Alle Beiträge von Sabine Rieser

Die Bürokratiebelastung ist gestiegen

Berlin – Zum zweiten Mal hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) mit der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) den Bürokratiekostenindex (BIX) für Ärzte und Psychologische Psychotherapeuten erstellt. Er zog im Vergleich zum Vorjahr leicht an – und zwar um 0,2 Prozent oder rund 115.000 Nettoarbeitsstunden. „Man sieht deutlich, dass der Schwerpunkt der Informationspflichten im Bereich Arzneimittel und Verordnungen liegt“, erläuterte Prof. Volker Wittberg, Leiter des Nationalen Zentrums für Bürokratiekostenabbau der FHM, Ende Oktober. Die Nettostunden lägen ähnlich wie 2016 bei 54 Millionen; dies entspreche 60 Tagen im Jahr und Nettokosten von rund 2,4 Milliarden Euro.

Landesregelungen bleiben außen vor

Für den BIX werden Informationspflichten aus den Bereichen Gemeinsamer Bundesausschuss, Bundesmantelvertrag Ärzte, Bundesärztekammer, KBV und von sonstigen Kostenträgern wie zum Beispiel der Unfallversicherung betrachtet. Nicht analysiert werden unter anderem bundesgesetzliche Vorgaben und Regelungen auf Landes- und kommunaler Ebene, Leistungen für Privatversicherte, Informationspflichten patientenferner Fachgebiete wie Labormedizin – aber auch Informationspflichten aus regionalen Regelungen von KVen oder Landesärztekammern. Erfasst wurden für den zweiten Index alle Regelungen, die bis 31.3.2017 beschlossen und bis 30.9.2017 in Kraft getreten waren.

Krankenbeförderung bedeutet mehr Verwaltungsaufwand

Als große Veränderung werden nach den Worten von Wittberg solche von mehr als 100.000 Stunden plus beziehungsweise minus gewertet. An erster Stelle der Belastungen 2017 stand die Verordnung Krankenbeförderung. Hier seien die Fallzahlen gestiegen, und zwar deutlich, erklärte Wittberg. Er führte dies auch auf älter werdende Patienten und ihre Bedürfnisse zurück. An zweiter Stelle stand die Individuelle Patienteninformation Psychotherapie, an dritter die Präventionsempfehlung Erwachsene.

Entlastung bei Formularen für dauerbehandelte Patienten

Bei den Entlastungen zeigten sich ähnliche Effekte wie im Vorjahr. An erster Stelle stand demnach die Aufklärung des Patienten bei Überschreitung der Festbetragsgrenze. Offenbar seien im beobachteten Zeitraum weniger Medikamente in diesen Bereichen verordnet worden als zuvor, mutmaßte Wittberg. An zweiter Stelle der Entlastungen stehe der Umfang der Bescheinigungen bei dauerbehandelter Krankheit, an dritter die Erhebung von Daten im Ersatzverfahren. Eine der größten Entlastungen ist nach seinen Worten entstanden durch die Vereinfachung der Chroniker-Bescheinigung. Hier ist mittlerweile ein einheitliches Muster im Einsatz, was nach den Berechnungen der FHM zu 300.000 Stunden Entlastung an Verwaltungsarbeit geführt hat: „Das ist ein perfektes Beispiel für Bürokratieabbau.“

KBV-Vorstand Thomas Kriedel betonte, Dokumentationen seien notwendig. Entscheidend sei, diese auf das notwendige Maß zurückzuführen. Das sei keinesfalls nur ein theoretisches Anliegen. Für eine Studie der Universität Trier habe man angestellte Ärzte danach gefragt, was für sie gegen die Niederlassung spreche. Zwei Drittel hätten geantwortet, sie ließen sich nicht nieder, weil sie die Bürokratie und den Verwaltungsaufwand in der Praxis fürchteten. „Das ist für die KBV ein Haupttreiber, warum wir an diesem Thema bleiben“, betonte Kriedel.

Endoprothesenregister legt zweiten Bericht vor

Berlin – Das Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) hat Ende Oktober seinen zweiten Jahresbericht veröffentlicht. Seit Beginn der Datenfassung im Jahr 2012 wurden demnach mehr als 600.000 Operationen übermittelt. Damit sei man auf dem besten Weg, das fallzahlenstärkste Register für künstliche Hüft- und Kniegelenke weltweit zu werden, heißt es in der Pressemitteilung. „Obwohl Kliniken mit 100 oder weniger endoprothetischen Eingriffen bisher im EPRD anteilig noch unterrepräsentiert sind, zeichnet sich bereits ab, dass das Register zunehmend von einer breiteren Basis von Häusern getragen wird. Damit wird die Versorgungswirklichkeit im Bundesgebiet immer repräsentativer abgebildet“, schreiben die Autoren des Jahresberichts.

Kliniken mit mehr als 500 Eingriffen melden fast alle

Derzeit beteiligen sich weniger als zehn Prozent der Kliniken am EPRD, die nach den Qualitätsberichten der Krankenhäuser nicht mehr als 100 endoprothetische Behandlungen für 2015 abgerechnet haben. Bei den Kliniken mit einer Jahresbehandlungszahl von 100 bis 250 liegt die Partizipationsrate dagegen bei fast 50 Prozent, bei den Kliniken mit Behandlungszahlen über 500 sogar bei mehr als 90 Prozent.

Mit mehr als 245.000 im EPRD dokumentierten Operationen wurden 2016 gut die Hälfte aller endoprothetischen Eingriffe an Knie und Hüfte erfasst. Die eingereichten Dokumentationen stammten aus 673 Krankenhäusern. „Das gesetzte Ziel der langfristigen Beurteilung der Versorgungsqualität kann das Register aufgrund seiner vergleichsweise kurzen Nachverfolgungsspanne allerdings noch nicht erfüllen“, heißt es im Vorwort erläuternd. „Sämtliche Aussagen zu Standzeiten beziehungsweise Ausfallwahrscheinlichkeiten beziehen sich momentan auf die Frühphase des ,Implantatlebens‘, also insbesondere auf die ersten zwei Jahre nach Implantation.“

Höhere Ausfallwahrscheinlichkeit nach Fraktur

Anhand der Registerdaten wurde erstmals untersucht, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein künstliches Hüft- oder Kniegelenk in den ersten beiden Jahren nach dem Ersteingriff gewechselt werden muss. Danach ist bei Versorgungen mit Ersatz des gesamten Hüftgelenks nach einer Oberschenkelknochenfraktur die Wahrscheinlichkeit für eine Wechseloperation doppelt so hoch wie bei einer Versorgung, bei der der Zeitpunkt des Eingriffs frei gewählt werden kann. Hierzu heißt es im Bericht: „Während bei elektiven Hüft-Totalendoprothesen die Ausfallwahrscheinlichkeit zwei Jahre nach der Erstimplantation bei 2,6 Prozent liegt, liegen Teilendoprothesen und nichtelektive Hüft-Totalendoprothesen zum selben Zeitpunkt mit 4,1 beziehungsweise 5,9 Prozent deutlich darüber. Bei der Versorgung einer Fraktur des Oberschenkelknochens mit einer Totalendoprothese ist die Ausfallwahrscheinlichkeit damit mehr als doppelt so hoch wie bei der elektiven Versorgung.“

Depression, Übergewicht und Diabetes haben einen Einfluss

Bestimmte Begleiterkrankungen wie Depressionen, Übergewicht oder Diabetes haben dabei einen erheblichen Einfluss. Die Wahrscheinlichkeit, dass beim Vorliegen einer dieser Erkrankungen eine Wechseloperation notwendig werde, sei bei den betroffenen Patienten höher als bei Patienten ohne entsprechende Diagnose. Neben den Implantaten müsse die gesamte Versorgungskette inklusive der beim Patienten diagnostizierten Risikofaktoren perspektivisch einer genauen wissenschaftlichen Analyse unterzogen werden, lautet deshalb eine der Forderungen im EPRD-Jahresbericht.

Das EPRD wird unterstützt vom AOK-Bundesverband, dem Bundesverband Medizintechnologie und dem Verband der Ersatzkassen e.V. Beim Aufbau des Registers hatte sich auch die Deutsche Arthrose-Hilfe engagiert. Vom Bundesgesundheitsministerium erhielt das EPRD mehrfach Fördermittel. Als gemeinnützige GmbH und 100-prozentige Tochter der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) ist das EPRD ausschließlich wissenschaftlichen Grundsätzen verpflichtet.

BVOU hat einen neuen Vorstand gewählt

Berlin – Der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (BVOU) hat einen neuen Vorstand gewählt. Mit sehr großer Mehrheit wurde der amtierende Präsident, Dr. Johannes Flechtenmacher, im Amt bestätigt. Als seine Vizepräsidenten wurden Prof. Karsten E. Dreinhöfer, Prof. Reinhard Hoffmann und Dr. Henning Leunert gewählt. Das Amt des Schatzmeisters hat erneut Dr. Helmut Weinhart übernommen. Weitere Vorstandsmitglieder sind Dr. Andreas Gassen, der auch Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung ist, sowie Prof. Alexander Beck und PD Dr. Axel Sckell.

Flechtenmacher kündigte an, sich weiterhin engagiert um Honorarthemen zu kümmern. Der BVOU müsse sich aber auch um die Patientensteuerung bemühen und nicht allein über zu niedrige Honorare klagen: „Wir müssen der Politik und den Krankenkassen Vorschläge für die Versorgungssteuerung unterbreiten. Nur dann bekommen wir irgendwann auch mehr Geld.“ Als weitere wichtige Aufgabenfelder für seine nächste Amtszeit nannte er die Umsetzung der neuen, gemeinsamen Akademie für Orthopädie und Unfallchirurgie AOUC, die Arbeit an einer zukunftsweisenden Muster-Weiterbildungsordnung, die Integration von verschiedenen berufspolitischen Gruppen in den BVOU und die Fortsetzung der engen Abstimmung mit den Fachgesellschaften sowie weiteren Berufsverbänden. Auch für die Weiterentwicklung des gerade gestarteten, völlig neu konzipierten Patienteninformations- und Arztsuchportals Orthinform warb er.

Flechtenmacher dankte zudem Prof. Dr. Karl-Dieter Heller sowie Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz, die beide nicht mehr für den Vorstand kandidierten. Heller, der berufspolitisch etwas kürzertreten möchte, kündigte an, seine Mitarbeit an wichtigen Vorhaben wie der Novellierung der Gebührenordnung für Ärzte aber noch für den BVOU fortzusetzen. Schulz, der seit Jahresanfang Präsident der Landesärztekammer Brandenburg ist, betonte, die Tätigkeit im BVOU-Vorstand sei für sein neues Amt hilfreich.

DKOU 2017: Sport und Bewegung im Mittelpunkt

Berlin – Ihm gefalle die Kreativität, mit der die drei Kongresspräsidenten des DKOU das diesjährige Programm geplant und ausgestaltet hätten, sagte Prof. Alexander Beck im Frühsommer. Nun geht es los – der DKOU 2017 startet. „Bewegung ist Leben – das beschreibt als Motto sehr gut, was die Kolleginnen und Kollegen in unserem gesamten Fachgebiet beschäftigt“, betonte Beck im Interview. „Alles, was mit Leben zu tun hat, ist Bewegung. Bewegung ist etwas Schönes und Positives, nicht nur für Sportlerinnen und Sportler jeden Alters, sondern für alle Menschen.

Und wenn die Bewegung eingeschränkt ist oder gar verloren gegangen, dann sorgen wir Ärzte in O und U dafür, dass sich das wieder ändert. Wir helfen, auch durch ein vertrauensvolles Arzt-Patient-Verhältnis, dass Menschen sich wieder besser bewegen können. Optimalerweise geschieht dies im Einklang mit dem stetigen Fortschritt in unserem Fach, also indem wir weiterentwickelte Therapien sowie Innovationen aus der Forschung einbeziehen.“

Sport und Bewegung sind nach Ansicht des DKOU-Präsidenten Beck wichtige Themen: „Einerseits treiben Bürgerinnen und Bürger Sport, um sich fit zu halten und weil sie Spaß an körperlicher Betätigung haben. Andererseits messen sich immer mehr ältere Menschen mit den Jüngeren, wollen nicht nur im Sport Schritt halten. Daraus ergeben sich vielfältige Fragestellungen für Orthopäden und Unfallchirurgen, und zwar vom Breiten- bis zum dopingfreien Spitzensport.“

Prof. Dr. Alexander Beck ist Chefarzt der Abteilung für Orthopädie,- Unfall- und Wiederherstellungschirurgie am Standort Juliusspital des Klinikums Würzburg Mitte gGmbH. Bis 2007 war Beck Oberarzt und Privatdozent am Universitätsklinikum Ulm. Studiert hat er an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die Anerkennung zum Facharzt für Chirurgie und dann Unfallchirurgie erhielt Beck 1996 beziehungsweise 1997, die zum neuen Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie 2006. Er gehört dem geschäftsführenden Vorstand des BVOU an. Als Sportmediziner betreut Beck unter anderem die Freiwasserschwimmer beim Deutschen Schwimmverband und den dazugehörigen Bundesstützpunkt beim Schwimmverein Würzburg 05.

2017 ist Prof. Dr. Alexander Beck der Kongresspräsident des Berufsverbands für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V.  (BVOU) für den DKOU – neben Prof. Dr. Ingo Marzi für die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU) und Prof. Dr. Andrea Meurer für die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC).

Arzt und Patientin im Gespräch, BVOU

Daten zur rheumatioden Arthritis veröffentlicht

Stuttgart – Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) weisen im Vergleich zu einer Kontrollgruppe signifikant häufiger Komorbiditäten auf, vor allem bei muskuloskeletalen und Herzerkrankungen. Sie benötigen deshalb mehr ambulante wie auch stationäre Leistungen zur Versorgung. Neben Hausärzten werden noch internistische Rheumatologen, Augenärzte, Orthopäden und Unfallchirurgen und sonstige Internisten in Anspruch genommen.

Das geht aus einer Fall-Kontroll-Studie hervor, für die Routinedaten von rund 3,4 Millionen Versicherten der AOK Baden-Württemberg hinsichtlich Arztkontakten, Prävalenz, Inzidenz und Komorbiditäten bei RA auf der Basis ambulanter und stationärer Diagnosen aus dem Jahr 2013 ausgewertet wurden. Die Studie zählt zur Reihe der Veröffentlichungen, die durch gemeinsame Analysen der Vertragspartner in den Selektivverträgen in Baden-Württemberg erst möglich wurden.

Frauen häufiger betroffen als Männer

Aus den Daten der jüngsten Studie zu Prävalenz und Komorbidität heraus wurden knapp 27.000 Patienten mit RA identifiziert (Falldefinition: Diagnose RA plus spezifische Medikation). Dies entspricht nach Angaben der Autoren einer altersstandardisierten Behandlungsprävalenz von 0,64 % (Frauen 0,86 %, Männer 0,39 %). Rund 1.500 Versicherte wurden als neu erkrankt identifiziert (Inzidenzrate: 0,049 % Frauen, 0,029 % Männer). Das mittlere Alter der Neuerkrankten betrug 53 Jahre.

Komorbiditäten betreffen Muskel-Skelett-System und das Bindegewebe

Zieht man eine zweite Falldefinition heran, so wie die Autoren (Falldefinition: Diagnose RA ohne spezifische Medikation), erhöht sich die Prävalenz auf 1,05 % und die Inzidenz auf 0,070 %. Patienten der Rheumagruppe zeigten signifikant häufiger Komorbiditäten als die der Kontrollgruppe, vor allem in Bezug auf Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes. Sie beanspruchten ambulante Gesundheitsleistungen auch signifikant häufiger.

Vor allem sehr alte Patienten gehen häufig nicht mehr zum Facharzt

Nahezu alle RA-Patienten suchten im analysierten Jahr ihren Hausarzt auf (99 %), 54 % einen internistischen Rheumatologen, 41 % einen Orthopäden und Unfallchirurgen. Vor allem ältere Patienten fielen bei der Analyse der Facharztkontakte negativ auf: Ein gutes Drittel im Alter zwischen 80 bis 84 war bei gar keinem Spezialisten, bei den über 85-Jährigen sogar mehr als die Hälfte. Und: Während in der Kontrollgruppe lediglich 17 % der Versicherten mindestens einmal stationär versorgt wurden, waren es in der RA-Gruppe 32 %. Dabei war neben der rheumatoiden Arthritis Herzinsuffizienz die nächsthäufige behandelte Krankheit.

Die Autoren schränken ein, dass ihre Daten nicht originär für Forschungszwecke erhoben wurden und deshalb nur eingeschränkt repräsentativ sind. Sie gehen gleichwohl davon aus, dass RA-Patienten kränker sind als die Allgemeinbevölkerung und mehr Leistungen in Anspruch nehmen. „Die Ergebnisse der Studien unterstreichen die Notwendigkeit einer engen interdisziplinären und intersektoralen Zusammenarbeit und Kommunikation“, heißt es am Ende.

Umfrage zu ambulanter Notfallversorgung

Berlin – Mehr als die Hälfte der bundesdeutschen Bevölkerung gibt an, dass bei einem medizinischen Notfall das Krankenhaus die erste Anlaufstelle ist. Ein Drittel nennt eine Haus- oder Facharztpraxis. Das geht aus den Ergebnissen einer repräsentativen Umfrage des forsa-Instituts hervor. Auftraggeber war der Katholische Krankenhausverband Deutschlands e.V. (kkvd). Während in Orten mit weniger als 5.000 Einwohnern das Krankenhaus von 48 Prozent als erste Anlaufstelle genannt wurde, waren es in Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern 59 Prozent.

Forsa hatte auch nach der Akzeptanz von sogenannten Integrierten Notfallzentren gefragt. „Diese würden an bestehenden Kliniken angesiedelt werden, allerdings würden sie nicht bei allen Krankenhäusern eingerichtet werden“, hieß es zur Erläuterung. Eine Verbesserung der Wartezeiten in einer Erstanlaufstelle versprechen sich davon rund 40 Prozent der Befragten, ebenso viele eine Verschlechterung. 14 Prozent sind unentschieden. Am skeptischsten zeigten sich Frauen über 45 Jahre (47 Prozent: Verschlechterung).

Knapp die Hälfte erwartet eine qualitative Verbesserung durch integrierte Lösungen

Im Hinblick auf eine erwartete verbesserte Qualität der Notfallversorgung ist die Bevölkerung etwas optimistischer. 48 Prozent erwarten diese von integrierten Notfallzentren als erster Anlaufstelle, 14 Prozent sind unentschieden. Bei den jungen Menschen bis 29 Jahre sind zwei Drittel von einer Verbesserung überzeugt, bei den über 45-Jährigen 44 Prozent.

Der kkvd nutzte die Umfrage zu einer Kritik an derzeit diskutierten Notfallplänen. Eine Option ist dabei, dass integrierte Notfallzentren zwar von Krankenhäusern und Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) gemeinsam getragen, aber nur von den KVen betrieben werden. „Dieses Konstrukt stellt für die Klinikträger keine zukunftsfähige Alternative dar“, sagte Bernadette Rümmelin, Sprecherin der kkvd-Geschäftsführung. Sie forderte, die Notfallversorgung extrabudgetär über einen gemeinsamen Topf für Krankenhäuser und KVen zu vergüten.

Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat sich vor kurzem erneut zu dem Thema geäußert. Anlass war der Tag des Bereitschaftsdienstes am 11. Oktober. „Dazu gehört, die Rufnummer 116117 rund um die Uhr zu schalten, um Bürger, die kurzfristige ärztliche Behandlung suchen, über das Telefon in die richtige Versorgungsebene zu leiten”, sagte KBV-Vorstand Dr. Stefan Hofmeister. „Der zweite Paradigmenwechsel, den wir ins Auge fassen, ist die Konzentration von einer begrenzten Zahl von Portalpraxen an Kliniken, die gemeinsam von Vertragsärzten und Klinikärzten betrieben werden. So erst ergeben Portalpraxen einen Sinn: Ambulante Notfallversorgung findet dann ausschließlich dort statt“, sagte er. Gemeinsam mit dem KBV-Vorstandsvorsitzenden Dr. Andreas Gassen  stellte er klar, dass es nicht eine bundeseinheitliche Lösung gebe. Vielmehr wüssten die jeweiligen KVen am besten, wie die passenden Lösungen vor Ort aussehen könnten.

Quellen: kkvd, KBV

Stadtbaumkampagne der DKOU-Kongresspräsidenten

Berlin – Die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz pflanzt gemeinsam mit Spenderinnen und Spendern in diesem Herbst wieder mehr als 500 Straßenbäume – zusätzlich zu den regulären Pflanzungen der Bezirksämter. Den Anfang machten heute mit zehn Spree-Eichen die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. und der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. sowie der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik. Prof. Andrea Meurer, Prof. Ingo Marzi und Prof. Alexander Beck als DKOU-Präsidenten 2017 übernahmen das Einsetzen. Mit der Pflanzung beteiligen sich die drei Organisationen im Vorfeld des DKOU 2017 zum fünften Mal in Folge an der Kampagne „Stadtbäume für Berlin“. Unterstützt werden sie von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz und dem Bezirksamt Mitte.

Weißbuch zur nichtoperativen Behandlung liegt vor

Berlin – Nach langer Vorbereitung liegt das „Weißbuch Konservative Orthopädie und Unfallchirurgie“ nun vor. Auf der Pressekonferenz im Vorfeld des DKOU 2017 präsentierten die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie und der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie die Veröffentlichung.

Das Weißbuch zeigt erstmals anhand einer Vielzahl von Daten und Fakten, was die konservativen Methoden in Deutschland leisten können und wie es um sie bestellt ist. In zehn Forderungen erklären die Autoren, wie die konservative Therapie gestärkt werden kann, damit gute Behandlungskonzepte flächendeckend für alle Patienten zur Verfügung stehen. Das Weißbuch Konservative Orthopädie und Unfallchirurgie ist kostenlos zum Download verfügbar. Derzeit sind alle Kapitel herunterzuladen, demnächst wird dies auch für die Gesamtausgabe möglich sein. Kommentierungen im Rahmen des Open Access sind ausdrücklich gewünscht.

Manuelle Medizin, Orthopädietechnik, Physiotherapie – Vieles kann damit gut behandelt werden

Drei von vier Bundesbürgern litten im Jahr 2016 an Schmerzen in Muskeln, Knochen oder Gelenken, wie eine Umfrage der Bertelsmann Stiftung im Jahr 2016 ergab. Eine Operation ist bei ihnen meist nicht angezeigt – sie können oft durch konservativen Methoden wie manuelle Medizin, Schmerztherapie, Orthopädietechnik oder Physiotherapie gut behandelt werden. Das neue Weißbuch Konservative Orthopädie und Unfallchirurgie thematisiert unter anderem gängige diagnostische Verfahren für zahlreiche Erkrankungen und Verletzungen, das umfangreiche Spektrum an therapeutischen Optionen, die Vernetzung und Kooperation mit anderen Berufsgruppen, aber auch Fragen der Prävention, Qualitätssicherung, Aus- und Weiterbildung sowie Forschung.

Versorgungsengpässe für eine alternde Bevölkerung vermeiden

„Durch nicht-operative Behandlungsmethoden können wir in vielen Fällen erfolgreich und risikoarm Schmerzen lindern, Beweglichkeit und Lebensqualität verbessern oder das Fortschreiten von Erkrankungen bremsen“, sagt Dr. Matthias Psczolla, einer der Autoren des Weißbuchs. Doch mit Blick auf die Alterung der Gesellschaft befürchten die Experten Versorgungsengpässe, falls die konservative Therapie nicht aufgewertet wird. „Die sichere und erfolgreiche Anwendung konservativer Behandlungsmethoden erfordert eine gute Weiterbildung aller Orthopäden und Unfallchirurgen, eine intensive Zusammenarbeit mit Patienten und mit nicht-ärztlichen Fachberufen wie Physiotherapeuten und Orthopädietechnikern. Dem muss in Weiterbildung und Vergütung auch entsprechend Rechnung getragen werden“, so Psczolla weiter. Weiterbildungskliniken mit konservativen Schwerpunkten und Weiterbildungsverbünde zwischen Kliniken und Praxen seien ein erster wichtiger Schritt.

Erfahrungswerte durch klinische Studien erweitern

Auch die Grundlagen- und Versorgungsforschung in diesem Bereich müsse gestärkt werden, fordern die Autoren. „Viele konservative Methoden, wie etwa die manuelle Medizin, beruhen bisher auf Erfahrungswerten“, sagt Psczolla. „Wir müssen in klinischen Studien untersuchen, welche Patienten von diesen Therapien am meisten profitieren und so eine evidenzbasierte Grundlage dafür schaffen.“ Diese und andere Optionen haben die Autoren des Weißbuchs in „Zehn Forderungen zur Zukunft der konservativen Orthopädie und Unfallchirurgie“ zusammengefasst.

2018 höheres Budget für Heilmittel

Berlin – Die Verhandlungen über die Rahmenvorgaben Arznei- und Heilmittel für das Jahr 2018 sind abgeschlossen. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Spitzenverband) haben sich in beiden Versorgungsbereichen auf größere Ausgabenvolumina verständigt. Darauf weist die KBV in einer Pressemitteilung hin.

Bei den Heilmitteln rechnen die KBV und der GKV-Spitzenverband im kommenden Jahr mit einer Steigerung des Ausgabenvolumens in Höhe von 3,9 Prozent, was circa 230 Millionen Euro entspricht. Hierbei ist die zum 1. Januar 2018 vorgesehene Einführung der Ernährungstherapie als neues Heilmittel berücksichtigt. Zudem gehen die Vereinbarungspartner davon aus, dass die Modellvorhaben zur sogenannten Blankoverordnung zu Mehrausgaben führen werden. Aufgrund einer fehlenden gesetzlichen Regelung ist bislang unklar, ob und wie diese aus dem vertragsärztlichen Ausgabenvolumen herausgerechnet werden. Darüber hinaus werden wie bei Arzneimitteln auch insbesondere die Faktoren Zahl und Alter regional festgelegt. Allein bei den Heilmitteln wird außerdem die Preisentwicklung in den regionalen Verhandlungen bewertet.

Das Ausgabenvolumen bei Arzneimitteln erhöht sich danach um 3,2 Prozent beziehungsweise rund 1,2 Milliarden Euro. Verantwortlich für diese vereinbarte Steigerung sind vor allem Ausgaben für neuartige Arzneimittel gegen Krebs. Anders als früher werden viele dieser Therapien nun nicht mehr stationär, sondern zunehmend im ambulanten Sektor angeboten. Auch die neue Leistungspflicht der GKV für Therapien mit Cannabis führt zu höheren Ausgaben. Bei dieser Gesamtsumme handelt es sich aber nicht um eine abschließend definierte feste Größe. Der Grund: Weitere Anpassungsfaktoren wie Alter und Anzahl der Versicherten werden regional zwischen den Kassenärztlichen Vereinigungen und den Krankenkassen verhandelt und können zu anderen Beträgen führen.

„Das Ergebnis ist akzeptabel. Wir schaffen damit gemeinsam eine Grundlage dafür, dass Patienten mit medizinisch sinnvollen Innovationen versorgt werden können“, betonte Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KBV. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Johann-Magnus von Stackelberg, erklärte: „Die zusammen vereinbarten Ziele für verordnungsstarke Anwendungsgebiete geben niedergelassenen Ärzten im Praxisalltag eine gute Orientierung. So können sie beide vom Gesetzgeber geforderten Punkte erfüllen: Heil- und Arzneimittel nach medizinischen wie auch wirtschaftlichen Kriterien verordnen.“

Quelle: Pressemitteilung KBV

 

 

Hüftendoprothesen: Gute Noten, kritische Hinweise

Berlin – „Qualität und Patientensicherheit sind Kernkompetenzen der Krankenhäuser in Deutschland. Auch der diesjährige Qualitätsreport macht einmal mehr deutlich, welch hohes Qualitätsniveau die deutschen Krankenhäuser erreicht haben: Von über 2,5 Millionen Datensätzen gibt es lediglich bei 1.761 qualitative Auffälligkeiten. Das heißt: Wir haben eine qualitativ hochwertige Quote von über 99 Prozent.“ Mit diesen Worten hat Georg Baum, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), zu Beginn der diesjährigen Qualitätssicherungskonferenz des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) Stellung bezogen. Dort wurde auch der neue Qualitätsreport 2016 des Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) vorgelegt.

In vielen Kliniken warten Patienten offenbar noch zu lange auf die Hüft-OP

Dr. Regina Klakow-Franck, unparteiisches Mitglied im G-BA, verweist im Vorwort des diesjährigen IQTIG-Qualitätsreports darauf, dass die Ergebnisse zu den meisten Qualitätsindikatoren stabil geblieben seien. Bei 53 von 238 Indikatoren habe sich sogar eine signifikante Verbesserung gezeigt. Neun hätten sich jedoch verschlechtert. „Besorgniserregend ist der Prozessindikator zur präoperativen Verweildauer bei osteosynthetischer Versorgung einer hüftgelenknahen Femurfraktur“, schreibt Klakow-Franck. „Hier liegt der Bundeswert mit 19,7 Prozent noch weit außerhalb des höchsten tolerierbaren Werts von 15 Prozent. Das bedeutet, dass nahezu jeder Fünfte länger als maximal zulässig auf eine Operation warten musste. Dabei ist den einschlägigen Leitlinien zu entnehmen, dass Patientinnen und Patienten mit Schenkelhalsfraktur zu schnell wie möglich operiert werden sollten, da eine frühzeitige Operation innerhalb von sechs bis 24 Stunden das Risiko einer Hüftkopfnekrose halbiere.“

Kein Unterschied nach Klinikgröße oder Fallzahl

Das Problem der verzögerten Operation tritt nach Analyse der Daten bei Krankenhäusern aller Größen und Fallzahlen auf. Bei Kliniken mit weniger als 20 Fällen sind 67 Prozent rechnerisch auffällig. „Neben geringen OP-Kapazitäten, Personalmangel am Wochenende, Engpässen bei der Verfügbarkeit postoperativer Überwachungsmöglichkeiten und fehlender Standardprozeduren des Krankenhauses zum Umgang mit gerinnungshemmenden Mitteln sollen besonders Krankenhäuser mit einer hohen Anzahl von Belegoperateurinnen und -operateuren in der Regelarbeitszeit häufig nicht über zusätzliche OP-Kapazitäten verfügen, um hüftgelenknahe Frakturen zeitnah zu versorgen“, so die Analyse von Klakow-Franck weiter.

Gute Entwicklung bei Antibiotika-Prophylaxe

Im Kapitel des Reports zur hüftgelenknahen Femurfraktur mit osteosynthetischer Versorgung wird ergänzend darauf verwiesen, dass das Qualitätsziel der präoperativen Verweildauer zuletzt angepasst wurde. Für Patienten, die Medikamente aus der Gruppe der neuen Antithrombosemittel eingenommen hatten, wurde es von 24 auf 48 Stunden verlängert. Die Autoren verweisen auch darauf, dass für 2016 sechs der neun Indikatoren unverändert gegenüber 2015 waren und zwei einen positiven Trend aufwiesen. Dies betrifft zum einen die perioperative Antibiotika-Pprophylaxe, zum anderen den Trend in einzelnen Kliniken, die präoperative Verweildauer zu verkürzen.

Was die Hüftendoprothesen-Versorgung anbelangt, so betonen die Autoren des Reports eine erfreuliche Entwicklung der Qualitätsindikatoren. Bei 8 von 15 habe sich eine positive Tendenz gezeigt. Nur der Indikator „Spezifische Komplikationen bei Hüftendoprothesen-Wechsel und -Komponentenwechsel“ entwickelte sich negativ; neun Häuser wurden hier als auffällig bewertet. Das IQTIG hat vorgeschlagen, zukünftig die beiden Verfahren zusammen auszuwerten.

Baum: mangelnde Investitionen und Personalanforderungen thematisieren

„Deutlich wird, dass die gemessene und nachgewiesene Qualität viele Diskussionen über Qualitätsprobleme als überzogen und Schlechtredekampagnen entlarvt“, so Baum. „Wir müssen aufpassen, dass die Qualitätsdiskussion nicht zum Selbstzweck und zur Durchsetzung von Partialinteressen verkommt.“ Dies gelte insbesondere für immer höhere Strukturqualitätsanforderungen und unrealistische Personalausstattungsvorgaben. So müssten sich die Bundesländer beim zukünftigen Einsatz von Qualitätsindikatoren für die Krankenhausplanung fragen lassen, ob ihre unzureichende Investitionsmittelbereitstellung mit den geforderten Qualitäten in Einklang stehe. Gleiches gelte für die Kostenträger bei immer weiter steigenden Personalausstattungsanforderungen.