigt das breite Aufgabenspektrum in der Orthopädie und Unfallchirurgie und die Anforderung, sich schnell und professionell auf sich wandelnde hochkomplexe Aufgaben und logistische Herausforderungen einzustellen. Der Einblick ist ungewöhnlich und ergreifend, wenn es darum geht, wie sich spezialisierte Ärzte auf den Einsatz in Krisengebieten vorbereiten. Durch das hochaktuelle Thema und die Vernetzung mehrerer Ebenen fesselt der Film die Zuschauenden bis zum Schluss.

Sabine Hoffmann: Krieg + Corona + Personalmangel + Streiks = Kollaps, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
Der Artikel zeigt eine aktuelle Belastungssituation an Kliniken in Deutschland. Während Patienten sich auf eine qualitative hochwertige Versorgung verlassen, kämpfen Kliniken Tag für Tag darum, den Alltagsbetrieb aufrecht zu erhalten. Denn aufgrund der Corona-Pandemie, des Personalnotstands und zusätzlichen Warnstreikaktionen mangelt es akut an Personal. Gleichzeitig werden kriegsverletzte Patienten erwartet, deren Versorgung besonders zeitintensiv ist. Der exzellent recherchierte Beitrag beschreibt die vielen Faktoren, die zur dargestellten Problematik führen und beleuchtet komplexe Zusammenhänge.

Seit 2010 würdigt der JOU jährlich herausragende Medienbeiträge zu orthopädisch-unfallchirurgischen Themen aus den Bereichen Print, Hörfunk, Fernsehen und Online. Der achtköpfigen Jury 2022 lagen 25 Bewerbungen vor. Jeder der Preisträger erhielt eine Dotation von 2000 Euro.

Der JOU-Jury 2022 gehörten an:

  • Prof. Dr. med. Karsten E. Dreinhöfer, Juryvorsitzender: Vizepräsident Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) sowie Chefarzt Orthopädie, Medical Park Berlin Humboldtmühle und Professor, Charité – Universitätsmedizin Berlin
  • Dr. phil. Thomas Gerst, Redaktion Deutsches Ärzteblatt
  • Dr. Annika Hättich, Leiterin Junges Forum O und U, Oberärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
  • Janosch Kuno, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit BVOU
  • Swetlana Meier, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit DGOU
  • Dr. Franziska Schwarck, JOU-Preisträgerin 2021
  • Prof. h.c. Dr. med. Almut Tempka, Stellvertretende Juryvorsitzende, Oberärztin, Ständige D-Arztvertreterin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie (CMSC), Charité – Universitätsmedizin Berlin
  • Anna Wittchen, Geschäftsstelle der Bevollmächtigten der Bundesregierung für Pflege

Der Bewerbungsschluss für den Journalistenpreis Orthopädie und Unfallchirurgie endete am 31. Juli 2022. Eingereicht werden konnten Beiträge, die zwischen dem 1. August 2021 und dem 31. Juli 2022 in einem deutschsprachigen Medium erschienen sind. Die Jury bewertete alle Beiträge in einem aufwendigen Sichtungsverfahren.

Weitere Informationen:
www.dgou.de
www.bvou.net

Kontakt für Rückfragen:
Swetlana Meier
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) e.V.
Straße des 17. Juni 106-108, 10623 Berlin
Telefon: +49 (0)30 340 60 36 -16 oder -00
E-Mail: presse@dgou.de

Janosch Kuno
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU e.V.)Straße des 17. Juni 106-108, 10623 BerlinTelefon: +49 (0)30 797 444 55E-Mail: presse@bvou.ne

Patienten endlich wieder ganz in den Mittelpunkt stellen

Patienten endlich wieder ganz in den Mittelpunkt stellen
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) startet in Berlin

Berlin, 25. Oktober 2022 – Unter dem Motto „Mit Begeisterung für unsere Patienten“ beginnt heute der Deutsche Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) in Berlin. Der DKOU, der von der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) sowie dem Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) ausgerichtet wird, gilt als bedeutendster Kongress des Fachs in Europa und zählt zu den größten Fachveranstaltungen für Orthopäden und Unfallchirurgen weltweit. Vom 25. bis 28. Oktober kommen rund 10.000 internationale Ärzte, Wissenschaftler und Branchenvertreter zu Vorträgen und Panels zusammen und rund 170 ausstellende Unternehmen präsentieren auf über 4.800 qm innovative Produkte aus O und U. Anlässlich der Kongresseröffnung stellten heute die drei Kongresspräsidenten aktuelle Entwicklungen ihrer Fachgebiete Orthopädie und Unfallchirurgie vor und warnten vor bedrohlichen Entwicklungen für die Qualität der Patientenversorgung.

Von Verletzungen des Bewegungssystems sowie den Volkskrankheiten Arthrose, Osteoporose und Kreuzschmerz sind in Deutschland Millionen Menschen betroffen. Orthopäden und Unfallchirurgen begleiten die Patienten ein Leben lang, von der Säuglings-OP bis zur Versorgung älterer Menschen mit Gelenkersatz. Auch bei traumatischen Ereignissen wie akuten Sportverletzungen oder Notfallereignissen sind Orthopäden und Unfallchirurgen an vorderster Stelle. Überall, wo orthopädische und unfallchirurgische Versorgung geleistet wird, ist eine leitliniengerechte, auf den Patienten individuell abgestimmte Behandlung zentrales Anliegen der Ärztinnen und Ärzte. „Medizin mit Mitgefühl – das ist unser Credo“, erklärten die drei Kongresspräsidenten Prof. Dr. Andreas M. Halder, Prof. Dr. Benedikt Friemert und Dr. Wolfgang Willauschus im Rahmen der Auftaktpressekonferenz. „Wir wollen unsere Patienten endlich wieder ganz in den Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit und unseres Handelns rücken.“ Sie grenzen sich damit explizit gegen zunehmenden ökonomischen Druck, gegen Überregulierungen durch die Politik sowie Fehlentwicklungen ab.

Traumaversorgung in bedrohlicher Schieflage
Wie wichtig eine funktionierende, reaktionsfähige Traumaversorgung ist, hat der Ukraine-Krieg gerade wieder vielen Menschen ins Bewusstsein gerückt. „Traumaversorgung ist und bleibt ein essenzieller Bestandteil der Daseinsfürsorge“, erklärt Prof. Dr. Benedikt Friemert, Kongresspräsident und Präsident von DGU und DGOU. „Daher gehört die Notfallversorgung inklusive ihrer Vorhaltungskosten in die öffentliche Hand.“ Nur so lasse sich die bestehende existenzbedrohende Unterfinanzierung der Traumaversorgung in Deutschland lösen. Denn Fakt ist: Immer mehr Kliniken ziehen sich aktuell aus der Notfallversorgung zurück, da sie die Kosten nicht mehr decken können; dies führt dazu, dass größere Kliniken gezwungen sind, immer mehr Notfallpatienten zu behandeln. Die Folgen sind finanzielle Schieflagen, überlange Wartezeiten und eine insgesamt instabile Versorgungsstruktur.
Der Reformbedarf in der Notfallversorgung in Deutschland ist bereits lange bekannt. So hatte der G-BA im Auftrag der letzten Bundesregierung ein Konzept erarbeitet, das die Kernprobleme Fehlsteuerung, Wartezeiten und Unterfinanzierung im Bereich der Notfallversorgung beheben soll. Dieses Reform-Konzept begrüßen DGOU und BVOU ausdrücklich. Ergänzend haben die Verbände jedoch konkrete Empfehlungen entwickelt, um Patientenströme besser zu strukturieren und effektiver zu steuern und die Unterfinanzierung zu beenden. Die Empfehlungen liegen in Form eines Positionspapiers der Politik vor. „Die bestehende Krise der Notfallversorgung in den Kliniken und Praxen muss schnellstmöglich ein Ende haben“, fordert Friemert. „Wir brauchen hier ein klares Bekenntnis der Politik und der Kostenträger.“

EU-Medizinprodukteverordnung erschwert sinnvolle Implantatversorgung
Sorge macht Orthopäden und Unfallchirurgen auch die neue Medizinprodukteverordnung (Medical Device Regulation, MDR), welche 2017 vom EU-Parlament erlassen wurde und nun auch in Deutschland in Kraft tritt. Sie regelt die Zulassung von mehr als 450.000 Medizinprodukten in Europa, zu denen auch Endoprothesen zählen. Ihre hohen, für neue Produkte sinnvollen Anforderungen gelten jedoch auch für Bestandsprodukte, die seit Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt werden, sodass die Hersteller zu Rezertifizierungsverfahren gezwungen werden. Da für viele Unternehmen der Aufwand der Re-Zertifizierung jedoch in keinem Verhältnis zum Verkaufserlös älterer Produkte steht, ziehen sich die Unternehmen zurück, erste Produkte sind bereits nicht mehr verfügbar. „Bewährte Endoprothesen und andere Produkte sind bereits dabei, vom Markt zu verschwinden“, sagt Prof. Dr. Andreas M. Halder, Kongresspräsident, Präsident der DGOOC und stellvertretender Präsident der DGOU. „Für uns Operateure bedeutet das, dass wir die Versorgung von Patienten mit Gelenkersatz nicht mehr auf dem bisherigen Niveau erbringen können.“ Operateure verwendeten notgedrungen andere Implantate als bisher, mit denen sie u.U. weniger Erfahrung hätten und für die keine Langzeitergebnisse vorlägen. Die DGOU begrüße zwar grundsätzlich die MDR-Initiative, da sie zu mehr Sicherheit aller Medizinprodukte führen soll; für langjährig bewährte Produkte seien die Vorgaben jedoch ethisch nicht vertretbar und wissenschaftlich nicht sinnvoll.

Patienten profitieren vom Innovationsmotor Endoprothetik und von Qualitätssicherung
Aktuell erhalten rund 400.000 Patienten jedes Jahr in Deutschland ein künstliches Hüft- oder Kniegelenk. Dass Endoprothesen immer besser passen und immer weniger Restschmerz oder Bewegungseinschränkungen zurücklassen, liegt an einem stetigen Innovationsprozess in der Endoprothetik. „Längst schon nutzen wir Navigationssysteme, um die Implantatpositionen möglichst exakt zu bestimmen,“ erläutert Halder. „Technologien wie der Operationsroboter setzen sich immer mehr durch und sorgen für eine millimetergenaue Implantation. Vor allem bei Knieprothesen, die sehr exakt implantiert werden müssen, ist dies ein großer Vorteil: hier profitieren Patienten besonders von den robotergestützten Verfahren.“ Zum Erfolg der Endoprothetik trägt auch das seit 2012 geführte Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) bei. Hier sind bereits über zwei Millionen Operationen erfasst, was das EPRD zum zweitgrößten Endoprothesenregister Europas macht. Die Endoprothetik habe aufgrund neu entwickelter technischer Möglichkeiten in den letzten 20 Jahren extreme Fortschritte hinsichtlich Präzision und Sicherheit der Eingriffe sowie Haltbarkeit der Endoprothesen erzielt, so Halder. Das EPRD sichere verlässlich die Qualität der Endoprothetik in Deutschland und sei in jeder Hinsicht eine Erfolgsgeschichte.

Prävention von Sportverletzungen anlässlich der Fußball-WM im Fokus
Auch die Prävention von Sportverletzungen gehört zum breiten Arbeitsgebiet von O und U. Wie wichtig diese Leistungen gerade für junge Sportlerinnen und Sportler sind, rückt anlässlich der Fußball-WM, die ab November in Katar stattfindet, auch Laiensportlern deutlich ins Bewusstsein. „Durch die WM in Katar wird auch hierzulande wieder die Zahl der Kinder und Jugendlichen steigen, die in den Vereinen den Profis nacheifern“, erklärt Dr. Wolfgang Willauschus vom Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU). „Hier gilt es zu handeln! Einfache Empfehlungen helfen bereits im Vorfeld, Verletzungen zu vermeiden.“

Zu den zentralen Empfehlungen der Orthopäden und Unfallchirurgen zählen: Nicht zu früh auf Fußball spezialisieren, sondern auch andere Sportarten wie Schwimmen, Radfahren oder Turnen betreiben; dem Körper nach jedem Spiel oder Training Zeit zur Erholung geben; das Training immer mit Übungen zum Aufwärmen beginnen; zu den eigenen körperlichen und technischen Fähigkeiten stehen; auf die Tagesverfassung achten; geeignetes Schuhwerk nutzen und bei Schmerzen oder geschwollenen Gelenken einen Arzt aufsuchen. „Und wenn es dann doch passiert und man sich verletzt, gilt folgender Rat: Die Schnelligkeit, mit der die Profis fit werden, ist nicht der Maßstab für uns Laien“, so Willauschus.

Hier finden Sie die Pressemappe.

Bitte beachten Sie: in diesem Jahr bieten wir mit „Meet the Experts“ ein neues exklusives Format für Pressevertreter*innen – hier stehen Ihnen ausgewählte Expert*innen für Life-Interviews im unmittelbaren Anschluss an ihre Vorträge zur Verfügung. Details dazu finden Sie unter https://dkou.org/presse/

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„Wir brauchen Reformen anstatt Empfehlungen!“

Berlin – Mit Verabschiedung des GKV-FinStG räumt sich das Bundesministerium für Gesundheit künftig die Möglichkeit ein, „Empfehlungen für eine stabile, verlässliche und solidarische Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung zu erarbeiten.“ Der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands e.V. (SpiFa) kritisiert dabei den besonderen Fokus auf die Ausgabenseite und befürchtet einen weiteren Reformstau.

„Eine vorwiegend ausgabenorientierte Gesundheitspolitik ist keine solide Grundlage für ein nachhaltiges und resilientes Gesundheitswesen. Wir brauchen strukturelle Reformen anstatt Empfehlungen seitens der Bundesregierung“, so Dr. Dirk Heinrich, Vorstandsvorsitzender des SpiFa. „Mit einer reinen Politik nach Haushaltslage zementiert sie den Zustand unseres Gesundheitswesens, anstatt Probleme und Missstände aufzulösen. Reformen kosten Geld. Sie brauchen Mut, Gestaltungswillen und stabile Ansätze zur Finanzierung. Die Fachärztinnen und Fachärzte Deutschlands erwarten, dass die Ampelkoalition diese bald liefert.“

Der stellvertretende 2. Vorsitzende des SpiFa Dr. Helmut Weinhart ergänzt: „Reformvorhaben finden sich genug im Koalitionsvertrag der Ampelparteien. Jetzt wird es aber Zeit, diese auch anzugehen und mit Leben zu füllen. So beispielsweise die sektorenverbindende Versorgung.“ Die von der Bundesregierung angestrebte Einführung einer neuen DRG-Hybridform könnte ein adäquates Mittel sein, Abschottung der Sektorengrenzen durch sektorenverbindende Versorgungsstrukturen endlich zu überwinden und die Fragen des Leistungsrechts, des Leistungskataloges oder der Vergütung obsolet zu machen. „Dass immer noch zu viele medizinische Leistungen stationär erbracht werden, weiß auch die Gesundheitspolitik. Jetzt heißt es handeln. Vom Vorantreiben der Ambulantisierung der Medizin profitieren dann auch die GKV-Finanzen. So funktioniert ‚Stabilisierung‘“, so Weinhart weiter.

Ein Konzept dafür, wie die Worthülse „Hybrid-DRG“ ausgestaltet werden könnte, hat der SpiFa bereits 2019 vorgelegt. Das „Konzept zur Struktur und Vergütung ärztlich intersektoraler Leistungen“ ist zeitnah umsetzbar und erfährt nicht nur seitens der Fachärzteschaft breite Akzeptanz. Hierzu Vorstandsmitglied Jörg Karst: „Wer zügig und zeitnah eine gute Patientenversorgung an der Schnittstelle ambulant-stationär umsetzen möchte, hat mit diesem Konzept alle notwendigen Bausteine zur Hand. Jegliches Zögern der Bundesregierung wird allerdings wie bisher eine Reform verhindern und damit auch weitere damit einhergehende Reformvorhaben ausbremsen.“

Das Konzept ist beim SpiFa erhältlich und online abrufbar unter spifa.de/positionen .

Perspektive DVT – „Überzeugt durch Qualität und moderne Technik“

Im Herzen Kölns hat die privatärztliche Gemeinschaftspraxis „Orthopädie am Gürzenich“ der beiden Gründer und Inhaber Dr. med. Guido Laps und Oliver Pütz seit 2015 ihren Sitz. Dr. med. Laps ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, mit operativem Schwerpunkt im Bereich der Fuß- und Sprunggelenkchirurgie. Sein Kollege, der Kölner Sportorthopäde Oliver Pütz, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Sportmedizin und Chirotherapie, behandelt seine Patienten rein konservativ, mit dem Schwerpunkt „Sportorthopädie & Wirbelsäule“.

Zusammen bieten sie ihren Patienten auf Grund der langjährigen, qualifizierten Erfahrung und Expertise speziell in der Sportorthopädie die gesamte Bandbreite aus Orthopädie und Sportmedizin, Fuß- und Sprunggelenkchirurgie, sowie der konservativen Therapie von chronischen und akuten Wirbelsäulenerkrankungen an.

„Zeit ist ein wichtiges Gut“ – eine essenzielle Philosophie, nach der die Ärzte in ihrer Praxis arbeiten. Daher hat die individuelle, auf den Patienten zugeschnittene, intensive, bestmögliche Diagnostik, Beratung und Behandlung auch den höchsten Stellenwert. Die Implementierung des SCS MedSeries® H22 im Februar 2019 trägt dazu bei, diese Philosophie noch effektiver umzusetzen. Die digitale Volumentomographie in der Orthopädie am Gürzenich unterstützt seither die Fachärzte in ihrer Befundung. Mit uns haben Dr. med. Laps und Herr Pütz über ihre Erfahrungen gesprochen, die sie seit der Anschaffung gewinnen konnten.

Die Kaufentscheidung nach der Beratung

Als regelmäßiger Besucher der großen Kongresse für Fuß- und Sprunggelenk kam Dr. med. Laps zum ersten Mal auf einem Messestand der Firma SCS mit der dreidimensionalen DVT-Bildgebung in Berührung. „Das Interesse hat sich über einen Zeitraum von ein, zwei Jahren entwickelt, in denen ich angefangen habe, mich mit dem Prinzip dieser Bildgebung und den Möglichkeiten auseinanderzusetzen, die sich daraus – gerade für uns Fußchirurgen – ergeben. Ich habe mich damit befasst und dann aktiv den Kontakt zu SCS gesucht.“

Die Strahlenhygiene des DVT war für die beiden Ärzte ein wichtiger Punkt in der Kaufentscheidung, weshalb sie dahingehend durch ausführliche Beratungsgespräche in der Praxis sichergehen wollten, dass ihre Anforderungen an das H22 künftig auch erfüllt werden. „Da wir beide regelmäßig Kinder und Heranwachsende im Rahmen unseres sportorthopädischen Schwerpunktes oder des fußchirurgischen Schwerpunktes haben, wollten wir uns doch vergewissern, dass die Angaben zur Strahlenbelastung sicher sind. Wir wollen uns darauf verlassen können, dass die Strahlenbelastung eben so ist, wie sie angepriesen wird und wie das im Verhältnis zu unserem bereits vorhandenen, digitalen zweidimensionalen System aussieht. Im Rahmen einer intensiven, gemeinsamen Kommunikation haben wir uns von den Fakten und Studien überzeugen lassen und in 2019 wurde das H22 letztlich bei uns installiert.“ 

Qualifizierte Unterstützung – von Anfang an

Wer sich für die Implementierung eines DVT entscheidet, dem steht das Team von SCS jederzeit zur Seite – von der Raumplanung, der Installation des Systems, über die Einweisung bis hin zur Betreuung danach. In der Privatpraxis am Gürzenich ging der Einbau des H22 reibungslos vonstatten.

Dr. med. Laps betont vor allem die Unterstützung, die er während der Installation erhalten hatte: „Man muss wirklich objektiv sagen, das lief immer! Die Zusammenarbeit und die Kooperation, was die Unterstützung, den Support durch die Techniker, sowohl im Hard- als auch im Softwarebereich angeht, waren wirklich immer 1a. Sowohl die Installation und Einweisungen vor Ort als auch die weitere Begleitung liefen sehr gut. Wenn man etwas benötigte, war auch gerade zu Beginn dieser Einarbeitungsphase immer jemand da, den man regelmäßig fragen konnte, was sehr angenehm war. Wir haben diese Möglichkeit genutzt, auch wenn wir eigentlich nie große technische Schwierigkeiten oder andere Ausfälle hatten. Wenn mal irgendetwas nicht so funktionierte, wurde das sehr umgehend und zeitnah behoben. Danach begann so langsam das Sammeln der praktischen Erfahrungen und das Kennenlernen des Gerätes.“ 

Vielseitig einsetzbar

Für den Sportorthopäden Oliver Pütz, der seinen Schwerpunkt in der konservativen Behandlung von Sportverletzungen sowie akuten und chronischen Wirbelsäulenerkrankungen hat, musste das DVT zunächst zusätzliche Überzeugungsarbeit leisten. „Ich habe mich zu Beginn erst mal mitinspirieren lassen, da die Indikationen in unserer Praxis für mich eher den fußchirurgischen Schwerpunkt abdeckten. Da war ich anfangs relativ skeptisch, sage ich auch ganz offen. Bei meiner Klientel habe ich den Nutzen noch nicht so ganz gesehen. Das hat sich aber dann geändert, insbesondere bei Sportverletzungen, die eine primär schnelle Diagnostik bedurften, und wo man weiß, dass vielleicht bei einer nativ radiologischen Untersuchung Informationen verloren gehen und man am Ende doch eine hochauflösendere Bildgebung benötigt. Bei Indikationen wie Handwurzelknochenverletzungen, insbesondere Skaphoid-Frakturen oder aber Ellenbogenverletzungen, Radiuskopf- und Halsfrakturen, habe ich das DVT dann für mich so peu à peu entdeckt. Was meinen Wirbelsäulenschwerpunkt angeht, habe ich ebenfalls angefangen, es einzusetzen, weil die Bildgebung bei Beschwerden der Halswirbelsäule, insbesondere im Bereich des oberen Drittels, also Kopfgelenk, Atlas, zweiter Halswirbel oder auch Kiefergelenkbeschwerden bei Menschen mit craniomandibulären Dysbalancen, chronischen Nackenbeschwerden und rezidivierenden Blockaden wirklich sehr wertig und der normalen Röntgendiagnostik überlegen ist.“

Der Arzt merkt an, dass die Darstellung, wie sie das DVT bietet, zusätzliche Möglichkeiten für Planung von chiropraktischen Behandlungen und Therapie der Halswirbelsäule bietet. Durch die multiplanare Darstellung kann man genau sehen, wie die statischen Begebenheiten der einzelnen Wirbelkörper zueinanderstehen, insbesondere in den in der 2-D-Röntgendiagnostik schwierig zu beurteilenden Abschnitten der ersten drei Wirbelkörper, wodurch die Behandlung kann genauer und gezielter geplant und durchgeführt werden. Auch lassen sich die Kiefergelenke, häufig mit pathologischen Veränderungen bei der Cranimandibulären Dysbalance (CMD), hervorragend darstellen. Darüber hinaus hat den Mannschaftsarzt der Deutschen Basketballnationalmannschaft die unmittelbare Diagnostik überzeugt: „Was die Sportverletzungen angeht, wird von uns Profi- und Hobbysportler betreuenden Ärzten immer gefordert, dass wir eine sehr schnelle Diagnostik durchführen, um zeitnah fatale Dinge, wie z. B. eine Fraktur, auszuschließen. Im unübersichtlichen Areal, wie zum Beispiel die Hand- und Fußwurzelknochen, ist die hochauflösende digitale Volumentomographie von SCS eigentlich alternativlos.“

Bessere Befundung dank 3-D-Aufnahmen unter Belastung

Die Implementierung eines H22 in der eigenen Praxis bringt viele Vorzüge bei der Befundung. Gerade der fußorthopädische Bereich profitiert von der Möglichkeit, 3-D-Aufnahmen unter Belastung aufzunehmen. Diese Meinung teilt auch Dr. med. Guido Laps, der in dieser Tatsache seinen größten, persönlichen Vorteil des DVT sieht: „Also, es ist ja bei uns in der Fußchirurgie so, dass wir speziell bei Fehlstellungen und komplexen Deformitäten im Rück- und Vorfußbereich leitliniengemäß standardisierte Röntgenbilder am belasteten Fuß durchführen. Das DVT ist zurzeit die einzige Aufnahmetechnik, die es uns Fußchirurgen ermöglicht, den dreidimensionalen Fuß unter Belastung zu beurteilen. Speziell in diesem Bereich sucht die Aufnahmetechnik mit dem DVT seinesgleichen“. Vor allem der zukünftige Einsatz der dreidimensionalen digitalen Winkelanalyse, die die Software des DVT vollautomatisch volumetrisch gewichtet berechnen kann, wird die präoperative Planung und postoperative Verlaufskontrolle bei Fehlstellungen deutlich effizienter und exakter machen.

Das DVT besticht die herkömmlichen Röntgenmethoden aber auch in weiteren Bereichen, wie Dr. med. Laps berichtet: „Ich muss auch sagen, dass zum Beispiel alles, und das bezieht sich jetzt nicht nur auf den Fuß, was mit Ausschluss von freien Gelenkkörpern zu tun hat, natürlich viel besser im DVT darzustellen ist, als in jeder anderen Röntgenaufnahme. Überall da, wo wir bisher projektionsbedingt mit der Überlagerung von Knochen zu tun hatten, also v.a. im Handwurzelknochen- und im Lisfranc- und Chopartbereich, sind die Strukturen und möglichen Pathologien nun deutlich exakter diagnostizierbar. Speziell wenn ich in diesem Bereich operiere und Arthrodesen, also Gelenkversteifungen durchführe, war das im Röntgen nie hundertprozentig klar, wie die knöcherne Durchbauung voranschreitet. Man konnte dies nur sehr schwer beurteilen. Hier wäre, bzw. war ein CT indiziert, aber das hat man natürlich auf Grund der hohen Strahlenexposition sehr sorgfältig abgewogen. Gerade in diesem Bereich ist es unendlich wertvoll, jetzt ein genaues Bild vom Grad der Verknöcherung im Laufe der Zeit zu haben, da dort viele Pseudoarthrosen, also Nicht-Heilungen, resultieren können.“

Mehr Zeit für den Patienten

„Das System hat vor allem den Praxisablauf erleichtert und ökonomisiert“, bemerkt Oliver Pütz, wenn es um das Nutzungsverhalten des DVT geht. „Unsere Mitarbeiterinnen machen lieber ein DVT als ein aufwendiges Röntgenbild, weil das viel einfacher zu handhaben ist.“ Ein Vorteil, der nicht nur für das Praxisteam gilt, denn auch die Patienten profitieren davon. „Der Aufwand für die Mitarbeiterinnen und die Patienten hat sich deutlich reduziert. Wir haben eine viel genauere und schnellere Diagnostik und am Ende sparen wir dadurch auch tatsächlich Zeit in Kombination mit einer besseren Bildqualität.“ Die ersparte Zeit wird dann wiederum in den Patienten investiert. Das ist ein zusätzlicher Aspekt, auf den auch Dr. med. Laps besonders stolz ist. Denn durch die hohe Auflösung und die detaillierte Bildgebung lassen sich die Befunde mit den Patienten nach der Aufnahme ausführlich besprechen. Somit stärkt das DVT die Praxisphilosophie, denn am Ende bleibt mehr Zeit, um sich um den Patienten zu kümmern. „Das ist für den Patienten etwas völlig Neues und auch ein Laie kann erkennen, dass man auf diesen Bildern eben viel mehr sieht. Das heißt, das Verständnis für diese Bildgebung ist bei vielen Patienten auch einfach da, wenn man sich die Zeit nimmt. Und das machen wir hier in unserer Praxis immer, weil wir dankbarerweise auch die Zeit haben, den Befund wirklich detailliert mit dem Patienten durchzugehen. Das macht es sehr einfach, Behandlungen und Vorgehensweisen zu begründen. Und wie gesagt, die Qualität letzten Endes, dadurch dass wir einfach mehr erkennen konnten, kommt dann ja auch dem Patienten zugute.“

Der veränderte Praxisalltag

Die Entwicklungen durch das H22 machen sich innerhalb der Praxis auf viele Arten bemerkbar. Abgesehen davon, dass in den Praxisräumen ein neues Gerät steht, das von den Mitarbeiterinnen bevorzugt genutzt wird, hat der regelmäßige Einsatz der neuen Bildgebung auch für ein Umdenken bei den beiden Fachärzten gesorgt. „Von der Frge ‚Sollen wir jetzt eigentlich eine Aufnahme mit dem DVT machen? Oder doch erstmal Röntgen und entscheiden dann, anhand des Röntgenbildes, ob man noch ein DVT braucht?‘ sind wir zu ‚Warum sollen wir eigentlich überhaupt noch konventionell röntgen, wo wir doch ein DVT haben‘ übergegangen.“ Entscheidend für dieses Umdenken war für Dr. med. Laps die viel höhere Aussagekraft, die diese neuen Bilder haben. „Es ist tatsächlich so, dass ich immer wieder Dinge sehe, die in anderen Bildgebungen nicht zu erkennen sind. Natürlich überwiegend knöcherne Befunde und auch auf Grund dessen kann ich teilweise neue Therapieoptionen oder OP-Indikationen stellen, die ich vielleicht so nicht gestellt hätte. Die SCS Bildgebung ist wirklich wegweisend für viele Fußchirurgen, auch für mich. Etwas, das teilweise sogar eine Änderung im Ablauf einiger Operationstechniken zur Folge hatte, ist die Tatsache, dass ich den Fuß, und eben auch den Vorfuß und den Ballenbereich in der koronaren Ebene so darstellen kann, dass ich jetzt sehr einfach und sehr genau sehen kann, wie tief die Mittelfußköpfchen unter Belastung positioniert sind. Das hat gerade bei dem Beschwerdebild der Metatarsalgie, dem unspezifischen Ballenvorfußschmerz, in Kombination mit der minimalinvasiven Chirurgie, die jetzt immer mehr Einzug hält, dazu geführt, dass ich dadurch teilweise OP-Strategien und Techniken geändert habe.“

Die abschließenden Worte an die Kollegen der O&U

Die beiden Ärzte der Orthopädie am Gürzenich in Köln hat das DVT in den eigenen vier Wänden seit der Implementierung trotz anfänglicher Skepsis überzeugt. Für Kollegen, die sich gerade selbst in der Entscheidungsphase befinden und mit dem Gedanken spielen, sich die SCS Bildgebung anzuschaffen, haben die beiden Kollegen noch eine Botschaft: „Das ist eine Win-Win-Win-Situation. Der Patient profitiert von der herausragenden und strahlenreduzierten Bildgebung sowie der Zeitersparnis, die auch dem Arzt und der Praxis zugutekommt.“

Orthopädie am Gürzenich
Privatärztliche Gemeinschaftspraxis für Orthopädie, Sportmedizin und Fußchirurgie
Herr Dr. med. Guido Laps und Herr Oliver Pütz
Stadthaus Köln am Gürzenich
Große Sandkaul 2
50667 Köln
https://www.orthopaedie-am-guerzenich.de/

„Die Ambulante Medizin ist eine Planwirtschaft geworden“

Der Bamberger Orthopäde Dr. Wolfgang Willauschus (60) ist in diesem Jahr der Kongresspräsident für den Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie, der vom 25. bis 28. Oktober in Berlin stattfindet. Wir wollten unter anderem von ihm wissen, wie die Corona-Pandemie seinen Arbeitsalltag beeinflusst und warum ein Präsenz-Kongress deutliche Vorteile gegenüber Videokonferenzen hat. Auch spricht er über den Wandel seines Berufs.

Wie haben sich die Anforderungen an die Orthopäden im Laufe der Zeit geändert?
Dr. Wolfgang Willauschus: Es ist alles schwieriger geworden. Die Anforderungen steigen in allen Bereichen, es muss insbesondere mehr dokumentiert werden. Die Ausgaben und die Löhne für die Angestellten steigen jährlich, die Vergütung allerdings nur um Bruchteile, das muss man kostendeckend hinbekommen. Die ambulante Medizin ist eine Planwirtschaft geworden, ein Spagat zwischen: Was lohnt sich wirtschaftlich und was kann ich medizinisch machen? Und das neue Versorgungsgesetz verpflichtet uns Orthopäden, pro Woche fünf Stunden für Notfälle freizuhalten. Aber wir erhalten nur dann eine Vergütung, wenn auch Patienten erscheinen. Von einem freien Beruf kann hier nicht mehr die Rede sein.

Was hat sie am Beruf gereizt?
Dr. Willauschus: Ich wollte eigentlich Biochemiker werden, aber der NC lag damals bei 0,8, das hätte ich nicht geschafft. Die Alternative wäre eine Schreinerlehre gewesen. Aber mir schwebte vor, eine handwerkliche Tätigkeit mit wissenschaftlichem Denken zu kombinieren – und kam auf die Orthopädie. Die verbindet beides perfekt.

Welche Herausforderungen erwarten Sie in der Zukunft?
Dr. Willauschus: Die Menschen werden älter und bewegen sich weniger. Das bedeutet mehr degenerative Erkrankungen wie Arthrose und Osteoporose. Wir müssen schauen, wie wir die Menschen wieder in Bewegung bekommen.

Wie sehen Sie die Versorgungslage allgemein? Gibt es genug Ärztenachwuchs?
Dr. Willauschus: Die Hausärzte haben da ja schon länger Probleme und auch bei den Orthopäden ist es schwieriger geworden. Wir sind in meiner Praxis zu fünft, finden keinen Nachfolger für Kollege Nummer sechs. Viele neue Orthopäden bleiben im Krankenhaus. Die Versorgungslage ist schwieriger geworden, besonders auf dem Land. Die Menschen müssen bis zur nächsten Praxis längere Wege in Kauf nehmen. Und bei den jungen Kollegen kommt hinzu, dass sie mehr auf die Work-Life-Balance achten und weniger Arbeitsbelastung möchten. Zusätzlich wäre eine Aufhebung der Budgetierung der ärztlichen Honorare, wie sie die neue Regierung bei den Hausärzten entschieden hat, auch bei den Fachärzten gut. Budgetierung ist eine Maßnahme, die gesetzlich festlegt, dass pro Kalenderjahr in einem bestimmten Ausgabenbereich für alle Versicherten der Gesetzlichen Krankenversicherung nur eine Geldmenge ausgegeben werden darf. Es kommt bei diesem planwirtschaftlichen Instrument häufig am Ende eines Jahres vor, dass die geplanten Ausgaben bereits aufgebraucht sind, auch wenn wir versuchen, unnötige Ausgaben zu vermeiden. Das heißt, man arbeitet irgendwann umsonst.

Wie bei vielen Fachärzten ist es bei Orthopäden oft schwer, einen Termin zu bekommen. Woran liegt das? Gibt es nicht genug? Was ist, wenn ich ein akutes Problem habe, zum Beispiel einen Bandscheibenvorfall?
Dr. Willauschus: Der Hausarzt würde einen derartigen Notfall sofort zum Orthopäden schicken, das klappt in der Regel noch am gleichen Tag. Da funktioniert unser ärztliches Netzwerk. Auch die für Notfälle vorgehaltenen fünf Stunden pro Woche haben das verbessert. Bei selbst ernannten Notfällen ist es da schon schwieriger. Aber es gibt ja auch noch die Terminvermittlung der Krankenkassen. Und wir sind hier immer noch besser dran, als beispielsweise in England. Dort gibt es keine niedergelassenen Fachärzte. Da wartet man schon mal bis zu sechs Monate auf einen Termin.

Gab es wegen Corona eigentlich mehr Patienten?
Dr. Willauschus: Eigentlich nicht. Zu Hochzeiten der Pandemie waren nur Notfälle im Sprechzimmer. Aber es gab mehr ambulante Operationen, weil viele Patienten nicht ins Krankenhaus wollten.

Sie sind einer der drei Präsidenten des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie, der im Herbst in Berlin stattfinden soll. Wie wichtig ist Netzwerken in Corona-Zeiten? Netzwerken ist immer wichtig, und gerade jetzt, wo man so lange nicht mehr im persönlichen Austausch war, wäre es schön, wenn die Veranstaltung wieder in Präsenz stattfinden kann. Die Kollegen sehnen sich danach und hoffen, dass das klappt. Es ist immerhin der zweitgrößte Kongress dieser Art auf der Welt mit bis zu 11.000 Besuchern pro Tag, das Ganze geht eine Woche. Das Wichtigste dabei sind nicht nur die Vorträge, sondern die Infos, die man zwischendurch bekommt. Zum Beispiel, wenn man gemeinsam einen Kaffee trinkt oder Mittagspause macht. Das hat uns allen die vergangenen zwei Jahre gefehlt.

Das Interview führte Miriam Schnurr
Redaktion Obernburg
Verlag und Druckerei
Main-Echo GmbH & Co. KG

 

BVOU-Publikumspreis: Bitte abstimmen!

Berline – Erstmalig verleiht der BVOU in diesem Jahr auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) Publikumspreise. Dabei wird das Auditorium in die Auswahl der Preisträger einbezogen. Es stimmt via App über jeden Vortrag ab.

Bewertungskriterien für jeden Vortrag sind:

  • Inhalt
  • Erkenntnisgewinn
  • Praxisrelevanz
  • Präsentation
  • Diskussion

Die Abstimmung geschieht über die O&U Events App App (Desktopversion der App), die sich interessierte Teilnehmer zuvor herunterladen (Playstore/Applestore) müssen. Weitere Infos in dem Video unten.

Folgende Sitzungen sind für den BVOU-Publikumspreis ausgewählt:

1)
Sitzung: BP16 Konservative Arthrosetherapie
Datum:  26.10.2022
Zeit: 11.00 – 12.00 Uhr

2)
Sitzung: BP29 Kreuz-Darmbein-Gelenk (SIG) kompakt
Datum:  28.10.2022
Zeit: 9.00 – 10.30 Uhr

3)
Sitzung: BS42 Arthroskopie bei Kindern
Datum:  28.10.2022
Zeit: 9.00 – 10.30 Uhr

4)
Sitzung: BP30 Sonographie in der orthopädisch/unfallchirurgischen Praxis: Bald verschwunden?
Datum: 28.10.2022
Zeit: 11.00- 12.00 Uhr

5)
Sitzung: IN35 Enthesiopathien
Datum: 28.10.2022
Zeit: 11.00 – 12.30 Uhr

6)
Sitzung: BS45 Spinalkanalstenose der HWS & LWS
Datum:  28.10.2022
Zeit: 16.30 – 18.00 Uhr

Für jede ausgewählte Sitzung wird ein Gewinner gewählt. Die Gewinner werden auf der DKOU-Abschlussveranstaltung am Freitag, 28.10 ab 18.15 Uhr ausgezeichnet.

Anschließend werden die Gewinner dazu eingeladen, ihren Beitrag zu vertonen und für die Nutzung in BVOU-Qualiltätszirkeln landesweit zur Verfügung zu stellen. 

Wir bitten alle Vorsitzenden, zu Beginn jeder Sitzung noch einmal auf den Publikumspreis hinzuweisen und die Teilnehmenden der jeweiligen Sitzung zum Voting zu animieren.