München – Lutz von Laer, der allen im deutschsprachigen Bereich mit der Versorgung kindlicher Frakturen beschäftigten Ärztinnen und Ärzte bekannt sein dürfte, legt uns 7 Jahre nach der letzten Auflage und 35 Jahre nach der Erstauflage die nunmehr 7. Auflage seines Standardwerk vor. Die Autorenschaft hat sich richtungsgebend geändert. Neben dem „Altmeister“ firmieren nun mit PD Dorien Schneidmüller, ltd. OÄ im BG-Klinikum Murnau und Prof. Anna-Kathrin Hell, Kinderorthopädin der Uni Göttingen, erstmals zwei erfahrene weibliche Kolleginnen.
Zunächst überraschen Format und Gewicht der Neuauflage. Das Buch ist 29% größer und 40% schwerer ausgefallen. Dies ist zurückzuführen auf die umfassende Überarbeitung unter Integration auch kinderorthopädischer und unfallchirurgischer Expertise, wie der Buchrücken es verkündet. Ein großer Teil der Abbildungen und auch Texte wurde ausgetauscht und ergänzt. Kapitelzusammenfassungen und Therapiealgorithmen kamen hinzu. Insbesondere in der digitalen Version lässt direkte Verlinkung den Zugang auf die einzelnen Themenkomplexe leichter zu.
Ein besonderes Anliegen der Herausgeber ist es, die verschiedenen kindlichen Extremitätenfrakturen differenziert beurteilen zu lernen, operativ zu versorgende von konservativ behandelbaren Verletzungen zu unterscheiden und eine möglichst sichere Wachstumsprognose postulieren und den Eltern und dem Verletzten selbst vermitteln zu können.
Wie schon in der Vergangenheit werden sämtliche peripheren Knochenverletzungen und Gelenkluxationen im Kindes und Jugendalter abgehandelt. Ein Kapitel zu Beckenverletzungen fehlt, Wirbelkörperfrakturen werden lediglich gestreift. Besonders hervorzuheben ist die große langjährige Erfahrung im Behandlungsverlauf. Dies drückt sich im Kapitel zu posttraumatischen Deformitäten und deren Korrektur aber auch in jedem einzelnen Kapitel in Bezug auf Wachstumsstörungen aus. Die neu gefassten Algorithmen und Übersichtstabellen sind besonders lobend hervorzuheben.
Der Atlas bleibt eine unbedingte Empfehlung für alle mit peripheren Extremitätenverletzungen im Kindes- und Jugendalter befassten Ärztinnen und Ärzten.
Angesichts der tiefen Verankerung diese Standardwerks in der Behandlung peripherer kindertraumatologischer Verletzungen wagt der Rezensent dennoch die Bitte, zukünftig mit der titelgebenden Traumatologie verknüpfte, in der Praxis häufig vorkommende Krankheitsbilder noch praxisnäher auszuleuchten. Dazu zählt die Vielfältigkeit von beckennahen Apophysenläsionen und insbesondere die Betonung moderner hochauflösender Ultraschallverfahren für die Primärdiagnostik spezifischer kindlicher Frakturen an Handgelenk und Schulter wie auch am Sprunggelenk.
Dr. Hartmut Gaulrapp