Berlin – Die Ausgaben für Hilfsmittel, die Barmer-Versicherte benötigen, sind im Jahr 2016 gegenüber dem Vorjahr um neun Prozent gestiegen (+ 84 Millionen Euro), die Ausgaben für Heilmittel um drei Prozent (+ 26 Millionen Euro). Die Gesamtausgaben für Hilfsmittel haben damit erstmals die Schwelle von einer Milliarde Euro bei der Barmer überstiegen. Die Ausgaben für Heilmittel betrugen rund 847 Millionen Euro. Die Anzahl der damit versorgten Versicherten blieb nahezu gleich. Allerdings gibt es nach Angaben der Barmer enorme regionale Unterschiede. Das geht aus dem jüngsten Heil- und Hilfsmittelreport der Krankenkasse hervor.
Physiotherapie benötigte drei Viertel der Heilmittelkosten
Drei Viertel der Heilmittelkosten gehen dem Bericht zufolge auf physiotherapeutische Behandlungen zurück. Im Jahr 2016 betrugen die Gesamtausgaben hierfür 537 Millionen Euro. Damit stiegen die Ausgaben für physiotherapeutische Leistungen in diesem Jahr absolut um 17,8 Millionen Euro. Die Ausgaben pro Versicherten verzeichnen dabei mit fast fünf Prozent pro Jahr einen konstanten Anstieg. Mehr als die Hälfte der physiotherapeutischen Behandlungen erfolgte aufgrund von Erkrankungen des Bewegungsapparates. Die Kosten für Frauen liegen in nahezu allen Altersgruppen über denen der Männer im jeweils gleichen Alter. Mit zunehmendem Alter steigt das Kostendelta zwischen den Geschlechtern an. Als Therapiemodelle haben Massagen mit weniger als drei Prozent eine nachrangige Relevanz und eine rückläufige ökonomische Bedeutung.
Enorme regionale Spannbreite
„Betrachtet man die Physiotherapieausgaben pro Versicherten nach Bundesland, fällt die enorme Spannbreite auf“, heißt es weiter im Bericht. Sie reichte im Jahr 2016 von 50 Euro in Bremen bis zu 81 Euro in Sachsen und rund 82 Euro in Berlin. Hier seien weitere Analysen nötig, forderte Barmer-Vorstand Prof. Christoph Straub. Er prognostizierte weitere Steigerungen infolge des im April in Kraft getretenen Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetzes. Es sieht unter anderem vor, dass die Bindung von Budgetsteigerungen an die Entwicklung der Grundlohnsumme aufgehoben wird, sowie Modellversuche auf Basis eines sogenannten Blankorezepts. „Es besteht die Gefahr erheblicher Kostensteigerungen, wenn Patienten länger oder aufwändiger behandelt werden, als es rein medizinisch notwendig wäre“, warnte Straub.
Hausärzte sind Hauptverordner von Physiotherapie
Für den Bericht wurde auch analysiert, wer vor allem Physiotherapie verordnet. Hierzu heißt es: „Insgesamt sind es im Wesentlichen zwei Arztgruppen: Mit weitem Abstand führend ist die Gruppe der Hausärzte (rund 46 Prozent), mit etwa einem halb so großen Verordnungsanteil folgen die Orthopäden (rund 28 Prozent). Gemeinsam sind diese beiden Arztgruppen für etwa drei Viertel der Verordnungen verantwortlich.“
Quelle: Heil- und Hilfsmittelreport der Barmer