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Unfallchirurgen stärken Versorgung älterer Menschen nach Oberschenkelbruch – AltersTraumaRegister DGU® geht an den Start

Berlin, 21.01.2016: Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU) startet das AltersTraumaRegister DGU® (ATR-DGU) nach erfolgreicher Pilotphase für den Regelbetrieb. Das Register erfasst Daten aus der Versorgung geriatrischer Patienten nach einer hüftgelenksnahen Oberschenkelfraktur wie beispielsweise einem Oberschenkelhalsbruch. Die Teilnahme am ATR-DGU ist für AltersTraumaZentren der DGU verpflichtend. „Altersbrüche nehmen stark zu. Mit den AltersTraumaZentren wollen wir eine optimale unfallchirurgische Versorgung älterer Menschen ermöglichen. Mithilfe des AltersTraumaRegisters können wir die Behandlungsergebnisse messen und verbessern“, sagt DGU-Generalsekretär Professor Reinhard Hoffmann.

Das AltersTraumaRegister DGU® sammelt qualitätsrelevante Daten aus der Versorgung. Der Erfassung liegt ein international abgestimmter Datensatz zugrunde. Er wurde von Experten der DGU in Zusammenarbeit mit dem „Fragility Fracture Network“ (FFN) entwickelt und greift Erfahrungen mit der britischen „National Hip Fracture Database“ und dem „Australian and New Zealand Hip Fracture Registry“ auf. Damit nutzen die deutschen Unfallchirurgen einen vergleichbaren Datensatz wie die Mediziner aus England oder Australien. Erstmalig wird so der Vergleich mit internationalen Behandlungsergebnissen im Sinne eines Benchmarks möglich.
Die aus dem Register gewonnenen Daten werden zudem für Qualitätsberichte verwendet und geben Antworten auf wissenschaftliche Fragestellungen zur Fehlervermeidung, Erhöhung der Patientensicherheit und Verbesserung des Behandlungsergebnisses.

In Deutschland gibt es jährlich 720.000 Knochenbrüche bei Menschen mit altersbedingter Knochenbrüchigkeit, der sogenannten Osteoporose. (1) Pro Jahr erleiden über 140.000 Patienten über 65 Jahren einen Oberschenkelbruch – er gehört damit zu den zehn häufigsten Diagnosen in deutschen Krankenhäusern. „Bei über 85-jährigen Frauen ist der Schenkelhalsbruch inzwischen sogar der häufigste Grund für eine Klinikeinweisung“, sagt Professor Ulrich Liener, Leiter der AG Alterstraumatologie der DGU. Oftmals mit schwerwiegenden Folgen: „Im ersten Jahr nach einem Oberschenkelbruch im Alter liegt die Sterblichkeit bei rund 25 Prozent. Viele Patienten verlieren ihre Fähigkeit, selbstständig zu leben“, sagt Liener.

Bedingt durch den demografischen Wandel rechnen die Unfallchirurgen bis 2030 mit einer Verdopplung bis Verdreifachung von altersbedingten Knochenbrüchen in der Akutversorgung. (1)
Das ist nicht nur mit enormen Kosten für das Gesundheitswesen verbunden, sondern stellt auch für die Gestürzten und die Mediziner eine große Herausforderung dar. Denn die meisten der Hochbetagten sind schwer krank, leiden unter zahlreichen altersspezifischen Begleiterkrankungen wie Diabetes oder Herzschwäche mit entsprechender Medikation. Dazu kommen Diagnosen wie Depression, Delir oder Demenz. „Ein Knochenbruch gefährdet den oftmals ohnehin schon sehr gebrechlichen Allgemeinzustand. Die Patienten müssen dann nicht nur unfallchirurgisch, sondern gleichzeitig geriatrisch versorgt werden“, sagt Liener.

Um ältere Menschen nach einem Unfall optimal zu behandeln, hat die DGU Richtlinien erarbeitet und 2014 im Kriterienkatalog  „AltersTraumaZentrum DGU®” veröffentlicht. Im Zentrum steht ein multiprofessioneller Ansatz:  Er stellt sicher, dass der Verletzte durch Unfallchirurgen und gleichzeitig auch von Geriatern (Altersmediziner) betreut wird. Damit ist es möglich, die Patienten besser zu versorgen und Probleme im Heilungsverlauf zu vermeiden, so dass sie ihre Mobilität möglichst zügig und dauerhaft wiedererlangen können. Denn gerade bei geriatrischen Patienten ist die Mobilität ausschlaggebend für ihre Selbstständigkeit und damit auch für ihre Lebensqualität. Ziel der Unfallchirurgen ist es, die schlechte Prognose nach einem Sturz im hohen Alter zu verbessern.

Unfallkliniken, die die im Kriterienkatalog beschriebenen strukturellen und inhaltlichen Anforderungen erfüllen, können sich als AltersTraumaZentrum DGU® zertifizieren lassen.
Inzwischen gibt es bundesweit 30 zertifizierte AltersTraumaZentren der DGU, bei denen die Frakturversorgung unter Berücksichtigung abgestimmter altersspezifischer Behandlungsprozesse verläuft. Über 130 Unfallkliniken haben die Zertifizierung bereits beantragt.

Das AltersTraumaRegister DGU® wird von der AUC – Akademie für Unfallchirurgie GmbH im Auftrag der DGU umgesetzt.

Erste Ergebnisse der Qualitätsinitiative „AltersTraumaZentrum DGU®“ werden am 22. Januar 2016 unter dem Titel „Alterstraumazentren von der Idee bis zur Umsetzung – Was wurde erreicht?“ in der Fachzeitschrift „Der Unfallchirurg“ veröffentlicht. (1)

Referenzen:
(1) Friess T, Hartwig E, Liener U, Sturm J, Hoffmann R (2016) Alterstraumazentren von der Idee bis zur Umsetzung – Was wurde erreicht? Unfallchirurg 119:7-11
http://link.springer.com/article/10.1007/s00113-015-0114-8
Zusendung der Publikation auf Anfrage möglich (Erlaubnis des Verlages liegt vor)

Weitere Informationen:
www.dgu-online.de
www.alterstraumazentrum-dgu.de

Kontakt für Rückfragen:
Susanne Herda, Regina Radke-Lottermann
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit DGU/DGOU
Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU)
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU)
Straße des 17. Juni 106-108
10623 Berlin
Tel.: +49 (0) 30 – 340 60 36 -06 oder -20
Fax: +49 (0) 30 – 340 60 36 21
E-Mail: presse@dgou.de

Aufstrebendes Spezialgebiet der Orthopädie und Unfallchirurgie

Die Orthopädische Rheumatologie ist eine der wichtigen Zusatzweiterbildungen für Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie. Die Ausbildungszeit von drei Jahren entspricht derjenigen der Speziellen Orthopädischen Chirurgie oder der Speziellen Unfallchirurgie. Sie trägt damit dem Umfang und der Komplexität der Weiterbildungsinhalte Rechnung. Ein Beitrag von Prof. Rüdiger Krauspe, Kongresspräsident des DKOU 2015 und Präsident der DGOOC.

Die Orthopädische Rheumatologie hat sich in den letzten Jahren gewandelt, genauso wie die Internistische Rheumatologie sowie die Orthopädie und Unfallchirurgie insgesamt. Die Effektivität der nicht operativen Therapie entzündlich-rheumatischer Krankheiten ebenso wie ihre Diagnostik haben zu durchgreifenden Veränderungen der Handlungsoptionen geführt. Die Operation tritt eher zurück: Die Anzahl der Synovialektomien als sogenannte prophylaktische Operationen haben sich wesentlich reduziert, die Endoprothesenimplantationen bei jungen Rheuma-Patienten sind entgegen dem allgemeinen Trend seltener geworden.

Dieser Wandlung verschließt sich auch die Orthopädische Rheumatologie nicht. Die nicht operative Seite dieses Spezialgebietes gewinnt an Bedeutung, unter anderem in Form der medikamentösen Therapie. Es wurde Evidenz für die Bedeutung der Frühdiagnostik erarbeitet: Bei den entzündlich-rheumatischen Krankheiten ist heute eine frühe Diagnosestellung mit neuen laborchemischen und radiologischen Verfahren möglich, anders als bei den meisten

anderen, vor allem degenerativen Arthropathien. Die Frühdiagnostik erhält eine ganz besondere Bedeutung, da mittlerweile gesichert ist, dass die folgerichtige frühe Therapie im langfristigen Verlauf für den Patienten große Vorteile bringt. Es gilt, das „window of opportunity“ für den Patienten zu nutzen und diese Chancen nicht zu vertun. Die Zusatzweiterbildung vermittelt all diese Kenntnisse.

Die entzündlichen Gelenkkrankheiten wie die Rheumatoide Arthritis, die Spondyloarthritis, die Psoriasisarthritis und andere gehören zum Fachgebiet der Orthopädie und Unfallchirurgie, insbesondere in das Aufgabengebiet des Orthopädischen Rheumatologen.

Dieses weist die Weiterbildungsordnung ausdrücklich aus. Dass auch die medikamentöse Therapie dieser entzündlich-rheumatischen Krankheiten genauso wie die medikamentöse Therapie aller anderen orthopädischen Krankheitsbilder zum

Aufgabengebiet des Orthopäden und Unfallchirurgen gehört, ist selbstverständlich und geht ebenfalls unmissverständlich aus der Weiterbildungsordnung hervor. Inwieweit ein jeder Orthopädie und Unfallchirurg das spezielle Gebiet der orthopädischen Rheumatologie für sich in der Praxis oder Klinik betreibt und welche Kooperationen er zum Beispiel mit internistischen Rheumatologen eingeht, muss jedem selbst überlassen bleiben. Das gilt im übrigen für alle Subspezialisierungen in unserem Fachgebiet.

Es ist überaus erfreulich zu sehen, mit welch hohem Interesse die Fortbildungsveranstaltungen zur Orthopädischen Rheumatologie wahrgenommen werden. Nahezu zehn Prozent aller Orthopäden und Unfallchirurgen haben in den letzten zwei Jahren einschlägige Fortbildungskurse besucht, die über die aktuellen Entwicklungen in Diagnostik und Therapie entzündlich-rheumatischer Krankheiten informieren.

Dieser große Zuspruch gibt Zeugnis davon, dass Orthopäden und Unfallchirurgen beständig die entzündlich rheumatischen Krankheiten als Teilbestand ihres Aufgabengebietes verstehen.

Die anstehende Novellierung der WBO soll die Bedeutung der Orthopädischen Rheumatologie nicht nur bestätigen, sondern sie soll die konservativen Inhalte dieses Spezialgebietes in besonderer Weise stärken. Sie soll vor allem den wissenschaftlichen Entwicklungen der letzten 15 Jahre Rechnung tragen und auch für die Zukunft eine moderne Ausbildung bezüglich entzündlich-rheumatischer Gelenkkrankheiten sicherstellen.

Prof. Rüdiger Krauspe

Universitätsklinikum Düsseldorf,

Klinik und

Poliklinik für Orthopädie, Moorenstraße 5,

40225 Düsseldorf, E-Mail:

Ruediger.Krauspe@med.uni-duesseldorf.de

Prof. Dr. Rüdiger Krauspe

Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik und Poliklinik für Orthopädie,

E-Mail: Ruediger.Krauspe@med.uni-duesseldorf.de

Orthopädische Rheumatologie im Gespräch

„Es geht doch, wenn sich nur die richtigen Partner finden“

Prof. Wolfgang Rüther, Direktor der Klinik und Poliklinik für Orthopädie am Universitätsklinikum Hamburg- Eppendorf und Ärztlicher Leiter der Orthopädischen Rheumatologie am Klinikum Bad Bramstedt, und Dr. Uwe Schwokowski, Referatsleiter Orthopädische Rheumatologie im Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU), erörtern im Gespräch die Situation der Orthopädischen Rheumatologie im Rahmen der Versorgungsrealität in Deutschland und Europa.

Am Anfang steht der Begriff: Orthopadische Rheumatologie – wie ist dieser im Kontext der Konservativen Orthopadie und Unfallchirurgie einzuordnen?

Prof. Wolfgang Rüther: Der Begriff „Orthopädische Rheumatologie“ hat zwei Dimensionen – eine versorgungspolitische und eine medizinische. Medizinisch ist die ORh klar definiert und fokussiert. Sie hat einen operativen und einen nicht operativen Part. Ihr Stellenwert wird durch die Zusatzweiterbildung unterstrichen.

Dr. Uwe Schwokowski: Wir greifen mit unserer Referatsarbeit die Versorgungsrealität in Deutschland auf. Diese ist in der Rheumatologie durch ein Versorgungsdefizit gekennzeichnet, das zu langen Wartezeiten beim internistischen Rheumatologen führt. Wir bilden deshalb Orthopäden und Unfallchirurgen fort, sodass wir in der Versorgung entzündlicher und nicht entzündlicher Krankheitsbilder aktiv werden können. Dies entspricht dem europäischen Verständnis von Rheumatology.

Rüther: Genau dies ist der Punkt, an dem der politische Aspekt ins Spiel kommt. In Europa gibt es den Orthopäden deutscher Prägung nicht. Vom Süden bis zum Norden und von West nach Ost kennt man den orthopaedic surgeon – den operierenden Orthopäden. Alles andere ist in Europa Rheumatology – also all dies, was hierzulande als konservative Orthopädie definiert wird.

Schwokowski: Im BVOU tragen wir dieser Sichtweise Rechnung, in dem die Referate ORh und Konservative Orthopädie und Unfallchirurgie, Leiter ist dort Reinhard Deinfelder, eng kooperieren.

Rüther: Orthopädische Rheumatologie ist vergleichbar mit einer Marke auf europäischer Ebene. Damit ist das Fachgebiet klar definiert – es repräsentiert vieles, was hierzulande unter konservativer Orthopädie und Unfallchirurgie verstanden wird. Der Terminus „konservative Orthopädie“ ist innerhalb Deutschlands gebräuchlich, auf europäischer Ebene aber unbekannt. Deshalb betonen wir mit Orthopädische Rheumatologie die nicht operativen und operativen Anteile gleichermaßen, auch, um sie aus der Ecke des rein operativen herauszuholen, in der die Orh sehr häufig gesehen wird. Das Nicht- Operative ist unser Kernstück – Operationen sind meist die Option, wenn nichts anderes mehr möglich ist.

Schwokowski: Der weitaus größte Teil ist nicht operativ, das ist richtig. Man kann dies auch als voroperativ verstehen, wobei die Schnittstelle zur Operation als eine Option am Ende steht. Diese Kombination macht ja gerade den Reiz unseres Faches aus, in dem die konservativen und operativen Fäden zusammengehalten werden wie in keinem anderen Fachgebiet. Und dieser Verbund ist in Europa unbekannt.

Rüther: Genau dies nimmt die kommende Musterweiterbildungsordnung auf. Insgesamt wird in der O und U das Konservative gestärkt. Speziell in der Zusatzweiterbildung Orthopädische Rheumatologie werden ausdrücklich die operativen Anteile zurückgenommen und die nicht operativen Anteile umso stärker konturiert.

Schwokowski: Mit dem erweiterten Verständnis der Orthopädischen Rheumatologie öffnen wir uns als Netzwerk. Im Sinne der besseren, moderneren Versorgung können wir auf allen Ebenen mit Hausärzten und internistischen Rheumatologen zusammenarbeiten. Ideal wäre, wenn wir mit den Genannten gemeinsam das vertreten könnten, was europäisch unter Rheumatology verstanden wird. Auf lokaler und regionaler Ebene funktioniert dies bereits sehr gut.

Rüther: Das ist richtig und ein Aufbruchssignal, endlich gestaltend mit der Versorgungsarbeit beginnen zu können. Beispielhaft steht hier der Strukturvertrag in Baden-Württemberg, in der die Orthopädische Rheumatologie so umgesetzt werden kann, wie wir sie verstehen – mit den Hausärzten und gerne auch mit den internistischen Kollegen. In Baden-Württemberg waren hier die Kollegen Deinfelder, Flechtenmacher, Lembeck und andere federführend beteiligt. Ein weiteres Beispiel sind erste Netze, bestehend aus Orthopädischen Rheumatologen, den RhefOs (Rheumatologisch fortgebildete Orthopäden) und internistischen Rheumatologen sowie Kliniken. Hier liegt der regionale Schwerpunkt im Norden und geht unter anderem auf die Zusammenarbeit zwischen Uwe Schwokowski und mir zurück.

Schwokowski: Wir haben bereits in Schleswig-Holstein eigene Netzwerke gegründet, welche auch eine Reaktion auf Verträge sind, in die wir nicht eingebunden sind. Wir setzen auf Versorgungspfade, auf denen Hausärzte, Orthopäden und Unfallchirurgen, RhefOs, ORhs und internistische Rheumatologen Hand in Hand arbeiten.

Rüther: Die Kooperation klappt ja auch seit Jahrzehnten bei dem Krankheitsbild der Gicht. Da gibt es nicht die politischen Aspekte wie bei den entzündlichen Gelenkkrankheiten. Warum soll hier nicht klappen, was beim Krankheitsbild der Gicht schon auf das Beste bewährt ist?

Wie müssen die Orthopaden und Unfallchirurgen eingebunden werden und wie ist eine Praxis daraufhin zu organisieren?

Schwokowski: Es besteht ein Versorgungsdefizit. Die internistischen Rheumatologen haben lange Wartezeiten und können durch OUs und RhefOs entlastet werden. Wir sind dabei, interessierte Orthopäden und Unfallchirurgen einzubinden, ihnen die Möglichkeit zu bieten sich fortzubilden. Dies ist der Kern unserer Referatsarbeit: eine verbesserte Versorgung durch Früherkennung, Frühdiagnostik und Frühbehandlung. Der rheumatologisch interessierte Praxisinhaber muss entzündlich-rheumatologisch auf dem neuesten Stand sein. Auch seine Mitarbeiter/innen müssen hier ausgebildet sein – dies sind die Konzepte RhefO und ORFA (Orthopädisch-rheumatologische Fachassistenz). Untersuchungstechniken wie digitales Röntgen, Arthrosonographie und Labordiagnostik stehen im Mittelpunkt. Und das Zeitmanagement: Mehr Zeit muss auch für die ausführliche Anamnese und subtile Untersuchung zur Verfügung stehen.

Welche Patienten sind Zielgruppe?

Rüther: Entscheidend ist die Fähigkeit zu selektieren. Der Orthopäde – insbesondere der RhefO – sollte in der Lage sein, zu diagnostizieren, was entzündlich und was nicht entzündlich ist, um sofort die Patienten in die richtige Versorgung zu bringen.

Schwokowski: Wie gut übrigens die Orthopäden und Unfallchirurgen aus Sicht eines internistischen Rheumatologen (sic!) arbeiten, zeigt folgendes Zitat: Von zehn rheumatologischen Verdachtsfällen, die der Hausarzt an den internistischen Rheumatologen überweist, erhärtet sich der Verdacht in einem Fall; schickt der Allgemeininternist, sind im Schnitt tatsächlich drei Rheumapatienten darunter; überweist ein Orthopäde, bestätigt sich jeder zweite Verdachtsfall – die Selektion, so die Schätzung des internistischen Kollegen, ist bei den Orthopäden am besten.

Rüther: Wichtig ist doch die frühe Diagnose. Wenn wir in den ersten Monaten nach Krankheitsbeginn eine klare Diagnose stellen, eine adäquate Therapie einleiten und eine Remission erreichen, können wir die langfristigen Folgen der entzündlich-rheumatischen Krankheiten deutlich reduzieren. Das wollen nicht nur internistische Rheumatologen, das wollen auch Orthopäden und orthopädische Rheumatologen. Wenn aber die entzündlich-rheumatische Krankheit das Gelenk überschreitet, ist der Orthopäde nicht mehr zuständig. Bei Kollagenosen sind unter anderem die Nieren, bei Vaskulitiden auch das Gehirn betroffen – das ist kein Acker, den der Orthopäde bestellt. Spätestens, wenn die Bewegungsorgane überschritten werden, ist das ausschließlich das Feld des internistischen Rheumatologen.

Welche Aspekte sind aus berufspolitischer Sicht wichtig?

Schwokowski: Der Mehraufwand muss honoriert und die Kosten müssen aufgefangen werden. Ist dies nicht über den EBM zu erreichen, dann ist es erforderlich, dass die OU in den Selektivverträgen den Hausärzten gleichgestellt werden und die ORh den internistischen Rheumatologen.

Rüther: Es ist unbestritten, dass die Diagnostik und Therapie entzündlich-rheumatischer Erkrankungen mehr Aufwand bedeutet. Was bei den internistischen Rheumatologen akzeptiert ist, muss auch auf O und U übertragen werden.

Schwokowski: Der O und U sowie der RhefO müssen ein besseres Honorar für die Versorgung von Rheumapatienten bekommen und in Selektivverträgen berücksichtigt werden. Eine Rheumaziffer für die RhefO – das wäre sinnvoll und ist in Planung. Orthopäden, die sich entzündlich-rheumatologisch einbringen, sollen vom Budgetdruck befreit werden. Das Damoklesschwert Regress müsste ebenfalls über den Köpfen dieser Gruppe verschwinden. Ein gutes Beispiel ist der Strukturvertrag nach SGB V 73c – ein Strukturvertag in Baden-Württemberg mit Hausärzten, in denen die orthopädische Rheumatologie besonders berücksichtigt wird.

Rüther: Dies zeigt, so etwas ist durchaus mit den Krankenkassen und den Hausärzten machbar und stößt auf viel Zustimmung.

Schwokowski: Es geht doch, wenn sich nur die richtigen Partner finden, die so etwas gemeinsam konstruktiv umsetzen.

Das Gespräch führte Joachim Stier.

Dr. Uwe Schwokowski

Referatsleiter Orthopädische Rheumatologie des BVOU

Prof. Dr. Wolfgang Rüther

Direktor der Klinik und Poliklinik für Orthopädie am Universitätsklinikum Hamburg- Eppendorf und Ärztlicher Leiter der Orthopädischen Rheumatologie am Klinikum Bad Bramstedt

Hyaluronsäure Fachliteratur wissenschaftliche Publikation

Hyaluronsäure an der Schulter – hilft das?

Zusammenfassung

Der vorliegende Artikel von Prof. Jörg Jerosch stellt die momentan zur Verfügung stehenden Studien zur Frage der Viscosupplementation im Bereich des Schultergelenks dar. Hier wird insbesondere auf Studien zurückgegriffen, die auch einen Vergleich zu intraartikulären Kortikoidtherapie sowie zu Placebo erlauben.

Mit freundlicher Genehmigung des Autors und des Deutschen Ärzte-Verlags.

 

Besuche in Krankenhaus-Notfall-Ambulanzen dürfen kein Ersatz für langen Termin-Vorlauf beim Facharzt sein

Berlin (ots) – Der hohe Stellenwert der Krankenhäuser für die Notfall-Versorgung ist allgemein bekannt. Er findet auch seinen Niederschlag im Koalitionsvertrag von 2013. Dort war festgelegt worden, dass sich die ambulante Notfallbehandlung außerhalb der Praxissprechstundenzeiten auf die Krankenhäuser konzentrieren soll. Nach Schätzungen der deutschen Gesellschaft für interdisziplinäre Notfall-Medizin (DGINA) werden jährlich rund 20 Millionen Notfall-Patienten ambulant und stationär in deutschen Krankenhäusern behandelt – geschätzt die Hälfte davon rein ambulant.

Unechte Notfälle verursachen erhebliche Probleme

Es zeigt sich jedoch zunehmend, dass viele dieser “Notfälle” keine echten Notfälle darstellen. Es handelt sich bei diesen “Notfällen” nicht um akute Erkrankungen oder um Erkrankungen, die sofort behandelt werden müssen. Die Patientenzahlen in den Notfallkliniken steigen dadurch, insbesondere in den großen Krankenhäusern. “Dieser Zustand verursacht den Krankenhäusern erhebliche Probleme, sowohl personeller, als auch wirtschaftlicher Natur”, betont Prof. Michael Wenzl. Er ist Direktor der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungs-, Hand- und Plastische Chirurgie im Klinikum Ingolstadt und Vorsitzender des Regionalverbandes Bayern des Verbandes der leitenden Orthopäden und Unfallchirurgen Deutschlands e.V. (VLOU).

Behandlung nach Triage-System

In den meisten Notfall-Einrichtungen werden die Akut-Patienten nach einem sogenannten “Triage-System” eingeschätzt. Dabei wird festgestellt, welche Dringlichkeit – abhängig von der Erkrankungs- beziehungsweise Verletzungsschwere – die Behandlung eines Patienten hat. Das Spektrum reicht dabei von “sofort” bei lebensbedrohlichen Erkrankungen, über eine “aufgeschobene Dringlichkeit” (Behandlungsbeginn innerhalb von 20 bis 30 Minuten) bis hin zur “normalen Dringlichkeit” (Behandlungsbeginn spätestens nach 60 bis 90 Minuten). Bei Notfällen normaler Dringlichkeitsstufe handelt es sich in der Regel um leichtere Erkrankungen oder Verletzungen – oder um die oben angeführten unechten Notfälle.

Wartezeit-Verkürzung

Unter diesen unechten Notfällen finden sich auch viele Patienten, die auf diesem Weg die Wartezeit für eine fachärztliche Untersuchung verkürzen wollen. Im ambulanten Bereich haben Facharzt-Termine oft einen langen zeitlichen Vorlauf. “Nehmen diese unechten Notfälle überhand, besteht naturgemäß die Gefahr, dass sich der Behandlungsbeginn bei den echten Notfällen verzögert. Das kommt trotz einer entsprechenden Triage wegen der insgesamt hohen Arbeitsbelastung vor”, macht Michael Wenzl die medizinische Problematik deutlich.

Neues Gutachten zur wirtschaftlichen Betrachtung

Zur wirtschaftlichen Betrachtung der ambulanten Notfallversorgung im Krankenhaus gibt es ein aktuelles Gutachten der Management Consulting Kestermann GmbH. Im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft hat sie Krankenhäuser befragt. Quintessenz der Untersuchung ist, dass bei den 25 häufigsten Diagnosen von Notfallpatienten durchschnittlich ein Verlust, eine sogenannte Unterdeckung, von etwa 95 Euro pro Fall vorliegt. Diese Unterdeckung entsteht immer dann, wenn Patienten ambulant im Krankenhaus untersucht werden, dies aber nicht zu einer stationären Aufnahme führt.

Der Hauptgrund für diese Unterdeckung ist der extrem hohe Personalaufwand, der in den Notfall-Kliniken der Krankenhäuser betrieben werden muss. Um eine Stelle – unabhängig ob Arzt oder Pflegekraft – 24 Stunden täglich an 365 Tagen im Jahr zu besetzen, sind 5,4 Vollkräfte im Stellenplan erforderlich. “Durch die enorme Zunahme der Notfall-Patienten wird mehr Personal erforderlich. Dadurch entstehen in den Krankenhäusern zusätzlich erhebliche Kosten. Sie bereiten in der Addition große wirtschaftliche Probleme”, weiß Michael Wenzl.

Aufforderung zum Handeln an Politik, Kassen und Patienten

Deshalb fordert der VLOU Politiker, Kassen und Patienten zum Handeln auf. Zunächst gilt es, vermeidbare Krankenhaus-Notfallbehandlungen zu reduzieren. Dabei ist es hilfreich, die Notfall-Patienten aufzuklären, da das Problem in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt ist. Andererseits sollte die Notfall-Behandlung für die Krankenhäuser entsprechend dem tatsächlichen Aufwand vergütet werden. Nur eine angemessene Vergütung der Notfallbehandlung wird die Krankenhäuser in die Lage versetzen, die entsprechende Anzahl von Ärzten und Pflegekräften zur Verfügung zu stellen. Dies ist nötig, um die Behandlung in der gewünschten Qualität aufrecht zu erhalten.

Gern entsprechen die Krankenhäuser dem Wunsch der Politik, sich intensiv in die ambulante Notfall-Behandlung einzubringen. “Ohne angemessene Finanzierung wird dies allerdings nicht ohne Einschränkungen möglich sein”, so Michael Wenzl.

Pressekontakt:

Sigrid Baum
- Pressesprecherin - 
Tel:  +49 (2825) 440124
Fax:  +49 (2835) 4215
E-Mail: vlou@baum-kommunikation.de
Internet: www.vlou.de
Dame mit Rollator

Auf vier Rollen

Noch nie wurden von Ärzten so viele Rollatoren verordnet. – 500.000 pro Jahr.

Im großen Ratgeber erklärt u.a. Dr. Stefan Middeldorf, Chefarzt der Reha-Klinik in Bad Staffelstein und Mitglied im Berufsverband Orthopädie und Unfallchirurgie, wann ein Rollator nötig ist.

Text: Sonja Baulig – Illustrationen Pietari Posti

Mit freundlicher Genehmigung des Plus Magazin / Frau im Leben Dezember Ausgabe 2015 Seiten 75 ff

 

KBV – Anhang 2 des EBM wird zum 1. April 2016 aktualisiert

Laut KBV Praxisnachrichten vom 14.01.2016 wird der Anhang 2 des EBM zum 1. April 2016 an die aktuelle Version des Operationen- und Prozedurenschlüssels angepasst. Bis dahin wird weiterin mit der  Version 2015 verschlüsselt.

Das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information passt jährlich den Operationen- und Prozedurenschlüssel (OPS) an die Weiterentwicklung der Entgeltsysteme für die stationäre und ambulante Versorgung an. Der Anhang 2 des EBM ist das Verzeichnis über die Zuordnung der Operationen und Prozeduren aus dem OPS zu den Leistungen der EBM-Kapitel 31 (Ambulante Operationen) und 36 (Belegärztliche Operationen).

Quelle: KBV

Die neue App der Deutschen Rheuma-Liga ist ein Alltagsbegleiter mit Bewegungs- und Entspannungsangeboten

Bonn 14.1.2016. Die Deutsche Rheuma-Liga hat die App „Rheuma-Auszeit“ entwickelt. Es ist ein von Experten zusammengestellter Alltagsbegleiter für Menschen mit rheumatischen Erkrankungen. Sie bietet Bewegungsanleitungen und praktische Empfehlungen zur Bewältigung von rheumatischen Schmerzen. Alle Übungen liegen als Audio-Dateien vor. Bewegungsübungen werden zusätzlich durch Fotos veranschaulicht. Die App ist kostenlos für iOS und Android erhältlich. Aktion Mensch hat das Projekt als Teil der Kampagne „Selbstbestimmt leben, Gesellschaft verändern“ gefördert.

Zum Thema Gesundheit und auch speziell zu Rheuma gibt es zwar bereits zahlreiche Angebote. In der Regel bieten diese jedoch Unterstützung bei der Dokumentation von Krankendaten, zum Beispiel ein Schmerztagebuch oder ein Medikamenten-Management. „Unsere App zielt jedoch darauf ab, Betroffene im Alltag und im Umgang mit dem Rheumaschmerz zu unterstützen. Jederzeit abrufbar dient die App wie ein Erste-Hilfe-Kasten und alltäglicher Begleiter“, unterstreicht Prof. Erika Gromnica-Ihle, Präsidentin der Deutschen Rheuma-Liga.

Heute die Selbstmassage für den schmerzenden Nackenbereich testen, morgen nach einem stressigen Tag mit Entspannungsmusik auf eine Traumreise gehen. All das ist möglich mit der neuen App der Rheuma-Liga. Der Nutzer wählt einen Bereich und die dazugehörige Hördatei (Audiofile). Eine Stimme führt ihn dann zum Beispiel durch die Bewegungsübungen oder gibt Anweisungen für ein Wechselbad für Arme und Beine. Ergänzende Texte informieren über die Rheuma-Liga und verlinken auf deren Angebote.

An der Planung und Entwicklung dieses innovativen Angebotes waren erfahrene Betroffene sowie Profis beteiligt. Die fachliche Beratung, Gestaltung und Programmierung übernahm die Firma Welldoo, Berlin.

Über die Deutsche Rheuma-Liga

Die Deutsche Rheuma-Liga ist mit aktuell 290.000 Mitgliedern die größte deutsche Selbsthilfeorganisation im Gesundheitsbereich. Der Verband informiert und berät Betroffene unabhängig und frei von kommerziellen Interessen. Die Rheuma-Liga bietet Menschen mit rheumatischen Erkrankungen Rat und praktische Hilfen wie zum Beispiel Funktionstraining, unterstützt aber auch Forschungsprojekte zu rheumatischen Erkrankungen und tritt für die Interessen rheumakranker Menschen in der Gesundheits- und Sozialpolitik ein. Die Rheuma-Liga finanziert ihre Arbeit vorrangig durch Mitgliedsbeiträge, Förderungen der Kranken- und Rentenversicherer, Projektmittel und Spenden.

Ansprechpartner für Rückfragen zu dieser Pressemitteilung:

Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V.

Maximilianstr. 14

D-53111 Bonn

Susanne Walia | Referentin für Öffentlichkeitsarbeit

Telefon: +49 (0) 228 76 60 6 – 11

E-Mail: bv.walia@rheuma-liga.de

Julia Bidder | mobil-Chefredaktion

Telefon: +49 (0) 228 76 60 6 – 23

E-Mail: bv.bidder@rheuma-liga.de

Eva-Maria Käter | Bildmaterial und Internet

Telefon: +49 (0) 228 76 60 6 – 27

E-Mail: bv.kaeter@rheuma-liga.de

 

 

SPD Fraktion möchte GOÄ Novelle verhindern

Für ihre Privatpatienten brauchen die Ärzte dringend eine neue Gebührenordnung. Die SPD will das Projekt verhindern – weil dadurch aus ihrer Sicht das “System der Zwei-Klassen-Medizin zementiert” würde, so formuliert es Rainer Woratschka im Tagesspiegel vom 12.01.2016.

Die SPD Bundestagsfraktion hat nun auch formell beschlossen, dass es künftig keine Zusatzbeiträge mehr geben sollte. Arbeitgeber sollen wieder genauso viel für die Krankenversicherung zahlen wie gesetzlich versicherte Arbeitnehmer. Dabei stemmt man sich gegen die Novellierung der veralteten Gebührenordnung für Ärzte, die Privatpatienten behandeln – kurz: GOÄ.

Durch eine runderneuerte Gebührenordnung würde, würde eine Zwei-Klassen-Medizin implementiert. Deutlich höhere Honorare sollen durchgesetzt werden zu Lasten der Steuerzahler.

Der Präsidente der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery wertet dies als Eröffnung zum Bundestagswahlkampf und mahnt eine kluge Politik für Beamte und PKV Versicherte an. Eine Novellierung der über 30 Jahre alten Gebührenordnung ist dringend nötig um die Rechtssicherheit für Ärzte herzustellen.

Viele Leistungen sind in dem alten Regelwerk noch nicht abgebildet und es gibt Verschiebungen im Preis-Leistungsverhältnis

„Die mehr als 8,8 Millionen Privatversicherten, davon über die Hälfte kleine Beamte des Bundes und der Länder, brauchen Sicherheit“, sagt Montgomery. Die Verweigerung der SPD, die ihre Grundsätze nun auf dem Rücken der Betroffenen durchzusetzen versuche, sei „weder vernünftig noch hilfreich.

Man hofft sich auf dem Sonderärztetag am 23.01.2016 auf eine gemeinsame GOÄ einigen zu können.