Das Thema „Rückengesundheit“ stand kürzlich auf dem Stundenplan von 27 Schülerinnen des Bischöflichen Angela-Merici-Gymnasiums in der Neustraße. Dr. med. Arne-Björn Jäger, Oberarzt der Abteilung für Orthopädie des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Trier, kam im Rahmen der Aktion Orthofit „Haltung zeigen“ des Bundesverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU) vorbei, die er als Mitglied des Orthofit-Teams mitentwickelte. In zwei Schulstunden gab er Antworten auf die Fragen „Wie sorge ich für eine gesunde Entwicklung meiner Wirbelsäule und kann spätere Haltungsschäden vermeiden?“ Theoretisch und mit praktischen Übungen veranschaulichte Dr. Jäger, was die Elfjährigen für eine „gesunde Haltung“ tun können, warum dies gerade in jungen Jahren wichtig ist und wie Risikofaktoren vermieden werden.
Es ist Freitagmorgen und die etwas andere erste Schulstunde des Tages startete für 27 Schülerinnen einer 5. Klasse des Bischöflichen Angela-Merici-Gymnasiums. Die Elfjährigen betreten das Klassenzimmer mit selbstgebastelten Wirbelsäulen-Modellen, bei denen die Wirbel aus Schaumstoff, Korken, Geschenkpapierrollen, Pfeifenreinigern und Gummibärchen bestehen. Grund für die kreative Auseinandersetzung mit der Wirbelsäule ist der Besuch von Dr. med. Arne-Björn Jäger. Der Oberarzt der Abteilung für Orthopädie des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Trier leitete seinen Besuch mit der Frage „Was macht eigentlich ein Orthopäde?“ ein. Eine Rückmeldung ließ nicht lange auf sich warten: „Jemand, der sich mit dem menschlichen Skelett beschäftigt und mit der Wirbelsäule“, gab eine der Schülerinnen Antwort. Genau deshalb war Dr. Jäger da, um mit den Schülerinnen über die Gesunderhaltung der Wirbelsäule, die Prävention von Haltungsfehlern und daraus folgenden Rückenbeschwerden zu sprechen. Bis zum 5. Lebensjahr ist die Körperhaltung labil und wechselt häufig. Gerade in der Pubertät, in der entscheidenden Wachstumsphase, sei die Entwicklung der Wirbelsäule und damit auch die Körperhaltung für Fehlentwicklungen anfällig. „Der Körper ist bei euch noch sehr anfällig für Rückenbeschwerden, da ihr euch im Wachstum befindet und dieses schnell vorangeht“, so der Oberarzt. Bewusste Fehlhaltung oder muskuläre Insuffizienz können in jungen Jahren dauerhaft zu Haltungsfehlern oder Haltungsschwächen führen, aus denen krankhafte Veränderungen entstehen.
Zur Veranschaulichung erläuterte Dr. Jäger anhand eines Beispiels, dass die richtige und vor allem gesunde Haltung in jungen Jahren beeinflusst werden kann. „Als Symbol für die Orthopädie steht der Baum. Wenn der Baum während seines Wachstums schief wächst, befestigt der Gärtner neben ihm einen Holzstab zur Unterstützung.“ Auch das Wachstum des Menschen beziehungsweise seine Haltung ist beeinflussbar. Ein wichtiger Faktor ist eine gekräftigte Muskulatur. Wie diese gestärkt werden kann, zeigte Dr. Jäger den jungen Mädchen anhand verschiedener Übungen im Sitzen und Stehen mit Namen wie „Rückenrodeo“, „King-Kong“ und „Schwebesitz“. So verlagerten alle ihr Körpergewicht im Stehen erst auf ihr linkes und dann auf ihr rechtes Bein, spannten ihre Arme in der „King-Kong“-Haltung an und drückten die Ellenbogen nach hinten, schauten sich im Sitzen nach links und rechts um und drückten sich für eine andere Übung mit den Händen vom Stuhl für einige Sekunden nach oben ab.
Durch das eigene Ausprobieren wird schnell deutlich, dass Bewegung wichtig für die „gesunde Haltung“ ist. Aber nicht nur Bewegung ist entscheidend, auch auf die Vermeidung von Risikofaktoren für eine Rückenerkrankung sollte im Alltag geachtet werden. Die Schülerinnen brachten von sich aus bereits einige Faktoren ein, die aus ihrer Sicht zu Haltungsschäden führen können – allen voran der volle Schulranzen, der zudem oft nicht nah genug am Rücken anliegt. Weiterhin nennt Dr. Jäger längere Zwangshaltungen, einseitige Belastungen, Überlastung durch Gewicht und nicht auf die Körpergröße angepasste Sitzmöbel. Auf Dr. Jägers abschließende Frage hin: „Was haben wir heute gelernt, was braucht die Muskulatur, um eine gesunde Haltung erhalten zu können?“ ist am Ende der zwei Schulstunden klar, wie die Antwort lautet: Bewegung!
Dr. Arne-Björn Jäger
Trier