Filderstadt/ Berlin – Im Verein „Community Supply Chain“ (CSC) sind vor allem Unternehmen der Autozuliefererbranche organisiert. Sie schauen gern über den engeren beruflichen Tellerrand und tauschen sich mit branchenfremden Akteuren zu relevanten Themen aus. Zuletzt war das Thema eines CSC-Workshops das richtige Sitzen. Es brachte Unternehmen, Ärzte, Wissenschaftsvertreter und Politiker in Baden-Württemberg an einen Tisch. Über das Treffen berichtete unter anderem die „Ärzte Zeitung“.
In der Industrie würden Erkenntnisse aus der Medizin bereits eingesetzt, betonte Patrick Loechle, Leiter Produktmanagement der Interstuhl Büromöbel GmbH. Sein Unternehmen habe einen Sensor entwickelt, der es ermögliche, den eigenen Bürostuhl an die individuellen Bedürfnisse anzupassen. Diese Innovation sei nur aufgrund einer Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Garmin möglich gewesen, das unter anderem Fitness-Tracker und Wearables entwickelt. Derzeit säßen rund 60 Prozent der Menschen auf falsch eingestellten Bürostühlen. Ein Teil des Problems sei der schwierige Transfer von medizinisch-wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Köpfe der Entwickler in der Industrie.
BVOU-Präsident Dr. Johannes Flechtenmacher betonte, dass gutes und richtiges Sitzen mit dazu beitragen könne, Rückenschmerzen zu vermeiden. Auch mit Fettleibigkeit, Diabetes mellitus oder Depressionen werde das Sitzen in Zusammenhang gebracht werden. Doch die vielfältigen gesundheitlichen und gesellschaftlichen Probleme aufgrund der körperlichen Inaktivität vieler Menschen könnten weder von Ärzten noch von Autositzherstellern gelöst werden.
Helfen könne aktives Sitzen und ausreichend Bewegung am Arbeitsplatz. Beides lässt sich nach Ansicht des Facharztes für O und U allerdings nur mit angepassten Arbeitsabläufen erreichen. Er ist zudem davon überzeugt, dass in Zukunft noch mehr als bisher individuell gestaltete Sitzkonstellationen gefragt sind – zum Beispiel für adipöse Menschen, aber auch für besonders kleine oder besonders große Männer und Frauen. Er gehe davon aus, dass 25 bis 30 Prozent aller Menschen im Grunde individuelle Lösungen zum Sitzen brauchen, sagte Flechtenmacher.