Frankfurt – Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) hat am vergangenen Freitag ein neues Kursformat zur Behandlung von Schuss- und Explosionsverletzungen nach einem Terroranschlag gestartet. Der Kurs zur Terror- und Katastrophenchirurgie richtet sich an erfahrene Unfallchirurgen und Chirurgen an deutschen Kliniken, die mit der medizinischen Herausforderung bei Terrorlagen in Zukunft konfrontiert werden könnten.
„Unfallchirurgen müssen im Katastrophenfall andere Prioritäten als in der Regelversorgung setzen. Der Kurs übt das Umdenken in der Terrorlage. Auch wenn wir hoffen, dass es nicht nötig sein wird, wollen wir vorbereitet sein, um im Ernstfall möglichst viele Patienten bestmöglich zu behandeln“, sagt DGU-Präsident Prof. Ingo Marzi. DGU-Experten haben das Kurskonzept „Terror and Disaster Surgical Care“ (TDSC) vergangenen Freitag bei einem Pressegespräch in Frankfurt am Main vorgestellt und Einblicke in den ersten TDSC-Kurs gegeben.
Der Massenanfall von Verletzten im Terrorfall (TerrorMANV) unterscheidet sich von einem MANV, wie beispielsweise nach einer Massenkarambolage auf der Autobahn. Die besondere Gefahrenlage und stark blutende Schuss- und Explosionsverletzungen verlangen am Anschlagsort und im Krankenhaus ein besonderes Management. Der zweieinhalbtägige TDSC-Kurs vermittelt unter anderem Kenntnisse über den Einsatz auf gefährlichem Terrain, wesentliche Aspekte der Wundballistik, Besonderheiten zur Versorgung der speziellen Verletzungsmuster, wichtige Entscheidungsalgorithmen und Maßnahmen zur Schadensbegrenzung und -regulierung (Damage Control).
Das Kurs-Curriculum wurde von der DGU-AG Einsatz-, Katastrophen- und Taktische Chirurgie (AG EKTC) entwickelt – dabei wirkten Experten des Sanitätsdienstes der Bundeswehr ganz wesentlich mit. Prof. Benedikt Friemert, Oberstarzt und AG-EKTC-Leiter, sagt: „Durch den engen Schulterschluss zur Bundeswehr sind wir in der Lage, hochspezialisiertes Wissen aus der Einsatzchirurgie an zivile Mediziner weiterzugeben.“
Im Zentrum des Kurses steht eine Simulationsübung in Form eines Spiels. In verschiedenen Fallsimulationen werden die Teilnehmer mit einem Massenanfall von Verletzten infolge eines Terroranschlages konfrontiert. Unter möglichst realitätsnahen Bedingungen trainieren die Teilnehmer ihre Entscheidungskompetenz in einer Terrorlage: Welcher Patient bekommt in welcher Reihenfolge welche Operation mit welchem Material. Friemert sagt: „Schwere Schuss- und Explosionsverletzungen wie auch das Arbeiten mit reduzierten Ressourcen spielen in der täglichen Versorgung bei uns in Deutschland bisher kaum eine Rolle. Daher ist es wichtig, dass wir diesen Kurs entwickelt haben, um nach den Erfahrungen aus Paris, Brüssel und Berlin für den Ernstfall gut aufgestellt zu sein.“
Quelle: DGU