Düsseldorf – Um Chancen und Risiken der Digitalisierung im Gesundheitswesen ging es bei einer Veranstaltung der KV Nordrhein. Mit dabei: Der BVOU-Landesvorsitzende Nordrhein, Dr. Roland Tenbrock.
Der niedergelassene Mediziner, der per Videosprechstunde Empfehlungen zur Therapie gibt. Das Ärzteteam, das per Telekonsil das Know-how eines entfernten Experten zu Rate zieht. Der Patient, der mit seiner App auf dem Smartphone seinen Gesundheitszustand überprüft – dies alles sind Mosaiksteine im großen Digitalisierungspuzzle in der Gesundheitsversorgung. Um Chancen und Risiken der Digitalisierung ging es Mitte April bei der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein in einer moderierten Diskussion. Sie zeigte: Das Spannungsfeld zwischen „Dr. Google“, Selbstvermessung, Videosprechstunde, Telematikinfrastruktur und Datenschutz ist groß.
Chat mit dem Patienten
Dr. Roland Tenbrock, niedergelassener Orthopäde aus Düsseldorf, betonte, wie wichtig die persönliche Begegnung für den ersten Kontakt zum Patienten sei. Im Laufe der Behandlung ihm bekannter Patienten aber könne Technik die Sache vereinfachen: Patienten sitzen online über das Tablet im Wartezimmer, ohne persönlich anwesend sein zu müssen. Zehn Prozent seiner Patientenkontakte finden auf diesem Wege statt. „Pro Chat benötige ich zwei bis drei Minuten – das spart Zeit, und die Patienten sind begeistert.“
Für den Ausbau solcher Anwendungen braucht es eine Flexibilisierung – zum Beispiel beim Fernbehandlungsverbot. „Damit wird sich der Deutsche Ärztetag beschäftigen“, kündigte Dr. Frank Bergmann an, Vorstandsvorsitzender der KV Nordrhein. Der Neurologe, Psychiater und Psychotherapeut aus Aachen betonte, dass das Verbot bestehen bleiben, der Spielraum für telemedizinische Angebote aber größer werden sollte.
Mündige Patienten
„Halbwissen“ könne man Patienten nicht vorwerfen, sagte Regina Behrendt von der Verbraucherzentrale NRW. „Das Internet ist maximal unübersichtlich. Deshalb brauchen wir Seiten und Anlaufstellen mit geprüften, verlässlichen Informationen.“ Dafür plädierte auch Dirk Ruiss, Leiter der NRW-Landesvertretung des Verbands der Ersatzkassen (vdek). „Früher haben wir uns über den unmündigen Patienten beklagt. Der Preis der Freiheit ist, dass wir unbegrenzt an Informationen kommen, deren Qualität man nicht sofort beurteilen kann.“ Dies löse bei vielen Überforderung aus. Fazit: Die Digitalisierung darf kein Selbstzweck sein.
Autor: Dr. Heiko Schmitz, Leiter Bereich Presse und Medien, KV Nordrhein