Archiv für den Monat: September 2023

Podcast mit Dr. Helmut Weinhart zum Thema Ambulantisierung

Hinter den Kulissen läuft aktuell gerade ein großes Tauziehen um die Ambulantisierung operativer Leistungen. Über die Ambitionen der operativen Fächer sprach die ÄrzteZeitung mit BVOU-Vize Dr. Helmut Weinhart im „ÄrzteTag“-Podcast.

Was die aktuell im parlamentarischen Verfahren steckende Gesetzesänderung für niedergelassene Ärzte bedeuten würde, das erläutert Dr. Helmut Weinhart, stellvertretender Vorsitzender des Spitzenverbands Fachärzte Deutschlands (SpiFa), im „ÄrzteTag“-Podcast. Der Orthopäde führt auch Beispiele aus seinem Fachgebiet an, die sich für die Ambulantisierung eignen würden.

Zudem erläutert Weinhart die Vorstellungen der niedergelassenen Vertreter zur Vergütung dieser Leistungen und gibt Einblicke in die Interessenlage der verschiedenen Akteure und das Tauziehen um Vergütung und Leistungskatalog, das im Hintergrund im BMG und innerhalb der Koalition abläuft.

Quelle: Ärztezeitung

Perspektive DVT – „Für uns hat sich eine völlig neue diagnostische Welt erschlossen“

Für die orthopädische Gemeinschaftspraxis „Orthopädie & Unfallchirurgie“ in Siegburg lautet der Leitspruch, dass eine positive Beeinflussung des Heilungsverlaufs nur möglich ist, wenn die Patienten ihre Erkrankung verstehen. Die Fachärzte Dres. med. Markus Kuttenkeuler und Frank Schmähling sind seit 2011 in den Räumen der Praxisgemeinschaft tätig und setzen sich dafür ein, ihren Patienten die bestmögliche Diagnostik anzubieten. Die Praxis bietet eine breite Palette an bewährten und innovativen Gesundheitsleistungen und behandelt Patienten sowohl operativ als auch konservativ.

Gemeinsam möchten sie erreichen, bereits eingetretene Krankheiten nach den modernsten Erkenntnissen aus der Wissenschaft zu therapieren, entstehende Krankheitsursachen frühzeitig zu identifizieren und diesen im Sinne einer Gesundheitsoptimierung vorzubeugen.

Um ebendiesem Ziel und dem Leitspruch der Praxis auch weiterhin zuverlässig nachzukommen, ist es für die Ärzte wichtig, auch die Ausstattung immer auf dem aktuellen Stand der Technik zu halten. Mit der Entscheidung, das SCS MedSeries®H22 in die Praxis implementieren zu lassen, kamen sie dem Wunsch nach, den Strahlenschutz für Patienten zu optimieren, während sie gleichzeitig auf hochauflösende Bilder zugreifen können.

Seit der Installation hat sich das System sogar als Primärdiagnostik etabliert – in unserem Interview erklären die Ärzte, wie es zu dieser Entscheidung kam und wie sich die SCS Bildgebung seither im Alltag auf den Workflow auswirkt.

Eine genaue Diagnostik verändert die Therapie

Von Anfang an hat das SCS MedSeries®H22 DVT in der Praxis der Herren Dr. Kuttenkeuler und Dr. Schmähling für eine stetige Verbesserung der eigenen Diagnostik gesorgt. Die hohe Auflösung des Systems, das Bilder in 0,2 mm Schichtdicke und multiplanarer Ansicht erstellt, trägt dazu einen enormen Teil bei. Herr Dr. Schmähling, der besonders in der Sportmedizin tätig ist, schätzt diesen signifikanten Vorteil sehr:

„Gerade bei Überlastungsfrakturen hat mir das DVT schon häufig extrem viele Zusatzinformationen geben können. Durch die hohe Auflösung der Bilder kann ich diese einfach viel besser beurteilen – speziell bei Knochenstrukturen, die ich im 2-D-Röntgen nie gesehen hätte.“

Seinem Kollegen, Herrn Dr. Kuttenkeuler, verhilft dieser Vorzug zu einer viel genaueren Diagnostik, wie er anhand eines Beispiels erzählt:

„Ich hatte eine Patientin, bei der ich in der Aufnahme mit der SCS Bildgebung eine riesige Knochenzyste im ersten Mittelfußknochen gesehen habe und ich bin mir sicher, dass diese in der überlagerten 2-D-Diagnostik niemals entdeckt worden wäre. Das war ein reiner Zufallsbefund, der die anschließende Therapie allerdings maßgeblich beeinflusste.”

In einem weiteren Fall, erzählt der Facharzt, habe er eine Weber-A-Fraktur ausmachen können, eine ganz kleine Absprengung an der Spitze, von der er überzeugt ist, dass sie im Nativröntgen aufgrund von Überlagerungen nicht zu sehen gewesen sei. „Entsprechend habe ich diese Fraktur natürlich ganz anders behandelt, als wenn es sich nur um eine Verstauchung gehandelt hätte.“

Die neuen Aufnahmen, die auch eine 3-D-Rekonstruktion bieten, begeistern nicht nur die beiden Ärzte und das Team, sondern auch die Patienten. Für diese sei gerade die Rekonstruktion ein praktisches Tool, um ihre Verletzungen sehr anschaulich darzustellen. „An unserem zweiten Monitor zeigen wir den Patienten die Bilder, wovon sie immer sehr angetan sind. Oft erzeugt das einen richtigen Wow-Effekt.“

Unnötige Strahlung vermeiden dank SCS als Primärdiagnostik

Dadurch, dass die 3-D-Bilder einen viel höheren Informationsgehalt mit sich bringen, etablierte sich die SCS Bildgebung in der Orthopädischen Gemeinschaftspraxis bald als Primärdiagnostik. Dies lag nicht nur an der klaren Auflösung der Aufnahmen, sondern auch an vielen weiteren Faktoren, wie zum Beispiel der geringen Strahlenbelastung, die während der Untersuchung auf den Patienten einwirkt. Wissenschaftliche Studien bestätigten, dass die Dosis unter Einsatz des SULD-Protokolls so weit gesenkt wird, dass sie sogar unter der des herkömmlichen 2-D-Röntgens eingestuft werden kann, ohne dabei die hohe Bildqualität zu beeinflussen. Herr Dr. Kuttenkeuler sieht den Einsatz des Systems besonders in den folgenden Bereichen:

„In unserer Praxis sind OSG-Distorsionen, Prellungen am Fuß, Knöchelverletzungen, Vorfußdeformitäten und Stressfrakturen im Hand- und Fußbereich die häufigsten Indikationen. Für diese nutzen wir das SCS MedSeries®H22 als Primärdiagnostik, da wir den Patienten dadurch sehr viel Strahlung ersparen können. Für mich ist das einfach die First-Line-Diagnostic.”

Für Herrn Dr. Kuttenkeuler, dem die Optimierung des Strahlenschutzes für seine Patienten schon immer am Herzen lag, war der Umstieg auf die SCS Bildgebung als Primärdiagnostik daher der richtige Schritt: „Für mich ist das sehr eindrucksvoll und der Gewinn für unsere Patienten hat sich hinsichtlich der Strahlenbelastung und der Sensitivität als wirklich enorm herausgestellt.“

Vorallem für die Fußchirurgie ist es signifikant, Aufnahmen im be- oder entlasteten Zustand erstellen zu können – ein weiterer Punkt, weshalb das SCS MedSeries®H22 primärdiagnostisch eingesetzt wird, erklärt Herr Dr. Kuttenkeuler:

„Das DVT kommt uns enorm entgegen, da wir die Knie oder die Füße unter natürlicher Körperbelastung abbilden können. Damit stellen wir den Chirurgen immer die perfekten Vorinformationen bereit – das ist im Endeffekt wirklich entscheidend.“

Der Patient im Fokus – von der Erstvorstellung bis zur Entlassung

In der orthopädischen Gemeinschaftspraxis hat sich der Betrieb der eigenständigen 3-D-Bildgebung inzwischen nicht nur für die Ärzte, sondern auch die Patienten als vorteilhaft erwiesen, lässt uns Herr Dr. Schmähling wissen:

„Dank der neuen Diagnostik sind wir endlich nicht mehr gezwungen, die Patienten in eine andere Praxis zu schicken. Wir können die Aufnahmen selbst einstellen, die Verletzungen eigenständig abbilden und beurteilen – ein besonderer Vorzug für unsere Patienten.“

Für die Patienten ist der Wegfall der langen Terminketten eine große Erleichterung und gerade im Bereich der Sportmedizin ist es wichtig, Verletzungen zeitnah zu behandeln, um die Menschen schnellstmöglich wieder zurück in die Belastung entlassen zu können.

„Die Untersuchung mit dem DVT unterstützt den Workflow der Praxis ungemein. Der Patient ist innerhalb weniger Minuten untersucht und ich kann mit ihm die Therapie planen. Beim herkömmlichen CT oder im MRT müssen wir erst mehrere Wochen warten, bis der Patient wieder bei uns ist und ich muss mich neu in den Fall hineindenken.“

Die medizinischen Fachmitarbeiter bevorzugen inzwischen ebenfalls die SCS Bildgebung, da sich die Lagerung der Patienten sehr einfach gestaltet. Für die Aufnahmen im DVT müssen die Patienten keine komplizierten Positionen einnehmen, die diese oftmals als schmerzhaft und unbequem empfinden.

„Der Entfall der Lagerung geht mit einer enormen Zeitersparnis einher. Die Bilder sind schnell verfügbar und die Software ist intuitiv und leicht zu bedienen und das, obwohl sie sehr viele zusätzliche Funktionen hat, die man gut nutzen kann“, erzählt Herr Dr. Schmähling und Herr Dr. Kuttenkeuler ergänzt: „In unserer Praxis war es schon immer wichtig, dass wir uns viel Zeit für den einzelnen Patienten nehmen. Die Zeitersparnis hilft dabei, noch mehr Raum für unsere Behandlungsgespräche zu schaffen.“

Die zahlreichen Vorteile, von denen die Patienten profitieren, bleiben diesen natürlich besonders im Kopf. Auf die Praxis hat das wesentliche Auswirkungen, da sie durch den Einsatz des DVT als modern wahrgenommen und entsprechend auch der Familie und den Freunden empfohlen wird – etwas, das Herrn Dr. Kuttenkeuler bereits aufgefallen war:

„Eine exzellente Diagnostik mit anschließender individueller und zielführender Therapie spricht sich eben unter den Patienten herum – so kommt es inzwischen auch schon vor, dass wir gezielt darauf angesprochen werden.“

Diagnosesicher in die Zukunft

Die beiden Fachärzte sind vom Einsatz des DVT in der eigenen Praxis in vielerlei Hinsicht überzeugt. Herr Dr. Schmähling weist auch auf den besonderen Service hin, auf den sich das Team jederzeit verlassen konnte: „Die Betreuung, die wir während der gesamten Projektphase erhielten, war wirklich großartig. Wir wurden vom Erstkontakt an immer kompetent beraten und unsere Fragen ließen sich schnell und professionell klären.“

Abschließend fasst Herr Dr. Kuttenkeuler die Vorteile des eigenständigen 3-D-Betriebes nochmals zusammen:

„Die hohe Auflösung des SCS MedSeries® H22 hilft uns im Alltag wirklich sehr, da sie trotz der geringen Strahlendosis so viele Veränderungen klar und deutlich sichtbar macht, die im herkömmlichen Röntgen einfach verborgen geblieben wären. Das trägt natürlich enorm zur Diagnosesicherheit bei und letztlich kommt all das dem Patienten zugute, den wir durch die bestmögliche Versorgung schnell wieder in einen gesunden Alltag entlassen möchten.”

Interessierte Ärzte, die sich mit der SCS Bildgebung auseinandersetzen und diese live und vor Ort erleben möchten, stehen die Türen der Orthopädischen Gemeinschaftspraxis offen, lässt uns Herr Dr. Kuttenkeuler noch wissen: „Diese Diagnostik bringt einen großen Mehrwert für die Orthopädie und Unfallchirurgie mit sich, daher bin ich der Meinung, dass sich jeder Arzt, der seine Patienten vollumfänglich und nach den modernsten Methoden behandeln möchte, das SCS MedSeries® H22 genauer anschauen sollte. Wir sind hochzufrieden damit, dass wir uns damals für die Implementierung des DVT entschieden haben. Man sieht einfach so viel mehr und für mich hat sich dadurch eine völlig neue diagnostische Welt erschlossen.“

Erschienen in: SCS Magazin | Ausgabe 11 | Sommer 2023

Orthopädie & Unfallchirurgie®
Orthopädische Gemeinschaftspraxis
Dr. med. M. Kuttenkeuler
Dr. med. F. Schmähling
Wilhelmstraße 55-63
53721 Siegburg
www.orthopaeden-siegburg.de

Orthopädisch, Technische, Fachassistenz, Orthopädie, MFA, Medizinische, Fachangestellte, Unfallchirurgie

Weiterbildung zur Orthopädisch-Traumatologischen Fachassistenz (OTF)

Wir freuen uns sehr, dass wir die Weiterbildung zur Orthopädisch-Traumatologischen Fachassistenz (OTF) mit der Hilfe von Dr. Christoph Weinhardt und Birgitt Krenz wiederbeleben konnten und somit das erfolgreiche Konzept in Kürze fortführen werden.

Die neue Seminarreihe zeichnet sich durch drei Lernmodule aus:

  1. Digitale Fortbildungsmodule zur Bearbeitung ohne Zeitdruck
  2. Warm-up-Webinar zur Rekapitulation und Falldiskussion – Termin 12.01.2024 als Videokonferenz
  3. Abschlusskurs: Eintägiges Seminar mit praktischen Übungen am 27.01.2024 in Berlin

Nach erfolgreichem absolvieren der digitalen Fortbildungsmodule nehmen Sie an einem Webinar zur Rekapitulation des Erlernten und zur Besprechung interessanter Fälle aus der Praxis teil. Dieses Webinar findet kurz vor dem abschließenden Präsenzseminar statt und macht Sie noch einmal fit für den letzten Teil des Curriculums. Während des Präsenzseminars werden Sie dann selbst aktiv. Bei den vielen praktischen Übungen werden Sie von unserer erfahrenen Faculty unterstützt, die sich für die Seminare extra zur Verfügung stellen. Die digitalen Fortbildungseinheiten inkl. der aufgezeichneten Webinare stehen den Teilnehmern auch nach Kursende zur Verfügung.

Tickets
Sie können die gesamte Reihe im Paketpreis buchen oder aber einzelne Module, sofern Ihnen noch welche fehlen. Wenn Sie den BVOU-Mitgliederpreis wählen, muss ihr Vorgesetzter Mitglied im BVOU sein. Bitte geben Sie dann bei der Buchung die Mitgliedsnummer an.

Termine

  • Die digitalen Online-Module werden auf unserer Veranstaltungsplattform präsentiert und können dort von Ihnen in eigenem Tempo bearbeitet werden.
  • Das Warm-up-Webinar findet am Freitag, den 12.01.2024 von 14.00 bis 17.00 Uhr als Videokonferenz statt.
  • Das eintägige Abschlussseminar findet am Samstag, den 27.01.2024 in Berlin statt.


​​​​​​​Hintergrund zur Kursreihe
Die optimale Versorgung von orthopädisch-traumatologischen Patienten in Klinik und Praxis basiert auf einer Teamleistung, in der Ärzte, Pflege und Assistenzpersonal Hand in Hand arbeiten.
Gerade in Praxen fehlt jedoch häufig die Zeit für eine kontinuierliche Weiter- und Fortbildung des Assistenz­personals. Dafür haben wir gemeinsam mit der ADO die zertifizierte Weiterbildung des medizinischen Assistenzpersonals zur „orthopädisch-traumatologischen Fachassistenz (OTF)“ entwickelt.
Das Angebot richtet sich an junges Assistenzpersonal und ist fokussiert auf Themen rund um die praktische Versorgung von Notfällen im orthopädischen und traumatologischen Alltag einer Klinik oder Praxis.
Dabei wird theoretisches Wissen (Anatomie, Frakturlehre, Materialkunde von Cast/Gips/Hilfsmittel) und praktische Fähigkeiten (Gipsen, Casten, Taping etc.) vermittelt.
Renommierte Experten aus Orthopädie und Unfallchirurgie sowie erfahrene Tutoren vermitteln Theorie und Praxis berufsbegleitend in Online-Modulen und festigen das Erlernte Wissen mit Ihnen gemeinsam durch Webinare und einen Präsenztag mit praktischen Übungen. 

Hinweis
Gern können Sie auch später in die Kursreihe einsteigen oder die Module einzeln buchen. Das OTF-Abschlusszertifikat erhalten alle Teilnehmer, die alle Module sowie den Präsenztag am Ende der Kursreihe erfolgreich absolviert haben. 
Es werden auch nach dem 27.01.2024 weitere Präsenztage folgen.

Weitere Informationen
Für weitere Fragen stehen Ihnen die Kolleginnen der ADO unter ado@bvou.net zur Verfügung. 

 

 

Neue BVOU-Einkaufsvorteile im September

Berlin – BVOU-Mitglieder können sich ab diesem Monat auf viele neue Vergünstigungen freuen: Ob Gewürze, Bademode, Gartenartikel oder Versicherungen – der BVOU bietet seinen Mitgliedern vielfältige Angebote. Stöbern lohnt sich.

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Verhandlungsergebnis unbefriedigend: KV-System muss die Konsequenzen ziehen

Berlin – „Das Ergebnis der Finanzierungsverhandlungen zwischen Kassenärztlicher Bundesvereinigung und den Gesetzlichen Krankenkassen ist mehr als unbefriedigend. Ein Ergebnis von unter vier Prozent deckt weder die Inflation noch den Kostendruck in den Praxen durch die seit Jahren andauernde Unterfinanzierung“, erklärt Dr. Dirk Heinrich als Vorsitzender für den Virchowbund und den Spitzenverband Fachärzte Deutschlands (SpiFa).

Der Virchowbund hatte kürzlich als ersten Ausgleich für Inflation und Kostenexplosion in diesem Jahr ein notwendiges Plus von 15 Prozent errechnet.

„Mit diesem Abschluss wird die Finanzierungsgrundlage für die ambulante Versorgung nicht mehr in ausreichendem Maße zur Verfügung gestellt. Die finanzielle Schieflage wird den Verfall der ambulanten Versorgung in einer Art beschleunigen, wie wir sie noch nicht erlebt haben: Die schon jetzt massive Unzufriedenheit der Praxisärzte wird weiter steigen, vorzeitige Praxisabgaben werden zunehmen, noch mehr Arztsitze unbesetzt sein“, stellt Dr. Heinrich fest.

Um das Ausbluten der ambulanten Versorgung zu stoppen, ist es mehr denn je erforderlich, alle Fachgruppen unter den niedergelassenen Ärzten endlich zu entbudgetieren, fordern Virchowbund und SpiFa gemeinsam.

Zudem wird jetzt aber auch eine politische Reaktion von den Kassenärztlichen Vereinigungen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung erwartet: „Nach diesem Abschluss der Finanzierungsvereinbarungen und dem erfolglosen Verstreichen des Ultimatums an Bundesgesundheitsminister Lauterbach ist es für das KV-System jetzt an der Zeit, das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen. Die Phase der Problembeschreibung und des Lamentierens ist vorbei. Jetzt müssen KVen und KBV in den Aktions-Modus schalten“, fordert Dr. Heinrich.

Nach wortreichen Kundgebungen müsse jetzt ein Aktionsplan mit konkreten Reaktionen, politischen Initiativen und einem Eskalationsszenario auf den Tisch. „Die KVen haben dafür die Mittel und die Wege. Sie benötigen nur den entsprechenden Mut, gegebenenfalls in Konflikt mit der Aufsicht zu gehen. Wir Praxisärzte stehen am Scheideweg, ob das KV-System noch Interessenvertretung der Ärzte oder bereits Exekutiv-Organ staatlicher Gesundheitspolitik ist“, betont Dr. Heinrich.

„Dazu gehört auch, den Praxisärzten Wege aufzuzeigen, wie sie mit den Ergebnissen dieser Gesundheitspolitik in ihrer Praxis umgehen können, beispielsweise durch Einschränkung des Leistungsangebotes“, so Dr. Heinrich. Aus den Worten müssen jetzt Taten folgen. „Als erster Schritt bietet sich ein Aufruf für den bundesweiten Protesttag am 02.10. an.“

Quelle: SpiFa

Stimmung in ambulanter Versorgung auf dem Tiefpunkt

Die Stimmung unter den 185.000 in Deutschland niedergelassenen Haus- und Fachärzt:innen sowie Psychotherapeut:innen ist auf einem historischen Tiefpunkt angelangt. Waren noch 2019 lediglich 30 Prozent der Befragten mit ihrer Situation in der Niederlassung unzufrieden, stieg dieser Wert in den beiden Folgejahren bereits auf 41 (2020) bzw. 45 Prozent (2021) an. Anfang 2023 haben schon 55 Prozent der Niedergelassenen ihre berufliche Situation als schlecht bzw. sehr schlecht eingeschätzt.

Die Bewertung der Rahmenbedingungen für die Berufsausübung fällt für die einzelnen Fachgebiete unterschiedlich aus. So schätzten die Praxisinhaber:innen in den Fachgebieten Psychotherapie sowie Psychosomatische Medizin und Psychotherapie ihre Lage vergleichsweise positiv ein. Von ihnen beschrieben nur 37 bzw. 45 Prozent ihre Situation in der Niederlassung als schlecht oder sehr schlecht. Im Gegensatz dazu kamen jeweils über 70 Prozent der Inhaber:innen gynäkologischer und orthopädischer Praxen zu einer negativen Bewertung. Im größten Fachgebiet der hausärztlichen Allgemeinmedizin und Inneren Medizin wurde die Lage von 60 Prozent der Niedergelassenen als schlecht bis sehr schlecht bewertet.

Das sind die Kernergebnisse einer Umfrage im Rahmen des Zi-Praxis-Panels (ZiPP), mit dem das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) die Stimmung in den knapp 100.000 Arzt- und Psychotherapiepraxen in Deutschland beleuchtet hat. An der jüngsten ZiPP-Erhebung nahmen 3.401 Praxisinhaber:innen teil.

„Unser Barometer zeigt ein besorgniserregendes Stimmungsbild in den ambulanten ärztlichen und psychotherapeutischen Praxen in Deutschland. Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden bewertet die Rahmenbedingungen für ihren Praxisalltag zutiefst negativ. Das ist ein mehr als deutliches Warnzeichen. Kostensprünge und Bürokratielast zehren die Praxen aus. Mangelnde Wertschätzung durch die Politik und handfeste wirtschaftliche Nachteile demotivieren die Praxisinhaber:innen zunehmend. Diese äußert sich unter anderem in zahllosen Regressandrohungen, im Zwang eine dysfunktionale Telematikinfrastruktur implementieren zu müssen, die den Praxisbetrieb lahmlegt, und in der unzureichenden Weiterentwicklung der Finanzierung durch die Krankenkassen. Die Folge: Der medizinischen Versorgung werden die Praxen ausgehen. Wer aufhört, findet immer seltener Nachfolgende für die Praxis “, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.

Unter Verweis auf den anstehenden Generationswechsel in den Praxen, forderte Stillfried, dass die Rahmenbedingungen für die Niederlassung attraktiver gestaltet werden müssten: „Schon jetzt sind bundesweit fast 6.000 Arztsitze unbesetzt, weil die Niederlassung im Vergleich zu anderen Möglichkeiten der ärztlichen Berufstätigkeit an Attraktivität eingebüßt hat. Von der Schließung sind auch Medizinische Versorgungszentren mit angestellten Ärztinnen und Ärzten bedroht. Denn die ambulante ärztliche Versorgung ist chronisch unterfinanziert. Aktuell besteht eine Finanzierungslücke von 1,8 Milliarden Euro. Und die Praxen werden immer weiter abgehängt: Während die Krankenkassen für ärztliche und psychotherapeutische Behandlungen im 1. Quartal 2023 nur um 1,6 Prozent mehr ausgegeben haben, schnellten die Ausgaben für Krankenhäuser mit 7,7 Prozent nach oben. In der Sorge um eine Existenzsicherung der Kliniken wird leider immer wieder übersehen, dass die Praxen das Fundament der medizinischen Versorgung in Deutschland sind. Sie behandeln weit mehr als das Zwölffache dessen, was Krankenhäuser ambulant leisten. Fallen die Praxen zunehmend aus, werden Lücken gerissen, die die jetzt schon völlig überforderten Krankenhäuser niemals werden füllen können. Die Politik kann das Ruder herumwerfen oder sehenden Auges in den Praxenkollaps steuern“, mahnte der Zi-Vorstandsvorsitzende.

Manuelle Medizin – mehr als bloßes Einrenken

Im Interview mit Dr. med. Hein Schnell berichtet der Experte über die faszinierende Welt der manuellen Medizin. Die sanfte Methode der Behandlung von Funktionsstörungen des Bewegungsapparates ermöglicht es, Rückenschmerzen, Gelenkprobleme und Verspannungen effektiv zu lindern. Doch wie lassen sich Kompetenzen auf dem Gebiet am besten vermitteln? Der Kursleiter des ADO-Workshops Manuelle Medizin am 25.10.23 in Berlin kennt darauf eine Antwort.

Welche manuellen Kompetenzen lehren Sie im DKOU Workshop, die nicht schon im Studium und der Weiterbildung vermittelt werden?
Dr. Hein Schnell: Gut, dass Sie das ansprechen. Manuelle Kompetenzen gehen leider in den letzten Jahren zusehends verloren und werden immer weniger vermittelt. Wichtig ist uns, dass die Teilnehmenden sensibilisiert werden für ihr eigenes Tastvermögen, viele sind sich dessen nämlich gar nicht bewusst. Die Teilnehmenden werden erstaunt sein, was man alles tasten kann.

Welche praktischen Übungen werden in dem DKOU-Workshop durchgeführt, um das palpatorische Empfinden zu schulen und anatomische Strukturen zu tasten?
Dr. Schnell: Wir werden sowohl an speziellen Haptik-Kits den Tastsinn schulen, als auch gegenseitig knöcherne und myofasziale Strukturen palpieren. Wichtig wird hierbei die anatomische Orientierung sowie auch das Detektieren feiner Nuancen in der Gewebetextur, die wir anfangen werden wahrzunehmen.

Wie unterstützt der Workshop das Verständnis des Tastens und der manuellen Diagnostik? Können Sie ein Beispiel für eine typische manualmedizinische Befundung nennen, die in diesem Workshop erlernt wird?
Dr. Schnell: Wir werden einen grundlegenden Algorithmus kennenlernen und verstehen, was eine segmentale Dysfunktion (vulgo: Blockierung) eigentlich ist. Und, die Teilnehmenden werden nach dem Workshop in der Lage sein, im Bereich der HWS-Nackenregion typische myofasziale Befundkonstallationen zu erkennen und zu behandeln.

Wie wird vermittelt, welche therapeutischen Wirkungen durch die manuelle Medizin erzielt werden können?
Dr. Schnell: Hierzu wird es einen interaktiven Vortrag geben, bei dem gemeinsam eine Schema-Skizze erarbeitet wird, aus der die neurophysiologischen Zusammenhänge klar werden. Auf diese Skizze werden wir in den praktischen Teilen dann immer wieder zurückkommen.

Gibt es spezifische Indikationen, die zur Durchführung manualmedizinischer Interventionen führen?
Dr. Schnell: Die Indikation zur manualmedizinischen Intervention ergibt sich immer aus dem Vorliegen einer Funktionsstörung. Diese kann mit und ohne, bzw. wegen einer Strukturpathologie auftreten.

Können Sie dafür ein Beispiel geben?
Dr. Schnell: Ja, ein Kniegelenk kann ohne jegliche Strukturpatholgie schmerzen und dysfunktional werden. Ein Arthroseknie entwickelt in der Regel ebenfalls Funktionsstörungen. In beiden Fällen hilft häufig die manuelle Therapie, auch wenn im Falle der Arthrose natürlich keine kausale Therapie stattfindet. Gleichwohl können Betroffene mit manueller Hilfe oft lange, teilweise über Jahre, einen operativen Eingriff hinauszögern, und das vollkommen risikofrei.

Herr Dr. Schnell, vielen Dank für das Gespräch. 

Das Interview führte Janosch Kuno, Pressearbeit

Kassen argumentieren weiter grob falsch: Praxisärzte erneuern 15-Prozent-Forderung

Berlin  – In der Diskussion um die aktuellen Finanzierungsgespräche für die Zukunft der ambulanten Versorgung in Deutschland erneuert der Virchowbund seine Forderung: Die Praxen müssen im nächsten Jahr mindestens 15 Prozent mehr GKV-Budget erhalten.

„Personalkosten sind mit rund 60 bis 70 Prozent der mit Abstand größte Kostenblock einer Arztpraxis“, erklärt Dr. Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des Virchowbundes. „Die deutlichen Tarifsteigerungen bei den Medizinischen Fachangestellten (MFA) in den letzten Jahren wurden bislang noch nicht gegenfinanziert. Viele Praxen wollen angesichts der Inflation ihren MFA das Gehalt aufstocken, können das aber wirtschaftlich nicht mehr leisten.“ Von 2018 bis 2021 nahmen die Personalaufwendungen um mehr als 22 Prozent zu.

Der Orientierungspunktwert (OPW) ist in den letzten 10 Jahren weit unter der Inflationsrate angestiegen. Um die Preisentwicklung – auch im Vergleich zum Krankenhaus-Sektor – aufzuholen, hat der Virchowbund errechnet, dass mindestens 15,4 Prozent mehr Mittel für die ambulante Versorgung notwendig sind. Auch der medizinische Bedarf durch Patienten steigt kontinuierlich, was mehr Arbeit und mehr Kosten für die Praxen verursacht.

Die aktuelle Interpretation der Krankenkassen der destatis-Zahlen zum Reinertrag ist „grob falsch und bewusst irreführend“, sagt Dr. Heinrich. „Die Zahlen suggerieren ein ärztliches Pro-Kopf-Einkommen. Der Reinertrag bemisst sich aber pro Praxis, muss also unter mehreren Ärzten aufgeteilt werden.“ Vom Reinertrag müssen außerdem Kranken- und Rentenversicherung zu 100 Prozent (anders als bei Angestellten) und Steuern in Höhe von rund 35 Prozent abgezogen werden. Dazu kommen Finanzierungskosten für die Praxis (z. B. Kredite) und Mittel für notwendige Investitionen. „Ertrag ist eben nicht dasselbe wie Einkommen.“

Zudem hält der Virchowbund-Bundesvorsitzende die Datenbasis des Statistischen Bundesamtes für fragwürdig: „Dort geht man von knapp 65.000 Arztpraxen aus, während die Kassenärztliche Bundesvertretung rund 100.000 verzeichnet. Gut möglich, dass destatis nur Daten jener Praxen hat, die groß genug sind, um sich einen Steuerberater zu leisten. Das würde die Zahlen zu den durchschnittlichen Erträgen natürlich grob verfälschen.“

Eine solide Datenbasis bieten die Berechnungen des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung (Zi), das u. a. einen Nettostundensatz von 39 bzw. 45 Euro für niedergelassene Ärzte ermittelt hat. Einem Oberarzt im Krankenhaus bleiben nach Tariflohn 10 Prozent netto mehr.

„2021 hatten die Ärzte und Praxisteams durch die Pandemie und die Impfungen eine ungeheure Arbeitsbelastung, die sogar das normale Wochenpensum von durchschnittlich 49 Stunden noch einmal stark angehoben hat. Natürlich hat diese Mehrarbeit durch Impfungen, Testungen und Behandlungen auch zu mehr Umsatz geführt – aber auch zu mehr Kosten für Personal, Schutzkleidung etc.“

15 Prozent mehr Finanzmittel für die ambulante Versorgung kommen vor allem den Medizinischen Fachangestellten zugute. Diese demonstrieren am 8. September 2023 erneut u. a. für eine „vollumfängliche, staatliche Gegenfinanzierung der verhandelten Tariferhöhung“. Der Virchowbund hat seine Mitglieder dazu aufgerufen, die Demonstration zu unterstützen.

Quelle:  Virchowbund

Stürmischer Herbst steht bevor: Protestaktionen gegen die Gesundheitspolitik

Bundesweit protestieren Vertragsarztpraxen und Kliniken gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung. Es mangelt an Wertschätzung und an einer tragfähigen Finanzierung der Versorgung – mit verheerenden Folgen, wie Praxis- und Klinikschließungen, Aufnahmestopps und längeren Wartezeiten auf Termine.

Hier eine Übersicht über die nächsten Proteste. Ausführliche Informationen auch im Downloadbereich.

Termin Ort Titel
8. September 2023 Berlin MFA-Protest: Rote Karte für die Gesundheitspolitik
13. September 2023 Lahnstein Koblenz LAHNSTEIN92 – Schluss mit Budgetierung und Bedarfsplanung
20. September 2023 Berlin Alarmstufe Rot – Kliniken im Protest
2. Oktober 2023 BUNDESWEIT Unter dem Titel „Praxis in Not“ sollen am 2. Oktober 2023 Arztpraxen sowie psychotherapeutische Praxen geschlossen werden, um auf die „alarmierende Situationin der ambulanten Versorgung“ hinzuweisen
Berlin gemeinsamer Spaziergang zum Bundesgesundheitsministerium und eine dortige symbolische Rückgabe von Arztkitteln
Nürnberg Von 13 bis 15 Uhr  gibt es einen Informationsstand auf dem Hallplatz, Initiator ist die Virchowbund-Landesgruppe Bayern. Wer mitmachen möchte, soll in ärztlicher Arbeitskleidung kommen.
6.12.2023 Bremen Lichthof der KV Bremen
27. -29. 12.23 bundesweit Praxis in Not: Virchowbund ruft zu Praxisschließungen im Dezember auf

Rote Karte für die Gesundheitspolitik: Aufwertung der Gesundheitsberufe und Fachkräftesicherung gefordert!

Berlin – Die Gesundheitspolitik schenkt derzeit der ambulanten Medizin zu wenig Beachtung, dies gilt insbesondere auch für die personelle Situation in Arztpraxen. Mit Verweigerung eines Corona-Bonus, Spargesetzen, die die ambulante Versorgung schwächen und einer weiterhin fehlenden effizienten Digitalisierung heizt sie den immensen Fachkräftemangel in der ambulanten Versorgung weiter an. Viele MFA verlassen ihren Beruf oder wandern ins Krankenhaus ab.

Dabei geht es ohne MFA nicht. Die Gesundheitsleistungen, die in einer Praxis angeboten werden, sind immer eine Teamleistung, hier kümmern sich Ärztinnen und Ärzte gemeinsam mit dem medizinischen und nicht-medizinischen Fachpersonal um die Patientenversorgung. Nach einer SpiFa-internen Umfrage beschäftigen drei Viertel der Facharztpraxen mindestens vier oder mehr nichtärztliche Fachkräfte.

Hierzu Dr. Dirk Heinrich, Vorstandsvorsitzender des SpiFa: „Unsere MFA leisten hervorragende, engagierte und auch schwere Arbeit. Das ist bewundernswert. Ich freue mich jeden Tag auf die sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit mit meinen MFA. Diese Teamarbeit trägt mich durch den Tag. Im Übrigen sind leistungsfähige Praxen ohne unsere MFA nicht denkbar. Ein Beispiel: im Durchschnitt behandelt ein HNO-Arzt mit MFA bis zu 1.300 Patientinnen pro Quartal. Privatpraxen ohne MFA nur etwa 250.“

Aus Sicht von SpiFa und VMF muss die Gesundheitspolitik daher unbedingt ihren Fokus verlagern und für eine Förderung und Aufwertung der Gesundheitsberufe in der ambulanten Struktur sorgen. Dazu gehört auch ein deutliches Signal der Wertschätzung fernab von Lippenbekenntnissen.

Hierzu VMF-Präsidentin Hannelore König: „Deckel drauf und gut, funktioniert nicht. Das ambulante Gesundheitswesen steht vor dem Kollaps. Die Unzufriedenheit mit dem Gehalt ist laut unserer Umfrage vom Frühjahr 2022 zum Sommer 2023 von 58 auf 66 Prozent gestiegen. Die Schlussfolgerung lautet nicht selten: Raus aus der Praxis oder dem Job. In Zeiten des Fachkräftemangels wird so mancher Gedanke daran noch eher umgesetzt: Der Anteil derjenigen, die in den vergangenen zwölf Monaten mindestens mehrere Male im Monat daran gedacht, den Arbeitgeber zu wechseln bzw. ganz aus dem Job auszusteigen lag bei MFA bei knapp 40 Prozent.

Wir verlieren schon jetzt zu viele MFA an Kliniken und Pflegeeinrichtungen. Wenn MFA ab dem 1. März 2024 im öffentlichen Dienst mit einem Brutto-Stundenlohn von 17,34 Euro rechnen können oder ab 1. Mai 2024 der Mindestlohn für qualifizierte Pflegehilfskräfte auf 16,50 Euro angehoben wird bzw. MFA als qualifizierte Pflegehilfskraft nach TVÖD-P 17,71 Euro erhalten, fürchten wir eine weitere enorme Abwanderungswelle. Selbst die Krankenkassen, die bei den Honorarverhandlungen mit der Ärzteschaft auf Sparflamme schalten, zahlen bei ihren angestellten MFA mehr: Die AOK bietet aktuell 17,26 Euro/Stunde, die IKK 17,74 Euro als Einstiegsgehalt. Und selbstverständlich gibt es eine Inflationsausgleichsprämie, die vom Staat bzw. von den Sozialversicherungen finanziert werden.

Diese beträchtlichen Lohndifferenzen von mehr als 30 Prozent können wir als Tarifpartner nicht überwinden. Hier ist dringend eine staatliche Gegenfinanzierung notwendig. Die Bundesregierung muss endlich handeln und die Versprechen aus dem Koalitionsvertrag zur Stärkung und Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Gesundheitsberufe – auch für die Beschäftigten im ambulanten Gesundheitswesen – mit konkreten Maßnahmen auf den Weg bringen.

Es geht um die Gesundheit der Menschen in Deutschland und um die wohnortnahe Versorgung. Der Bundesgesundheitsminister sieht die Anhebung der Mindestlöhne für Pflege- und Betreuungskräfte als Zeichen der Anerkennung dafür, was sie täglich leisten. Der Beitrag unserer Berufsangehörigen ist keinen Deut geringer. Auch Sie brauchen eine faire Entlohnung und zwar jetzt!“

Der Verband medizinischer Fachberufe ruft in diesem Zusammenhang zu einer Protestaktion am kommenden Freitag, den 8. September 2023 in Berlin auf. Erwartet werden u.a. Vertreterinnen und Vertreter von kassenärztlichen Vereinigungen und Berufsverbänden sowie einzelne Sprecherinnen und Sprecher aus der Gesundheitspolitik. Mehr Informationen zur Aktion finden Sie unter https://www.vmf-online.de/mfa/mfa-aktionen/rote-karte oder https://spifa.de/rote-karte-gesundheitspolitik/.

Quelle:Gemeinsame Pressemitteilung von Spitzenverband Fachärzte Deutschlands (SpiFa) und Verband medizinischer Fachberufe e.V. (VMF)