Berlin – Die Bundesärztekammer (BÄK) fordert einen größeren Schutz für Ärzte und Angehörige von Gesundheitsberufen vor Gewalt und tätlichen Angriffen. Ein von der Bundesregierung eingebrachter Gesetzesentwurf zur Stärkung des Schutzes von Vollstreckungsbeamten und Rettungskräften müsse in diesem Punkt erweitert werden.
„Alle im Gesundheitswesen tätigen Hilfeleistenden (Ärztinnen, Ärzte sowie Angehörige der Gesundheitsberufe) bei Unglücksfällen, gemeiner Gefahr oder Not in Ausübung ihres Berufes, z.B. im Rettungsdienst, in Rettungsstellen eines Krankenhauses oder im Notfall- und Bereitschaftsdienst, müssen durch die gesetzliche Regelung geschützt werden“, heißt es in einem Schreiben von BÄK-Präsident Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery an Bundesjustizminister Heiko Maas.
Der Gesetzentwurf zur Änderung des Strafgesetzbuches sieht härtere Strafen für Angriffe insbesondere auf Polizisten sowie Hilfskräfte der Feuerwehr, des Katastrophenschutzes und der Rettungsdienste vor. „Die Regelung umfasst allerdings nicht Ärztinnen und Ärzte, die im organisierten ärztlichen Notfall- und Bereitschaftsdienst Hilfe bei Unglücksfällen, bei gemeiner Gefahr oder Not leisten“, kritisiert Montgomery.
Ebenfalls nicht erfasst seien Ärztinnen und Ärzte sowie Angehörige der Gesundheitsberufe in Krankenhäusern oder Praxen. Der von dem Gesetz erfasste Personenkreis sollte entsprechend vergrößert werden, fordert der BÄK-Präsident. „Die sich in hohem Maße engagierenden Ärztinnen und Ärzte und Angehörigen der Gesundheitsberufe verdienen entsprechenden Schutz“, so Montgomery.
Gewalt gegen Ärzte nimmt zu
Dass aggressives Verhalten und tätliche Angriffe gegen Ärztinnen und Ärzte zunehmen, belegt unter anderem eine Umfrage des Deutschen Ärzteblatts aus dem Jahr 2015. Demnach sind neun von zehn Hausärzte im Laufe ihrer ärztlichen Tätigkeit schon einmal mit aggressivem Verhalten konfrontiert gewesen, 73 Prozent von ihnen innerhalb der letzten 12 Monate. Schwerwiegende Aggressionen oder Gewalt hatte fast jeder Vierte bereits erlebt, 11 Prozent der Befragten allein in den letzten 12 Monaten.
Initiativen aus dem BVOU
Auch innerhalb des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) wird die Problematik der Gewalt gegen Ärzte zunehmend wahrgenommen. Die stellvertretenden Landesvorsitzenden des BVOU Nordrhein, Dr. Stephan Grüner, und des BVOU Niedersachsen, Dr. Marcus Hausdorf, haben deshalb in den letzten Monaten erste Selbstverteidigungskurse für ihre Mitglieder angeboten. Neben grundlegenden Techniken der Selbstverteidigung wurden darin insbesondere auch Deeskalationsstrategien vermittelt, um aggressivem Verhalten bei Patienten besser begegnen zu können. Näheres zum ersten Selbstverteidigungskurs des BVOU Nordrhein lesen Sie in den nächsten Ausgaben des BVOU-Infobriefs und der OUMN.