Berlin – Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) fordert im Vorfeld der anstehenden Bundestagswahl in einem Positionspapier, den medizinischen Nachwuchs in Ausbildung, Weiterbildung und Karriere besser zu unterstützen. Ohne ausreichend viele und wissenschaftlich gut ausgebildete Ärzte mit attraktiven Berufschancen könne es weder medizinischen Fortschritt, noch eine qualitativ hochwertige Versorgung aller Bürger geben. Hierbei solle die Gesundheitspolitik enger als bislang mit der AWMF und den darin vertretenen Fachgesellschaften kooperieren.
Kurz vor dem Ende der Legislaturperiode hat die Bundesregierung den Masterplan Medizinstudium 2020 verabschiedet. Er sieht eine praxisnahe, stärker ambulante und allgemeinmedizinische Ausbildung für angehende Ärzte vor. In der Folge soll binnen eines Jahres nun ein Vorschlag für eine neue Approbationsordnung für Ärzte erarbeitet werden. „Der Masterplan Medizinstudium 2020 enthält erste sinnvolle Ansätze“, kommentiert AWMF-Präsident Professor Dr. med. Rolf Kreienberg die aktuellen Vorhaben der Politik. Doch entscheidend sei, wie dieser jetzt umgesetzt werde. „Die Nationalen Lernzielkataloge in der Medizin und Zahnmedizin sowie die Approbationsordnungen sind zügig anzupassen. Lehrinhalte, die Qualität der Lehre, Prüfungsfragen und -formen müssen einer wissenschaftlichen, evidenzbasierten Medizin gerecht werden“, so Kreienberg weiter.
Wissenschaftliche Kompetenzen stärken
Die Zukunftsfähigkeit der Medizin hänge von ihren wissenschaftlichen Grundlagen ab. Daher fordert die AWMF als Lernziel „die wissenschaftliche-methodische Basis der medizinischen Fächer“ in der Approbationsordnung für Ärzte und Zahnärzte zu ergänzen. Diese sei ebenso unverzichtbar wie Grundlagenwissen über Krankheiten und allgemeine ärztliche Kenntnisse. In diesem Zusammenhang müsste es auch Leistungsnachweise über den Erwerb dieser Schlüsselkompetenzen im vorklinischen und klinischen Studienabschnitt geben.
Weg in die Weiterbildung und in den Beruf besser unterstützen
Voraussetzung für eine erfolgreiche Karriere in der wissenschaftlichen Medizin ist nach Ansicht der AWMF außerdem ein gelingender Übergang vom Studium zur Weiterbildung. In den Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalogen für Medizin und Zahnmedizin sollte daher künftig definiert werden, welches Wissen und welche Fähigkeiten bereits im Studium erworben werden müssen, um die Weiterbildung nahtlos anschließen zu können.
Was in Folge von Studium und Weiterbildung zu wenig berücksichtigt werde, seien darüber hinaus Karrierewege für Ärzte und medizinische Wissenschaftler, kritisiert die AWMF. „Der Masterplan Medizinstudium will zwar das wissenschaftliche Arbeiten stärken, aber es bleibt unklar, wie und mit welcher Berufsperspektive, vor allem für den Mittelbau“, warnt der AWMF-Präsident. So müsse beispielsweise das Gesetz über befristete Arbeitsverträge in der Wissenschaft, das Wissenschaftszeitvertragsgesetz, angepasst werden. „Es kann nicht sein, dass sich unser dringend benötigter Nachwuchs von einer befristeten Beschäftigung zur nächsten retten muss“, so Kreienberg. Ähnliches gelte auch für Ärzte in der Klinik – sie müssten ein Arbeitsumfeld vorfinden, das ihnen eine wissenschaftlich orientierte Patientenversorgung verlässlich ermöglicht.
Quelle: AWMF