Berlin – Die Entbürokratisierung der Arbeit in Klinik und Praxis muss eine Hauptpriorität der Gesundheitspolitik der nächsten vier Jahre sein, fordert der Marburger Bund (MB). Jüngstes Beispiel für eine Überregulierung im Krankenhaus seien die Vorgaben für das neue standardisierte Entlassmanagement. Es sei „ein administrativer Mehraufwand entstanden, der geradezu irrwitzig ist“, kritisierte Dr. Andreas Botzlar, 2. Vorsitzender des Marburger Bundes, das seit 1. Oktober 2017 gültige neue Verfahren. „Das neue Verfahren bindet jeden Tag zusätzliche Zeit und Arbeitskraft von Ärzten, Pflegenden und anderen Berufsgruppen im Krankenhaus, die Patienten auf die Entlassung vorbereiten”, kritisierte er.
Den Marburger Bund erreichten immer häufiger Klagen von Klinikärzten, die das neue Entlassprozedere im Klinikalltag für nicht umsetzbar halten. „Unsere Mitglieder beklagen auch die unzureichende Ausstattung der Krankenhäuser mit der für ein modernes Datenmanagement erforderlichen Hard- und Software. Ohne eine solche digitale Infrastruktur aber ist ein möglichst effizienter und reibungsloser Informationsaustausch zwischen Krankenhäusern und ambulanter Versorgungsebene kaum möglich“, so Botzlar.
Der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) hat vor kurzem Hinweise zur Umsetzung des Entlassmanagements bei Hilfsmittelbedarf veröffentlicht. Der neue Rahmenvertrag zum Entlassmanagement biete in Bezug auf diesen Bereich nur wenig konkrete Hilfe, so die Einschätzung des Verbands. Der BVMed weist unter anderem darauf hin, dass Patienten bei Verordnungen ausdrücklich auf das Recht der freien Wahl des Leistungserbringers hingewiesen werden müssen und bei genehmigungspflichtigen Hilfsmitteln bei der Antragstellung zu unterstützen sind.