Berlin – Skandal, Behandlungsfehler, Medieninteresse – in verschiedensten Situationen ist eine professionelle Krisenkommunikation das A und O für Mediziner, um nicht in juristische und mediale Fallstricke zu geraten. Ein eintägiges Kursangebot der ADO am 8. September in Berlin vermittelt Ihnen die Grundlagen eines professionellen Umgangs mit den Medien und macht sowohl Chefärzte als auch Niedergelassene fit für die medizinische Krisenkommunikation.
Gerade im Bereich der Orthopädie und Unfallchirurgie ist die Zahl der Behandlungsfehlervorwürfe anhaltend hoch. Laut der aktuellen Behandlungsfehler-Statistik der Bundesärztekammer wurden im letzten Jahr fast 2.500 Vorwürfe gegen Orthopäden und Unfallchirurgen vorgebracht – so viele wie in keinem anderen Fachgebiet. Immer wieder landen einige dieser vermeintlichen oder tatsächlichen Behandlungsfehler vor deutschen Gerichten und als Schlagzeile in den Medien.
Doch nicht nur Behandlungsfehler können Ärzten aus medialer Hinsicht zum Verhängnis werden, wie dieser Fall eines Berliner Orthopäden von vor einigen Jahren zeigt: Weil er nicht warten wollte, verließ ein Patient wutentbrannt die Praxis des Orthopäden und schaltete die BILD-Zeitung ein. Man habe ihn abgelehnt, weil er Türke ist, erzählte er dem BILD-Reporter. Erst aus der Zeitung erfuhr der betroffene Mediziner davon, dass er angeblich ausländerfeindlich sei. Was folgte, waren Befragungen durch die Ausländerbeauftragte des Senats und zahlreiche Beleidigungen auf dem Anrufbeantworter der Praxis. Nur knapp entging der völlig unschuldige Orthopäde einer Katastrophe.
Dabei hätte sich das Ganze sehr leicht vermeiden lassen. Allerdings wurde der BILD-Reporter, der versucht hatte, seiner Pflicht nachzukommen und eine Stellungnahme des Arztes erbat, vom Praxisteam einfach abgewimmelt. Und noch schlimmer: Der Chef wurde gar nicht erst informiert, da man alles für eine Lappalie gehalten hatte.
Damit solche Kardinalfehler gar nicht erst passieren, ist eine professionelle Krisenkommunikation ein wichtiger Bestandteil des ärztlichen Auftretens in Klinik und Praxis. Die dafür notwendigen Fertigkeiten sowie Tipps und Tricks für die praktische Anwendung vermittelt Ihnen der ADO-Kurs „Medizinische Krisenkommunikation“.
Dr. Jörg Heberer, Verbandsjustiziar des BVOU und einer der Referenten, wird die Problematik aus juristischer Perspektive beleuchten und gibt anhand konkreter Falldarstellungen Hinweise zu Themen wie Schadensersatz, Patientenrechtegesetz und Antikorruptionsgesetz.
Der zweite Referent des Seminars ist Holger Münsinger, Jurist und Ex-Chef der BILD-Zeitung in Berlin. Er nimmt die Thematik der Krisenkommunikation aus Sicht der Medien in den Blick und sensibilisiert die Kursteilnehmer mittels aktueller Beispiele für den richtigen Umgang mit der „vierten Gewalt“.