In der heutigen Zeit ist es wichtiger denn je, dass wir eine flächendeckende und gut koordinierte Gesundheitsversorgung für alle Menschen schaffen. Besonders für ältere Patienten und chronisch Kranke ist es entscheidend, dass sie die Unterstützung bekommen, die sie benötigen. Ein vielversprechender Ansatz sind die Vollversorgungsverträge, die eine bessere Steuerung und Zusammenarbeit zwischen Hausärzten, Fachärzten und Kliniken ermöglichen. So können wir sicherstellen, dass alle Beteiligten auf dem gleichen Stand sind und die Patienten die bestmögliche Behandlung erhalten.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die wohnortnahe ärztliche Versorgung, insbesondere in ländlichen Regionen. Hier setzen gezielte Förderprogramme an, die es ermöglichen, dass auch Menschen außerhalb der großen Städte gut versorgt werden. Durch flexible Modelle und Kooperationen zwischen Hausärzten, Fachärzten und Krankenhäusern können wir lange Anfahrtswege vermeiden und die Patientenversorgung vor Ort stärken.
Ein innovativer Ansatz ist das Prinzip „digital vor ambulant vor stationär“. Das bedeutet, dass wir digitale Lösungen und Telemedizin bevorzugen, um Patienten schnell und effizient der für sie passenden Versorgungsebene zuzuführen. So können wir unnötige Besuche in der Praxis oder im Krankenhaus vermeiden und die Behandlung einfacher gestalten. Ausführlich finden Sie dieses Konzept unter unseren Vorschlägen zur Reform der Notfallversorgung.
Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die Disease Management Programme (DMP). Diese Programme sind bereits für viele Volkskrankheiten wie Diabetes Mellitus definiert worden. In Orthopädie und Unfallchirurgie sind DMP-Programme für Rückenschmerzen, Osteoporose und Rheuma verfügbar, haben aber noch nicht den Weg in den Alltag vieler Patienten gefunden. Hier müssen wir ansetzen und diese Programme stärker in die reguläre Versorgung integrieren.
Zusätzlich ist es wichtig, die Prävention, konservative Therapie und Rehabilitation zu stärken. Eine bessere Vergütung für präventive Maßnahmen und konservative Therapie in Orthopädie und Unfallchirurgie kann dazu beitragen, dass Patienten nicht sofort ein operativer Eingriff empfohlen wird. Dazu muss die „sprechende Medizin“ gestärkt und adäquat honoriert werden. Wir sollten die Menschen ermutigen, zunächst konservative Behandlungsmethoden auszuprobieren, bevor sie sich für eine Operation entscheiden. Um nach einer Operation rasch wieder auf die beine zu kommen, ist eine gute Rehabilitation essentiell.
Insgesamt zielt dieser Ansatz darauf ab, die Gesundheitsversorgung für alle zu verbessern, die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren durch Vernetzung zu fördern und den Patienten eine qualitativ hochwertige und bedarfsgerechte Versorgung zu bieten. Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass jeder die Unterstützung erhält, die er braucht – egal wo er lebt.
Was der BVOU konkret von der nächsten Bundesregierung fordert
- Koordination der Patientenströme durch Einführung von Vollversorgungsverträgen für betreuungsintensive Patientengruppen (z.B. alte Menschen, chronisch Kranke) mit einer strukturierten Zusammenarbeit von Hausärzten, Fachärzten und Kliniken und Vergabe zeitnaher Facharzttermine (max. 14 Tage) für eingeschriebene Patienten
- Erhalt einer wohnortnahen ärztlichen Versorgung auch in ländlichen Regionen durch gezielte Förderprogramme und flexible Modelle, z.B. sektorenübergreifende Kooperationsformen von Ärztenetzen aus Haus- und Fachärzten sowie Krankenhäusern
- Umsetzung des Prinzips „digital vor ambulant vor stationär“
- DMP-Programme in die Versorgung bringen (Osteoporose, Rückenschmerz, Rheuma)
- Stärkung von Prävention und Rehabilitation durch adäquate Vergütung
- Verpflichtende Ausschöpfung konservativer Maßnahmen vor kostspieligen Operationen
- regionale Akut- und Notfallversorgung in Orthopädie und Unfallchirurgie sicherstellen
Was der BVOU schon beiträgt
Selektivverträge sind eine spezielle Form von Versorgungsverträgen. Sie ermöglichen es Ärzten, Ärztegruppen und Berufsverbänden, individuell mit den Krankenkassen Versorgungsverträge auszuhandeln und die Vertragspartner können flexibel auf Versorgungslücken reagieren oder Innovationen in den Versorgungsalltag einbringen. In den letzten Jahren hat der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) zahlreiche Selektivverträge abgeschlossen.
In Baden-Württemberg besteht mit Unterstützung des BVOU ein Vollversorgungsvertrag mit der AOK BaWü. Dieser wurde bereits mehrfach evaluiert und zeigt, daß Versicherte in diesem Vertrag gesünder sind, länger leben, kurzfristig Facharzttermine erhalten und seltener ins Krankenhaus müssen. Dadurch sind auch die Gesamtkosten für die AOK in diesem Vertrag sogar günstiger als in der Regelversorgung. Eine richtige Win-Win-Win-Situation.
Der BVOU hat weiterhin Vorschläge unterbreitet, wie Krankenkassen motiviert und belohnt werden können, Vollversorgungsverträge, wie den Vertrag der AOK Baden-Württemberg mit Haus- und Fachärzten, auch in anderen Gebieten der Bundesrepublik Deutschland einzuführen.
Deutschland kann Gesundheit! Positionspapier des BVOU zur Bundestagswahl 2025
Die neue Bundesregierung muss eine qualitativ hochwertige, flächendeckende und wirtschaftlich tragfähige Gesundheitsversorgung in Deutschland sicherstellen und das deutsche Gesundheitssystem fit für die nächsten Jahrzehnte machen.