Eine Anpassung der Tarife ist ab dem 1.1.2025 angekündigt. Die Gutachten werden zukünftig differenziert nach somatischen Gutachten und Gutachten bei psychischen Erkrankungen und jeweils mit einem Pauschalbetrag als Basis-Honorar vergütet.
Für die formfreien Gutachten ist ein Basis-Honorar für somatische Gutachten in Höhe von 360 € und für Gutachten bei psychischen Erkrankungen von 420 € vorgesehen. Für Gutachten im Bereich von Orthopädie und Unfallchirurgie werden bislang 228,63 € vergütet. Die Steigerung in diesem Bereich kann somit schon mal als deutliche Verbesserung angesehen werden; sie umfasst das Akten-Studium, die Erhebung der Krankengeschichte, die persönliche Untersuchung und Befragung, gegebenenfalls die Nachbefundung von Röntgenaufnahmen, die sozialmedizinische Beurteilung und das Diktat einschließlich Korrekturlesen.
Vergütungsdetails
Mit der Vergütung sind auch die Kosten für diagnostische Leistungen, operative Diagnostik und Labordiagnostik abgegolten. Ein Mehraufwand wird in besonderen Fällen mit einer Zeitstunde nach Nr. 85 der GOÄ nach dem einfachen Gebührensatz vergütet. Besondere Fälle liegen bei vorangegangenen Streitverfahren, bei Nachuntersuchungen von Beziehern einer unbefristeten Rente wegen Erwerbsminderung und bei umfänglichen Vorbefunden von mehr als 50 Seiten vor. Portokosten werden erstattet.
Als Schreibgebühr wird pauschal 35 € vergütet; diese Schreibgebühr schließt zwei Mehrausfertigungen mit ein. Und dies stellt im Vergleich zu der bis Ende 2024 geltenden Vergütungsregelung eine Neuerung dar. Bisher wurde die Schreibgebühr pro Seite mit 3,50 € vergütet. Diese Regelung besteht schon seit über 20 Jahren. Bislang erfolgte keine Anpassung.
Vergleich und Ausblick
Allein die formularmäßig vorbereiteten Gutachten-Anteile beinhalten bereits acht Blätter (S0080 und Bewegungsausmaße); da wären wir bei der alten Vergütungsregelung schon bei 28 €. Somit blieben sieben Euro für den kompletten textlichen Teil des Gutachtens, der gut und gerne schon bei 15 Seiten liegen kann. Ein Vergleich: Die DGUV bezahlt seit dem 1.7.2024 pro Seite 4,93 €.
Das noch aus Sicht der Gutachterinnen und Gutachter bestehende Defizit in der Vergütung könnte beispielsweise so ausgeglichen werden, dass neben der pauschalen Schreibgebühr von 35 Euro, die bei dem ein oder anderen Auftrag auskömmlich sein kann, die Möglichkeit besteht, zusätzlich entstandene Schreibgebühren anzusetzen, textlich ergänzt bei §6 (2) der “Empfehlungen von Vergütung ärztlicher Leistungen (Gutachten) für die gesetzliche Rentenversicherung”: “Für die Erstellung des formfreien ärztlichen Gutachtens … werden als Schreibgebühr pauschal 35,00 Euro vergütet … oder nachgewiesene Schreibgebühren”.
Fazit
Eine entsprechende Rückmeldung haben wir bereits an die Entscheider der DRV gegeben und hoffen, dass die angestoßenen Verbesserungen, zuständig ist der Fachausschuss für Leistungen (FAL), den Vorschlag wohlwollend aufnimmt und berücksichtigt.
Erneut beteiligte sich die in Schneverdingen ansässige orthopädische und unfallchirurgische Praxis Orthopaedicum im Heidekreis von Dr. Marcus Hausdorf und Privatdozent Dr. Florian Fensky an der bundesweiten ehrenamtlichen Präventionswoche des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU). Die Praxis nahm am 20. November mit einer Aktion zur Fußgesundheit und Prävention bei Kindern teil, in diesem Jahr erstmalig in der Grund- und Oberschule (GOBS) Neuenkirchen. Dr. Marcus Hausdorf, Facharzt für Orthopädie, und die beiden Mitarbeiterinnen Franziska Küsel und Skadi Cordes vom Team wechselten an diesem Tag aus der Praxis in die Schule, um dort ein Fußscreening für die drei ersten Klassen der GOBS anzubieten.
„Mehr Bewegung für Kinder“ – unter diesem Motto veranstaltet der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie im November dieses Jahres bereits zum 13. Mal die bundesweite Orthofit-Aktionswoche „Zeigt her Eure Füße“. Mit dem bekannten Konzept einer spielerischen Schulung der Körperwahrnehmung durch einen Barfußparcours und einem Tanz zu einem eigens für die Aktion von „KiKA“-Fernsehmoderator Christian Bahrmann komponierten Song besuchten Orthopädinnen und Orthopäden erneut Grundschulen sowie Kindertagesstätten und Tanzschulen in ganz Deutschland. Das Team aus Schneverdingen, das bei den vorherigen Aktionen in der Heideblütenstadt Kinderfüße in den Fokus nahm, war diesmal in Neuenkirchen tätig. Es vermittelte mit freundlicher organisatorischer Unterstützung der Schulleitung und von Lehrkräften der GOBS den Kindern spielerisch Spaß an der Bewegung und führte gleichzeitig dabei Screening-Untersuchungen der Kinderfüße bei den Erstklässlern durch.
Bei abklärungs- oder behandlungsbedürftigen Fußdeformitäten werden den Kindern kurze Anschreiben an die Eltern mitgegeben, mit der Bitte um Vorstellung ihres Kindes beim „Orthopäden ihres Vertrauens“ zur weitergehenden Untersuchung und gegebenenfalls zur Therapie. Jedes teilnehmende Kind in Neuenkirchen erhielt eine Mappe, gefüllt mit einem Stundenplan, einer Teilnahmeurkunde und einem Informationsblatt für die Eltern sowie einem Trittschaumabdruck des Fußes. Eine professionell erstellte ansprechende Begleitbroschüre zur Aktion ist ebenfalls enthalten.
„Die Fußgesundheit während des Besuches in der GOBS folgte leider dem langjährigen Trend mit tendenziell eher einer Zunahme von Fußfehlstatiken, einige Kinder waren auch bereits in orthopädischer Behandlung, einige andere klagten im Rahmen der Untersuchung über gelegentliche Belastungsschmerzen an den Füßen“, berichtet Hausdorf. In diesem Jahr sei bei 16 von 51 Kindern, also bei gut 30 Prozent der untersuchten Erstklässler, eine Empfehlung zur weiteren Abklärung beim „Hausorthopäden“ der Familien ausgesprochen worden. Auch habe sich erneut gezeigt, „dass durchaus nicht wenige Kinder einfache Tests zur muskulären Stabilisierung und zur Bewegungskoordination der Füße, wie zum Beispiel Vorführung eines sicheren Zehen- und Fersenstandes, nur eingeschränkt demonstrieren konnten.“ Die Ursachen dieses Trends ließen sich nicht vollumfänglich herleiten, aber eine Änderung des Freizeitverhaltens der Kinder in den vergangenen Jahren weg von Spielen mit körperlichen Aktivitäten und im Gegenzug vermehrter Beschäftigung mit digitalen Medien „möge einen Einfluss haben, möglicherweise auch die mit der Covid 19-Pandemie verbundenen Restriktionen.“
„Auf jeden Fall“, so Hausdorf, „sollten Kinder im Schul- und Vorschulalter zur Prävention von späteren körperlichen Beschwerden und Erkrankungen von den Familien immer wieder zu aktivem Spielen im Freien und zur Ausübung von Sportarten angeregt und motiviert werden.“
eigentlich war geplant meine Worte zum Fest weihnachtlich – besinnlich zu halten – allein das Jahr 2024 endete alles andere als besinnlich:
Das Ende der Ampelkoalition sorgte für etliche Showdowns vor laufender Kamera. Berufspolitisch bleibt hier sicher die Sitzung des Bundesrates zum Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) am 22. November in bester Erinnerung, bei der bis zum Schluss ungewiss war, ob Karl Lauterbach sein KHVVG vor der Anrufung des Vermittlungsausschusses bewahren konnte. So entließ der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woitke seine grüne Ministerin vor laufender Kamera – die Mehrheit für den Vermittlungsausschuss kam trotzdem nicht zustande. Das KHVVG war damit beschlossene Sache – etliche andere gesundheitspolitische Gesetze aus dem Lauterbachschen Ministerium werden das wohl nicht mehr schaffen.
Vom BVOU her haben wir in den vergangenen Jahren insbesondere die Gesetzgebung zur Ambulantisierung intensiv fachlich und politisch begleitet – aus unserer Überzeugung heraus, dass eine geordnete Ambulantisierung die Krankenhausreform begleiten muss. Sonst drohen dem deutschen Gesundheitssystem weitere Ausgabensteigerungen, ungeplante Insolvenzen und Versorgungslücken.
Nun wurden im Schlepptau des KHVVG ergänzende Regelungen zum § 115f eingebracht, die aber die zentralen handwerklichen Fehler des § 115f nicht oder nur unwesentlich verbessern – als Verschlimmbesserung kann man die Änderungen nur bezeichnen, die dann ab dem 1.1.2026 greifen sollen. Ich kann versprechen, dass wir weiter alles versuchen werden, um hier Änderungen zu erreichen.
Der medizinische Schwerpunkt des kommenden Infobriefes liegt auf dem Thema Arthrose: In Praxis und Klinik ein wichtiger Bestandteil der orthopädischen Arbeit. Das Heft erhalten Sie in den nächsten Tagen per Post. Mein Dank gilt allen, die in diesem Infobrief wie auch in den vergangenen Ausgaben fachlichen hervorragenden Beiträge geliefert haben. Die durchweg positiven Rückmeldungen dazu gebe ich gerne weiter. Der Infobrief hat sich zu einem gern und viel gelesenen Medium unseres Berufsverbandes weiterentwickelt.
Diese Entwicklung gilt für den gesamten Verband: Mitgliederzahlen, die wirtschaftliche Entwicklung, politischer Einfluss, Selektivverträge – es geht voran. Mein Dank gilt allen Mitgliedern, Mandatsträgern, den Profis in der Geschäftsstelle und dem Vorstand für die geleistete Arbeit.
So enden meine Worte dann doch noch optimistisch für das kommende Jahr: Mit unserem BVOU sind wir gut unterwegs und bereit die berufspolitischen Herausforderungen anzugehen. Da ist mir nicht bange.
Euch allen und Euren Familien wünsche ich eine besinnliche Weihnachtszeit, einen guten Übergang und für das neue Jahr 2025 vor allen Dingen Gesundheit und Gelassenheit.
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Die Verlängerung der krankheitsfreien Lebenszeit ist ein Anliegen der aktuellen medizinischen Bemühungen, das besonders medial sehr viel Anklang findet.
Wenn man das Thema durchdekliniert und auf unser orthopädisch-unfallchirurgisches Fachgebiet herunterbricht, ist es eine notwendige Konsequenz, dass Therapieoptionen jenseits von Operation und Kortison angeboten werden.
Nachdem jahrelang auf den Fachkongressen und von Kostenträgern die Evidenz der PRP-Therapie infrage gestellt wurde, können wir seit Oktober 2022 auf das ESSKA Orbit Konsensus Paper verweisen, das für das PRP bei Gonarthrose mindestens eine vergleichbare entzündungshemmende Wirkung mit länger anhaltenden positiven Effekten gegenüber Kortison feststellt.
In der zunehmend umfangreicheren Literatur findet sich eine hohe Evidenz für Behandlungen von Arthrosen (Gonarthrose, Koxarthrose), Tendinosen (z. B. Tennisellenbogen, Jumpers Knee, Achillodynien) und Ligamentosen.
Ähnliche anatomische Strukturen und Pathologien liegen auch an der Wirbelsäule vor, aber die klare wissenschaftliche Evidenz für PRP fehlt noch.
Prinzipiell sind verschiedene Einsatzmöglichkeiten des PRP an der Wirbelsäule denkbar:
Zur Verbesserung der intervertebralen Fusion bei Versteifungsoperationen, zur Behandlung von Patienten mit spinalen Traumata zur Regeneration der Nervenfunktion und interventionell bei degenerativen Erkrankungen der Wirbelsäule. Meine Erläuterungen beziehen sich nur auf den letztgenannten Aspekt.
Was wissen wir?
„Entzündungshemmend und regenerativ“ sind die omnipräsenten Schlagworte. Konkret werden proinflammatorische Zytokine supprimiert (vor allem IL1 B und IL10) und durch Wachstumsfaktoren (z.B. transforming growth factor beta-1 (TGF-β1) und vascular endothelial growth factor (VEGF)) werden regenerative Prozesse in Gang gesetzt.
Unumstritten ist, dass eine bestimmte minimale Konzentration von Thrombozyten für eine gute Wirksamkeit erforderlich ist, weil eine zu geringe Thrombozytenkonzentration zu einer geringeren Menge an Wachstumsfaktoren führt.
Facettengelenke sind synoviale Gelenke mit Erguss und Synovialzysten wie die meisten anderen Gelenke auch; Wu et el.al beschreiben 2017, dass die
PRP-Kohorte an der Facette einen ähnlichen antiinflammatorischen Effekt aber eine längere Wirkdauer >6 Monate als die Steroid-Gruppe erreicht. 2016 kam Kirchner mit einer deutlich größeren Fallserie zu dem gleichen Ergebnis, dass eine zuverlässige Schmerzreduktion einsetzt, die länger anhält als wir es von Steroiden kennen.
Im Gegensatz zum Facettengelenk ist die Behandlung der Bandscheibe mit plättchenreichem Plasma sogar in der S2k DGOU Leitlinie, AWMF 187-059 „Spezifischer Kreuzschmerz“, Kapitel „Discogenes Lumbalsyndrom bis Osteochondrosis vertebralis“ unter 2.2.7 „Therapie interventionell“, Seite 21, erwähnt. Auch wenn die eindeutige Evidenz fehlt und die Leitlinie an dieser Stelle (noch) im Konjunktiv geschrieben ist, weisen die vorhandenen Erkenntnisse in eine klare Richtung.
Intradiskal appliziert steigert PRP die Kollagensynthese, führt zu Proteoglykan-Akkumulation, senkt den oxidativen Stress und reduziert den Gehalt an proteolytischen Enzymen wie MM3 und COX2, die über die Zytokine proinflammatorisch wirken.
Akeda et al. verglichen 2022 in einer randomisierten Doppelblind-Studie die Wirksamkeit und Sicherheit von Injektionen der Bandscheibe (IVD) mit PRP gegenüber Korticosteroid bei Patienten mit diskogenem Rückenschmerz. Beide Gruppen zeigten eine vergleichbare Schmerzreduktion der Scores beim 8-Wochen-Intervall. Jedoch zeigte nur die PRP-Gruppe eine langanhaltende Schmerzlinderung bis zu 60 Wochen nach der Injektion.
Tuakli-Wosornu et al.2016 (prospektive, double-blind, randomisierte Kontrollstudie) zeigte, dass Schmerz-, Zufriedenheit- und Funktionsscores nach dem 3-Monatsintervall deutlich besser ausfielen als in der Kontrollgruppe.
2017 publizierten Li et al. eine Metaanalyse zu Tierstudien bzgl. PRP-Injektionen in die IVD, die zu dem Schluss kam, dass am Tiermodell (Ratte, Kaninchen) der histologische Grad des Verschleißes der IVD verringert werden konnte und im MRT in der T2 Sequenz das Signal gesteigert werden konnte. Sie schlussfolgern, dass PRP- Injektionen eine Option für das Verlangsamen des Verschleißes der IVD sein könnte. Für ähnliche Beobachtungen an der humanen IVD fehlen derzeit noch die aussagekräftigen Studien. Dennoch kommt PRP intradiskal bereits heute häufig in der endoskopischen Chirurgie der Bandscheibe zum Einsatz, um die möglichen reparativen Effekte zu nutzen.
Gullung et al. kamen 2011 zu dem Ergebnis, dass ein Einsatz von PRP früher im Verschleißprozess der IVD wahrscheinlicher zu positiveren Effekten an der Bandscheibe führt (Pfirrmann-Stadien 2-4). Insgesamt scheint die intradiskale Therapie mit PRP erfolgversprechend in Bezug auf Schmerzreduktion, Funktion und Lebensqualität zu sein.
Epidurale Injektionen mit PRP sind sicher und effizient. Der analgetische Effekt der PRP-Injektion tritt erst verzögert ein, hält aber länger an im Vergleich zu epiduralen Steroidinjektionen (Xu et al 2021, Barbieri 2022). Die Wirksamkeit ist unabhängig vom Zugang; ob interlaminär, transforaminal oder via Hiatus sacralis appliziert wirkt PRP zuverlässig. Die üblichen pathophysiologischen Erwägungen für die Wahl des Zugangsweges bleiben davon unberührt.
Bei der Anwendung am Sakroiliakalgelenk (SIG) unterscheidet man die intraartikuläre von der periartikulären Injektion in den funktionell komplexen iliolumbalen resp. pelvinen Bandapparat.
Die S2k DGOU Leitlinie „Spezifischer Kreuzschmerz“ sieht bisher keine ausreichende Evidenz für eine Empfehlung, erwähnt PRP aber dennoch explizit.
Schmerz- und Functionscores werden bei der intraartikulären Injektion länger anhaltend (bis zu 12 Monaten) im Vergleich zu Steroidinjektionen gesenkt (Navani 2016, Singla 2017). Die Anwendung ist sicher für den Patienten. Insbesondere beim SIG ist zu erwägen, welches bildgebende Hilfsmittel verwendet wird. Das SIG ist ideal für den Einsatz eines Ultraschallgerätes und reduziert die Strahlenbelastung für Patient und Arzt gleichermaßen. Gerade die Darstellung des iliolumbalen Bandapparates gelingt nur mit der sonographischen Bildgebung. Zur Behandlung der Hypermobilität und Dysfunktion des SIG kann man sonographisch gestützt gut PRP periartikulär in den Bandapparat der lumbosakralen Übergangsregion einbringen (Wallace 2020).
Für das SIG gilt zudem im besonderen Maße, aber auch für alle anderen Injektionen an der Wirbelsäule, dass die PRP-Therapie in ein multimodales Behandlungsprogramm eingeplant sein sollte.
Für die „Non-Inferiority“ des PRP gegenüber Kortikosteroiden bei der Anwendung an der Wirbelsäule bestehen klare Belege in der Literatur. Die klare Überlegenheit muss in den nächsten Jahren noch in guten Studien erarbeitet werden.
Die Orthobiologie befindet sich in einem anhaltenden Lernprozess. PRP ist mittlerweile heterogen verfügbar. Es wird in offenen oder geschlossenen Systemen hergestellt, mit einmaliger oder zweimaliger Zentrifugation. Wir haben heute leukozytenarmes oder -reiches PRP zur Auswahl und wir können Thrombozytenkonzentrate aus dem PRP herstellen. Die genauen Anwendungsweisen und Indikationen sind Gegenstand tagtäglicher Abwägungen vor einer Behandlung. Die Erfahrungen sind sehr ermutigend. Kontraindikationen gibt es kaum (z.B. Infektionskrankheiten, Tumorerkrankungen, Gerinnungsstörungen).
Kortikosteroide als Behandlungsalternative im Gelenk werden zunehmend konsequenter abgelehnt, weil es klar und deutlich evident chondro- und zytotoxische Eigenschaften aufweist.
Mit dem plättchenreichen Plasma haben wir eine leistungsfähige, mächtige „Biodrug“ zur Verfügung, die wir den Patienten zuverlässig und sicher anbieten können, um Schmerzen zu reduzieren und die Lebensqualität zu steigern. Entscheidend ist, wie immer die Patientenselektion und die Wahl des richtigen Therapieschemas. Hierbei werden wir in den nächsten Jahren noch viel dazulernen.
Der DAK meinRückenCoach versorgt chronische Rückenschmerzpatienten durch die Nutzung konservativer Behandlungsmethoden. Ziel ist es, Schmerzen zu lindern, die Lebensqualität zu erhöhen und krankgeschriebene Patienten den Wiedereintritt ins Arbeitsleben zu ermöglichen.
Die Umsetzung erfolgt mit Hilfe eines differenzierten und bedarfsorientierten Diagnose- und physiotherapeutischen Behandlungskonzeptes.
Die Einsteuerung erfolgt durch Sie und wird ohne Belastung Ihres Budgets vergütet. Patienten müssen Mitglied der DAK-Gesundheit sowie zwischen 18-65 Jahre alt sein. Die Abwicklung des Vertrages erfolgt über die Deutsche Arzt Management GmbH (DAMG).
Vertragsziele
Die besondere Versorgung soll die individuelle Versorgungssituation von Menschen mit unspezifischem Rückenschmerz verbessern. Dies soll durch ein Zusammenspiel zwischen dem Casemanagement / MeinRückenCoach der DAMG und den beteiligten Leistungserbringern (Ärzte und Physiotherapeuten) erzielt werden.
Konkret werden dadurch:
Wartezeiten im Zusammenhang mit der Behandlung des Patienten verkürzt
Behandlungsabläufe optimiert und Fehlversorgung vermieden
Wiedererkrankungen und Chronifizierungen verhindert, insbesondere stationäre Aufenthalte langfristig vermieden und Patienten dauerhaft stabilisiert.
Ziele dieser besonderen Versorgung sind:
notwendige ambulante und stationäre Rehabilitationsmaßnahmen in Rehabilitationseinrichtungen zu ersetzen
Arbeitsunfähigkeitszeiten zu vermeiden oder zu verkürzen und die Leistungs- und Arbeitsfähigkeit wiederherzustellen
die Reduktion von Dauermedikation, ärztlicher Behandlung und physikalischen Behandlungsmaßnahmen (ambulante Krankenbehandlung) herbeizuführen
die Vermeidung der Chronifizierung der Beschwerden und eine Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen
die Steigerung der Nachhaltigkeit und die Absicherung der Therapieerfolge durch gezielte Einbindung der Patienten in die eigenverantwortliche Umsetzung von innovativen Heimtrainingsprogrammen zu erreichen
Vermeidung unnötiger Krankenhausaufenthalte
Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen.
Teilnahmevoraussetzungen Patient
Voraussetzung für die Einsteuerung ist eine gesicherte Diagnose gem. ICD-10 Schlüssel M42 (bis auf M42.0), M43, M47, M48 (bis auf M48.4), M50, M51, M53 (bis auf M53.2), M54, M99, G55.1* (M50-M51) [ ausgeschlossen sind M48.4, M45*, M46*, M49*, M53.2, M42.0].
Des weiteren muss eine Arbeitsunfähigkeit von min. 10 Tage am Stück aufgrund einer der vorausgesetzten Diagnosen sowie der Versichertenstatus 1 vorliegen.
Betreuungs- und Therapieverlauf
Innerhalb der 24-monatigen Laufzeit ebnen regelmäßige Coaching- und Beratungsgespräche mit dem RückenCoach den individuellen Behandlungspfad des Patienten, der sich ganzheitlich über die Einbindung eines Verhaltens- und Motivationscoachings, Physiotherapie vor Ort und online Trainings- und Entspannungsangebote erstreckt. Aufgeteilt in eine Akut-, eine Aufbau- und eine Erhaltungsphase, erhalten die Patienten unterschiedliche Vertragsleistungen.
In einem ersten ausführlichen Gespräch von bis zu einer Stunde ermittelt der RückenCoach im persönlichen Telefonat und unter Einbeziehung umfassender validierter Fragebögen den Gesundheitszustand des Patienten und leitet je nach Beschwerde- und Leistungsstand sowie vorrangiger Problematik ein online Mental Health Programm im Gruppensetting ein oder eine Physiotherapie vor Ort. Letztere umfasst die Leistungen Krankengymnastik, Manuelle Therapie und/oder Krankengymnastik am Gerät. Weitere Gespräche mit dem RückenCoach folgen zur stetigen Evaluation des Programms und weiterer Individualisierung. Neben der Überprüfung der Maßnahmen sind u.a. Themen wie soziales Umfeld, berufliche Situation oder Einschränkungen im Alltag Teil der Coaching- und Beratungsgespräche mit dem RückenCoach.
Im mentalen Health Programm, durchgeführt von unserem Partner webPrax, erlernen Patienten Strategien zum Selbstmanagement, um ihren Alltag so gut es geht selbstständig bewältigen zu können. Inhalte sind beispielsweise Schmerz- und Schmerzmanagement, Konflikte am Arbeitsplatz oder im sozialen Umfeld. Durch die ausführliche Edukation sowie das Einüben von positiven Alltagsroutinen werden dem Patienten die komplexen physiologischen sowie neurologischen Vorgänge in seinem Körper bei chronischen Schmerzen eingängig vermittelt. Durch das kognitiv-mentale Training erlernt der Patient Techniken, die es ihm erleichtern, seine notwendigen täglichen Übungen so in seinen Alltag zu integrieren, dass sie ihm „leicht von der Hand gehen“ und er sie nicht mehr als Belastung seines Alltages wahrnimmt.
Außerdem erhalten die Patienten die Möglichkeit, auch zuhause den Weg ihrer Genesung effektiv voranzutreiben. Verschiedene Onlineprogramme im Bereich Bewegung und Stressabbau/Entspannung ermöglichen dem Patienten, flexibel und ortsunabhängig zu trainieren – wann immer sie es benötigen. Lange Anfahrtswege und fehlende Zeit stellen damit keine Hürde mehr dar auf dem Weg zum eigenen Gesundheitsmanagement.
In Kombination sollen die langfristigen Maßnahmen des DAK meinRückenCoachs dazu beitragen, die eigenen Schmerzen besser zu verstehen, Ursachen aufzudecken und gezielte Hilfe zur Selbsthilfe anzuleiten, um auch nach Abschluss des Programms von den Veränderungen zu profitieren.
Teilnahmevoraussetzungen Ärzte
Nachfolgend aufgeführte Leistungen müssen durch die Fachärzte erbracht werden:
Aufklärung der Versicherten über die besondere Versorgung, die Ziele und Inhalte des Vertrages, die teilnehmenden Leistungserbringer, die Freiwilligkeit, Widerrufsmöglichkeit, die Erhebung/Verarbeitung/Nutzung ihrer Daten und über die Rechte und Verpflichtungen, die die Versicherten mit ihrer Teilnahme eingehen.
Die Einschreibung der Versicherten, unabhängig vom Untersuchungsergebnis. Eine Genehmigung der DAK muß nicht abgewartet werden.
Die unverzügliche Übersendung der unterschriebenen Teilnahmeerklärung und Einverständniserklärung zur Datenverarbeitung über das Online-Portal der DAMG (TNE)
Persönliche Untersuchung, Beratung über Untersuchungsergebnis, ärztliche Eingangsdokumentation auf dem vorgegebenen Patientenscreeningbogen (PSB) und Übermittlung der Daten an das Case Management der DAMG und Übermittlung der Daten über den Dateiupload der DAMG oder per Fax an das Case Management der DAMG.
Bei Bedarf regelmäßige Fallkonferenzen mit den eingebundenen Leistungserbringern zur Diagnosesicherung, Behandlungs- und Verlaufsplanung.
Freiwillige Teilnahme am Qualitätszirkel der DAMG.
Die Einschreibung und ärztliche Eingangsdokumentation des Patienten wird mit 100 € (abzgl. 9,5% Managementfee) vergütet. Die Abrechnung und Ausschüttung an teilnehmende Ärzte erfolgt durch die DAMG (Deutsch Arzt Management GmbH).
Gültigkeitsbereich
Der Vertrag ist bundesweit gültig. Alle DAK-Versicherten, die die o.g. Voraussetzungen erfüllen, können eingeschrieben werden.
Mit der Einschreibung des Patienten und nach Abschluss der Eingangsdokumentation erfolgt die Überweisung in ein teilnehmendes Physiotherapiezentrum. Alle teilnehmenden Physiotherapiezentren unseres Netzwerkes sind unter https://www.damg.de/ auf der Startseite zu finden.
Kein Physiotherapiezentrum in der Nähe?
Sollte bisher noch kein Physiotherapiezentrum in der Nähe Ihrer Patienten teilnehmen, geben Sie uns gerne Bescheid. Wir kümmern uns um die Akquise einer geeigneten Einrichtung. Durch die Bedarfsanalyse des Rückencoach der DAMG im persönlichen Gespräch mit den Patienten ist eine individuelle Anpassung des Programms möglich, sodass ein Start in der Physiotherapie innerhalb der Teilnahme von 2 Jahren jederzeit bedarfsorientiert aufgenommen oder fortgeführt werden kann.
Da das Konzept multimodal aufgebaut ist, können Patienten, die zunächst kein geeignetes Zentrum in Wohnortnähe haben, dennoch am Vertrag teilnehmen und mit onlinegestützten Heimtrainingsprogrammen und einem Coaching zum Selbstmanagement und mentaler Gesundheit beginnen!
Kontakt für Rückfragen
Deutsche Arzt Management GmbH
Lizenznehmerbetreuung
Im Teelbruch 118
45219 Essen
Telefon: 02054 93856 50
E-Mail: lizenznehmer@daag.de
Unsere Gesellschaft wird älter, und damit steigt die Zahl der älteren Menschen, die medizinische Versorgung benötigen. Besonders in der Traumatologie stellt dies eine große Herausforderung dar. Eine aktuelle Umfrage des Referats Alterstraumatologie zeigt, wie sich die ambulante Versorgung in der Alterstraumatologie entwickeln könnte und welche Hürden es noch zu überwinden gilt.
Demografischer Wandel erfordert neue Versorgungsmodelle In den nächsten Jahren wird das deutsche Gesundheitssystem zunehmend mit älteren Patienten konfrontiert, die oft an mehreren chronischen Erkrankungen leiden. Gleichzeitig sinkt die Zahl der verfügbaren Fachkräfte. Um die stationären Kapazitäten für akut kranke Patienten zu entlasten, sollen mehr Operationen, die bisher im Krankenhaus stattfanden, ambulant durchgeführt werden. Dies gilt auch für alterstraumatologische Fälle.
Die Frage ist: Wie gut ist das System auf eine zunehmend ambulante Traumabehandlung vorbereitet? Tätigkeitsprofil, Akut- und Elektivversorgung sowie
Weiterbildung im Vergleich zwischen Praxis und Klinik
Teilnehmerprofil
Eine Umfrage unter 653 Fachärzten für Orthopädie und Unfallchirurgie, die in Kliniken und Praxen arbeiten, gibt Aufschluss. Diese wurde von der Sektion Alterstraumatologie, dem Nichtständigen Beirat der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und dem Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie initiiert.
Die Daten sind in einer ausführlichen Publikation aktuell zur Veröffentlichung vorgesehen, daher im Folgenden nur ein Auszug der Auswertungsschwerpunkte. Von den Befragten arbeiten 38 % in Praxen und 57 % in Kliniken. Die Mehrheit (79 %) ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, der Rest verfügt über die Facharztqualifikation Orthopädie mit durchschnittlich 12 Jahren ambulanter Berufserfahrung.
Operative Schwerpunkte ambulant vs. stationär
Die Umfrage zeigt, dass ca. zwei Drittel der niedergelassenen Ärzte ambulant und knapp ein Drittel von ihnen auch stationär operieren, vor allem in der Knie-, Hand- und Fußchirurgie. Die operativen Schwerpunkte unterscheiden sich deutlich zwischen niedergelassenen und an der Klinik tätigen Fachärztinnen und Fachärzten. Während die Klinikärzte überwiegend in der Traumatologie tätig sind, legen die niedergelassenen Ärzte ihren Schwerpunkt auf elektive Eingriffe.
Bereitschaft zur Notfallversorgung
Routine in der Basistraumatologie zu haben, gaben 33 % der Niedergelassenen an, 30 % wären bereit es zu lernen und 37 % gaben an, keine ausreichende Qualifikation mehr zu haben und wollten diese auch nicht wieder auffrischen. Bei den im Klinikbereich tätigen KollegInnen gaben >90 % an, die erforderliche Routine in der Basistraumatologie zu besitzen. Lediglich 2 % der Umfrageteilnehmer aus Kliniken möchte zukünftig nicht an der Versorgung traumatologischer Patienten teilnehmen.
11 % der Niedergelassenen nehmen bereits heute an der Notfallversorgung teil und halten entsprechende Strukturen in ihren Praxen vor. Auf die Frage, ob die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen bereit wären, Notfallstrukturen in ihren Praxen zu etablieren, antworteten 76 % mit Nein. Hauptgründe sind unzureichende Vergütung und fehlende Backupstrukturen für den Fall, dass eine stationäre Versorgung notwendig wird.
Weiterbildung
Niedergelassene bieten in ihren Praxen aktuell nur zu einem Drittel Weiterbildung an, während nahezu jede Klinik (92 %) eine Weiterbildung in Orthopädie und Unfallchirurgie anbietet. Die mangelnde Finanzierung von Weiterbildungsassistenten in der Praxis im Vergleich zu dem Modell der Allgemeinmedizin ist für 56 % der Niedergelassenen eine Hürde, lediglich 15 % wollen aus verschiedenen Gründen grundsätzlich keine Weiterbildung anbieten.
Ambulante Versorgung von Notfall- und Alterstrauma-Patienten: Potenzial und Hürden
Die Befragten sehen die ambulante Versorgung älterer Patienten als Chance, die Selbstständigkeit der Patienten zu erhalten und perioperativ delirante Zustände bei dieser Patientengruppe zu verhindern.
Die Umstellung auf ambulante Versorgung in der Alterstraumatologie ist nicht ohne Hürden. Zu den größten Herausforderungen zählen:
Unzureichende Kosteneffizienz
Mangel an perioperativen Versorgungsressourcen
Schwierigkeiten bei der häuslichen Nachsorge und ambulanten
Rehabilitation
Viele Ärzte kritisieren die schlechte Kosteneffizienz und die mangelnden Ressourcen für perioperative Versorgung und häusliche Nachsorge und Rehabilitation.
Zukunft der Alterstraumatologie
Die Umfrage macht deutlich, dass neue ambulante Versorgungsstrukturen notwendig sind. Dazu gehört auch eine funktionierende Backupstruktur für diejenigen Patienten, die postoperativ kurzfristig eine stationäre Betreuung benötigen. Zukünftig könnten KI-Systeme dabei helfen, ältere Traumapatienten in die ambulante oder stationäre Notfallbetreuung zu steuern. Alterstraumatologie umfasst nicht nur die bestens beforschte obligat stationäre Hüftgelenksnahe Fraktur, sondern eben auch eine Reihe von Frakturen, die immobilisieren im Alltag. Hierzu zählen beispielsweise die Radiusfraktur, eine einfache Sprunggelenksfraktur oder eine Mittelfußfraktur, die durchaus Ambulantisierungspotential bieten.
Es braucht nicht nur kostendeckende finanzielle Rahmenbedingungen, sondern auch ein attraktives Umfeld für Ärzte. Dazu gehört auch ein breites Angebot an Weiterbildungsstellen in der orthopädisch-unfallchirurgischen Praxis. Nur so kann die Qualität der Versorgung gesichert und die Balance zwischen Wirtschaftlichkeit und medizinischer Notwendigkeit gefunden werden.
Ein Blick über den Tellerrand: Europa im Vergleich
Die wachsende Bedeutung der Alterstraumatologie ist in allen europäischen Ländern zu spüren. Aufgrund des demografischen Wandels sind mehr als ein Fünftel der Bevölkerung älter als 65 Jahre. Typische Traumaursachen sind Stürze, Verkehrsunfälle und Fußgängerunfälle.
Während Deutschland seinen Weg in die ambulante Zukunft der Alterstraumatologie sucht, zeigt sich in Europa ein vielfältiges Bild: In Großbritannien gibt es ähnliche Bestrebungen wie in Deutschland, die ambulante und stationäre Versorgung älterer Menschen besser zu integrieren und Präventionsprogramme für die Vermeidung von Traumata bei alten Menschen zu entwickeln
Die Niederlande setzt ähnlich wie Deutschland auf spezialisierte Alterstraumazentren, sog. Geriatric Trauma Units, für die ältere Traumapatienten
Schweden gilt als Vorreiter in der Prävention und ambulanten Versorgung, mit Programmen, die darauf abzielen, ältere Menschen länger in ihrer häuslichen Umgebung zu halten. Die Notwendigkeit einer effektiven Sturz- und Traumaprophylaxe unterstreicht eine Analyse des norwegischen Traumaregisters, die bei älteren Patienten eine höhere Mortalität nach Trauma und häufig längere Transportzeiten zum nächsten Versorgungszentrum festgestellt hat.
Obwohl europaweite Vergleichsstudien zur Alterstraumatologie selten sind und häufig wiederum das proximale Femur im Focus haben, passen die norwegischen Ergebnisse zu denen anderer europäischer Registerstudien.4 Die besten Methoden zur Reduktion der hohen Mortalitätsrate bei älteren Traumapatienten sind:
Frühe Operation (z. B. innerhalb von 24 Stunden nach Hüftfraktur)
Weitere stationäre Behandlung in enger Abstimmung mit
einem Geriater (z. B. in organisatorischer Einheit einer
„Geriatric Trauma Unit“)
Beginn einer leitliniengerechten Osteoporosebehandlung
nach der Fraktur
Evaluation des Sturzrisikos und Einleitung von Maßnahmen
zur Sturzprophylaxe primär und sekundär
Durch die „doppelte Facharztschiene“, bei der Fachärzte nicht
nur am Krankenhaus, sondern auch ambulant in der eigenen Praxis
tätig sind, haben wir in Deutschland theoretisch einen Vorteil,
um Versorgung vom stationären in den ambulanten Sektor zu
transferieren bzw. die Versorgung in beiden Sektoren effizient
und durchlässig zu gestalten. Die Rahmenbedingungen sowie die
starren Sektorengrenzen hindern uns derzeit daran, diesen Vorteil
auszuspielen und suffiziente Versorgungsstrukturen, die die
Herausforderungen des demografischen Wandels angemessen
berücksichtigen, aufzubauen.
Fazit: Ein Blick in die Zukunft
Die ambulante Alterstraumatologie steht aufgrund des demografischen
Wandels vor großen Herausforderungen, bietet aber auch bedeutende Chancen. Mit den richtigen Reformen und Investitionen könnte sie einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsversorgung der alternden Bevölkerung leisten und gleichzeitig das Gesundheitssystem entlasten. Effektive Sturzprophylaxe, leitliniengerechte Osteoporosetherapie, frühzeitige, wohnortnahe stationäre oder ggf. ambulante Operation und geriatrische Mitbehandlung während des stationären Aufenthalts, aber möglicherweise auch in Zukunft in ambulantem Setting, werden dazu beitragen, die immer älter werdenden Mitbürger lange zu Hause betreuen zu können. So kann die Lebensqualität erhalten und gleichzeitig das Sozialsystem entlastet werden. Die ambulante Alterstraumatologie wird in einem solchen Versorgungsnetzwerk
eine zentrale Rolle spielen.
Autoren:
Prof. Dr. Daphne Asimenia Eschbach (Referatsleiterin Alterstraumatologie), Prof. Dr. Carl Neuerburg (Sektionsleiter Sektion Alterstrauma DGU), Dr. Jörg Ansorg (Geschäftsführer BVOU)