Lindsey Vonn wagt mit 40 Jahren und nach einer robotisch-assistierten Teil-Kniegelenkersatz-OP das Comeback in den Skizirkus. Der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU) beleuchtet zusammen mit einem führenden Experten im Bereich der Knieendoprothetik, wie Athleten und Amateursportler von diesem neuen High-Tech-Operationsverfahren profitieren können, wann eine Operation sinnvoll ist und gibt Antworten zu Chancen und Risiken nach einem Teilgelenkersatz am Kniegelenk.
Teil- versus Vollgelenkersatz
Lindsey Vonn, die zahlreiche Medaillen in ihrer Karriere gewonnen hat, musste aufgrund von Verletzungen eine Teilgelenkersatz-OP (Teilendoprothese) vornehmen lassen. Bei diesem Verfahren werden nur geschädigte Gelenkflächen ersetzt, während alle Bänder im und um das Kniegelenk erhalten bleiben. Prof. Tobias Renkawitz, Ärztlicher Direktor der Klinik für Orthopädie der Universität Regensburg und BVOU-Vizepräsident, erklärt: „Oftmals sind nicht alle drei Anteile des Kniegelenks durch Arthrose oder Verletzungen beschädigt. Dann ist ein Teilgelenkersatz möglich. Für die Diagnosestellung ob und inwiefern ein derartiges System infrage kommt, braucht man allerdings Erfahrung und auch für die Operation ebenso große Expertise. Der Vorteil beim Teilersatz ist zusätzlich, dass die Kniegelenksbeweglichkeit nach der Operation besser erhalten bleibt, zusammen mit spezieller Fast-Track-Endoprothetik kommen Patienten dadurch wieder schnell auf die Beine.
Robotik in der Kniechirurgie
Die Integration von Robotik in der Knieendoprothetik hat die Präzision des Eingriffs erheblich verbessert. Moderne navigationsgestützte Systeme ermöglichen eine exakte Umsetzung der Operationsplanung. „Beim Kniegelenkersatz kommt es auf eine personalisierte Operationstechnik an. Es ist daher kein Zufall, dass die Operation der Spitzenathletin Lindsey Vonn in den USA robotisch assistiert durchgeführt wurde. Schon mit der Navigation ohne Robotik konnten wir für unsere Patienten sehr gute Ergebnisse erzielen, mit der Weiterentwicklung zur robotischen Chirurgie haben wir nun eine neue Tür aufgestoßen“, so Prof. Renkawitz.
Profisport und Knieprothesen
Kunstgelenke sind nicht für die Belastung des Profisports konzipiert. Das Beispiel von Lindsey Vonn zeigt, dass durch personalisierte Operationstechnik, intensive Rehabilitation und Anpassung des Trainings sportliche Leistungsfähigkeit auch auf hohem Niveau möglich ist. Die Entwicklungen beim Teilkniegelenkersatz sowie der Einsatz von Robotik eröffnen neue Perspektiven für aktive Patienten. „Eine Knieprothese sollte grundsätzlich der letzte Schritt sein, auch bei Athleten. Davor sollten alle konservativen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft werden. Beim Hochleistungssport mit einem Kunstgelenk sind wir zudem in einem kritischen Bereich außerhalb der empfohlenen Belastung“, erklärt Prof. Renkawitz.
Der BVOU hat eine fünf-Punkte-Empfehlung für einen Kniegelenkersatz bei aktiven Patienten entwickelt:
- Konservativ vor operativ: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über die passenden konservativen Behandlungsoptionen wie Krankengymnastik, Aqua-Übungen, entzündungshemmende Medikamente und Einlagen. Die Operation sollte immer der letzte Schritt sein!
- „Better in better out“: Bereiten Sie sich gezielt mit einer „Prähabilitation“ auf den Eingriff vor. Führen Sie die Übungen dabei immer so aus, dass Sie keine Schmerzen haben.
- Spezialisierung suchen: Eine Operation in spezialisierten Endoprothesenzentren erfolgt unter definierten Qualitätskriterien
- Risiken vermeiden: Ein schlecht eingestellter Zuckerwert bei Diabetikern oder entzündete Stellen im Körper erhöhen das Risiko beim Einsetzen eines Kunstgelenks.
- In Bewegung bleiben: Mit einem Kunstgelenk sind Sportarten wie Schwimmen, Radfahren, Nordic Walking empfohlen. Vermeiden Sie Sportarten mit Sturzgefahr sowie stoß- und schockartigen Belastungen.
Über den BVOU:
Der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU) ist die berufspolitische Vertretung für mehr als 7.000 in Praxis und Klinik tätige Kollegen und Kolleginnen. Der BVOU setzt die beruflichen Interessen seiner Mitglieder durch, indem er zum Vorteil der Patienten und des Gemeinwohls gemeinsam mit den wissenschaftlichen Gesellschaften den Standard orthopädisch-unfallchirurgischer Versorgung entwickelt, die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen prägt und dadurch die öffentliche Wahrnehmung seiner Mitglieder als Experten für orthopädisch-unfallchirurgische Versorgung gestaltet.
Zur Person:
Universitätsprofessor Dr. Tobias Renkawitz gilt als führender Experte auf dem Gebiet der computer-assistierten, personalisierten Endoprothetik. Patienten, die ein künstliches Hüft-/Kniegelenk oder eine komplexe Wechseloperation benötigen, profitieren von seiner großen Erfahrung mit internationalem Renommee. Er ist Vizepräsident des Berufsverbands für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) sowie Leiter der Arbeitsgemeinschaft für evidenzbasierte Medizin der DGOU und setzt sich dafür ein, dass nützliche Forschungsergebnisse in die medizinische Praxis Eingang finden. Internationale Fachgesellschaften zeichneten ihn mit hochrangigen Preisen aus. Seine Operationsmethoden setzen einen neuen Standard, da sie für Schmerzfreiheit und eine schnelle Rückkehr in den Alltag sorgen.
OrthoCast – Der Orthinform Podcast: Orthopädische Präzision im Zeitalter von Robotik und Künstlicher Intelligenz (mit Prof. Dr. Tobias Renkawitz)
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