Die Orthopädische Rheumatologie ist eine der wichtigen Zusatzweiterbildungen für Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie. Die Ausbildungszeit von drei Jahren entspricht derjenigen der Speziellen Orthopädischen Chirurgie oder der Speziellen Unfallchirurgie. Sie trägt damit dem Umfang und der Komplexität der Weiterbildungsinhalte Rechnung. Ein Beitrag von Prof. Rüdiger Krauspe, Kongresspräsident des DKOU 2015 und Präsident der DGOOC.
Die Orthopädische Rheumatologie hat sich in den letzten Jahren gewandelt, genauso wie die Internistische Rheumatologie sowie die Orthopädie und Unfallchirurgie insgesamt. Die Effektivität der nicht operativen Therapie entzündlich-rheumatischer Krankheiten ebenso wie ihre Diagnostik haben zu durchgreifenden Veränderungen der Handlungsoptionen geführt. Die Operation tritt eher zurück: Die Anzahl der Synovialektomien als sogenannte prophylaktische Operationen haben sich wesentlich reduziert, die Endoprothesenimplantationen bei jungen Rheuma-Patienten sind entgegen dem allgemeinen Trend seltener geworden.
Dieser Wandlung verschließt sich auch die Orthopädische Rheumatologie nicht. Die nicht operative Seite dieses Spezialgebietes gewinnt an Bedeutung, unter anderem in Form der medikamentösen Therapie. Es wurde Evidenz für die Bedeutung der Frühdiagnostik erarbeitet: Bei den entzündlich-rheumatischen Krankheiten ist heute eine frühe Diagnosestellung mit neuen laborchemischen und radiologischen Verfahren möglich, anders als bei den meisten
anderen, vor allem degenerativen Arthropathien. Die Frühdiagnostik erhält eine ganz besondere Bedeutung, da mittlerweile gesichert ist, dass die folgerichtige frühe Therapie im langfristigen Verlauf für den Patienten große Vorteile bringt. Es gilt, das „window of opportunity“ für den Patienten zu nutzen und diese Chancen nicht zu vertun. Die Zusatzweiterbildung vermittelt all diese Kenntnisse.
Die entzündlichen Gelenkkrankheiten wie die Rheumatoide Arthritis, die Spondyloarthritis, die Psoriasisarthritis und andere gehören zum Fachgebiet der Orthopädie und Unfallchirurgie, insbesondere in das Aufgabengebiet des Orthopädischen Rheumatologen.
Dieses weist die Weiterbildungsordnung ausdrücklich aus. Dass auch die medikamentöse Therapie dieser entzündlich-rheumatischen Krankheiten genauso wie die medikamentöse Therapie aller anderen orthopädischen Krankheitsbilder zum
Aufgabengebiet des Orthopäden und Unfallchirurgen gehört, ist selbstverständlich und geht ebenfalls unmissverständlich aus der Weiterbildungsordnung hervor. Inwieweit ein jeder Orthopädie und Unfallchirurg das spezielle Gebiet der orthopädischen Rheumatologie für sich in der Praxis oder Klinik betreibt und welche Kooperationen er zum Beispiel mit internistischen Rheumatologen eingeht, muss jedem selbst überlassen bleiben. Das gilt im übrigen für alle Subspezialisierungen in unserem Fachgebiet.
Es ist überaus erfreulich zu sehen, mit welch hohem Interesse die Fortbildungsveranstaltungen zur Orthopädischen Rheumatologie wahrgenommen werden. Nahezu zehn Prozent aller Orthopäden und Unfallchirurgen haben in den letzten zwei Jahren einschlägige Fortbildungskurse besucht, die über die aktuellen Entwicklungen in Diagnostik und Therapie entzündlich-rheumatischer Krankheiten informieren.
Dieser große Zuspruch gibt Zeugnis davon, dass Orthopäden und Unfallchirurgen beständig die entzündlich rheumatischen Krankheiten als Teilbestand ihres Aufgabengebietes verstehen.
Die anstehende Novellierung der WBO soll die Bedeutung der Orthopädischen Rheumatologie nicht nur bestätigen, sondern sie soll die konservativen Inhalte dieses Spezialgebietes in besonderer Weise stärken. Sie soll vor allem den wissenschaftlichen Entwicklungen der letzten 15 Jahre Rechnung tragen und auch für die Zukunft eine moderne Ausbildung bezüglich entzündlich-rheumatischer Gelenkkrankheiten sicherstellen.
Prof. Rüdiger Krauspe
Universitätsklinikum Düsseldorf,
Klinik und
Poliklinik für Orthopädie, Moorenstraße 5,
40225 Düsseldorf, E-Mail:
Ruediger.Krauspe@med.uni-duesseldorf.de
Prof. Dr. Rüdiger Krauspe
Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik und Poliklinik für Orthopädie,