Nürnberg – Diabetiker leiden besonders oft an Gelenkverschleiß. Wie Studien zeigen, ist ihr Risiko für eine Arthroseerkrankung etwa doppelt so hoch wie das von Nicht-Diabetikern. Patienten mit sogenanntem Alters- oder Typ-2-Diabetes erhalten zudem deutlich häufiger ein künstliches Hüft- oder Kniegelenk. Eine Arbeitsgruppe im Institut für Anatomie der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Nürnberg untersucht seit kurzem, welche Faktoren bei Diabetikern zur Zerstörung des Gelenks beitragen.
Unterstützt werden die Forscher dabei durch ein Stipendium der Kerscher’schen Stiftung in Höhe von 15.000 Euro. Das Ziel der Arbeitsgruppe ist es, den Mechanismus der Arthroseentstehung bei Diabetes zu klären und außerdem Ansatzpunkte für mögliche Therapien zu finden.
„Diabetes ist eine häufige Volkskrankheit. Wir sind dankbar, dass wir nun diesen wichtigen Aspekt der Arthroseentstehung mit Hilfe des Stipendiums bearbeiten können“, sagt Univ.-Prof. Dr. Gundula Schulze-Tanzil, Leiterin des Instituts für Anatomie. Ihr Forschungsschwerpunkt ist die Erforschung molekularer Mechanismen von Entstehung und Fortschreiten der Arthrose sowie deren Beeinflussung durch entzündungshemmende Mediatoren.
Komplexe Entzündungsprozesse im Gelenk
Eine Arthroseerkrankung entsteht häufig bei Übergewicht; Diabetes ist jedoch ein unabhängiger Risikofaktor. Den Forschern zufolge gibt es Hinweise darauf, dass die Konzentration des entzündungshemmenden Stoffes Interleukin-10 bei Diabetikern erniedrigt ist. Arthrose als komplexe Erkrankung führe einerseits zur Schädigung des Gelenkknorpels, könne andererseits aber auch zur chronischen Entzündung anderer Teile des Gelenks führen. Fielen die körpereigenen knorpelprotektiven Substanzen wie Interleukin-10 aus, die diese Entzündungen unterdrücken, so schreite die Erkrankung voran.
„In unserem Labor beschäftigen wir uns seit vielen Jahren mit diesen Mechanismen und haben Modelle mit Knorpelzellkulturen entwickelt“, berichtet Schulze-Tanzil. Nun werden die Nürnberger Wissenschaftler untersuchen, wie sich ein erhöhter Blutzucker und andere Stoffwechselveränderungen durch Diabetes auf die Knorpelzellen auswirken. Ein nächster Schritt soll unter anderem die Untersuchung von Gelenkmaterial sein, das Diabetikern beim Kniegelenkersatz entnommen wird.
Quelle: Klinikum Nürnberg