Qualitätszirkel spielen eine wichtige Rolle im BVOU. Diese regelmäßigen Treffen bieten die Möglichkeit, sowohl niedergelassene als auch in der Klinik tätige Kolleginnen und Kollegen zusammenzubringen. Die regionale Präsenz in den Landesverbänden bis hin zu den einzelnen Bezirken ist die Stärke unseres Verbandes, denn: Eine bessere Möglichkeit zur Vernetzung und Kommunikation vor Ort gibt es nicht. Die Fort- und Weiterbildung bildet schließlich ein Pfeiler des Arztberufes. Dr. Cornelius Kasch (Bezirksvorsitzender Mecklenburg) erläutert, wie Kollegen aus anderen BVOU-Landesverbänden eigene Veranstaltungen organisieren und regelmäßige Qualitätszirkel ins Leben rufen können.
Was hat Sie dazu bewegt, regelmäßige Qualitätszirkel zum Themenbereich Orthopädie und Unfallchirurgie in Mecklenburg-Vorpommern zu organisieren?
Dr. Cornelius Kasch: Seit dem Jahr 2016 bin ich als niedergelassener Arzt tätig, zusätzlich arbeite ich tageweise in der orthopädischen Universitätsklinik Rostock in Anstellung. Dadurch habe ich täglich mit der sektorübergreifenden Versorgung zu tun. Wir haben seit vielen Jahren einen gut besuchten und angenommenen Qualitätszirkel für die Hanse- und Universitätsstadt Rostock und den Landkreis Rostock.
2023 habe ich diesen bereits sehr gut organisierten BVOU-Qualitätszirkel von meinem Amtsvorgänger Dr. Ulrich Graumüller als neuen Qualitätszirkelleiter übernommen. Vielen Dank an dieser Stelle für die gute Übergabe und die Einarbeitung in den Jahren zuvor. Schon früh hat mich die Arbeit im Qualitätszirkel interessiert, ich empfinde es als ein wichtiges Instrument der BVOU-Landesverbände für die Weitergabe von Informationen, für das Ausarbeiten von Anträgen und Stellungnahmen innerhalb unserer Berufsgruppe. Auch der Austausch über kollegiale Gespräche miteinander ist unwahrscheinlich wichtig.
Was zeichnet einen guten Qualitätszirkel hinsichtlich Themenwahl, Teilnehmermanagement, Veranstaltungsort usw. aus?
Dr. Kasch: Auszeichnend für einen interessanten Qualitätszirkel ist ein abwechslungsreicher Mix aus aktuellen fachspezifischen Vorträgen, berufspolitischen Informationen aus Land und Bund, sowie den anschließend guten Gesprächen miteinander. Dieses versuchen wir in immer wieder wechselnden Räumlichkeiten auch mit Unterstützung unserer ortsansässigen Gesundheitsdienstleister, Orthopädietechniker und Orthopädieschuhmacher durchzuführen und erhöhen damit noch einmal die Teilnahme und den Austausch mit diesen für uns so wichtigen Berufsgruppen.
Wie gehen Sie bei der Organisation der Qualitätszirkel konkret vor und welche Herausforderungen gibt es dabei zu bewältigen?
Dr. Kasch: Im laufenden Jahr planen wir bereits Vorträge und Events für das Folgejahr. Wir erarbeiten immer ein Jahr im Voraus die Eckdaten. Es werden Ideen gesammelt für spannende Vorträge. Ganz ausdrücklich sind Wünsche und Ideen der Kollegen Bestandteil dieser Planungsphase. Man ist eben nur so gut wie das Team, das einen unterstützt. Ab Oktober sitzen wir dann ein bis zweimal zusammen und terminieren die bis dahin gesammelten Themen und möglichen Referenten. Anschließend fragen wir die Unternehmen und Kliniken um Tagungsräumlichkeiten an. Das funktioniert bei uns hier in Rostock und im Landkreis immer sehr reibungslos. Insgesamt versuchen wir sieben Qualitätszirkeltreffen pro Jahr zu organisieren, zusätzlich zu den zwei BVOU-Tagungen pro Jahr im Land. Besonders freue ich mich, dass wir pro Jahr mindestens zwei bis drei Vorträge durch Kollegen aus den eigenen Reihen organisiert bekommen. Dieses erstreckt sich von: „Arthroskopische Operationen am Hüftgelenk“, über „interessante Fälle aus der Fußchirurgie“, bis hin zum „Praxisnotfall“. Sehr viele Kollegen bringen sich persönlich mit ein.
Welche Vorteile sehen Sie in der Teilnahme an Qualitätszirkeln und wie ist das Feedback der Teilnehmer?
Die aktuell durchschnittliche Teilnehmerzahl pro Treffen von 20-25 Kollegen aus dem ambulanten, aber auch aus dem stationären Sektor zeigt, dass der QZ gut angenommen wird. Durch die abwechslungsreiche Mischung aus Vorträgen und berufspolitischen Anliegen kommt es regelmäßig zu spannenden Debatten und einem regen Meinungsaustausch auch unterschiedlicher Positionen. Grade für die jüngeren Kolleginnen und Kollegen biete sich so auch eine Möglichkeit des Kennenlernens aber auch, um Fragen zu z.B. Abrechnungen und Praxisorganisation zu stellen. Für die älteren Kolleginnen und Kollegen ist es ebenfalls die Chance die „Jüngeren und Neuen“ kennenzulernen, ggf. auch über Dinge wie Praxisabgabe und Nachfolgeregelungen zu sprechen.
Welche Ratschläge geben Sie Kollegen, die sich ebenfalls für den BVOU engagieren und Qualitätszirkel organisieren möchten?
Die Frage, ob man im Qualitätszirkel nur die im ambulanten Sektor tätigen Kollegen, oder eben auch die Kollegen aus der Klinik mit einbezieht, finde ich eine spannende Frage. Die unterschiedliche Arbeitsrealitäten dieser beiden Bereiche wie zum Beispiel verschiedene Abrechnungssysteme, Personalschlüssel und alltägliche Probleme sind eine Herausforderung. Aber durch den gemeinsamen Austausch können genau diese Dinge diskutiert und so besser verstanden werden.
Wichtig ist es vielleicht erst einmal mit einer kleinen interessierten Gruppe zu beginnen. Kurze prägnante Themenvorschläge, welche beide Gruppen von Kollegen ansprechen, erleichtern den Start. Oder man beginnt mit Themen wie Abrechnung (EBM/GOÄ) und anderen berufspolitischen Dingen, die alle Kollegen aus beiden Sektoren interessieren.
Welche Schwerpunkte würden Sie Kollegen empfehlen, in ihren eigenen Qualitätszirkeln zu setzen, um die berufspolitischen Ziele unseres Berufsverbandes und die fachspezifischen Themen in O&U zu verfolgen?
Zunächst hängt viel von den gegebenen und gewachsenen Strukturen eines vorhanden Qualitätszirkels ab, somit ist eine Empfehlung schwer zu geben. Es gibt viele denkbare Strategien. Die Vorträge könnten sich an einem Oberthema pro Jahr orientieren oder eben nach konservativen oder operativen Schwerpunkten richten. Wir haben in jedem Zirkel eine Rubrik (aktuelle 5 Minuten) in der wichtige Themen, welche die Kollegen aktuell bewegen, besprochen und diskutiert werden können. Vielleicht ergeben sich hieraus auch noch weitere Anknüpfungspunkte. So können auch Anträge und Aktionen formuliert werden, welche u.a. an die KV über den BVOU-Landesverband geschickt werden. Eine kleine Besonderheit unseres QZ in Rostock ist, dass wir eine Jahresabschlussreise in unterschiedliche Regionen Deutschlands durchführen, welche seit Jahrzehnten von wechselnden Kollegen organisiert wird. Neben Stadtführungen oder kulinarischen Erlebnissen, die verbinden, erfolgt auch nochmals hierrüber ein intensiverer Austausch. So sind über die Jahre viele Freundschaben entstanden.
Herr Dr. Kasch, Danke für das Gespräch.
Das Interview führte Janosch Kuno.