Berlin – Die Ergebnisse aus der jüngsten Versichertenbefragung im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zeigen nach Ansicht des KBV-Vorstandsvorsitzenden Dr. Andreas Gassen, dass der ärztliche Bereitschaftsdienst zu unbekannt ist. „Der Bereitschaftsdienst ist jeden Tag in der Woche nach Schließung der Praxen für unsere Patienten erreichbar, solange es sich nicht um echte Notfälle handelt, die natürlich im Krankenhaus versorgt werden müssen“, sagte Gassen. Die Ergebnisse aus den Fokusgruppen zeigten, dass dies einigen Patienten gar nicht bewusst sei.
Ergänzend zur repräsentativen Befragung durch die Forschungsgruppe Wahlen hatte die KBV das Unternehmen Patientenprojekte GmbH damit beauftragt, eine qualitative Studie zu verschiedenen Aspekten der Befragung vorzulegen. Dafür diskutierten Teilnehmer in so genannten Fokusgruppen offen über ihre Einstellungen zu bestimmten Themen. Eines davon war die Nutzung von Notfallambulanzen in Krankenhäusern. Dorthin würden sie gehen in lebensbedrohlichen Situationen, bei schweren Verletzungen, hohem Fieber und starken Schmerzen, lauteten einige Antworten. Nach Einschätzung der Patientenprojekte GmbH seien jedoch auch Nutzungsmuster beschrieben worden, die man als „Fehlnutzung“ der Ambulanzen beschreiben könne: Das gezielte Aufsuchen in der Hoffnung auf komplexe diagnostische Maßnahmen zum Beispiel.
Von den 25 Teilnehmern der Fokusgruppe hatten nur 12 schon einmal etwas vom ärztlichen Bereitschaftsdienst gehört. Nur zwei kannten dessen bundeseinheitliche Rufnummer 116 117. Auch wenn diese Daten nicht repräsentativ sind, wies KBV-Vorstand Gassen darauf hin, die KBV habe wieder eine größere Informationskampagne gestartet und stelle Arztpraxen Flyer und Plakate zur Verfügung. Diese seien zum Teil auch in mehreren Sprachen erhältlich. „Obwohl wir im vergangenen Jahr fast sechs Millionen Anrufe verzeichnet haben, müssen wir uns eingestehen, dass die 116 117 in der breiten Bevölkerung noch längst nicht bekannt genug ist“, sagte Gassen. Sabine Rieser