Sydney – Dass Opioide bei chronischem Kreuzschmerz oft nur eine begrenzte Wirkung zeigen, haben bereits verschiedene Studien demonstriert. Nichts desto trotz kommt die umstrittene Opioidtherapie bei starken chronischen Kreuzschmerzen nach wie vor häufig zum Einsatz. Eine umfassende Metaanalyse von Forschern aus Sydney hat nun gezeigt, dass selbst höher dosierte Opioidanalgetika bei chronischem Kreuzschmerz keine klinisch relevante Linderung der Beschwerden erzielen.
Die Forscher um Dr. Christina Abdel Shaheed von der University of Western Sydney haben in ihrer systematischen Review die Wirksamkeit, Verträglichkeit und dosisabhängigen Effekte von Opioiden untersucht und dabei 20 verschiedene Studien mit insgesamt 7925 chronischen Kreuzschmerzpatienten einbezogen. Die teilnehmenden Patienten hatten über maximal 12 Wochen Opioidanalgetika erhalten.
Nur geringe Schmerzlinderung nachgewiesen
Zentraler Bewertungsmaßstab war dabei die Schmerzreduktion, die auf einer Skala von 0-100 gemessen wurde. Als klinisch relevant galt eine Reduktion ab 20 Score-Punkten. In 13 Studien zeigte sich eine mäßige Evidenz für die kurzfristige Linderung von Kreuzschmerzen durch Opioide mit einer Schmerzreduktion von durchschnittlich 10 Punkten. Sechs weitere Studien zeigten eine hohe Evidenz mit einer durchschnittlichen Schmerzreduktion von 8 Punkten. Insgesamt ergab sich demnach nur eine mäßige Evidenz dafür, dass Opioidanalgetika eine kurz- bis mittelfristige Linderung von chronischen Kreuzschmerzen herbeiführen.
Auch Höchstdosierung bringt keine klinisch relevanten Effekte
Zwar ließ sich laut den Forschern mit steigender Dosierung der Opioide eine stärkere Schmerzreduktion beobachten, jedoch wurde auch mit der höchsten Dosierung keine klinisch relevante Linderung der Schmerzen von mehr als 20 Score-Punkten erreicht. Es handele sich hierbei zwar um Durchschnittswerte, so die Forscher, und in Einzelfällen sei auch eine deutliche Linderung möglich – ebenso aber auch keinerlei Linderung. Auffallend hoch sei die Aussteigerquote aus den Studien gewesen. So hatten mehr als die Hälfte der Teilnehmer die Therapie frühzeitig aufgrund von Nebenwirkungen oder mangelnder Wirksamkeit abgebrochen.
Das Fazit der Forscher: Kurz- bis mittelfristig können Opioidanalgetika eine gewisse Linderung von chronischen Kreuzschmerzen bewirken. Für die innerhalb der Leitlinien empfohlenen Dosierungen sei der erzielte Effekt allerdings wahrscheinlich klinisch nicht relevant. Zudem gebe es sowohl zum Langzeitnutzen einer Opioidtherapie als auch zur Wirksamkeit bei akutem Kreuzschmerz bisher keine gesicherten Erkenntnisse.
Die Studie „Efficacy, Tolerability, and Dose-Dependent Effects of Opioid Analgesics for Low Back Pain” wurde am 23. Mai online in der Fachzeitschrift JAMA Internal Medicine veröffentlicht.