Stammzellbasierte Therapie der Gonarthrose Überblick über Technik und eigene Ergebnisse
Seit mehr als 10 Jahren wird die Therapie der Arthrose mit adipösen mesenchymalen Stammzellen (MSC) vor allem in den asiatischen Ländern und USA angewendet aber nur selten wissenschaftlich untersucht.
Die wirkweise dieser Zellen ist nicht vollständig geklärt, jedoch gibt es viele Hinweise, dass diese Fähigkeiten aufweisen, die Proliferation inflammatorischer T-Zellen und Monozyten-Maturation zu inhibieren sowie die Eigenschaft, anti-inflammatorische Zytokine zu sezernieren. Außerdem besitzen Sie die Fähigkeit, sich in Osteoblasten, Chondrozyten, Myozyten und Adipozyten zu differenzieren.
Einfacher als die Anwendung von labortechnisch expandierten Stammzellen ist es die stromal-vaskuläre Fraktion (SVF), welche entsprechende Vorläuferzellen aber auch MSC
Zellen enthält, zu gewinnen. Die Therapie wird in der Literatur als sicher und effektiv eingestuft. Eine Genehmigung zur Anwendung durch die Regierungspräsidien ist erforderlich.
Liposuktion, Vorbereitung des Fettgewebes und Herstellung der SVF
Zur Gewinnung des für die Produktion von SVF notwendigen Lipoaspirates, wurde den Patienten wird unter Tumeszenzanästhesie Lipoaspirat aus dem abdominellen Fettgewebe entnommen. In weiteren Arbeitsschritten werden letztendlich die Fettzellen mechanisch zerstört und die SVF Fraktion soweit wie möglich isoliert (Abb. 1).
Ergebnisse
Im Juni 2018 begannen wir Patienten mit der SVF zu behandeln. Mehr als 200 Gelenke wurden behandelt. Es erfolgte eine Injektion mit SVF. Die VAS wurde nach 2 und 6 Wochen sowie nach 3, 6 und 12 Monaten erhoben. Es zeigten sich spätestens nach einem Jahr eine signifikante Verbesserung zum Ausgangswert in allen Subgruppen des KOOS und eine signifikante positive Korrelation zwischen der Menge der vitalen injizierten Zellen
und der prozentualen Verbesserung in den Subskalen KOOS ADL (activity of daily life) und QOL (quality of life) (Abb. 2)
Fazit
Unsere eigenen Ergebnisse zeigen klinisch eine signifikante Verbesserung. Der Patientenkomfort ist hoch, da alle Maßnahmen in Lokalanästhesie erfolgen und keine Limitierung der Mobilität nach Injektion vorliegen. Der Zeitaufwand für den Patienten
beträgt nur 2 Stunden.
Vorteile der Therapie mit autologen MSC’s aus unserer Sicht zusammengefasst:
- Ambulant
- Lokalanästhesie
- Nur eine Injektion erforderlich
- Keine Mobilitätseinschränkung nach der Injektion
- 80 % Schmerzreduktion und Mobilitätsverbesserung
- Knorpelwachstum, Meniskusvolumenzunahme möglich
- Keine Immunisierung durch allogene Zellen
- Keine Reagenzien oder Additive im gesamten Prozess erforderlich
- Hohe Sicherheit (keine Tumorinduktion, keine schwerwiegenden allergischen Reaktionen)
Indikationen aus unserer Sicht sind:
- Älterer Patient mit ausgeprägten degenerativen Schäden
- Jüngerer Patient nach einem operativen Eingriff
- Kniebinnenschäden (Knorpel, Kreuzband und Meniskus)
Zukunft:
Es sind noch viele Fragen offen und die Effektivität dieser vielversprechenden Therapie kann vermutlich noch erheblich gesteigert werden. Die starke Regulation der Therapie durch die Europäische Arzneimittelbehörde (ATMP) lässt eine zügige und umfangreiche Erfahrung momentan nicht zu. Aber aufgrund der in den Tabellen genannten Vorteilen und Indikationen gehen wir von einer deutlichen Steigerung der Behandlungszahlen aus.
Prof. Dr. Gerald Zimmermann, Dr. Klaus Werner Labarre
Theresienkrankenhaus St. Hedwigklink GmbH