Alle Beiträge von Sabine Rieser

G-BA

Qualitätssicherung: Big Points bearbeiten

Berlin – „Je bedeutender die Gesundheitswirtschaft wird, desto dringender brauchen wir im Interesse der Patientinnen und Patienten eine qualitätsorientierte Marktregulierung. Dies darf jedoch nicht in eine neue Inflation von gesetzlich vorgegebenen Einzelinterventionen zur Qualitätssicherung ausarten. Die künftige Bundesregierung sollte bei der Qualitätsoffensive nicht nachlassen, sich dabei aber auf die Big Points konzentrieren. Hierzu zählt insbesondere auch ein sektorenübergreifender Strukturwandel.“ Diese Auffassung hat Dr. Regina Klakow-Franck, unparteiisches Mitglied im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) und dort für das Thema Qualitätssicherung zuständig, bei der zurückliegenden Qualitätssicherungskonferenz des G-BA vertreten.

Neue Aufträge des Gesetzgebers: Zweitmeinungsverfahren und Qualitätsverträge

Hintergrund: Der Gesetzgeber hat sich in der letzten Legislaturperiode die Weiterentwicklung der klassischen Qualitätssicherung zu einer qualitätsorientierten Versorgungssteuerung zum Ziel gesetzt. Der G-BA wurde im Zuge dessen mit der Einführung zahlreicher neuer Methoden und Instrumente der Qualitätssicherung beauftragt. Hierzu zählen beispielsweise neue Qualitätsindikatoren oder Verfahren zur Einholung einer unabhängigen ärztlichen Zweitmeinung sowie die Möglichkeit zu sogenannten besonderen Qualitätsverträgen. Entwicklung, Einsatz und Effekte dieser Instrumente standen im Zentrum der neunten Konferenz in Berlin.

Zweitmeinungsverfahren startet mit Indikationen Mandel-OP und Gebärmutterentfernung

Der G-BA hat am 21. September die Verfahrensregeln beschlossen, nach denen Patientinnen und Patienten zukünftig vor bestimmten geplanten Eingriffen eine unabhängige ärztliche Zweitmeinung einholen können. Geregelt wurde auch, über welche besonderen Qualifikationen zweitmeinungsgebende Ärztinnen und Ärzte verfügen müssen und welche genauen Aufgaben sie haben. Als erste Verfahren, für die das strukturierte Zweitmeinungsverfahren angewendet werden kann, wurden Tonsillektomien, Tonsillotomien und Hysterektomien vorgesehen.

Besondere Qualitätsverträge auch für endoprothetische Gelenkversorgung möglich

Bereits im Mai wurden vier stationäre Leistungen beziehungsweise Leistungsbereiche festgelegt, zu denen das neue Instrument Qualitätsverträge erprobt werden soll. Dazu zählt auch die endoprothetische Gelenkversorgung.

Klakow-Franck forderte zur Umsetzung einer sektorenübergreifenden Qualitätsentwicklung auch die elektronische Patientenakte. Aber „darüber sollte nicht vergessen werden: Der Hauptfaktor für eine qualitativ hochwertige, humane Patientenversorgung ist die angemessene Ausstattung mit dem notwendigen therapeutischen Personal im Bereich der ärztlichen, pflegerischen und weiteren Gesundheitsberufe.“ Ein Themenschwerpunkt des ersten Tages der Konferenz waren deshalb Mitarbeiterorientierung und Führungskultur, aber auch verbindliche Personalquoten.

Quelle: G-BA

Zweitmeinungsvertrag gut angelaufen

Düsseldorf – Seit Jahren wird diskutiert, ob Patienten zu rasch Knie- oder Hüftendoprothesen erhalten. Einige Krankenkassen haben entschieden, mit interessierten Ärzten und der Deutschen Arzt AG ein erweitertes Zweitmeinungskonzept anzubieten. Im Kern geht es darum, die Empfehlung für oder gegen eine Operation neben den objektiven Befunden wesentlich an den subjektiven Beschwerden des einzelnen Patienten auszurichten.

„Wenn wir gute Chancen sehen, eine Operation zu vermeiden oder wenigstens zu verzögern, dann besprechen wir mit dem Patienten Therapieoptionen und stellen ihn rasch auch einem Physiotherapeuten vor. Dieser bildet sich dann genau wie wir eine Meinung“, erläutert Dr. Roland Tenbrock, BVOU-Landesvorsitzender Nordrhein. Anders als in der Regelversorgung können Orthopäden im Rahmen des Vertrags allerdings bis zu 32 Physiotherapie-Einheiten in relativ rascher Folge verordnen und bei Bedarf zudem ein Training an Geräten. Die ganze Bandbreite an konservativen Möglichkeiten ist sowieso anwendbar.

Der Vertrag ist offen für alle Fachärzte für Orthopädie sowie Orthopädie und Unfallchirurgie, die ein geeignetes Therapiezentrum in der Nähe haben. Einzelheiten sind dem Beitrag „Wegweisender Zweitmeinungsvertrag aus Nordrhein“ zu entnehmen, der gerade im neuen „Infobrief“ des BVOU erschienen ist. Wer an einer Teilnahme interessiert ist, kann sich im BVOU-Studyclub auch für das nächste Webinar mit Tenbrock und der Physiotherapeutin Jeannine Hauke anmelden, Start: Mittwoch, 11. Oktober 2017, 18 Uhr.

Broschüre „Rückenschmerz“ für Männer

Köln – Studien belegen, dass sich Männer vielfach nicht ausreichend um ihre Gesundheit kümmern und Schwierigkeiten haben, passende Gesundheitsinformationen zu finden, zu beurteilen und zu nutzen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und die Stiftung Männergesundheit haben daher ihre gemeinsame „Wissensreihe Männergesundheit“ erweitert: Drei neue Broschüren informieren zielgruppenspezifisch zu den Themen Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und Work-Life-Balance. Neben diesen neuen Heften gibt es bereits Broschüren zu den Themen Bluthochdruck, Burnout, Diabetes mellitus, Herzinfarkt und Übergewicht.

„Männer gehen seltener zum Arzt als Frauen. Sie führen ein teilweise risikoreicheres Leben, trinken mehr Alkohol, ernähren sich ungesünder und nehmen seltener an gesundheitsfördernden Angeboten teil“, erklärte Dr. Heidrun Thaiss, Leiterin der BZgA. „Es ist deshalb wichtig, relevante Informationen auch ‚an den Mann‘ zu bringen.“ Die Wissensreihe Männergesundheit ergänze das Angebot www.maennergesundheitsportal.de.

Quelle: BZgA

MB: BG Kliniken stellen Tarifverträge für Ärzte in Frage

Berlin – Auch die dritte Verhandlungsrunde zwischen dem Marburger Bund (MB) und dem Klinikverbund der gesetzlichen Unfallversicherung (BG Kliniken) ist ohne greifbares Ergebnis geblieben. „Die Arbeitgeberseite weigert sich strikt, über jene Sicherungsmechanismen für Tarifverträge zu verhandeln, die das Bundesverfassungsgericht in seinem Urteil zum Tarifeinheitsgesetz ausdrücklich aufgezeigt hat“, berichtete der MB am 30. September. Danach könnten die Wirkungen des Gesetzes ausgeschlossen werden, um so sicherzustellen, dass es für die Gültigkeit eines Tarifvertrages nicht darauf ankomme, welche Gewerkschaft in der einzelnen Klinik die meisten Mitglieder habe. Mit einer Vereinbarung der Tarifvertragsparteien zum Ausschluss der Verdrängungswirkung, für die es schon Beispiele gebe, lasse sich die Anwendung des Arzt-Tarifvertrages in den berufsgenossenschaftlichen Kliniken sicherstellen.

„Die Arbeitgeber stellen die gewachsene Tarifpartnerschaft mit dem MB in Frage. Ein solches Verhalten werden wir uns nicht bieten lassen und unsere Mitglieder in den Kliniken umfassend über die neue Lage informieren“, erklärte Rolf Lübke, Verhandlungsführer des Marburger Bundes. Es habe keinen Sinn, über Gehälter und Arbeitsbedingungen zu verhandeln, solange die Umsetzung der entsprechenden Tarifregelungen von der Willkür der Arbeitgeber abhängig sei.

Quelle: Pressemitteilung MB

Mann Rückenschmerz Rücken

Teure Muskel-Skelett-Erkrankungen

Wiesbaden – Die Krankheitskosten durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen betrugen im Jahr 2015 in Deutschland 46,4 Milliarden Euro. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, entfielen damit knapp 14 Prozent der gesamten Krankheitskosten in Höhe von 338 Milliarden Euro auf diese Krankheitsgruppe, dicht gefolgt von psychischen und Verhaltensstörungen mit 44,4 Milliarden Euro (13 Prozent).

Die dritthöchsten Kosten verursachten mit 34 Milliarden Euro Krankheiten des Verdauungssystems, zu denen auch Kosten für zahnärztliche Leistungen und Zahnersatz gezählt werden. An vierter Stelle folgten Muskel-Skelett-Erkrankungen mit einem Betrag von rund 34 Milliarden Euro. Damit war rund die Hälfte der Kosten auf vier Krankheitsklassen zurückzuführen.

Die Krankheitskosten pro Kopf der Bevölkerung lagen durchschnittlich bei 4.140 Euro. Herz-Kreislauf-Erkrankungen waren bei Männern mit 600 Euro pro Kopf mit höheren Kosten verbunden als bei Frauen mit 540 Euro. Ein umgekehrtes Bild zeigte sich bei Krankheiten der Psyche und Verhaltensstörungen. Hier lagen die Krankheitskosten pro Kopf bei Frauen mit 670 Euro rund 1,6-mal so hoch wie bei Männern mit 420 Euro.

Mit fortschreitendem Alter nahmen die Krankheitskosten deutlich zu. Etwa die Hälfte entstand allein bei der Bevölkerung ab 65 Jahren. Die höchsten Kosten entstanden bei den 85-Jährigen und Älteren mit 19.790 Euro. Dies war fast fünfmal so viel wie die Durchschnittskosten.

Die Krankheitskostenrechnung schätzt die ökonomischen Folgen von Krankheiten für die deutsche Volkswirtschaft ab. Zu den Kosten zählen die unmittelbar mit einer medizinischen Heilbehandlung, Präventions-, Rehabilitations- oder Pflegemaßnahme verbundenen Ausgaben. Vergleiche zu früheren Ergebnissen sind aufgrund methodischer Veränderungen und neuer Datenquellen nur eingeschränkt möglich. Ausführliche methodische Erläuterungen sind im Qualitätsbericht zu finden.

Quelle: Statistisches Bundesamt

BVOU-Vorstandskandidaten nominiert

Bremen – Bei der Sitzung des BVOU-Gesamtvorstands am vergangenen Wochenende in Bremen haben sich die Kandidaten für die Wahl des geschäftsführenden Vorstands des BVOU vorgestellt. Der Gesamtvorstand hat sämtliche Kandidaturen aus den eigenen Reihen einstimmig begrüßt und bestätigt.

Unter Beifall und mit dem Dank der Vorstandskollegen wurde in Bremen Prof. Dr. Karl-Dieter Heller verabschiedet, der sich unter anderem mit erheblichem Aufwand für die Novellierung der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) eingesetzt hat. Die noch anstehenden Arbeiten wird er fortsetzen. Heller verzichtet auf eine erneute Kandidatur, weil er aus privaten Gründen sein umfassendes berufspolitisches Engagement reduziert.

Auch Frank-Ullrich Schulz kandidiert nicht mehr für den Vorstand; er ist seit einigen Monaten Präsident der Landesärztekammer Brandenburg. Auch ihm wurde für seine langjährige BVOU-Vorstandsarbeit gedankt.

Folgende Kollegen kandidieren bei der Mitgliederversammlung während des DKOU 2017 für den Vorstand:

Präsident Dr. Johannes Flechtenmacher, niedergelassen in einer Gemeinschaftspraxis mit sieben Kolleginnen und Kollegen in Karlsruhe. Er kündigte an, im Fall seiner Wiederwahl die zahlreichen begonnenen Strukturentwicklungen im Verband weiter voranzutreiben und die Positionen des BVOU weiter nach innen zu diskutieren und engagiert nach außen zu vertreten. Honorarverbesserungen für O und U stehen weiter vorn auf seiner Agenda, ebenso Weiterbildungsfragen. Die Gemeinsame Akademie mit den Fachgesellschaften, die kurz vor dem Start steht, soll vorangetrieben werden und relevante Inhalte aus der ganzen Breite des Fachs bieten. Ein weiterer zentraler Punkt ist die Integration und Repräsentation aller Gruppen in O und U durch den Verband – vom Assistenzarzt bis zum Chef oder Praxisinhaber, vom Orthopäden bis zum Unfallchirurgen.

Vizepräsident Prof. Karsten Dreinhöfer, Ärztlicher Direktor und Chefarzt Orthopädie und Unfallchirurgie des Medical Park Berlin Humboldtmühle. Er betonte, dass er erneut die Interessen der Rehabilitation im geschäftsführenden Vorstand vertreten will, die Vernetzung im Bereich der Versorgungsforschung mit dem Deutschen Netzwerk verbessern möchte und sich zudem erneut in zahlreichen Gremien auf nationaler und internationaler Ebene für das Fach O und U einsetzen will. Zudem möchte er sich weiterhin als Mitherausgeber für die Fachzeitschrift OUMN, für die Aktion Orthofit – Zeigt her Eure Füße und für den Journalistenpreis von BVOU und DGOU engagieren. Außerdem will er unterstützend einwirken, dass bei der Vergabe von Weiterbildungsbefugnissen die Vermittlung von Inhalten der konservativen O und U überprüft wird.

Schatzmeister Dr. Helmut Weinhart, niedergelassen in einer Gemeinschaftspraxis in Starnberg mit Tätigkeit als ambulanter und stationärer Operateur. Er erläuterte, dass er sich als Vorstandsmitglied weiterhin in zahlreichen Gremien auf Landes- und Bundesebene für die Interessen des BVOU einsetzen will. Dazu zählen beispielsweise die Fachärzteausschüsse von KBV und KV Bayern und der Spitzenverband der Fachärzte Deutschlands, hier auch mit dem Schwerpunkt Schnittstellenausschuss ambulant- stationär. Sein besonderes Augenmerk wird dabei der Tätigkeit als niedergelassener Operateur und einer Neuordnung des stationären Arbeitens für die Niedergelassenen (Beleg-Kooperation-Consultant) gelten. Außerdem setzt er sich dafür ein, Selektivverträge zu fördern. Seinen Aufgaben als Schatzmeister will er wie bisher in enger Abstimmung mit dem Vorstand und in Kooperation mit der BVOU-Geschäftsstelle nachgehen.

Prof. Alexander Beck, Chefarzt der Klinik für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie im Krankenhaus Juliusspital Würzburg. Er verwies darauf, dass die letzten beiden Jahre stark durch seine Aufgabe als DKOU-Präsident 2017 geprägt waren. In der nächsten Amtsperiode will er sich wieder umfassender der Vorstandsarbeit widmen. Eines seiner Anliegen ist die Vernetzung von ambulanten und stationären Strukturen, die man angesichts des Antikorruptionsgesetzes umsichtig weiterentwickeln müsse. Er sieht Potential für mehr Engagement von Klinikärztinnen und -ärzten im Verband.

Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der KBV. Er konnte wegen einer Verpflichtung als Vorstandsvorsitzender der KBV nicht an der Sitzung in Bremen teilnehmen. Er ist seit vielen Jahren Teil des BVOU-Vorstands und steht für dieses Amt weiter zur Verfügung.

PD Dr. Axel Sckell, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Unfall-, Wiederherstellungschirurgie und Rehabilitative Medizin der Universitätsmedizin Greifswald. Er will nach einer Wiederwahl die Anbindung an und die Förderung des „Nachwuchses“ und Mittelbaus durch den BVOU intensivieren. Durch die Teilnahme an Projekten wie der Reform der BVOU-Homepage und dem Neustart des Patienten- und Arztsuchportals Orthinform soll zur Verstetigung der Vorstandsarbeit im BVOU und zur kontinuierlichen Impulssetzung beigetragen werden. Dazu zählt für ihn auch ein Engagement zur Reform der ambulanten Notfallversorgung, wofür er nicht zuletzt durch ein Werkstattgespräch beim Sachverständigenrat für die Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen motiviert wurde. Besonderes Augenmerk soll weiterhin auf dem Ausbau der Netzwerkbildung zwischen Klinik, Forschung, Lehre und Internationalität unter berufspolitischen Aspekten gelegt werden. Dazu zählt zum Beispiel auch sein Engagement für die jährliche Summer School der europäischen Vereinigung der Asssistenzärzte in O und U (FORTE).

Prof. Reinhard Hoffmann, Ärztlicher Direktor und Chefarzt für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie der BG Unfallklinik Frankfurt am Main. Er will sich für die enge Verbindung des BVOU zu den wissenschaftlichen Fachgesellschaften in O und U einsetzen und zur Steigerung der Attraktivität des BVOU für Kliniker beitragen sowie den Aufbau der gemeinsamen Akademie aktiv mitgestalten. Als berufspolitische Themen hält er Delegation/Substitution ärztlicher Leistungen, die Akademisierung nicht-ärztlicher Gesundheitsberufe, die Überwindung der Sektorengrenzen und den Abbau von Bürokratie für besonders wichtig.

Dr. Henning Leunert, in einer Gemeinschaftspraxis in Teltow niedergelassen. Er kandidiert neu für den Vorstand und möchte einen Beitrag dazu leisten, den BVOU noch professioneller aufzustellen. Dabei will er die Interessen aller Kolleginnen und Kollegen gut vertreten, sowohl der ambulant wie der stationär tätigen, egal ob selbstständig oder angestellt. Er ist seit 2001 Landesvorsitzender Brandenburg, Facharztvertreter O und U bei der KV Brandenburg und im Vorstand des „Bund der Osteologen Brandenburg“. Wegen seiner örtlichen Nähe ist er zudem sehr gut in der Lage, den BVOU-Vorstand bei den zahlreichen Terminen in Berlin zu repräsentieren.

Terroranschlag Polizei Unfall

2. Notfallkonferenz: Training für den Terror

Frankfurt/Main – Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU) und die Bundeswehr haben den vor einem Jahr aufgelegten 5-Punkte-Plan zur medizinischen Versorgung der Bevölkerung bei möglichen Terroranschlägen erfüllt. Herzstück des Plans ist der Kurs „Terror and Disaster Surgical Care“, bei dem erfahrene Unfallchirurgen und Chirurgen lernen, medizinische Herausforderungen in einer Terrorlage zu managen. Teile des Kurses wurden bei einer Sichtungs- und Simulationsübung mit Schauspielern praktisch trainiert und live in den Hörsaal der Universitätsklinik in Frankfurt am Main zur 2. Notfallkonferenz übertragen. Dabei kommentierten Experten vor rund 200 Teilnehmern, welche Besonderheiten es bei der Erstversorgung von Opfern von Terroranschlägen im Vergleich zu Schwerverletzten aus dem zivilen Leben gibt. „Wir vermitteln entscheidende Kenntnisse über Verletzungsmuster und Behandlungsprioritäten, damit Mediziner angemessen bei der Versorgung von Verletzten nach einem Terroranschlag vorgehen können“, sagt DGU-Präsident Professor Dr. Ingo Marzi.

Ziel der Übung beim Kurs ist es, im Ernstfall Patienten bestmöglich nach individualmedizinischen Standards zu versorgen, gleichzeitig aber möglichst vielen Patienten das Leben zu retten. Dazu nutzen die Ärzte einen neu entwickelten Algorithmus „Kategorisieren – Priorisieren – Disponieren – Realisieren“, bei dem Verletzte entsprechend ihres Verwundungsgrades eingeteilt und in Abhängigkeit der verfügbaren Ressourcen versorgt werden.

Bei der 2. Notfallkonferenz unterzeichneten die DGU und die Deutsche Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie (DGWMP) eine Kooperationsvereinbarung. Die DGWMP als interdisziplinäre wissenschaftliche Fachgesellschaft und die DGU streben fortan als Partner einen intensiven Austausch in Wissenschaft und Forschung an.

Paragraf 73c: Hohe Patientenzufriedenheit

Stuttgart – Mehr Zeit für Beratung und Motivation der Patienten sind wichtige Ziele des 2014 gestarteten Facharztvertrags Orthopädie in Baden-Württemberg. Dass dieses gemeinsame Ziel der Vertragspartner erreicht wird, belegen zwei Patientenbefragungen aus den Jahren 2015 und 2016*. 81 Prozent fühlten sich durch ihren Orthopäden gut beraten, 85 Prozent würden ihn weiterempfehlen. Auch die knapp 580 teilnehmenden Ärzte profitieren: 82 Prozent gaben an, wichtige Rückmeldungen zur Patientensicht erhalten zu haben, 72 Prozent erhielten Hinweise auf Verbesserungspotentiale. Diese bestanden etwa bei der Beratung zu Selbsthilfeangeboten (zum Beispiel für Ernährung und Bewegung).

Diskussion der Ergebnisse in Qualitätszirkeln

Die jährlichen Patientenbefragungen zur Versorgungsqualität und möglichen Verbesserungspotentialen erfolgen unter wissenschaftlicher Federführung des Universitätsklinikums Heidelberg im Auftrag der fünf Vertragspartner: Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU), Berufsverband Niedergelassener Chirurgen (BNC), AOK Baden-Württemberg, Bosch BKK und MEDI Baden-Württemberg. 183 Facharztpraxen (Rücklaufquote 49 Prozent) beteiligten sich 2015 an der Befragung, im Folgejahr 267 Facharztpraxen (59 Prozent). Im ersten Jahr nahmen rund 9.000 Patientinnen und Patienten teil, 2016 nochmals rund 10 Prozent mehr. Praxen mit mehr als 20 verwertbaren Fragebögen erhielten einen Feedbackbericht mit ihren praxisindividuellen Ergebnissen inklusive eines Vergleichs zu den aggregierten, anonymisierten Ergebnissen aller Praxen. Die Ärztinnen und Ärzte diskutierten die Ergebnisse zudem in den vertragsbegleitenden Qualitätszirkeln.

Gute Ergebnisse für Terminvergabe und Wartezeiten

Sehr gute Bewertungen erteilten die Patienten im Jahr 2015 für die Freundlichkeit des Praxispersonals (88 Prozent), für die Terminvergabe innerhalb von 14 Tagen (72 Prozent) sowie für kurze Wartezeiten von weniger als 30 Minuten (70 Prozent). 86 Prozent würden ihren Orthopäden wieder aufsuchen. Den stärksten statistischen Zusammenhang zur Gesamtzufriedenheit zeigte die Bewertung der ärztlichen Beratung. Vergleichbar positive Ergebnisse wie 2015 zeigten sich auch in der zweiten Befragungswelle 2016.

Patienten wünschen sich noch mehr Beratung

In beiden Befragungswellen zeigten sich gleichzeitig auch noch Verbesserungspotentiale. So wurde zwar die Beratung zu Angeboten der Selbsthilfe und zu Bewegungs- und Ernährungskursen von knapp 60 Prozent als ausreichend empfunden. Insbesondere jüngere, erwerbstätige Patienten wünschten sich hier eine noch intensivere Beratung zur Lebensweise und zu Fragen nach seelischen Belastungen. Das Grundanliegen des Facharztvertrags Orthopädie „Weg von der Fünf-Minuten-Spritzen-Medizin hin zu einer ganzheitlichen Behandlung“ geht aus Sicht der Vertragspartner auf. „Die vorliegenden Befragungsergebnisse bestätigen unseren eingeschlagenen Kurs einer Stärkung der Arzt-Patienten-Kommunikation und der Unterstützung des Selbstmanagements der Patienten“, so Dr. Christopher Hermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg.

Lembeck: „Veränderung von Gewohnheiten ist elementar.“

Aus Ärztesicht ist gerade die Motivation zu einem gesundheitsfördernden Lebensstil essentiell. „In unserem Fachgebiet sind ausführliche Aufklärung zu biologisch-psychologischen und medizinischen Zusammenhängen sowie Beratung und Anleitung zu dauerhaften gesundheitsförderlichen Veränderungen eingeschliffener Gewohnheiten elementar für eine gute Versorgung. Ein solch intensives Gespräch erfordert mehr Zeit, die der Arzt im Facharztvertrag Orthopädie jetzt zur Verfügung hat“, erklärt Dr. Burkhard Lembeck, MEDI-Sprecher und Sprecher des BVOU in Baden-Württemberg. Ergänzt wird dies durch die Präventionsberatung der AOK und der Bosch BKK-Patientenbegleiter. Zudem kann der Arzt im Orthopädievertrag zur Stärkung der Eigeninitiative der Patienten indikationsspezifische Angebote wie etwa das AOK-RückenKonzept, das Tübinger Knie- und Hüftprogramm, Präventionskurse der Bosch BKK oder bei akuten Sportverletzungen das rehabilitative Programm AOK-Sports verordnen.

Quelle: PM AOK Baden-Württemberg, Boscho BKK, MEDI Baden-Württemberg

* Strukturierte ambulante Patientenversorgung im Facharztvertrag Orthopädie: die Erfahrungen der Patienten als Qualitätskriterium (DOI 10.1055/s-0043-114417 Z Orthop Unfall – Sonderdruck eFirst). Die Quelle enthält die vollständige Publikation zur ersten Befragungswelle in 2015. Die Daten der Patientenumfrage für 2016 liegen noch nicht als Publikation vor.

Elf Ärzte sitzen im neuen Bundestag

Berlin – Dem 19. Deutschen Bundestag werden elf Ärzte angehören. Darauf hat der NAV-Virchow-Bund in einem Wahlspecial verwiesen. Prof. Dr. Helge Braun, Arzt und Staatsminister bei der Bundeskanzlerin, gewann den Wahlkreis 173 (Gießen) mit 35,1 Prozent direkt. Die Hausärztin Sabine Dittmar (SPD) schaffte den Wiedereinzug in das Parlament über Platz 10 der Landesliste Bayern. Dr. Kirsten Kappert-Gonther, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, zieht über Listenplatz 1 der Landesliste Bremen für Bündnis90/Die Grünen ein.

Prof. Dr. Axel Gehrke (AfD), Facharzt für Innere Medizin, zieht über Listenplatz 2 (Schleswig-Holstein) in das Parlament ein. Rudolf Henke (CDU), Internist und stellvertretender Vorsitzender des Gesundheitsausschusses, gewinnt den Wahlkreis 087 (Aachen I) knapp mit 33,7 Prozent gegen die vormalige SPD-Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (32,5 Prozent). Mit einem aussichtlosen Listenplatz 58 in Nordrhein-Westfalen von vielen bereits abgeschrieben, meldet sich Prof. Dr. Karl Lauterbach (SPD), Universitätsprofessor und Arzt, eindrucksvoll zurück: Der Wahlkreis 101 (Leverkusen – Köln IV) geht mit 38,7 Prozent an ihn. Sein CDU-Konkurrent konnte lediglich 30,8 Prozent der Stimmen erzielen.

Dr. Ursula von der Leyen (CDU), Ärztin und Bundesverteidigungsministerin, hat mit Listenplatz 1 der Landesliste Niedersachsen ein nahezu sicheres Mandat. Ihren Wahlkreis 042 (Stadt Hannover II) verlor sie mit 28,9 Prozent gegen die ehemalige SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi (33,7 Prozent). Der Münchner Mediziner Stefan Pilsinger, CSU, (Facharzt für Innere Medizin) gewann mit 33,4 Prozent den Wahlkreis 220 (München-West/Mitte). Dr. Robby Schlund von der AfD (Facharzt für Orthopädie) erreichte mit Listenplatz 4 im Wahlkreis 194 (Gera-Greiz-Altenburger Land) den Einzug. Prof. Dr. Claudia Schmidtke (CDU), Herzchirurgin, gewann mit 35,3 Prozent der Stimmen den Wahlkreis 11 (Lübeck). Prof. Dr. Andrew Ullmann (FDP), Universitätsprofessor und Facharzt für Innere Medizin, rutschte als Nummer 12 der Landesliste Bayern gerade noch in den Bundestag.

Dr. Roy Kühne (CDU) gewann seinen Wahlkreis 052 (Goslar – Northeim – Osterode) mit 39,8 Prozent. In der CDU/CSU-Bundestagsfraktion war er zuletzt Berichterstatter für Heil- und Hilfsmittel. Nach seinem Einzug in den Bundestag 2013 hatte er im Interview mit dem Deutschen Ärzteblatt unter anderem erläutert: „Mich interessieren die Anliegen der nicht-ärztlichen Gesundheitsberufe, ganz besonders natürlich die der Heilmittelerbringer, weil ich finde, dass sie in Deutschland nicht die Anerkennung erhalten, die sie angesichts ihrer Bedeutung im Therapieprozess von Patienten verdient hätten. Mir fällt das besonders auf, wenn ich die Position der Heilmittelerbringer in Deutschland mit der in anderen Ländern vergleiche, beispielsweise in den Niederlanden. In diesem Zusammenhang spielt für mich das Thema Akademisierung der Heilberufe auch eine wichtige Rolle.“

Quelle: NAV-Virchowbund

Hilfsmittelversorgung: Neue Gesellschaft

Dortmund – Die Anfang des Jahres neu gegründete Deutsche Gesellschaft für interprofessionelle Hilfsmittelversorgung (DGIHV) hat vor kurzem ihre erste Fachtagung organisiert. Dabei kamen mehr als 60 Fachleute aus dem Bereich Technische Orthopädie zusammen. Die DGIHV versteht sich als Ansprechpartner für alle medizinischen und technischen Fragestellungen der Technischen Orthopädie sowie Hilfsmittelversorgung.

Der Gesamtvorstand wurde um fünf Vertreter aus Politik, Industrie und Ärzteschaft auf 13 Personen erweitert. Zu ihnen gehört Prof. Bernd Kladny, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie sowie Stellvertretender Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU).

Quelle: DGIHV