BAYREUTH – Sieben mittelständische Unternehmen des Orthopädiefachhandwerks, die Universität Bayreuth und die Fraunhofer-Projektgruppe Prozessinnovation in Bayreuth haben sich zu dem neuen Footware Innovation Network (FIN) zusammengeschlossen. Das Netzwerk soll den Nutzen digitaler Technologien – vom 3D-Scan bis hin zum 3D-Druck – für das Orthopädiefachhandwerk erschließen, um kundenorientiert und zugleich kostengünstig individuelle Produkte fertigen zu können.
Die häufig kleinen oder mittelständischen Orthopädiefachhandwerksbetriebe und deren Zulieferer leiden wie viele andere KMUs heute verstärkt unter dem Druck der Massenfertigung. Während Hersteller von Massenware kundenindividuelle Bedürfnisse allerdings nur im Ansatz erfüllen könnten, seien Orthopädiefachhandwerker von Beginn an klar im Vorteil, so der Ansatz der FIN-Projektpartner. Sie seien auf die sehr persönlichen Ansprüche ihrer Kunden fokussiert und daher in der Lage, sich auf die Weiterentwicklung von Schuhen zu individuell angepassten High-Tech-Produkten zu konzentrieren. So wollen die Partner im neuen Netzwerk FIN praktikable Produkt- und Prozesslösungen für das Orthopädiefachhandwerk passend zum Marktbedarf schaffen.
Laut den Experten sind die Anforderungen an eine zeitgemäße Fußbekleidung, die dem Belastungsumfeld und Bewegungsapparat des Menschen gerecht wird und zugleich dem Nutzungszweck entspricht, heute sehr hoch. Massengefertigte Schuhe und deren Teile könnten diesen Anforderungen aufgrund der Standardisierung in der Regel nicht gerecht werden. Die Nutzung industrieller digitaler Techniken jedoch, vom 3D-Scan bis zum 3D-Druck, ermögliche in Verbindung mit einer sensiblen orthopädischen Diagnose die Herstellung eines Schuhwerks, das den jeweiligen individuellen Anforderungen deutlich besser gerecht werde und letztlich die Konkurrenzfähigkeit der an der Entwicklung beteiligten Partner sicherstelle, so die Initiatoren des FIN.
Ein offenes Netzwerk für mittelständische Unternehmen
Seit der Gründung des Kooperationsnetzwerks im September 2015 sind dem FIN sieben Unternehmen als Gründungspartner beigetreten. Dazu gehören das Friedrich-Baur BioMed Center und das Reha Team aus Bayreuth, die Kulmbacher Schäftefabrik, die Hans Brünner GmbH aus Schweinfurt, PICCO’s 3D World GmbH oder auch Startups wie HypeCask von Florian Horsch und die Softwareschmiede Vogler Engineering. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) fördert das Netzwerk zunächst für ein Jahr.
Breit gefächertes Know-how bei begrenzten finanziellen Mitteln zum Nutzen aller zusammenzuführen – dies sei der gemeinsame Ansatz der Projektpartner, die aus unterschiedlichen Branchen und Tätigkeitsfeldern stammen. „Die Partner ergänzen sich im Netzwerk optimal. Was ein Partner alleine nicht schafft, gelingt oft gemeinsam“, erklärt Dr.-Ing. Bernd Rosemann, Leitungsmitglied der Fraunhofer-Projektgruppe Prozessinnovation.
Während kleine und mittelständische Unternehmen selten die für eine zielgerichtete Lösungsfindung notwendigen Fach- und Themengebiete abdecken können, sei das notwendige Know-how im Netzwerk für jedes Mitglied leicht zugänglich oder könne nutzbringend integriert werden. „Hierfür steht das Netzwerk weiteren interessierten Unternehmen offen, um deren Fragestellungen zu bearbeiten, geeignete Produktideen zu identifizieren und technische Lösungen zu erarbeiten. Für die Umsetzung innovativer Ideen ist diese Offenheit des Netzwerks ein riesiger Vorteil“, sagt Rosemann und fügt hinzu: „Jedes Unternehmen aus den Branchen Schuhfertigung und -entwicklung, Orthopädie, Digitalisierung und 3D-Druck kann der Kooperation beitreten und ist herzlich eingeladen, mit seiner Fragestellung an das Netzwerk heranzutreten.“
Am 5. Februar 2016 trafen sich die Netzwerk-Teilnehmer zu ihrem ersten Symposium bei der Fraunhofer-Projektgruppe Prozessinnovation in Bayreuth, um erste konkrete Projektideen zu diskutieren und zu konkretisieren.