Berlin – Digitale OP-Planung, intraoperative Bildgebung, roboterassistierte Chirurgie – eine Vielzahl moderner Technologien verändern zunehmend die Arbeit des Chirurgen. Auf dem DKOU 2016 können Orthopäden und Unfallchirurgen einen Blick in den Operationssaal von morgen werfen. Mehrere Unternehmen stellen dort ihre neuesten Produkte vor, die in einem simulierten OP erlebt und ausprobiert werden können. Heute Vormittag wurde der OP der Zukunft durch die DKOU-Kongresspräsidenten feierlich eröffnet.
Produktneuheiten im OP der Zukunft
Eine Reihe von Unternehmen präsentieren ihre aktuellen Produkte und neuesten medizintechnischen Entwicklungen im OP der Zukunft in Halle 4.2, darunter Siemens Healthineers, Brainlab, Arthrex, DePuy Synthes, Maquet, Oped und Richard Wolf. Das Unternehmen Arthrex ist mit dem Bildgebungssystem SynergyUHD4 vertreten, dem weltweit ersten 4K-System für endoskopische Kameras. Der Medizintechnikhersteller Richard Wolf präsentiert seine Lösung für eine komplette OP-Integration, das netzwerkbasierte OP-Managementsystem core nova. Siemens Healthineers stellt erstmals sein neues robotergestütztes Angiographie-System ARTIS pheno vor, das individualisierte, minimal-invasive Eingriffe bei multimorbiden Patienten ermöglicht.
Mehr Präzision und Sicherheit
Solche computerbasierten Systeme unterstützen Chirurgen vor, während und nach der Operation, wie Prof. Dr. med. Florian Gebhard, DGU-Präsident und Ärztlicher Direktor der Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische- und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum Ulm, bei der anschließenden Pressekonferenz erläuterte. Vor der OP ermöglichen die Technologien eine detaillierte digitale Planung des Eingriffs. Währenddessen verbessern sie die Präzision des Operateurs und damit die Sicherheit für den Patienten. Im Anschluss ermöglichen sie die zentrale Speicherung und den Austausch der OP-Daten zwischen verschiedenen Medizinern.
In der Orthopädie und Unfallchirurgie ist dies vor allem in der Wirbelsäulenchirurgie und für die Endoprothetik ein großer Gewinn. Robotergestützte Bohr- und Frässysteme ermöglichen hier millimetergenaue Bohrungen an der Wirbelsäule sowie eine individuelle und passgenaue Knochenbearbeitung vor dem Einsetzen einer Endoprothese, erklärte Gebhardt.
Herausforderungen für die Zukunft
Gleichzeitig bringen diese medizintechnischen Entwicklungen aber auch neue Herausforderungen mit sich, so zum Beispiel im Hinblick auf die Vernetzung, das Datenmanagement und die Datensicherheit. Gerade die Interoperabilität, also die Möglichkeit zur Vernetzung medizinischer Geräte, ist von großer Bedeutung, da nur so ein Zusammenwirken der verschiedenen Systeme und eine reibungslose Arbeit des Chirurgen möglich ist, so Gebhard. Diese Vernetzung gestaltet sich derzeit allerdings meist noch problematisch, da entsprechende offene Standards und sichere Schnittstellen zwischen verschiedenen Herstellern oft noch fehlen. „Hier gilt es abzuwarten, wie rasch in Zukunft industrielle Standards geschaffen werden können, um diese Systeme nahtlos innerhalb eines OP-Saals zu vernetzen, und wie diese von den Chirurgen angenommen werden“, sagte Gebhard.
Forschungsprojekte, wie das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte „OR.NET – Sichere dynamische Vernetzung in Operationssaal und Klinik“ tragen bereits dazu bei, diese Entwicklung zu beschleunigen. In dem interdisziplinären Konsortium haben rund 70 verschiedene Partner in den letzten vier Jahren Konzepte für eine sichere und dynamische Vernetzung von Medizinprodukten und IT-Systemen erarbeitet, evaluiert und in Normierungsaktivitäten überführt.