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Völlig unterschätzt – die Bedeutung der Fachärzte in wirtschaftlicher Hinsicht

Berlin, 08.03.2016 – Der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands e.V. (SpiFa) verdeutlicht in seiner aktuellen Veröffentlichung, dass die Fachärzte in Deutschland nicht nur in der Versorgung der Patienten, sondern auch unter wirtschaftlichen Aspekten betrachtet, eine entscheidende Rolle spielen.

Dass die medizinische Versorgung in Deutschland weltweit ihresgleichen sucht, ist bekannt. „Welche Leistung die Fachärzteschaft in Klinik und Praxis darüber hinaus für die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft erbringt, ist höchst anerkennenswert, aber in Zahlen oft unbekannt“, erklärt der Vorstandsvorsitzende des SpiFa, Dr. Dirk Heinrich, die Intention des Facharztdachverbandes. Gut 71,2 Millionen Behandlun-gen am Patient werden pro Quartal durch Fachärzte in Klinik und Praxis erbracht. „Sie sind damit das Rückgrat unserer medizinischen Versorgung“, so Heinrich weiter. Von den insgesamt 334.200 Ärzten in Klinik und Praxis beläuft sich der Anteil der Fachärzte auf insgesamt 87 Prozent.
Der Medizinisch-Ökonomische Fußabdruck veranschaulicht diesen Beitrag sowohl unter Versorgungsaspekten (medizinisch), als auch in der Darstellung der Brutto-wertschöpfungskette der Fachärzte für das Gesundheitswesen in Deutschland (ökonomisch). Er beschreibt die Rolle des Facharztes als Unternehmer und Arbeits-platzgarant über den reinen Versorgungsbereich hinaus für die gesamte Gesund-heitswirtschaft. Diese verzeichnet derzeit über fünf Millionen Beschäftigte. Im Ver-gleich dazu liegt die Beschäftigtenzahl in der deutschen Automobilindustrie mit knapp 775.000 Menschen (BMWI, 2016) deutlich niedriger.
Heinrich: „Der Medizinisch-Ökonomische Fußabdruck ist eine selbstbewusste Be-schreibung der Leistung der Fachärzteschaft und ihrem Anteil für Wirtschaft und Ge-sellschaft. Er veranschaulicht die gesamtwirtschaftliche Bedeutung.“
„Als größter Facharztdachverband Deutschlands wollen wir zeigen, welch beachtli-chen „Fußabdruck“ die Fachärzteschaft hinterlässt und damit das enorme Leistungs-potenzial verdeutlichen und würdigen. Wir nennen dies den „Medizinisch-Ökonomischen Fußabdruck der Fachärzte“. Unser kürzlich gegründetes wissen-schaftliches Institut, das „Deutsche Institut für Fachärztliche Versorgungsforschung (DIFA), wird zukünftig den Medizinisch-Ökonomischen Fußabdruck weiter entwickeln und veröffentlichen. Wir hoffen, dass die Darstellung zur Versachlichung der Diskus-sion auch im Bezug auf ärztliche Einkommen beiträgt.“
Die Broschüre steht zum Download unter www.spifa.de zur Verfügung.

www.spifa.de Der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands e. V. (SpiFa) ist ein Dachverband fachärztlicher Berufs-verbände. Das Ziel des SpiFa ist die Darstellung der übergeordneten Interessen der Fachärzte in Pra-xis und Klinik sowie deren politische Durchsetzung auf Bundes- und auch auf Landesebene. Der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands (SpiFa) setzt sich für die berufspolitischen Interessen der niedergelassenen und in der Klinik tätigen Fachärzte ein.
www.sanakey.de
Die Sanakey GmbH ist Trägerin des gesellschafts- und gesundheitspolitischen Think-Tanks des Spitzenverband Fachärzte Deutschlands e.V. (SpiFa).
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Spitzenverband Fachärzte Deutschlands e.V. (SpiFa)
Herausgeber (V.i.S.d.P.): Dr. med. Dirk Heinrich, Dr. med. Axel Schroeder,
Dr. med. Christian Albring, Dr. med. Hans-Friedrich Spies
SpiFa-Hauptgeschäftsführer: Lars F. Lindemann – SpiFa e.V.
Straße des 17. Juni 106-108 – 10623 Berlin
SpiFa-Pressekontakt: presse@spifa.de

Ein neues Format in der Kongresslandschaft

Mit neuen Elementen wird Wissenschaft praxisorientiert aufgearbeitet.

Prof. Dr. med. Dr. h.c. Joachim Grifka (Regensburg/Bad Abbach) und Univ.-Prof. Dr. med. Ulrich Stöckle (Tübingen), Kongresspräsidenten der 64. Jahrestagung der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden und Unfall-chirurgen in Baden-Baden (28.-30.4.2016), erläutern, was diese Jahrestagung über das rein Fachliche hinaus noch attraktiv macht.

Schon der Auftakt zeigt den Anspruch, den die 64. Auflage der VSOU-Jahrestagung Ende April diesen Jahres hat: Festredner Prof. Dr. jur. Heribert Prantl wird mit dem Vortragsthema „Medizin zwischen Ökonomie und Ethik“ das ärztliche Handeln im Spannungsfeld zwischen Wirtschaftlichkeit und gesellschaftlichem Anspruch beleuchten. „Gerade in der heutigen Zeit ist dies ein besonders aktuelles Thema“, erläutert Univ.-Prof. Dr. Stöckle – gemeinsam mit Prof. Dr. Joachim Grifka Kongresspräsident dieser Tagung in Baden-Baden – die Wahl Prantls als Festredner. Dass man als Arzt wirtschaftlich handeln müsse, sei Konsens, ergänzt Grifka. „Die qualitativ hervorragende medizinische Versorgung muss aber immer unstrittig bleiben“, fügt Grifka an.

Dass in diesem Zusammenhang das Thema GOÄ aufgegriffen wird, ist mehr als logisch. „Die neue GOÄ ist längst überfällig. In wohl keinem anderen Bereich wird seit mehr als 25 Jahren mit der gleichen Gebührenordnung gearbeitet. Diese wird sowohl dem persönlichen Aufwand als auch dem apparativen Aufwand bei entsprechenden Operationen nicht mehr gerecht“, nennt Stöckle Gründe für die Aufnahme der GOÄ in den Kongress-Diskurs. Grifka sieht auch die Patienten betroffen: „Einbußen in der privatärztlichen Vergütung werden auch ihre Konsequenz für gesetzlich krankenversicherte Patienten haben, weil aufgrund der Unterdeckung im kassenärztlichen Bereich viele Kollegen die Behandlung der gesetzlich versicherten Patienten persönlich über Einnahmen aus der privatärztlichen Behandlung subventionieren.“

Das Kongressmotto: „Was, Wann, Wie“ verspricht viele konkrete Handlungsempfehlungen für das Fach. „Diese Fragenfolge bestimmt unser tägliches Handeln zentral. In dem Maße, wie wir durch wissenschaftliche Evaluation, Diagnostik und Therapie beurteilen können, wie unser Behandlungsergebnis durch outcome-Messungen überprüft wird und wie Patienten eine ,Reparaturmentalität‘ entwickelt haben und einen höchsten Anspruch an die Wiederherstellung der Funktionalität formulieren, müssen wir unser Vorgehen exakt definieren“, erläutert Grifka die Intention des Kongressmottos. Stöckle ergänzt, man wolle durch den juristischen Aspekt in Vorleistung gehen und damit mögliche juristische Folgen abwenden. Er verweist darauf, dass allzu häufig von juristischer Seite diagnostische Leistungen gefordert werden, die von ökonomischer Seite nicht immer vergütet werden: „Als Beispiel sei hier die eher großzügige Anwendung eines Schädel-CTs genannt bei Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma.“ Die juristische Problematik werde in zahlreichen Sitzungen eingebunden – teils als Berichte aus Schlichtungsstellen, teils als Erfahrungs-berichte von erfahrenen Gutachtern vor Gericht.

Ein Kongress in O&U darf selbstredend die gemeinsame Entwicklung dieses in seiner Zusammenführung noch jungen Fachs nicht übergehen. Zumal Grifka 2008 als Gründungspräsident der DGOU persönlich „Aktivist“ bei der Zusammenführung der beiden Fachgesellschaften für Orthopädie und chirurgie war. „Mit der Zusammenführung der Gesellschaften haben wir formal nachvollzogen, was inhaltlich schon vorgegeben war. Seit 2004 gibt es die gemeinsame Weiterbildungsordnung für den Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Im internationalen Vergleich haben wir früher in Deutschland eine Sonderrolle belegt, indem Orthopädie und Unfallchirurgie getrennt waren“, beschreibt Grifka das Vergangene. Er beschreibt allerdings auch Probleme im Täglichen: „Es gibt erhebliche Asymmetrien in der Weiterbildung. Hier würde ich mir mehr Kollegen mit einem konstruktiven Ansatz wünschen. Auch bei der Besetzung von Chefarztstellen gibt es noch schwierige Verhältnisse.“ Das mittelfristige Ziel müsse ein eigenes Gebiet sein, analog zur Geburtshilfe und Gynäkologie.

Das alles aber müsse auf der Basis des gemeinsamen Facharztes ruhen, betonen beide Kongresspräsidenten: „Darauf aufbauend die Spezialisierungen in ,Spezielle Orthopädie‘ und ,spezielle Unfallchirurgie‘ weiter entwickeln, um unsere international führende Position in der Versorgung von Unfallverletzten sowie auch in der Behandlung von Erkrankungen des Bewegungssystems mit geeigneten konservativen und operativen Verfahren weiter auszubauen“, meint Stöckle. Erst nach dem Facharzt gibt es die Spezialisierung wie Kinderorthopädie, Rheuma-orthopädie, physikalische Therapie und Handchirurgie. „Mit der neuen Weiterbildungsordnung müssen wir unsere Ausrichtung besser gliedern: Wir dürfen keine Inhalte der speziellen Unfallchirurgie für den Facharzt fordern.“

Als absolutes Novum in der Kongresslandschaft hat Grifka ein neues Format entwickelt:

Einen Weiterbildungscontest. In einem Verfahren, wie wir es von privaten Fernsehsendern kennen, treten Teams von Weiterbildungsassistenten gegeneinander an, um klinische Fälle zu lösen. Dem Siegerteam winkt ein Stipendium der VSOU für den kanadischen Orthopädenkongress.

Grifka: „Unser Fachgebiet hat einen hervorragend qualifizierten Nachwuchs. Das Publikum wird in jeder Runde dieses Wettbewerbes abstimmen, welches Team weiter kommt. Wir dürfen uns alle auf einen spannenden Kongress freuen!“

Noch ein Grund mehr also, die Tagung Ende April auf keinen Fall zu verpassen.

Weitere Informationen unter: www.vsou.de

Pressekontakt:

Semikolon, Inge Kölle, Kaiserstraße 67, D-76437 Rastatt

Tel.: +49 (0) 7222 / 154275, Fax: +49 (0) 7222 / 154281, koelle@semikolon.de

 

 

Gesundheitsversorgung: Vorhandene ambulante fachärztliche Versorgungsstrukturen einfach mal nutzen!

Bessere Patientenversorgung durch Überwindugn der Sektorengrenzen!

Berlin, 02.03.2016 – Der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands e.V. (SpiFa) unterstützt die Forderung nach einer Überwindung der Sektorengrenzen zur Verbesserung der Patientenversorgung, deren Notwendigkeit die Gesundheitsexperten Prof. Dr. Jürgen Wasem und Prof. Dr. Ferdinand Gerlach aus den Ergebnissen des neuen Krankenhausreports des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) ableiten . Neue Strukturen müssen dafür jedoch nicht entwickelt werden.

„Es ist generell richtig, dass wir eine grundlegende Neuausrichtung für die fachärztliche ambulante Versorgung brauchen“, so der Hauptgeschäftsführer des Spitzenverbandes Fachärzte Deutschlands e.V. (SpiFa), Lars F. Lindemann. Allerdings müssten dafür keine neuen Versorgungsstrukturen entwickelt werden, denn diese Strukturen wurde beispielsweise mit der ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung (ASV), insbesondere für die sektorenübergreifende Versorgung, bereits geschaffen. Sie müsse lediglich endlich entbürokratisiert und angemessen genutzt werden. „Und – das Geld muss der Leistung folgen“, so Lindemann weiter. Erste Erfahrungen in der ASV zeigen deutlich, dass sowohl Ärzte in Klinik als auch in Praxis sehr wohl hervorragende Patientenversorgung über die Sektorengrenzen hinweg leisten. Dies gilt z.B. im Belegarztsystem. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen und Hürden sind hierbei aber zu hinterfragen.

„Wer Patchwork in der Versorgung beseitigen will, muss den Mut haben, über Patientensteuerung und dabei insbesondere über den Einweisungsvorgang ins Krankenhaus zu sprechen. Wenn von 18 Millionen im Krankenhaus behandelten Patienten, 3,7 Millionen Einweisungen vermieden werden können, dann zeigt dies das Potenzial zur Verbesserung der Versorgung.“

„Die Sektorengrenzen müssen abgesenkt werden, nur darf dies nicht durch die schlichte Öffnung der Krankenhäuser für die ambulante Versorgung erfolgen. Dem behandelnden Facharzt muss ohne bürokratische Hemmnisse die Möglichkeit offen stehen, mit seinen Patienten gemeinsam die Sektorengrenzen zu überschreiten, um für ihn optimale Behandlungserfolge zu erreichen. Für das Handeln des Facharztes steht dabei die Freiberuflichkeit seiner ärztlichen Tätigkeit im Vordergrund. Es kommt zur Verbesserung der Versorgung gerade nicht darauf an, das Leitbild des angestellten Klinikarztes in die ambulante Welt zu übertragen, sondern Vorteile des selbstständig wirtschaftlich tätigen Arztes für beide Sektoren zu nutzen und sinnvoll zu verknüpfen.

So zeigen einzelne Beispiele bereits heute, dass ambulant tätige Ärzte sehr wohl auch in der Lage sind, die Trägerschaft eines Krankenhauses zu übernehmen, was am Ende viel schneller zur Überwindung der Sektorengrenze führt als neue Vorschriften.“

 

 

Versorgungssituation der Rheumapatienten in Deutschland

Ratzeburg – Dr. med. Uwe Schwokowski, niedergelassener Orthopäde mit dem Schwerpunkt Rheumatologie aus Schleswig-Holstein und Leiter des Referats Orthopädische Rheumatologie des BVOU, hat die aktuelle Versorgungssituation der Rheumapatienten in Deutschland und die Rolle der Orthopäden in diesem Kontext mit Blick auf aktuelle Zahlen und Einschätzungen von anderen Verbänden und Gruppierungen bewertet.

Bereits im Jahr 2008 hielt die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie fest: „Wenn in einem Bereich kein internistischer Rheumatologe erreichbar ist, dann soll ein orthopädischer Rheumatologe diese Arbeit übernehmen.“ Als anschauliches Beispiel führt Uwe Schwokowski hier das Herzogtum Lauenburg an, in dessen Kreisstadt Ratzeburg er niedergelassen ist. „In dem Kreis mit rund 200.000 Einwohnern ist kein internistischer Rheumatologe niedergelassen – hier bin ich mit meiner Praxis die einzige Anlaufstelle für betroffene Patienten“, sagt er und demonstriert damit die Bedeutung orthopädischer Rheumatologen für die Sicherstellung der Versorgung.

Nach der Definition der European League Against Rheumatism (EULAR) sollten Menschen mit rheumatologischen Symptomen innerhalb von sechs Wochen einem in der Diagnose und Differentialdiagnose der rheumatoiden Arthritis kundigen Arzt vorgestellt werden. Dies bezieht vor allem den orthopädischen Rheumatologen (ORh) mit ein, aber auch den rheumatologisch fortgebildeten Orthopäden (RhefO), der mittels ADO-Zert-Kursen auf seine Rolle als Bindeglied zwischen einer normalen Orthopädie-Praxis und dem ORh vorbereitet wurde.

Die Blaupause für die Fortbildungsaktivitäten der Orthopädischen Rheumatologie, unterstützt vom BVOU und der ADO, lieferten die Deutschen Rheuma-Liga und deren Präsidentin Prof. Dr. med. Erika Grominca-Ihle, die sich ebenfalls zur Bedeutung des orthopädischen Rheumatologen geäußert haben. So hält die Rheuma-Liga fest, dass die Versorgung rheumatologischer Patienten ein interdisziplinäres Team erfordere und der orthopädische Rheumatologe bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen in jedem Fall frühzeitig mit einzubeziehen sei.

Des Weiteren macht die Deutsche Rheuma-Liga darauf aufmerksam, dass viele orthopädische Rheumatologen aufgrund der defizitären Versorgungsstrukturen in der Rheumatologie langjährige Erfahrungen in der medikamentösen Therapie haben und damit die Versorgungssituation verbessern. Auch in der Diagnostik entzündlich-rheumatischer Erkrankungen spiele der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie eine wichtige Rolle.

Mit dem strukturierten und zertifizierten Kursprogramm der ADO, an dessen Ende der RhefO steht, würden viele der von der Deutschen Rheumaliga geforderten Inhalte wesentlich vertieft, sagt Schwokowski. So bilden die Kurse I und II den Orthopäden und Unfallchirurg in der Früherkennung und frühen Behandlung fort und erhöhen so die Chance, Rheumapatienten früher zu detektieren. „Die Kurse wurden bereits von zehn Prozent der rund 6.000 Orthopäden und Unfallchirurgen besucht“, sagt der Ratzeburger Orthopäde und Rheumatologe.

Auch das 2008 von der Kommission Versorgung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie herausgegebene Memorandum zur „Rheumatologischen Versorgung von akut und chronisch Rheumakranken in Deutschland“ nähme auf den Orthopäden und dessen Einbindung bei der Versorgung von Rheumapatienten Bezug, so Schwokowski weiter.

So hält das Memorandum unter anderem fest, dass internistische Rheumatologen bei jeder Krankheit grundsätzlich die Zusammenarbeit mit weiteren Medizinern – und hierbei insbesondere rheumatologisch weitergebildeten Orthopäden und Rheumachirurgen – reflektieren sollten.

Ebenfalls aus diesem Memorandum stammt die Formel, dass ein internistischer Rheumatologe auf 50.000 Einwohner kommen sollte. Insgesamt wären für Deutschland demnach 1.300 internistische Rheumatologen ideal. „Nicht einbezogen, und das erstaunt nicht, sind die Orthopäden und ORh“, sagt Schwokowski – und dass, obwohl die Versorgung allein durch die internistischen Rheumatologen nicht sichergestellt werden kann.

Zieht man aktuelle Zahlen heran, so könnte man dieses Problem als „interdisziplinär gelöst“ erachten. Denn laut der KBV gibt es aktuell 750 internistische Rheumatologen und 556 orthopädische Rheumatologen in Deutschland.

„Also wäre die Vorgabe mit etwas gutem politischem Willen erfüllbar, wenn es denn zu einer breiteren Kooperation kommen würde“, erläutert Dr. Schwokowski. Um auf diesen Umstand aufmerksam zu machen, plant das Referat Rheumatologie des BVOU für 2016 eine Qualitätsoffensive mit dem Titel „Rheumatologie – Orthopäden können helfen“. „Wir wollen Rheuma früh erkennen, Rheuma früh behandeln“, sagt Schwokowski.

G-BA : Innovationsausschuss gibt Förderschwerpunkte bekannt

Berlin, den 29. Februar 2016 – In die Förderung neuer Versorgungsprojekte durch den Innovationsfonds kommt Bewegung.

Am Donnerstag, dem 18. Februar 2016 hat der Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) die Geschäftsstelle mit der Erstellung von Entwürfen für die ersten Förderbekanntmachungen zu den nachfolgend dargestellten Förderschwerpunkten beauftragt.

Die Förderschwerpunkte werden unter Berücksichtigung der Empfehlung des Expertenbeirats zusammen mit den noch zu spezifizierenden Förderkriterien wesentlicher Bestandteil der Förderbekanntmachungen sein.
Sowohl für die neuen Versorgungsformen als auch für die Versorgungsforschung hat der Innovationsausschuss für die erste Förderwelle im Jahr 2016 jeweils einen themenoffenen und mehrere themenspezifische Förderschwerpunkte definiert.
In den themenoffenen Förderschwerpunkten können Projekte unabhängig von ihrer thematischen Ausrichtung gefördert werden, soweit sie den Förderkriterien entsprechen.
Der themenspezifische Teil des Förderbereichs „neue Versorgungsformen“ enthält folgende Förderschwerpunkte:

• Versorgungsmodelle in strukturschwachen oder ländlichen Gebieten
• Modellprojekte zur Arzneimitteltherapie sowie    Arzneimitteltherapiesicherheit
• Versorgungsmodelle unter Nutzung von Telemedizin, Telematik und E-Health
• Versorgungsmodelle für spezielle Patientengruppen:

o ältere Menschen
o Menschen mit psychischen Erkrankungen
o pflegebedürftige Menschen
o Kinder und Jugendliche
o Menschen mit seltenen Erkrankungen

Der themenspezifische Teil des Förderbereichs „Versorgungsforschung“ enthält folgende Förderschwerpunkte:

• Weiterentwicklung der Qualitätssicherung und Patientensicherheit in der Versorgung
• Verbesserung von Instrumenten zur Messung von Lebensqualität für bestimmte Patientengruppen
• Innovative Konzepte patientenorientierter Pflege unter besonderer Berücksichtigung der Arbeitsteilung und der Schnittstellen sowie derIntegration ausländischer anerkannter Pflegefachkräfte in den Versorgungsalltag

• Verbesserung der Bedarfsgerechtigkeit und Wirtschaftlichkeit der GKV-Versorgung
• Ursachen, Umfang und Auswirkungen administrativer und bürokratischer Anforderungen im Gesundheitswesen auf die Patientenversorgung sowie Entwicklung geeigneter Lösungsansätze
• Einsatz und Verknüpfung von Routinedaten zur Verbesserung der Versorgung

Antragsteller können sich nach Veröffentlichung der Förderbekanntmachungen entweder auf einen themenspezifischen oder auf einen themenoffenen Förderschwerpunkt bewerben.
Eine Konkretisierung der Förderkriterien sowie der weiteren Anforderungen an die Projekte und die Anträge erfolgt im Rahmen der Förderbe-kanntmachungen, die auf den Internetseiten des Innovationsausschusses beim G-BA sowie im Bundesanzeiger veröffentlicht werden.
Eine Antragstellung ist erst nach Veröffentlichung einer Förderbekanntmachung möglich. Rechtlich verbindlich sind die Festlegungen in den künftigen Förderbekanntmachungen.

Berufsverbände fordern umgehend Transparenz bei GOÄ-Verhandlung

 Berlin, 27.02.2016 – Im Zuge der Diskussion um die Novellierung der ärztlichen Gebührenordnung (GOÄ) fordern der Berufsverband Deutscher Internisten (BDI), der NAV-Virchow-Bund und der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands e.V. (SpiFa) in einer gemeinsamen Erklärung volle Transparenz über den aktuellen Stand der Verhandlungen.

„Die Fachgesellschaften und Berufsverbände müssen umgehend und umfassend über die Legenden und Bewertungen informiert werden. Dies ist deshalb so wichtig, weil viele Fachgruppen zuletzt 2011, vielfach basierend auf Daten von 2008, in die Entwicklung der GOÄ eingebunden waren. Nur unter dieser Voraussetzung ist eine Zusammenkunft, wie vom Präsidenten der Bundesärztekammer, Prof. Frank Ulrich Montgomery für den 8. März 2016 vorgeschlagen, sinnvoll. Noch auf dem außerordentlichen Deutschen Ärztetag Ende Januar gestand BÄK-Präsident Montgomery ein, man hätte ‚besser informieren müssen‘ und versprach mehr Transparenz. Wir warten bis heute auf die Einlösung dieses Versprechens.

Zur Begründung seines Verhaltens führte Herr Montgomery auf dem Sonderärztetag an, von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe zur Verschwiegenheit verpflichtet worden zu sein. Vor dem Hintergrund des mittlerweile bekannt gewordenen Kenntnisstandes einzelner PKV-Unternehmen über Details der neuen GOÄ fällt es schwer, an eine Verschwiegenheitspflicht zu glauben. Der Informationsstand jedes einzelnen PKV-Unternehmen widerlegt diese Behauptung“, konstatieren BDI, NAV-Virchow-Bund und SpiFa.

Hinsichtlich des von der Bundesärztekammer anberaumten Gesprächs stellen die Verbände fest: „Eine Teilnahme ist nur unter der Voraussetzung sinnvoll, dass die tatsächlich geplanten GOÄ-Ziffern aus dem jeweiligen Kapitel einschließlich der Leistungslegenden und -bewertungen vorab zur Verfügung gestellt werden.“

KBV-Positionspapier: Hohe Qualität in der ambulanten Versorgung

25.02.2016 – In einem Positionspapier haben die Kassenärztlichen Vereinigungen und die KBV ihre gemeinsamen Standpunkte zur Qualitätssicherung zusammengefasst. Die „Positionen zur ambulanten Versorgungsqualität“ sind am Donnerstag der Öffentlichkeit vorgestellt worden.

Mit diesen Positionen werde deutlich, dass die Versorgungsqualität im ambulanten Bereich auf „einem hohen Niveau“ sei, betonte KBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Gassen auf der Pressekonferenz. Vertragsärzte und Psychotherapeuten hätten hohe Qualitätsansprüche an sich selbst.

 

KBV Praxisnachrichten

Unfallchirurgen entwickeln Trauma Care Bundle für den Rettungsdienst

Sechs Maßnahmen verbessern Überlebenschancen von Schwerverletzten.

Berlin, 23.02.2016: Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU) führt für die präklinische Versorgung von Schwerverletzten ein Maßnahmenbündel ein: das Trauma Care Bundle. Es umfasst sechs evidenzbasierte Maßnahmen, die bei jedem Schwerverletzten durchgeführt werden sollen. Die auf einem Schaubild dargestellten Elemente sind leicht erfassbar: Sie erhöhen die Handlungssicherheit von Rettungsdienstmitarbeitern und Notärzten und ermöglichen, dass sie in zeitkritischen Situationen schnell und sicher die richtige Behandlung durchführen. Damit sollen die Überlebenschancen von schwer verunfallten Patienten für die Zeitspanne zwischen deren Rettung und dem Eintreffen in einem Traumazentrum weiter verbessert werden. DGU-Experten stellen das Trauma Care Bundle erstmalig am 4. März 2016 auf dem Deutschen Interdisziplinären Notfallmedizin Kongress (DINK) in Koblenz vor. Das Schaubild ist auch als Aufkleber für den Rettungswagen erhältlich und kann kostenlos bei der DGU bestellt werden.

Das Trauma Care Bundle besteht aus  folgenden Bündelelementen:

  •    Freien Atemweg sicherstellen
  •   Thorax klinisch untersuchen und Atemfunktion sicherstellen
  •   Blutungen kontrollieren und geeignete Gefäßzugänge anlegen
  •   Bewusstseinslage, Motorik und Sensibilität erfassen
  •   Wirbelsäule und verletzte Extremitäten ruhigstellen sowie Wunden versorgen
  •   Wärmeerhalt sicherstellen.

Das Maßnahmenbündel basiert auf der S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletzten-Behandlung der DGU. Professor Gerrit Matthes, Mitglied der DGU-Sektion Notfallmedizin, Intensivmedizin und Schwerverletztenversorgung (NIS), hat die Maßnahmen mitentwickelt und sagt: „Im Klinikalltag haben sich diese einfachen und klar formulierten Maßnahmen bewährt. Dieses Wissen wollen wir nun in den Rettungswagen bringen.“

Die sogenannten Care Bundle stellen einen neuen Ansatz bei der Behandlung von bestimmten Risikogruppen dar. Die Idee stammt aus den USA und zielt darauf ab, wissenschaftlich erwiesene Best-Practice-Elemente schnell verfügbar zu machen. Ein Care Bundle ist eine strukturierte Methode, um Behandlungsprozesse und -ergebnisse zu verbessern. Ein gutes Beispiel ist das Sepsis Care Bundle der amerikanischen Surviving Sepsis Campaign (SSC), dessen Einführung mit einer signifikanten Reduktion der Sterblichkeit verbunden ist.

Schaubild Trauma Care Bundle

Referenzen:
(1) Matthes G, Trentzsch H, Wölfl C, Paffrath S, Flohé S., Schweigkofler U, Ekkernkamp A, Schulz-Drost S für die Sektion Notfallmedizin, Intensivmedizin und Schwerverletztenversorgung (NIS) der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. Wesentliche Maßnahmen zur prähospitalen Versorgung schwerverletzter Patienten – Das Trauma Care Bundle Unfallchirurg 2015 – 118:652-656

Abstract unter:
http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs00113-015-0042-7
Zusendung der Vollversion auf Anfrage möglich (Erlaubnis des Verlages liegt vor)

Terminhinweis:
Vortrag auf dem Deutschen Interdisziplinären Notfallmedizin Kongress (DINK)
Termin: 4. März 2016, 14.00 – 16.00 Uhr, Großer Saal
Toppaper Notfallmedizin
Referent: Professor Dr. Gerrit Matthes, Sektion NIS der DGU, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Unfallkrankenhaus Berlin

Bestell- und Downloadinformationen:
• Das Trauma Care Bundle steht zum Download zur Verfügung unter: www.dgu-online.de
Copyright: Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU)
• Das Trauma Care Bundle kann als Aufkleber (A5) für den Rettungswagen kostenlos unter folgender E-Mail-Adresse bestellt werden: office@dgu-online.de

Weitere Informationen:
www.dgu-online.de

Kontakt für Rückfragen:
Susanne Herda, Regina Radke-Lottermann
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit DGU/DGOU
Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU)
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU)
Straße des 17. Juni 106-108
10623 Berlin
Tel.: +49 (0) 30 – 340 60 36 -06 oder -20
Fax: +49 (0) 30 – 340 60 36 21
E-Mail: presse@dgou.de

 

 

Gesundheitsheft Baden-Württemberg für minderjährige Flüchtlinge

Die Landesärztekammer Baden-Württemberg hat ein Gesundheitsheft für minderjährige Flüchtlinge herausgegeben, das den Überblick über medizinische Befunde erleichtern soll.

Die Landesärztekammer Baden-Württemberg bietet ab sofort ein neues Gesundheitsheft. Sie möchte damit den Flüchtlingen, ihren Eltern oder Betreuern den Weg durch die Institutionen erleichtern und medizinische Befunde zusammenfassen. Das Heft soll Kinder- und Jugendärzten, Allgemeinärzten beziehungsweise anderen Fachärzten als Dokumentationshilfe dienen und ist zusammen mit dem Impfausweis und der Versichertenkarte bei allen Arztbesuchen mitzubringen.

Das baden-württembergische Gesundheitsheft wurde von der Landesärztekammer auch allen Jugendämtern in Baden-Württemberg zur Verfügung gestellt, da diese in der Regel den ersten Kontakt mit unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlingen haben. Den anderen minderjährigen Flüchtlingen sollte das Heft beim ärztlichen Erstkontakt ausgehändigt werden.

Das Gesundheitsheft kann von der Website der Landesärztekammer Baden-Württemberg (www.ärztekammer-bw.de) heruntergeladen oder schriftlich angefordert werden (Jahnstraße 40, 70597 Stuttgart).

Das „Gesundheitsheft Baden-Württemberg“ basiert auf dem „Bremer Gesundheitsheft“, das gemeinsam vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. (Landesverband Bremen) und dem Gesundheitsamt Bremen herausgeben wurde. Der Ausschuss „Kinder und Jugendliche“ der Landesärztekammer Baden-Württemberg hat das Heft überarbeitet und an die baden-württembergischen Verhältnisse angepasst.

Hintergrund

Minderjährige Flüchtlinge, die Schutz und Fürsorge in Deutschland suchen, bedürfen einer strukturierten Untersuchung zur Einschätzung ihres medizinischen und psychosozialen Hilfebedarfs. Bislang wird allen Flüchtlingen in den zentralen Aufnahmestellen seitens des Gesundheitsamtes eine Erstuntersuchung zuteil. Bei Bedarf wird eine weitere medizinische Diagnostik/Behandlung und die Vervollständigung des Impfschutzes (nach STIKO) veranlasst.

Hierzu wird für Kinder und Jugendliche immer auch die Vorstellung in einer Kinder- und Jugendarztpraxis empfohlen. Krankenhilfe wird gemäß § 4 Asylbewerberleistungsgesetz geleistet und umfasst, neben der ärztlichen Behandlung, auch die nach STIKO empfohlenen Schutzimpfungen und für Kinder und Jugendliche medizinisch gebotene Vorsorgeuntersuchungen.

 

64. Jahrestagung der VSOU vom 28. – 30. April 2016

Vom 28. – 30.04.2016 findet traditionell im Kongresshaus in Baden-Baden die

64. Jahrestagung der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden und Unfallchirurgen

unter dem Motto „Was, Wann, Wie“ statt. Die beiden Kongresspräsidenten Prof. Dr. med. Dr. h.c. Joachim Grifka (Direktor der Orthopädischen Klinik für die Universität Regensburg) und Prof. Dr. med. Ulrich Stöckle (Ärztlicher Direktor BG-Unfallklinik Tübingen) haben ein interessantes wissenschaftliches Programm zusammengestellt. Außerdem werden ökonomische und politische Aspekte diskutiert.

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64. Jahrestagung der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden und Unfallchirurgen e.V. in Baden-Baden

Interview mit Prof. Dr. med. Dr. h.c. Joachim Grifka (Regensburg/Bad Abbach) und Univ.- Prof. Dr. med. Stöckle (Tübingen), Kongresspräsidenten der 64. Jahrestagung der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden und Unfallchirurgen in Baden-Baden (28.-30.4.2016)

Problem erkannt – Gefahr gebannt

Baden-Baden, den 11. Februar 2016
Evidenz-basierte Medizin und Leitlinien gewährleisten eine sichere Therapie, sagen die beiden VSOU-Kongresspräsidenten Prof. Joachim Grifka und Prof. Ulrich Stöckle. Der Prävention schwerer Muskelverletzungen widmet sich eine eigene Sitzung mit Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt und seinem Team. Neben Wissenschaftsthemen werden ökonomische und politische Aspekte in Baden-Baden diskutiert.

Frage: Überträgt man das von Ihnen beiden als Kongressmotto gewählte „Was, wann, wie“ auf den ärztlichen Alltag, muten Sie sich Gigantisches zu: Denn die Antworten sollten idealerweise den Orthopäden und Unfallchirurgen einen verlässliche Führung durch alle Klippen des Fachs bieten. Kann man das überhaupt leisten?
Prof. Grifka: Was? Wann? Wie? sind die Kernfragen unseres täglichen Handelns, beispielsweise in der Form: Was ist es? Wann machen? Wie therapieren? Unsere Ziele müssen eine solide Diagnostik und eine sichere Therapie sein. Wir versuchen, dies mit evidenz-basierter Medizin und Leitlinien zu definieren. Unser Kongress soll diesem praxisorientiert gerecht werden.

Frage: Herr Prof. Stöckle, zum Auftakt der VSOU-Jahrestagung steht gleich ein Schwerpunktthema auf dem Programm: die schwere Verletzung. Was ist unter den Aspekten Behandlung, Wiederherstellung bis zur Sportfähigkeit und Prävention Neues zu erwarten?
Prof. Stöckle: Bei dem Thema „Schwere Verletzung“ ist die schwere Monoverletzung gemeint, also z.B. ein Schienbeinkopfbruch oder ein Oberarmkopfbruch. Häufig werden diese schweren Monoverletzungen bei sportlicher Betätigung, also Sturz beim Fahrradfahren, Skisturz oder Sturz beim Klettern oder ähnlichem, erlitten. Insofern ist unser Ansatz, bei den Sitzungen und Vorträgen zu dem Thema „Schwere Verletzung“ sowohl die Primärbehandlung mit entsprechender Wiederherstellung der Anatomie anzusprechen, aber auch insbesondere die Möglichkeiten der Rehabilitation, um neben den Alltagsaktivitäten möglichst auch wieder sportliche Aktivitäten ausführen zu können. Gemeinsam mit dem Bereich der Technischen Orthopädie geht es dann in weiteren Vorträgen um die Prävention weiterer Verletzungen, aber insbesondere auch um die allgemeine Vermeidung von Verletzungen gerade im Sport.

Frage: Insbesondere medico-legale Aspekte beschäftigen nicht nur den Facharzt im Alltag, sondern eine Vielzahl an Patientenanwälten. Wie detailliert können sich die Kolleginnen und Kollegen in Baden-Baden hier Rat holen?
Prof. Grifka: Die Zahl ärztlicher Kunstfehler ist zum Glück gering. Insbesondere durch die handwerkliche Ausrichtung ist die Chirurgie eine hohe Kunst. Wir sind um die perfekte Hilfe bemüht, sonst wären wir keine Orthopäden und Unfallchirurgen. Dazu muss man aber auch genau wissen, wo die Gefahren lauern. Die operative Medizin ist gefahrenträchtiger als die konservative. Deswegen sollte man sich der Probleme bewusst sein und die Fallstricke genau kennen: Problem erkannt – Gefahr gebannt.

Frage: Das Thema Verletzungen im Alter wächst angesichts der demografischen Entwicklung (nicht nur) in unserem Land: Was dürfen die Kolleginnen und Kollegen in Baden-Baden hierzu erwarten?
Prof. Stöckle: Wegen der demografischen Entwicklung nimmt die Behandlung von Verletzungen im Alter einen immer größeren Raum in der Tätigkeit der Unfallchirurgen ein. Da bei Verletzungen im Alter aufgrund anderer Verletzungsmechanismen auch andere Verletzungen resultieren als bei jüngeren Patienten, geht es im Rahmen des Kongresses darum, aktuelle Behandlungskonzepte in der Therapie von Verletzungen im Alter aufzuzeigen und insbesondere deren Ergebnisse darzustellen. Wichtig dabei ist auch eine umfassende Therapie, die nicht mit der Operation alleine beendet ist, sondern auch entsprechende Rehabilitationsprogramme, eine Therapie der Osteoporose und Verfahren zur sozialen Reintegration umfasst.

Frage: Der „Weiterbildungskontest“ ist tatsächlich ein Novum in der Kongresslandschaft. Welche Absicht verfolgen Sie mit dieser innovativen Idee?
Prof. Grifka: Wettbewerbe sind wir aus dem Fernsehen gewohnt. Mein Wunsch ist es, mit diesem neuen Format einen spannenden Wettbewerb zu Wissen und Vorgehen zu veranstalten, ganz nach dem Motto: Was? Wann? Wie? Ich bin sicher, dass die Fallvorstellungen und der sportliche Ablauf uns allen Spaß machen werden. Keiner der Kandidaten geht leer aus. Besonders toll ist natürlich, dass die Gewinner – dank des Sponsorings von DePuy-Synthes, Springer und Air Canada – zum Kanadischen Orthopäden-Kongress reisen können.

Frage: Nicht nur das prominent besetzte Podium zum Thema Spitzensportbetreuung, auch die Sitzung Muskelverletzungen mit Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt zeigt, dass von der Spitzensportbetreuung zu lernen ist. Was ist Ihnen hierbei wichtig?
Prof. Stöckle: Das Thema „Muskelverletzung im Sport“ ist ein hoch aktuelles Thema. Gerade in der Fußballbundesliga hören wir alle immer von muskulären Verletzungen, die einzelne Spieler zu teils längeren Pausen zwingen. Hier ist Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt der international anerkannte Experte sowohl in Diagnostik als auch in der angepassten Therapie dieser Muskelverletzungen. Deshalb bin ich besonders froh, dass wir ihn und sein gesamtes Team mit PD Dr. Peter Ueblacker und Dr. Lutz Hänsel sowie Dr. Jochen Hahne zur Gestaltung einer Sitzung gewinnen konnten. Hier gilt es, von den Experten neben der adäquaten Therapie insbesondere auch Maßnahmen der Prävention zu lernen, um möglichst diese schwerwiegenden Verletzungen zu vermeiden. Dies ist für viele in der Sportbetreuung tätigen Kollegen in Orthopädie und Unfallchirurgie von enormer Bedeutung.

Frage: Der Festvortrag von Prof. Dr. Heribert Prantl, das Podium über die GOÄ-Novellierung und einiges mehr verweisen auf den ökonomischen Aspekt der fachärztlichen Arbeit. Wird dies auch ein „politischer“ Kongress?
Prof. Stöckle: Der VSOU-Kongress 2016 in Baden-Baden wird vornehmlich ein wissenschaftlicher Kongress. Dennoch ist es wichtig, auch ökonomische Aspekte zu beleuchten und auf aktuelle politische Vorgänge einzugehen. Hierzu dienen neben dem Festvortrag von Heribert Prantl auch einzelne Sitzungen wie z.B. zur GOÄ-Novellierung, aber auch zur Zukunft für O und U.

Frage: Welches Fazit würden Sie gerne am Abend des 30. April 2016 mit dem ersten Blick zurück auf die 64. Frühjahrstagung der Süddeutschen für sich ziehen?
Prof. Grifka: Natürlich wird der Kongress für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemacht. Deswegen möchten wir, dass er positiv in Erinnerung bleibt, vielleicht mit dem Erlebnis des ersten eigenen Vortrags, auf jeden Fall aber mit Erkenntnissen aus den Sitzungen, einschließlich der Hinweise auf die juristischen Fallstricke – und hoffentlich mit viel Spaß beim Weiterbildungskontest. Baden-Baden ist keine kombinierte Tagung mit anderen Berufsgruppen, sondern der VSOU-Kongress fokussiert auf die ärztlichen Belange. Wir wünschen uns eine Tagung mit einem interessanten Meinungsaustausch und anregenden Gesprächen in der gewohnt entspannten Atmosphäre des frühlingshaften Baden-Baden.

Prof. Stöckle: Am Ende des Kongresses würde ich gerne auf einen wissenschaftlich interessanten Kongress zurückblicken, der sowohl für junge Ärzte interessant war – mit speziellen Kursformaten wie den Basiskursen der AO und AE – als auch für erfahrene Chefärzte, Oberärzte und niedergelassene Orthopäden und Unfallchirurgen aufgrund des anspruchsvollen Programmes, bei dem wir uns viel Mühe gegeben haben. Ich bin zufrieden, wenn wir wieder mehr als 3000 zufriedene Teilnehmer haben und damit die Bedeutung des VSOU-Kongresses in Baden-Baden als zweitgrößtem Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie in Deutschland weiter ausgebaut werden kann.

Weitere Informationen unter: www.vsou.de

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