Berlin – Wie viele Veranstaltungen, wurde auch der 28. Facharztvorbereitungskurs (FAB) aufgrund der behördlichen Anordnungen zur Corona-Eindämmung abgesagt. Der BVOU wollte jedoch junge Kolleginnen und Kollegen aus O und U im Rahmen der Facharzt-Prüfungsvorbereitung bestmöglich unterstützen und organisierte am 20. Mai 2020 erstmalig eine Online-Prüfungssimulation. Dr. Thilo John (DRK), wissenschaftlicher Leiter, zieht ein positives Fazit. Eine Fortsetzung des Formats ist bereits in Planung.
Herr Dr. John, zu welchem Zweck haben Sie die Online-Simulation einer Facharztprüfung organisiert?
Dr. Thilo John: Die Prüfungssimulation ist ein wichtiger und beliebter Teil unserer Facharztvorbereitungskurse, denn Prüfungen stellen immer eine neuartige Situation dar und bringen Nervosität mit sich. Der angehende Facharzt bzw. die angehende Fachärztin für O und U hat seit dem Staatsexamen keine weitere Prüfung von solcher Tragweite mehr abgelegt und ist somit seit Jahren ohne Übung. Hier wollten wir ansetzen und Unterstützung anbieten. Die Pandemie macht uns erfinderisch und so haben wir uns entschlossen, diesen FAB-Kursteil als Videokonferenz anzubieten.
Wie haben Sie die Pilotveranstaltung selbst erlebt?
Dr. John: Vom organisatorischen Ablauf war ich positiv überrascht. Auch die Möglichkeit, die Teilnehmer direkt in die Prüfungssimulation einzubinden, war von großem Wert. Über die Chatfunktion konnten am Ende Fragen gestellt werden, die wir dann online beantworten oder diskutieren konnten.
Was wurde denn in der begleitenden Chatrunde am häufigsten gefragt? Gab es Unterschiede bezüglich des Wissenstands der Teilnehmer?
Dr. John: Viele Fragen bezogen sich auf die Fraktur-Diagnostik sowie die Versorgungsmodalitäten. Es ging unter anderem darum, inwieweit eine Fraktur operativ oder gegebenenfalls auch konservativ versorgt werden kann. Auch operative Optionen wurden diskutiert. Es gab Teilnehmer, die ein sehr hohes Wissen auf bestimmten Gebieten haben, da hier die Schwerpunkte in der eigenen Klinik liegen. Dieser Punkt spiegelt das grundsätzliche Problem der Weiterbildung wider: Wie können wir die gesamte Bandbreite von O und U komprimiert darstellen? Das komplette Spektrum unseres Fachgebiets abzubilden fällt nicht leicht.
Wurde das Ziel, die Teilnehmer auf die Facharztprüfung vorzubereiten, erreicht?
Dr. John: In einer Prüfungssimulation ist es nicht einfach, die Teilnehmer systematisch auf die Facharztprüfung vorzubereiten. Dies gelingt nur als Gesamtkonzept. In der Kürze der Zeit, konnten wir nur partielle Konzepte anschneiden. Trotzdem war das Feedback positiv und am 22. Juni gibt es eine Fortsetzung des Formats.
Fehlte Ihnen etwas im Vergleich zum klassischen Facharztvorbereitungskurs?
Dr. John: Was mir persönlich fehlt, ist der direkte Kontakt zum Teilnehmer. Das beinhaltet den Sichtkontakt und die zwischenmenschliche Interaktion. Ich denke aber, das ist Sache der Gewohnheit. In der Kürze der Zeit können natürlich auch nicht alle Fragen ausführlich beantwortet werden. Manchmal habe ich bemerkt, dass hier und da noch Zweifel bestanden. Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl von über 70 Zuschauern war es manchmal nicht möglich, tiefgreifende fachliche Verständnisschwierigkeiten auszuräumen. Aber insgesamt muss ich sagen, dass ich von den technischen Möglichkeiten beeindruckt bin und dass es auch möglich war, die Prüfungssimulation mit so einer großen Teilnehmeranzahl durchzuführen.
Herr Dr. John, vielen Dank für das Gespräch!