Berlin – Eine der wichtigsten Grundlagen für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden ist Bewegung. Regelmäßige Bewegung und sportliche Betätigung halten unsere Muskeln, Knochen und Gelenke, aber auch unser Herz-Kreislaufsystem fit, bringt Spaß und Entspannung als Ausgleich zu einem immer hektischeren Alltag. Sich schmerzfrei und uneingeschränkt bewegen zu können, ist einer der wichtigsten Faktoren für unsere Lebensqualität. Damit dies von klein auf und bis ins hohe Alter möglich ist, gilt es, bestimmte Risikofaktoren für einen Gelenkverschleiß sowie für orthopädisch-unfallchirurgische Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern, rät Dr. Johannes Flechtenmacher, Präsident des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie.
Bei einer Pressekonferenz im Rahmen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2017 in Berlin erklärte er, wie Patienten einem drohenden Gelenkverschleiß, auch Arthrose genannt, vorbeugen können. „Zwei Lebensstilfaktoren haben einen großen Einfluss auf die Gesundheit der Gelenke: Sport und das Körpergewicht“, so Flechtenmacher. Beim Sport komme es auf das richtige Maß an, betonte er. Zwar ist regelmäßige Bewegung wichtig, damit die Muskulatur nicht verkümmert und das Gelenk ausreichend stützen kann. So wird einer Abnutzung des Knorpels vorgebeugt. Doch ein Zuviel an Sport kann auf der anderen Seite zu Überlastungsschäden und Verletzungen führen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Arthrose verursachen. „So ist zum Beispiel nach einer Kreuzbandverletzung das Risiko, innerhalb von zehn Jahren an einer Arthrose zu erkranken, um 80 Prozent erhöht“, erklärte Flechtenmacher. Deshalb sei die Prävention von Gelenkverletzungen einer der wichtigsten Faktoren, um einem Gelenkverschleiß vorzubeugen.
Gelenkschonend bewegen und Sport treiben
Dies kann durch ein ausgewogenes Maß an Sport und Bewegung erfolgen, um Überlastungen zu vermeiden, aber auch durch die Wahl der Sportart. Hier kämen zum Beispiel gelenkschonende Sportarten wie Walken, Schwimmen, Fahrradfahren oder Gymnastik in Frage, so Flechtenmacher. Kontakt- und Risikosportarten wie zum Beispiel Skifahren oder Fußball seien weniger günstig für die Gelenke und mit einer deutlich höheren Verletzungsgefahr verbunden. Doch komplett davon abraten will Flechtenmacher nicht: „In erster Linie sollte Sport und Bewegung Spaß machen“, sagt er. Gerade auch bei Kindern und Jugendlichen sei dies besonders wichtig, um sie frühzeitig für Bewegung zu begeistern und einem Übergewicht vorzubeugen.
Orthopädische Vorsorge bei Kindern und Jugendlichen
Allerdings sind gerade auch Kinder und Jugendliche besonders verletzungsgefährdet, da die Knochen bei ihnen noch im Wachstum und deshalb anfälliger für Brüche sind, so Flechtenmacher. Diese wiederum können zu einer Hemmung des Wachstums oder auch zu Fehlstellungen der Beinachsen führen. Damit solche Schädigungen oder auch angeborene Fehlstellungen frühzeitig erkannt werden, wurden in Baden-Württemberg in diesem Jahr zwei orthopädische Vorsorgeuntersuchungen für Kinder und Heranwachsende im Alter von zehn bis 13 Jahren eingeführt. „Bei diesen Untersuchungen schauen wir nicht nur nach angeborenen Fehlstellungen wie X- und O-Beinen, sondern auch nach etwaigen Gelenkverletzungen durch Sport und ihren Folgen“, sagt Flechtenmacher. Der BVOU-Präsident, niedergelassener Orthopäde in einer Gemeinschaftspraxis in Karlsruhe, würde es begrüßen, wenn es eine solche Untersuchung bundesweit geben würde.
Übergewicht vermeiden
Dabei steht neben der orthopädischen Untersuchung auch eine Beratung zum Thema Adipositas im Mittelpunkt, dem zweiten zentralen Faktor für einen Gelenkverschleiß. Denn ein erhöhtes Körpergewicht belastet nicht nur Herz und Gefäße, sondern auch die Gelenke, die gerade bei Belastungen ein Vielfaches des eigentlichen Körpergewichts aushalten müssen. Doch Sport und Bewegung allein reichten nicht, um ein gesundes Körpergewicht auch in höherem Alter halten zu können, sagt Flechtenmacher. Auch die Ernährung spiele eine zentrale Rolle und sollte in der orthopädisch-unfallchirurgischen Praxis noch viel häufiger zum Thema der Patientenberatung gemacht werden.