Karlsruhe/Bielefeld – Die Deutsche Wirbelsäulengesellschaft (DWG) ist in den vergangenen Tagen mit der Forderung nach einer neuen Zusatzweiterbildung „Spezielle Wirbelsäulenchirurgie“ an die Presse herangetreten. Die DWG schlägt in ihrer Pressemitteilung vor, die Leistungserbringung mittelfristig auf Zusatzweitergebildete zu beschränken. Als Begründung gibt die DWG an, dass die Wirbelsäulenchirurgen momentan nicht immer in der Lage seien, die optimale Behandlungsmethode für den Patienten zu wählen, da sie in ihrer Ausbildung wesentliche Anteile des anderen Fachgebietes nie kennengelernt hätten oder die dafür erforderlichen praktischen Fähigkeiten nie erlernt hätten. Die Pressemitteilung geht sogar noch einen Schritt weiter: „So kommt es im schlimmsten Fall zu überflüssigen Behandlungen, die die Kosten steigern und die Diskussion um unnötige Operationen an der Wirbelsäule anheizen“, heißt es in dem Text.
Dazu ist folgendes zu sagen: Diese Pressemitteilung ist NICHT mit BVOU und BDNC konsentiert worden. Es ist schlechter Stil, Vorschläge von einer solchen Tragweite an die Presse zu geben, ohne dafür die Rückendeckung der im Fachgebiet maßgeblich tätigen Fachgesellschaften und Berufsverbände einzuholen. Das kann nur bedeuten, dass die DWG an den Fachgesellschaften und den Berufsverbänden vorbei öffentlichen Druck aufbauen will, um die Zusatzweiterbildung freihändig und gegen die Interessen von BVOU und BDNC durchzusetzen. Das ist ein äußerst fragwürdiges Verhalten und hat nichts mit der sachorientierten Berufspolitik zu tun, für die wir stehen.
Dass die Wirbelsäulenchirurgen derzeit nicht in der Lage seien, die optimale Behandlungsmethode zu wählen, weil es ihnen an Ausbildung und Fähigkeiten fehle, ist zudem eine unsachliche Behauptung, für die die DWG keinerlei Belege anführt. Das Gleiche gilt für die Behauptung, dass es dadurch zu überflüssigen Behandlungen und einem Anstieg der Kosten komme. Mit solchen Sätzen gegenüber Presse und Öffentlichkeit untergräbt die DWG das Vertrauen der Patienten in die behandelnden Orthopäden, Unfallchirurgen und Neurochirurgen und unterstellt ihnen Inkompetenz. Diese Behauptung ist durch nichts belegt und völlig aus der Luft gegriffen. Es ist vielmehr davon auszugehen, dass eine Zusatzbezeichnung „Spezielle Wirbelsäulenchirurgie“ zu einer Leistungsausweitung führen würde.
Wir fordern die DWG daher auf gemeinsam mit den Fachgesellschaften und den Berufsverbänden an der Zukunft zu arbeiten und Vorschläge innerhalb der bestehenden Strukturen zu konsentieren und zu verfolgen. Der Versuch, an allen bestehenden Gremien vorbei öffentlichen Druck auszuüben, wird scheitern. Weiterbringen werden uns nur Geschlossenheit und Kooperation.
Dr. Johannes Flechtenmacher
Präsident BVOU
Dr. Dr. Michael Conzen
Präsident BDNC