Berlin – „Jedes Jahr sterben rund 100.000 Menschen nach einer Operation im Krankenhaus. In vielen Fällen wäre deren Tod vermeidbar. Doch dazu müsste die Qualität in der Versorgung gesteigert. Beziehungsweise die Versorgung an geeigneten Krankenhausstandorten mit ausreichender Expertise konzentriert werden“, führte Prof. Dr. Christoph Straub, Vorsitzender der Barmer, in das Schwerpunktthema des diesjährigen Barmer Krankenhausreports auf einer Pressekonferenz am 24. September 2020 in Berlin ein. Studienautor des Reports ist Prof. Dr. Boris Augurzky, Leiter des Kompetenzbereichs „Gesundheit“ am RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung.
Exemplarisch untersucht der Report fünf verschiedene Indikationen: die bariatrische Chirurgie, Operationen an der Wirbelsäule sowie Eingriffe bei Bauchaortenaneurysmen, Darmkrebs und Pankreaskrebs. Bei allen handelt es sich um komplexe und planbare Operationen. „Zu behaupten, dass Mindestmengen dazu führten, dass die Gesamttodesrate signifikant sinken würde, ist unseriös und irreführend“, erklärte Georg Baum, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), in Reaktion auf die Vorstellung des Reports.
Einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Behandlungsqualität und Fallzahl gebe es bei den Eingriffen an der Wirbelsäule zudem nicht, konstatierte Straub. Ein möglicher Grund dafür könne sein, dass es hierbei sehr viele unterschiedliche Operationsverfahren gebe, die sich in den Abrechnungsdaten der Krankenkassen alleine nicht darstellen ließen. Der vorliegende Report stoße auch an die Grenze der Messbarkeit von tatsächlicher Behandlungsqualität anhand von Abrechnungsdaten, informierte Augurzky in diesem Zusammenhang. Der Versorgungsforschung sollten zusätzlich detailliertere medizinische Daten zugänglich gemacht werden, zum Beispiel Registerdaten, um ein differenzierteres Bild der Behandlungsqualität erhalten zu können, forderte Straub deshalb.
Quelle: Barmer/DKG