Der neue Selektivvertrag AOK Priomed Orthopädie legt den Fokus auf die zusätzliche Beratung der Patienten, insbesondere über intensivierte konservative Behandlungsmöglichkeiten bei Gon- und Coxarthrose. Dr. Gerd Rauch, BVOU-Landesvorsitzender in Hessen stellt den Vetrag vor und erklärt, warum sich die Teilnahme lohnt.
An wen richtet sich aus Ihrer Sicht der Vertrag AOK Priomed Orthopädie?
Dr. Gerd Rauch: Der Selektivvertrag AOK Priomed Orthopädie richtet sich an alle Orthopäden und Unfallchirurgen, die eine Vertragsarztszulassung bei der KV Hessen haben. Dieser Vertrag wurde zwischen der AOK Hessen und dem Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie abgeschlossen. Die Abrechnung erfolgt über GOP-Sonderziffern der KV Hessen.
Am Vertrag teilnehmen dürfen alle Vertragsärzte in Hessen. Sie müssen an einer Vertragsschulung teilnehmen, die Ende März als Webinar stattgefunden hat. Nachzügler können sich die Aufzeichnung des Webinars über die BVOU-Veranstaltungsapp O&U Events ansehen.
Weiterhin sollte zur besseren medialen Präsenz der teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen ein aussagekräftiges und vollständig ausgefülltes Arztprofil auf Orthinform vorhanden sein. Der BVOU erstellt eine Onlinekarte aller teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen in Hessen, die dann von der AOK an deren Patienten weitergereicht wird. So finden AOK-Patienten rasch teilnehmende Ärzte in Hessen.
Was ist das Ziel?
Dr. Rauch: Das Ziel des Selektivvertrags ist die umfassende Beratung der Patienten, die eine Cox- oder Gonarthrose haben und zunächst konservativ behandelt werden sollen. Damit soll die Compliance der Patienten für konservative Maßnahmen erhöht und ein endoprothetischer Eingriff zunächst vermieden bzw. nach hinten geschoben werden.
Berufspolitisch war es unser Ziel, mit diesem Vertrag die sprechende Medizin in Orthopädie und Unfallchirurgie aufzuwerten.
Beschreiben Sie einmal stichwortartig, wie die Umsetzung in die Praxis funktioniert. Wie gehen Sie bei der Betreuung eines Patienten mit diesem Vertrag vor?
Dr. Rauch: Der Vertrag und alle weiteren Einschreibe- und Dokumentationsformulare kann über die O&U Events App des BVOU heruntergeladen werden. Zur Einschreibung des Arztes muss das entsprechende Formular in zweifacher Form unterschrieben per Post an die AOK Hessen gesandt werden. Teilnehmende Ärzte müssen die genannten Bedingungen erfüllen.
Geeignete Patienten müssen nach Aufklärung in den Vertrag eingeschrieben werden und das entsprechende Formular an die AOK Hessen geschickt werden. In gleicher Sitzung kann die Erhebung der Anamnese sowie des Womac Arthroscore sowie die ausführliche Beratung des Patienten erfolgen.
Wesentlicher Bestandteil des Vertrages ist nun eine umfassende Beratung des Patienten über konservative Behandlungsmöglichkeiten insbesondere Verbesserung der Beweglichkeit, Arthrose und schmerzangepasster Sport bzw. respektive Bewegungsübungen, gegebenenfalls Beratung hinsichtlich einer Gewichtsreduktion.
Nach frühestens 60 Tagen, meistens wahrscheinlich in einem weiteren zweiten Quartal erfolgt eine Kontrolluntersuchung mit einer Verlaufskontrolle des Womac Arthrosescores sowie eine nochmalige Beratung. Es soll geprüft und dokumentiert werden, ob die eingeleiteten Maßnahmen umgesetzt wurden und zu einer Beschwerdelinderung geführt haben. Das Gespräch dient außerdem dazu, die Fortsetzung oder weitere zukünftige Maßnahmen festzulegen.
Welche Vorteile bieten sich für die Teilnehmer?
Dr. Rauch: Für beide Vorstellungstermine werden 55 € zusätzlich von der AOK Hessen vergütet. Die Abrechnung erfolgt sehr einfach über zwei Sonder-GOP-Ziffern der KV Hessen für die jeweiligen Beratungsgespräche und Untersuchungen. Das macht diesen Selektivvertrag wegen der geringen zusätzlichen Bürokratie besonders interessant.
Die gesamte übliche Diagnostik und Therapie wird wie bisher über den EBM abgerechnet. Die Leistungen sind durch Teilnahme am Vertrag nicht eingeschränkt.
Insgesamt ist der Vertrag sehr unbürokratisch und soll besonders eine verbesserte Beratung sowie eine angemessene Vergütung der wichtigen Gesprächsleistungen erbringen und damit die konservative Therapie der Cox- und Gonarthrose aufwerten.
Herr Dr. Rauch, Danke für das Gespräch.
Das Interview führte Janosch Kuno.