Wie hoch das Risiko ist, einen Knochenbruch durch Osteoporose zu erleiden, lässt sich anhand der Knochendichte feststellen. Die Messung der Knochendichte geschieht mittels einer so genannten Osteodensitometrie. Standardmäßig kommt dabei die Dual-Röntgen-Absorptiometrie, kurz DXA oder DEXA, zum Einsatz.
Aus den griechischen Wörtern „Osteo“ für Knochen und „metrie“ für messen und dem Lateinischen „densi“ für Dichte zusammengesetzt, werden als Osteodensitometrie medizinisch-technische Verfahren zur Knochendichtemessung bezeichnet.1 Die Osteodensiometrie kann Aussagen über den Kalksalzgehalt, die Struktur und Festigkeit des Knochens machen. Es gibt verschiedene Messmethoden. Das am weitesten verbreitete und zudem einzige von der World Health Organisation (WHO) anerkannte Verfahren ist die Messung mit der Doppel-Röntgen-Energie-Absorptiometrie- Technik der sogenannten DXA/DEXA (Dual-Energy X-Ray Absorptiometry).2 Der Dachverband Osteologie (DVO) sieht diese Methode als Referenzmethode („Goldstandard“) an. Sie ist in den Leitlinien als
wichtiger Surrogatparameter die Basis der Diagnosesicherung und dient, neben weiteren Risikofaktoren, als Entscheidungskriterium bei der Therapie einer Osteoporose.3 Die Knochendichtemessung (DXA) wird in Deutschland von den Gesetzlichen Krankenkassen nur dann bezahlt, wenn eine Fraktur ohne nachweisbares adäquates Trauma vorliegt und gleichzeitig aufgrund anderer anamnestischer und klinischer Befunde ein begründeter Verdacht auf Osteoporose besteht. Seit 2013 wird sie zudem übernommen, wenn zur Optimierung der Therapieentscheidung aufgrund konkreter anamnestischer und klinischer Befunde die Absicht für eine sog. spezifische medikamentöse Therapie einer Osteoporose besteht.4, 5 Die DXA-Methode ist in der BRD mit ca. 800 Messplatzen flachendeckend sehr gut verfügbar. Sie wird vorwiegend von Fachärzten für Orthopädie/Unfallchirurgie durchgeführt. Diese haben häufig eine spezielle Zusatzausbildung als Osteologe DVO, was sie in besonderer Weise zum Einsatz dieser Methode befähigt. Als weitere Methoden zur Knochendichtemessung stehen der Quantitative Ultraschall (QUS) und die Quantitative Computertomographie (QCT/pQCT) zur Verfügung. Quantitativer Ultraschall (QUS) Die Messung der Knochendichte mittels Ultraschall, dem sogenannten quantitativen Ultraschall (QUS) ist umstritten, und nur in speziellen Fällen, in Abhängigkeit vom verwendeten Messort und von der Messmethode überhaupt aussagekräftig.3, 6 Vorteil des Verfahrens ist die fehlende Strahlenbelastung. Quantitative Computertomographie (QCT/pQCT) Bei der sogenannten zentralen QCT erfolgt die Messung an der Wirbelsäule und ggf. an den Huften. Die preisgünstigeren und kompakteren peripheren (pQCT) Systeme messen vorzugsweise am Arm oder Bein. Die CT-Methoden messen die Knochendichte als Volumeneinheit in Gramm pro Kubikzentimeter (g/cm3). Es sind sehr präzise Verfahren, die in der Lage sind weitere Knochenparameter wie Geometrie und Knochenfestigkeit aufzuzeigen.7, 8 Sie haben somit einen hohen wissenschaftlichen Stellenwert. Auf Grund der Strahlendosis und der nicht direkten Umsetzbarkeit der Messwerte in Therapieentscheidungen sind sie nur als Ersatzmethoden anzusehen. Doppel-Röntgen-Energie-Absorptiometrie-Technik (DXA/DEXA) Der Goldstandard zur Bestimmung der Knochendichtemessung ist weltweit die so genannte Doppel-RontgenEnergie-Absorptiometrie-Technik (dual-energy X-ray absorptiometry, DXA/DEXA).2 Die Messung erfolgt im Regelfall an der LWS und dem Gesamtareal der proximalen Femora,3 andere Messorte sind möglich. Das Messprinzip ist ein Flächenmessverfahren, bei dem die aus dem Körper austretende Röntgenenergie erfasst, und der Kalksalzgehalt in Gramm pro Quadratzentimeter (g/cm2) gemessen wird. Dieser Wert kann mit einer großen Anzahl von Referenzkollektiven als Standardabweichung z. B. junger Erwachsener (sog. T-Wert) oder einer altersadaptieren Vergleichsgruppe (Z-Wert) verglichen werden. Die Strahlenbelastung ist mit 1–2 μSv sehr gering. Neben der Messung des Kalksalzgehaltes ist die Bestimmung der Muskel- und Fettmasse möglich und somit auch das Ausmaß einer Sarkopenie (Muskelmasseverlust) bestimmbar. Die mittels DXA bestimmte Knochendichte wird zur messtechnischen Definition der Osteoporose verwendet.2 Neben der allgemeinen Akzeptanz und der großen Verfügbarkeit der DXA sind der moderate Preis und der geringe Zeitaufwand des Verfahrens von Vorteil.1 Alle internationalen Zulassungsstudien für Medikamente zur Osteoporosebehandlung wurden und werden mit der DXA-Messung durchgeführt. Sie dient zusammen mit weiteren Risikofaktoren der Diagnosefindung der Osteoporose und kann zudem auch deren Schwere quantifizieren. Zugleich erlaubt sie eine Abschätzung des individuellen Frakturrisikos und das Einleiten spezifischer präventiver Maßnahmen. Zuletzt kann sie auch zur Überprüfung des Therapieerfolgs verwendet
werden.3 Im Abschlussbericht D07–01 des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiQ Institut) wird die DXA ebenfalls als Goldstandard bewertet.9 Das IQWiG hatte die Frage zu klären, ob eine Knochendichtemessung nach der DXA-Methode dabei hilft, Personen zu identifizieren, die von einer auf die Erhöhung der Knochendichte ausgerichteten Therapie profitieren können. Das IQWiG schätzt den präventiven Nutzen der Knochendichtemessung als positiv ein und zieht folgendes Fazit:
- Es liegt ein Hinweis auf einen Nutzen einer Behandlung vor für postmenopausale Frauen ohne Vorfrakturen, die eine mit einer zentralen DXA gemessene Knochendichte von T < -2,5 aufweisen.
- Es fand sich keine gleichwertige Alternative zur Erhebung der Knochendichte beziehungsweise des Frakturrisikos, die als Ersatz zur zentralen DXA-Messung eingesetzt werden kann.
- Für altere Manner mit Verdacht auf eine primäre Osteoporose existiert ein Beleg für einen statistischen Zusammenhang zwischen niedriger Knochendichte und erhöhtem Frakturrisiko.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Knochendichte mit der Doppel-Röntgen-Energie-Absorptiometrie-Technik (DXA) der weltweit anerkannte Standard zur Bestimmung der Knochendichte bei Osteoporose ist. Sie sollte bei entsprechendem Risikoprofil bereits vor einer Fragilitätsfraktur eingesetzt werden, um präventiv die Diagnose Osteoporose zu sichern und eine geeignete Therapie einleiten und kontrollieren zu können.
Osteoporose Vorsorgepässe für Ihre Patienten
Der Osteoporose-Vorsorgepass dient dazu, die Knochendichtemessungen von Patienten zu dokumentieren. Die Pässe wurden neu gestaltet: Sie sind etwas größer, damit die Mitarbeiter Daten lesbarer eintragen können. Wichtige Angaben sind bereits eingedruckt und das Adressfeld ist flexibel gehalten, womit ein Eintrag über das Praxisverwaltungssystem möglich wird. Kostenfrei bestellen können Sie 150 oder 800 Stück unter: service@bvou.net, Ansprechpartner ist Robert Reichelt.
__________________________________________________
1
http://de.wikipedia.org/wiki/Knochendichtemessung (abgerufen am 05.02.2017).
2
Scientific Group on the Assessment of Osteoporosis at Primary Health Care Level, Summary Meeting Report. Brussels, Belgium, 5–7 May 2004. http://www.who.int/
chp/topics/Osteoporosis.pdf (abgerufen am 08.08.2017).
3
Dachverband Osteologie (DVO). Prophylaxe, Diagnostik und Therapie
der Osteoporose bei Männern ab dem 60. Lebensjahr und bei postmenopausalen Frauen. 2014. http://dvosteologie.org/uploads/Leitlinie 2014/DVO-Leitlinie Osteoporose 2014 Kurzfassung und Langfassung Version 1a 12 01 2016.pdf (abgerufen am 08.08.2017).
4
Kassenärztliche Bundesvereinigung, Einheitlicher Bewertungsmaßstab (EBM), Stand 1. Quartal 2015, erstellt am 12. 06. 2015, Leitungsbeschreibung Ziffern 34600 und 34601
Osteodensitometrische Untersuchung I und II, S. 674–675. http://www.kbv.de/media/sp/
EBM_Gesamt___Stand_1._Quartal_2015.pdf (abgerufen am 08.08.2017).
5
Gemeinsamer Bundesausschuss. Abschlussbericht Beratungsverfahren gemäß § 135 Abs. 1 SGB V (Vertragsärztliche Versorgung) „Osteodensitometrie“, Stand: 21. Februar 2013,
http://www.kbv.de/media/sp/2013_02_21_RMvV_07_anerkannt_Osteodensitometrie_Bericht_GBA.pdf (abgerufen am 08.08.2017).
6
Dobs, B., Quantitativer Ultraschall (Osteosonometrie) in der Osteoporosediagnostik – Wo
stehen wir heute?, Der Orthopäde. 31(2):176–180.
7
Jämsä T, Jalovaara P, Peng Z, Väänänen HK, Tuukkanen J: Comparison of three-point bending test and peripheral quantitative computed tomography analysis in the evaluation of the strength of mouse femur and tibia, Bone. 1998 Aug;23(2):155–61.
8
Braun MJ et al. Clinical evaluation of a high-resolution new peripheral quantative computized tomography (pQCT) scanner for the bone densitometry at the lower
limbs, Phys. Med. Biol. 1998;43:2279–2294.
9
IQWIQ. Abschlussbericht D07-01Osteodensitometrie bei primärer und sekundärer Osteoporose. 2010. https://www.iqwig.de/download/D07-01_Kurzfassung_Abschlussbericht_Osteodensitometrie_bei_primaerer_und_sekundaerer_Osteoporose.pdf (abgerufen am 08.08.2017).