Archiv für den Monat: September 2023

Kinderorthopädie am wirtschaftlichen Abgrund: Investitionen dringender denn je

Berlin – Kinderorthopäden, Orthopäden und Unfallchirurgen setzen sich derzeit stark für den Erhalt einer guten kinderorthopädischen Versorgung ein. Diese ist bedroht, da der Aufwand für die kleinen Patientinnen und Patienten sehr hoch ist, die aufwändige medizinische Versorgung jedoch nicht bezahlt wird. Ein Minusgeschäft, weshalb Krankenhäuser ihre kinderorthopädischen Abteilungen schließen oder verkleinern. OP-Wartezeiten an spezialisierten Zentren von bis zu einem Jahr zur chirurgischen Therapie von Fehlstellungen kündigen die Verknappung der Ressourcen bereits jetzt schon alarmierend an. „Wenn gesundheitspolitisch nicht gegengesteuert wird, droht eine Unterversorgung im kinderorthopädischen Bereich“, sagt Prof. Dr. Maximilian Rudert, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU). Eine Analyse zeigt jetzt exemplarisch wie wichtig und gleichzeitig unterfinanziert eine gute kinderorthopädische Versorgung ist. Der Beitrag ist in der Fachzeitschrift „Die Orthopädie“ erschienen.

Die Prävention von Fehlstellungen und das Wiederherstellen eines gesunden Bewegungsapparates im Kindes- und Jugendalter sind unerlässlich für ein erfülltes Leben. „Die jungen Menschen haben noch ihr ganzes Leben vor sich. Sie haben es verdient, dass wir in ihre Zukunft investieren“, sagt Dr. Burkhard Lembeck, Präsident des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU). Er bestätigt die finanzielle Misere für den niedergelassenen Bereich: Die Sonografie der Säuglingshüfte sei ein gutes Beispiel dafür. Diese Untersuchung erfordert viel Zeit, da das Baby während des Ultraschalls beruhigt werden muss und auch die Eltern eingebunden werden müssen. Solch eine ressourcenaufwändige Untersuchung wird aber mit nur 20 Euro vergütet.

Wie schwierig die Finanzierung ist, zeigt beispielhaft die aktuelle wissenschaftliche Arbeit mit dem Titel „Solidarität mit Kindern und Menschen mit Behinderung? Eine Wirtschaftlichkeitsanalyse hüftrekonstruierender Eingriffe in der Kinderorthopädie“. Sie beleuchtet die Versorgung von Kindern mit Schädigungen im zentralen Nervensystem. Die Kleinen leiden häufig unter Veränderungen in ihrer Muskelkraft und Koordination. Dadurch kommt es zu Instabilitäten im Hüftgelenk mit Bewegungseinschränkungen und Schmerzen im Alltag. Diese sogenannte „neurogene Hüftdezentrierung“ behindert bei den betroffenen Kindern Mobilität, Pflegefähigkeit und Lebensqualität. Mit einer speziellen Operationstechnik können orthopädische Chirurgen Hüftgelenke bereits im Wachstum wieder neu einstellen und dadurch Schmerzen verringern, Beweglichkeit verbessern und auch die frühzeitige Entstehung von Gelenkverschleiß verhindern.

Die Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg ist eine der führenden Einrichtungen in Deutschland, die diese hochspezialisierten Operationen durchführt. Die Autorengruppe um Kinderorthopädin Dr. Katharina Gather hat die wirtschaftliche Bilanz dieser lebensverbessernden Operation wissenschaftlich aufgearbeitet. Dabei zeigt sich, dass derartige Versorgungen im DRG-System nicht kostendeckend durchführbar sind. Kliniken bleiben am Ende auf vielen hundert Euro an Kosten sprichwörtlich sitzen.

„Die finanzielle Benachteiligung am Beispiel von hüftrekonstruierenden Eingriffen bei Kindern im DRG-System ist äußerst besorgniserregend“, mahnt Prof. Dr. Tobias Renkawitz, Ärztlicher Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg und BVOU-Vizepräsident. „Nötig ist eine grundsätzliche Neuberechnung der Prozeduren im Bereich der ambulanten und stationären Kinderorthopädie, die den tatsächlichen Aufwand der Einrichtungen realistisch abbildet. Die wissenschaftliche Auswertung aus Heidelberg zeigt dafür einen Ansatz. Anders wird man, trotz Umsetzung von Vorhaltepauschalen, nicht erreichen, dass Familien in unserem Land auch zukünftig Zugang zu einer adäquaten kinder- und jugendorthopädischen Versorgung erhalten.“

„Die Studie stellt ein Beispiel für viele andere kinderorthopädische Behandlungen dar, darunter beispielsweise auch Wirbelsäulendeformitäten, und zeigt auf, weshalb dieses Teilgebiet in Summe aller Leistungen einer kinderorthopädischen Abteilung inakzeptable Defizite anhäuft“, sagt Prof. Dr. Anna K. Hell, Präsidentin der DGOU-Sektion Vereinigung für Kinderorthopädie (VKO).

Referenzen:
1) Gather, K.S., Renkawitz T. et al. Solidarität mit Kindern und Menschen mit Behinderung? Die Orthopädie (2023).
https://doi.org/10.1007/s00132-023-04381-7

Hintergrund
DRGs („Diagnosis Related Groups”, auch diagnosebezogene Fallgruppen oder Fallgruppenpauschalen genannt) wurden 2003 in Deutschland eingeführt. Die Fallpauschale gibt der Krankheit eines Patienten einen Preis. In vielen Ländern gab es bei der Einführung des Fallpauschalensystems für die stationäre Behandlung von Kindern und Jugendlichen Ausnahmen. Nicht hingegen im deutschen Gesundheitswesen – mit fatalen Auswirkungen, wie sich mittlerweile zeigt.

Kontakt:

Janosch Kuno
Kommunikation und Pressearbeit
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Straße des 17. Juni 106-108, 10623 Berlin
Telefon: +49 (0)30 797 444 55
Fax +49 (0)30 797 444 45
E-Mail: presse@bvou.net
www.bvou.ne

DKOU 2023: Rundum-Service am Stand des BVOU

Besucherinnen und Besucher des DKOU können sich in diesem Jahr vom 24. bis zum 27. Oktober auf ein neues Kongresserlebnis freuen: Der BVOU sowie die orthopädisch-unfallchirurgischen Fachgesellschaften DGOU, DGOOC, und DGU informieren Interessierte zu bewährten Themen, darunter aktuelle Entwicklungen in O und U, Serviceangebote, Weiter- und Fortbildungsmöglichkeiten sowie Kooperationen, allerdings an einem komplett neugestalteten Gemeinschaftsstand. Denn eine der größten Herausforderungen für medizinische Fachverbände und Gesellschaften besteht darin, ihre fachliche Gemeinschaft und Expertise auf einer öffentlichen Plattform zu präsentieren. Mit dem neuen Messeauftritt wird einmal mehr die enge Verbundenheit zwischen den Fachgesellschaften und dem Berufsverband verdeutlicht. Der Gemeinschaftsstand befindet sich in Halle 2.2. der Messe Berlin.

Kurse auf dem DKOU

Außerdem bietet auch die Akademie Deutscher Orthopäden (ADO) gemeinsam mit der Akademie für Orthopädie und Unfallchirurgie (AOUC) im Rahmen des Kongresses ein vielfältiges Kursprogramm. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.

Rundum-Service am BVOU-Stand

Sind Ihre Daten aktuell?

Ziel von Orthinform ist es, ein geschlossenes Gemeinschaftsbild zu vermitteln und das Leistungsspektrum deutscher Orthopäden und Unfallchirurgen in Praxis und Klinik umfänglich darzustellen, damit Patienten den passenden Arzt in Ihrer Nähe finden können. Deshalb ist es wichtig, dass jedes BVOU-Mitglied sein Orthinform-Profil ausfüllt und seine persönlichen Schwerpunkte gezielt auswählt. Mitglieder haben während des DKOU die Möglichkeit, die im Patientenportal hinterlegten Daten und Informationen mit Unterstützung der Mitarbeiter der Geschäftsstelle abzugleichen, zu aktualisieren, zu vervollständigen und Ihr Profil zum kostenfreien Profil+ upzugraden.

Digitalisierungsangebote mit einem Klick ergänzen

Außerdem können sich Interessierte über mehrere Digitalisierungsprojekte informieren, die der BVOU gemeinsam mit verschiedenen Partnern innerhalb von Orthinform realisiert. So erhalten Mitglieder die Möglichkeit, telemedizinische Anwendungen wie Videosprechstunde oder Online-Terminbuchung mit wenigen Klicks in ihrem Profil zu ergänzen und zu nutzen.

Rechtsberatung für Mitglieder

Der BVOU bietet dieses Jahr seinen Mitgliedern wieder eine unentgeltliche Rechtsberatung an: Verbandsjustiziar Dr. Jörg Heberer steht für Rechtsanfragen zur Verfügung am:

Donnerstag, den 26. Oktober von 13.00 Uhr bis 15.00 Uhr
Freitag, den 27. Oktober von 09.30 Uhr bis 11.30 Uhr

Interessenten können sich per E-Mail unter office@bvou.net für ein Beratungsgespräch anmelden.

Versicherungsberatung aus erster Hand

Der BVOU bietet seinen Mitgliedern seit vielen Jahren über seinen Kooperationspartner, den Funk Ärzte Service der Funk Hospital-Versicherungsmakler GmbH, einen im Mitgliedsbeitrag enthaltenen Beratungsservice mit dem Schwerpunkt Strafrecht und Haftung. Damit wird sichergestellt, dass ein Mitglied im „Fall der Fälle“ bestens betreut und vertreten wird. Die Funk-Versicherungsgruppe ist während des DKOU am Stand des Berufsverbandes präsent und die Vertreterinnen der FUNK-Gruppe, Nicola Främke und Sabine Stock, stehen den Verbandsmitgliedern für Beratung und Fragen zur Verfügung. In persönlichen Beratungsgesprächen können Mitglieder ihre Bedürfnisse zielgerichtet erfassen lassen und ein individuelles Angebot für verschiedene Versicherungslösungen erhalten.

Digitalisierung leicht gemacht: ZAVA-sprechstunde online GmbH

Zava ist der führende Anbieter telemedizinischer Leistungen für Patienten in Deutschland und Europa. Seit 2011 wurden knapp 5 Millionen Beratungen und Behandlungen für Patienten durchgeführt. Ärzte beraten und behandeln Patienten zeit- und ortsunabhängig per Internet, Telefon- und Video-Sprechstunde. Medikamente können per Versandapotheke zum Patienten nach Hause geschickt oder in der Apotheke vor Ort abgeholt werden. Machen Sie sich bei den Experten am BVOU-Stand selbst ein Bild und lassen Sie sich beraten.

Beratung: TI-Anschluss ohne lokalen Konnektor?

Das Thema TI-Konnektortausch beschäftigt momentan unsere Mitglieder, denn der Wechsel bedeutet zusätzliche Kosten und Zeitaufwand. Gleichzeitig bietet sich damit die einmalige Chance zur Komplexitätsreduktion.

Die Zukunftsperspektive der angekündigten TI 2.0, die ohne Konnektoren auskommen soll, können Sie bereits jetzt wählen: Verlagern Sie Ihren Konntektor ein deutsches Rechenzentrum – mit der Telematikinfrastruktur as a Service (TIaaS).

Die Firma slis – IT-Sicherheit und Telematikinfrastruktur ist am BVOU-STand vor ORt und berät Sie aus erster HAnd zum Thema.

Einladung zur BVOU-Mitgliederversammlung

Im Rahmen des DKOU 2023 lädt Präsident Dr. Burkhard Lembeck zur BVOU-Mitgliederversammlung am Freitag, den 27. Oktober von 11:45 bis 13:15 Uhr, in den Großen Saal auf dem DKOU-Gelände (Messe Süd, Berlin), ein: „Bitte merken Sie sich diesen Termin vor und nehmen Sie zahlreich an der BVOU-Mitgliederversammlung teil.“

Der #BVOU postet live vom #DKOU2023

Auch in diesem Jahr informiert der BVOU seine Mitglieder und Interessierte über die sozialen Netzwerk-Kanäle, Facebook und Twitter, während des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2023, über Neuigkeiten im Fach O und U. Unter dem Hashtag #DKOU2023 erhalten nicht nur Kongressbesucher außerdem Informationen über exklusive Serviceangebote, DKOU-Veranstaltungshinweise und Neuigkeiten vom Gemeinschaftsstand.

SSR, Röntgen

Änderungsdokumentation BÄK-QS-Leitlinie Röntgendiagnostik

Die Röntgen-Diagnostik ist ein unverzichtbares Werkzeug in der Orthopädie und Unfallchirurgie, daher ist es von großer Bedeutung, stets auf dem neuesten Stand zu sein. Aktualisierte Leitlinien sind dabei essentiell, um eine hochwertige medizinische Versorgung zu gewährleisten. Die im Dezember 2022 veröffentlichten neuen Leitlinien der Bundesärztekammer (BÄK) in der Röntgendiagnostik und in der Computertomographie wurden unter Beachtung der Empfehlungen der Strahlenschutzkommission nochmals aktualisiert und am 30. Mai 2023 im Deutschen Ärzteblatt und auf der Homepage der Bundesärztekammer veröffentlicht.

Auf der BÄK-Internetseite findet man ab sofort die Änderungsdokumentation zur BÄK-QS-Leitlinie Röntgen. Diese Dokumentation stellt die Veränderungen der aktuellen Röntgendiagnostik-Leitlinie vom 16.02.2023 im Vergleich zur bisher geltenden Leitlinie vom 15.09.2022 gegenüber. Das Dokument finden Sie unten im Downloadbereich und hier.

Die aktuellen Leitlinien ersetzen die bisherigen Leitlinien aus dem Jahr 2007. Seit der letzten Überarbeitung haben sich viele neue medizinische Anwendungen und technische Fortschritte ergeben sowie neue wissenschaftliche Erkenntnisse im Strahlenschutz, so dass eine Aktualisierung erforderlich war. Die Leitlinien enthalten im allgemeinen Teil A zusammengefasst wichtige Hinweise zur Dosisersparnis unter Beibehaltung einer hohen Bildqualität, zur Bilddokumentation, Archivierung und Bildweitergabe. Im Teil B finden sich umfassende Empfehlungen auch für spezielle Untersuchungen und Fragestellungen, die Sie für Ihre eigenen Arbeitsanweisungen (SOP) nutzen und zu Grunde legen sollten.

Die Änderungsdokumentation gibt Ihnen einen klaren Überblick über die Veränderungen, die in der aktuellen Leitlinie vorgenommen wurden. Dadurch können Sie schnell erkennen, welche Aspekte der Röntgen-Diagnostik möglicherweise angepasst wurden und welche Auswirkungen dies auf Ihre tägliche Praxis haben könnte.

Bei Fragen oder Anregungen steht Ihnen das BVOU-Referat Bildgebung selbstverständlich gerne zur Verfügung.