Berlin – Verletzungen sind ein häufiger Grund, warum Frauen und Männer in Deutschland zum Arzt gehen. Von den bei der AOK Baden-Württemberg Versicherten war im Jahr 2013 jeder Zehnte wegen einer Verletzung in ärztlicher Behandlung. Neben Verletzungen am Kopf, an der Hand und am Fuß standen Verletzungen an Knie und Unterschenkel an vierter Stelle.
Auffällig bei Knieverletzungen ist: Sie nehmen seit Jahren zu. Frauen verletzen sich häufiger als Männer – besonders häufig in den ersten drei Monaten des Jahres, wenn viele Skifahren. Zwischen 2008 und 2013 stieg die altersadjustierte Inzidenzrate bei Frauen um 9,7 Prozent, bei Männern um 4,6 Prozent. Dies geht aus Daten hervor, die Orthopäden und Unfallchirurgen, darunter BVOU-Präsident Dr. med. Johannes Flechtenmacher, gemeinsam mit der AOK Baden-Württemberg ausgewertet haben. Grundlage sind fallbezogene, pseudonymisierte Daten von 3,8 Millionen Versicherten aus den Jahren 2008 bis 2013.
„Knieverletzungen haben auch etwas mit dem Sportverhalten zu tun. Im ersten Quartal eines Jahres war die Inzidenz für Knieverletzungen bei Frauen um fast ein Drittel höher als im Jahresmittelwert. Frauen verletzen sich also offensichtlich häufig beim Skifahren“, so der BVOU-Präsident. Auffällig ist bei ihnen insgesamt auch die steigende Anzahl von Kniebandverletzungen. „Wir müssen die Frauen darauf aufmerksam machen“, betont Flechtenmacher. Ein neuromuskuläres Training könne hilfreich sein.
Er wertet es als Erfolg, dass Ärzte und Krankenkassen gemeinsam die Daten analysiert haben. „Eine so große Kohorte ist für diese Indikation noch nie in den Blick genommen worden“, sagt Flechtenmacher. „Unsere Daten zeigen auch, welche ambulanten und welche stationären Gesundheitsleistungen bei Knieverletzungen in Anspruch genommen wurden. Wir sollten auf dieser Basis die Behandlung weiterentwickeln und die Rehabilitation stärken.“ Der BVOU-Präsident schlägt weiterhin vor, möglichst schnell alters- und geschlechtsadaptierte Präventionssysteme zu entwickeln und umzusetzen. Dies gelte auch im Hinblick darauf, dass sich Jüngere eher beim Sport verletzten, Ältere hingegen beim Sturz.
Die Studie „Inzidenz von Knieverletzungen“ ist online bereits erschienen (O. Schneider, H.-P. Scharf, T. Stein et al. (2016), Inzidenz von Kniegelenksverletzungen. Zahlen für die ambulante und stationäre Versorgung in Deutschland. Orthopäde DOI 10.1007/s00132-016-3301-6). Beteiligt waren die AOK Baden-Württemberg, das Orthopädisch-Unfallchirurgische Zentrum der Universität Mannheim, das Institut für Sport- und Sportwissenschaft am Karlsruher Institut für Technologie, das Ortho-Zentrum Karlsruhe und der BVOU.
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