Der Hessische Orthopäden und Unfallchirurgentag (HOUT) war auch in diesem Jahr ein gemischtes Programm aus den Bereichen Politik und Medizin.
Herr Dr. Rauch gab zunächst einen Überblick über die aktuellen Probleme, die durch den PKV-Verband und die BÄK einseitig in den neuen Entwurf zur GOÄ-Reform eingebracht wurden. Zudem wurden die möglicherweise anstehenden umfassenden Krankenhausreformen sowie Lösungsmöglichkeiten für das eklatante Problem des Mangels an Medizinischen Fachangestellten (MFAs) und Sekretärinnen thematisiert.
Es gibt bereits KI-unterstützte Telefonassistenzsysteme sowie neu entwickelte KI-Sprechstundenassistenzprogramme. Ein Beispiel hierfür ist das neue Programm Eudaria, das von Anwendern für Anwender entwickelt wurde. Mit diesem Programm kann mithilfe eines Raummikrofons der gesamte Sprechstundendialog aufgenommen werden. Die medizinisch relevanten Passagen werden extrahiert, während nicht relevante Informationen automatisch aus dem KI-erstellten Transkript gelöscht werden.
Der Befund wird den Patienten laut vorgelesen und gleichzeitig übernommen. Auch der Röntgenbefund wird als Diktat aufgenommen. Die Diagnose wird diktiert und gleichzeitig mit der ICD-Codierung versehen. Zudem wird ein EBM-Abrechnungsvorschlag erstellt. Nach etwa zwei Minuten ist der Arztbrief fertig und kann dem Patienten mitgegeben oder als E-Arztbrief an den überweisenden Hausarzt und gegebenenfalls an Fachärzte gesendet werden. Die Dokumentation für die elektronische Patientenakte wird ebenfalls perfekt erfasst. Über diese KI-gestützten Möglichkeiten gab es eine lebhafte Diskussion, und viele Kollegen zeigten großes Interesse an dem Programm.
Auch andere Anbieter beschäftigen sich mit diesen Entwicklungen. Herr Dr. Rauch wies darauf hin, dass er an diesem Projekt beteiligt ist.
Des Weiteren stellte Dr. Rauch den neuen AOK Priomed Selektivvertrag zur Behandlung von Gon- und Coxarthrose vor. Durch diesen Vertrag können die Kollegen durch zwei Patientenkontakte mit Beratung zusätzliches Honorar bei Patienten mit Gon- und Coxarthrose generieren. Der Primärkontakt mit Untersuchung und Einschreibung wird mit 15 € und die Abschlussuntersuchung mit 40 € vergütet. Der Gesamtertrag von 55 € wird also zusätzlich zum normalen EBM-Erlös generiert. Herr Dr. Lembeck empfahl, ein Pop-up-Fenster im Display zu programmieren, um an die jeweiligen Selektivverträge zu erinnern.
Anschließend hielt Dr. Rauch einen Vortrag über die Funktion als Mannschaftsarzt im Hochleistungssport, am Beispiel der Handball-Bundesligamannschaft MT Melsungen, die er betreut. Zusammenfassend wurde dargestellt, dass die Rolle des Mannschaftsarztes alles andere als einfach ist. Neben Präventionsmaßnahmen, Dopingkontrollen, schneller Diagnostik und Therapie sowie der Koordination mit Kardiologen, Allgemeinmedizinern und Physiotherapeuten ist es häufig eine Gratwanderung zwischen Spieler, Management, Trainern und Physiotherapeuten, die alle Einfluss auf den Spieler nehmen. Die Abrechnung der Leistungen erfolgt über die Verwaltungs-BG. Die daraus resultierenden Probleme, insbesondere wenn die Mannschaft nicht erfolgreich spielt, wurden ausführlich diskutiert. Mehrere andere Mannschaftsärzte beteiligten sich lebhaft an den Diskussionen.
Anschließend hielt Herr Prof. Andreas Kurth einen Vortrag über den aktuellen Stand der Diagnostik und Therapie der Osteoporose. Er stellte viele evidenzbasierte Aussagen vor, die belegen, dass insbesondere ab einem Alter von 70 Jahren eine Knochendichtemessung angezeigt ist. Auch Männer sollten stärker in die Diagnostik und das Screening einbezogen werden. Prof. Kurth hob die Bedeutung der neuen Leitlinien hervor, die 2023 konsentiert wurden. Bei einer entsprechenden Berechnung des Frakturrisikos im Dreijahresbereich über 10 % sollte anstelle von Alendronsäure grundsätzlich mit osteoanabolen Substanzen gearbeitet werden, um das Frakturrisiko signifikant zu senken.
Im Anschluss hielt Dr. Burkhard Lembeck, unser BVOU-Präsident, einen ausführlichen Vortrag über die aktuellen vielschichtigen Themen wie die GOÄ-Reform, Krankenhausreform und die neuen Projekte des BVOU.
Ein Schwerpunkt stellte das Thema Hybrid DRG da: Der BVOU ist hier am Ball und sitzt bei den Verhandlungen zum Katalog und den Preisen mit am Tisch. Ob der geplante Änderungsantrag kommt, ist mit dem KHVVG verknüpft. Ein weiters Problem stellt das Poolarzt Urteil und die Reform der Notfallversorgung da. Auch hier ist der BVOU an den Lösungen beteiligt. Zudem präsentierte er die zahlreichen Selektivverträge des BVOU (z. B. TK Schmerztherapie) und die aktuellen Entwicklungen bei den DMP-Programmen Osteoporose und Rücken.
Danach sprach Frank Dastych, unser KV-Vorsitzender der KV Hessen, über die Auswirkungen der Krankenhausreform. Diese ist als Bundesgesetz angelegt, jedoch findet am 22. November die entscheidende Sitzung im Bundesrat statt, um zu klären, ob das Gesetz in den Vermittlungsausschuss kommt oder nicht. Sollte es in der jetzigen Form verabschiedet werden, würde es zu erheblichen Veränderungen in der Krankenhauslandschaft führen. Die Umwandlung kleinerer Krankenhäuser in sogenannte sektorübergreifende Versorgungszentren wird nicht unproblematisch sein. Allgemeinärzte könnten auch bei Überversorgung zugelassen werden, während Fachärzte nur an Versorgungszentren teilnehmen können, wenn nach der Bedarfsplanung eine Unterversorgung besteht.
Die Frage bleibt, wer die entsprechenden Stellen besetzen kann. Für die allgemeine Chirurgie müssen drei Fachärzte zur Verfügung stehen, ebenso für die Innere Medizin. Wie dies konkret umgesetzt werden soll, bleibt abzuwarten. Zudem wurden die Anforderungen an Belegabteilungen deutlich erhöht; beispielsweise müssen in HNO-Belegabteilungen mindestens drei Fachärzte vorhanden sein, um einen ordnungsgemäßen Rufdienst sicherzustellen.
Autoren:
Dr. Gerd Rauch, Dr. Burkhard Lembeck