Potsdam-Rehbrücke – Professor Tim J. Schulz vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) wird am 14. März 2018 mit dem 60.000 Euro dotierten und international renommierten Paul-Ehrlich- und Ludwig-Darmstaedter-Nachwuchspreis ausgezeichnet werden.
Die Paul-Ehrlich-Stiftung ehrt den 38 Jahre alten Biochemiker und Ernährungsforscher Schulz für seine biomedizinischen Arbeiten zur Funktion von weißen und braunen Fettzellen.
Eine Option: altersbedingte Knochenbrüche besser therapieren
„Tim Schulz hat mit seiner exzellenten Arbeit einen großen Beitrag zum Verständnis der Fettzellentwicklung und -funktion geleistet“, sagt Tilman Grune, wissenschaftlicher Vorstand des DIfE. „Seine Erkenntnisse sind nicht nur aus ernährungsphysiologischer Sicht relevant, sondern auch aus medizinischer Sicht, denn sie zeigen neue Wege auf, bedeutende Volksleiden wie Adipositas, aber auch damit verbundene Krankheiten wie altersbedingte Knochenbrüche, besser zu therapieren.“
„Wir wissen, dass Übergewicht in der älteren Bevölkerung besonders weit verbreitet ist“, so Schulz. „Ältere Menschen haben auch häufig untypische, sogenannte ektopische Fettzellansammlungen im Knochenmark oder der Muskulatur. Diese Ansammlungen verringern die Regenerationsfähigkeit der betroffenen Gewebe und fördern deren Funktionsverlust sowie das Entstehen von Stoffwechselerkrankungen. Doch warum ist dies so, was passiert auf zellulärer und molekularer Ebene? Das sind spannende Fragen, die wir klären müssen, um neue Präventions- und Behandlungsstrategien entwickeln zu können.“
Kenntnis von weißen und brauen Fettzellen ist noch neu
Erst seit einigen Jahren ist bekannt, dass Erwachsene neben weißem auch braunes Fettgewebe besitzen. Während weiße Fettzellen hauptsächlich der Energiespeicherung und der Wärmedämmung dienen, erzeugen braune Fettzellen Wärme und schützen den Körper auf diese Weise davor, auszukühlen. Beide Fettzelltypen erfüllen damit wichtige physiologische Funktionen. Allerdings können Fettzellen auch dazu beitragen, Krankheiten zu begünstigen.
In einer aktuellen Veröffentlichung haben Schulz und sein Team vor kurzem gezeigt, dass eine fettreiche Ernährung – insbesondere in Kombination mit einem fortgeschrittenen Alter – dazu führt, dass sich im Knochenmark vermehrt spezialisierte (Fett-)Vorläuferzellen ausbreiten. Diese tragen letztlich zu Fettansammlungen im Knochen bei. Dabei setzen die Fettzellen vermehrt ein bestimmtes Enzym frei, das nicht nur die Knochenheilung, sondern auch die Blutbildung im Knochenmark beeinträchtigt. Dieses Enzym ist auch aus der Diabetesforschung bekannt und durch seit Jahren erprobte Medikamente (Gliptine) hemmbar.
Wirkstoffe eventuell auch für Knochenheilung bestimmter Patienten einsetzbar
Die Forscher gehen nun aufgrund ihrer Ergebnisse davon aus, dass diese Therapeutika nicht nur zuckerkranken Menschen helfen, sondern vielleicht auch die Knochenheilung bei älteren, übergewichtigen Patienten verbessern können. Das muss aber erst noch in klinischen Studien gezeigt werden. Darüber hinaus hat Schulz in vielen zellbiologischen Untersuchungen beobachtet, dass auch die Zusammensetzung der Nahrung die Stammzellen des Knochens direkt beeinflusst. Sie bestimmt, ob aus den Stammzellen Knochen- oder Fettvorläuferzellen hervorgehen. Daher will Schulz mit seinem Team künftig untersuchen, inwiefern bestimmte Ernährungsformen und Nahrungsmittelinhaltstoffe dazu geeignet sind, die für die Knochenheilung verantwortlichen Stammzellen zu unterstützen. Schon heute würden die Forschungsergebnisse zeigen, – so Schulz – dass Menschen viel für ihre Knochengesundheit tun können, indem sie besonders im Alter auf ein normales Körpergewicht und eine ausgewogene Ernährung achten.
Der „reguläre” Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis geht in diesem Jahr an den US-Amerikaner Anthony Cerami (77) und den israelischen Staatsbürger David Wallach (72). Er ist mit 120.000 Euro dotiert und wird wie der Nachwuchspreis am 14. März 2018 in der Frankfurter Paulskirche verliehen. Die beiden Wissenschaftler werden für ihre Forschung zum Botenstoff TNF und dessen Wirkung im Entzündungsgeschehen ausgezeichnet.
Quelle: DIfE, Paul Ehrlich-Stiftung