Berlin – Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates verursachen in Deutschland fast jeden vierten Ausfalltag aufgrund von Arbeitsunfähigkeit. Einige dieser Erkrankungen entstehen durch arbeitsbedingte Belastungen und sind als Berufskrankheiten anerkannt. In welchen Berufsgruppen das Risiko für Muskel-Skelett-Erkrankungen besonders hoch ist, hat die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) nun erstmals untersucht.
Demnach sind bei den Männern vor allem Bergleute und Steinbearbeiter, Beschäftigte in der Baubranche sowie Hilfsarbeiter betroffen. Für Frauen ist das Risiko in Pflegeberufen, in der Geburtshilfe sowie in medizinischen Fachberufen besonders hoch. Das geht aus dem Forschungsbericht „Berufskrankheiten durch mechanische Einwirkungen“ hervor, den die BAuA vor Kurzem veröffentlicht hat.
Ziel des Forschungsberichts war es, am Beispiel der Berufskrankheiten aus dem Kapitel 21 (Muskel-Skelett-Erkrankungen durch mechanische Einflüsse) der Berufskrankheitenverordnung die Zahl der Krankheitsfälle für einzelne Berufe zu errechnen. Dafür haben die Wissenschaftler Bestandsdaten der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung mit Daten des Mikrozensus verknüpft.
Ein erhöhtes Risiko, das die Toleranzschwelle von zehn Fällen pro 100.000 Versicherten überschreitet, haben demnach bei den Männern insbesondere die Bergleute. Sie leiden besonders häufig unter Meniskopathien (163 Fälle/100.000 Versicherte), Schäden durch Hand-Arm-Vibrationen (59 Fälle/100.000 Versicherte) sowie Gonarthrose durch kniende Tätigkeiten (12 Fälle/100.000 Versicherte).
Bei Krankenschwestern wird die Toleranzschwelle ebenfalls überschritten: mit 16 Fällen pro 100.000 Versicherten leiden diese am häufigsten unter bandscheibenbedingten Erkrankungen der Lendenwirbelsäule durch das Heben oder Tragen schwerer Lasten.
„Arbeitsbedingte Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates haben in der aktuellen Industriegesellschaft eine hohe Bedeutung“, so die BAuA. Allerdings fehle in der offiziellen Berichterstattung zum Berufskrankheitengeschehen bislang ein konkreter Bezug zur Erwerbsbevölkerung und zu einzelnen Berufsgruppen. Die nun von der BAuA ermittelten Zahlen sollen Rückschlüsse auf den Präventionsbedarf und entsprechende Handlungspotenziale erlauben.