München – „Master the skill“ , so überschreiben die Herausgeber, beide radiologische Spezialisten aus Oxford, ihr Lehrbuch. Die Leser sollen aus der klaren bildgebenden Darstellung hinsichtlich ultraschallgeführter invasiver Prozeduren praxisnah angeleitet werden.
Auf 48 Seiten werden zunächst technische Elemente erläutert, bevor regional von der Schulter über die Hand zu Hüftgelenk und Leiste bis zum Fuß einzelne Krankheitsbilder abgehandelt werden. Zu jedem Gelenkabschnitts gibt es auch über einen QR-Code abrufbare Online-Videos.
Schon auf den ersten Seiten wird der Leser mit einer Checklist und einer Aufklärungliste konfrontiert, beides in heutiger Zeit absolut empfehlenswerte Instrumente, die klare Behandlungsrichtlinien, standardisiertes Vorgehen und ausreichende Aufklärung zum Ausdruck bringen. Auch ein Schmerztagebuch gehört für die Herausgeber zum Behandlungsprozess dazu. Wer bisher der Meinung anhing, nur in Deutschland würde bezüglich sonografischer Injektionsverfahren ein operationsähnlicher Hygieneaufwand betrieben werden, der wird von den in diesem Buch gemachten Vorgaben, die noch weiter darüber hinausgehen, überrascht sein.
Neben verschiedenen Lokalanästhetika und Corticoidpräparaten wird auch auf Eigenblutpräparate hingewiesen, darüber hinaus auf dry needling und die Injektion großvolumiger Elektrolytlösungen. Neben Injektionen und Punktionen wird die Aspiration von Kalkdepots, Gewebebiopsien, die sonografiegesteuerte Coblation bei Tendopathie dargestellt, ferner die Stoßwellentherapie und die Prolotherapie.
Sämtliche Krankheitsbilder werden zunächst mit einer transparenten Anatomiezeichnung sowie einem schematischen anatomischen Schnitt vorgestellt, wobei jeweils der Injektionsort mit einer Injektionsnadel markiert ist. Dann werden an Patienten unter sterilen Kautelen, also mit sterilen Handschuhen und dem steril verpackten Schallkopf, die Stichrichtung gezeigt, bevor an in der überwiegenden Zahl sehr gut aufgelösten Sonografiebildern die Lage der Nadel und ggf. das Ergebnis der Intervention dargestellt werden.
Umfassend ins Bild gesetzt wurde vor allem die Vielzahl von Interventionen an Handgelenk und Fingern. Die Herausgeber führen allerdings auch Injektionen an Gelenken vor, die möglicherweise vielversprechender unter Röntgendurchleuchtung vorgenommen werden könnten.
Ob wirklich auch der Erfahrene in der alltäglichen Praxis jede Prozedur unter direkter sonografischer Kontrolle und somit höchstem hygienischem Aufwand vornehmen muss, bleibt zu hinterfragen. Bei Einstellung der Gelenkreferenzstrukturen muss in der direkten sonografisch kontrollierten Technik die Injektion immer schräg erfolgen, während sie klinisch frei bei gut tastbaren Landmarks senkrecht in den Gelenkspalt erfolgen würde. In diesem Falle wäre dann auch nur ein kleinerer hygienischer Aufwand notwendig. Das schmälert jedoch keinesfalls die äußerst praxisnahe Heranführung des Lesers hin zu einem gut dokumentierten Erfolgserlebnis, wenn die bildgeführte Injektion in das gewünschte Ziel gefunden hat.
Dr. Hartmut Gaulrapp, München