Berlin – „Wir brauchen keine studierten Therapeuten, damit diese sich den Titel Bachelor oder Master an den Kittel heften. Wir brauchen studierte Therapeuten, damit sie mitgestalten können, wie Menschen versorgt werden, in Kooperation mit Medizinern und Sozialarbeitern.“ Mit diesen Worten hat Prof. Heidi Höppner von der Alice Salomon Hochschule in Berlin am 10. Januar in Berlin einen Masterplan mit dem Ziel zeitgemäß ausgebildeter Gesundheitsfachberufe gefordert. Die anhaltenden Verzögerungen bei der Akademisierung der Gesundheitsfachberufe kritisierte sie.
Ein akademisches Studium in einem Gesundheitsfachberuf sei seit vielen Jahren in den USA und Europa üblich. Österreich und die Schweiz hätten in den letzten zehn Jahren viel aus ihren Chancen gemacht. Deutschland sei hingegen hier ein Entwicklungsland.
Höppner und andere Vertreter von Hochschulen, die Modellstudiengänge für Gesundheitsfachberufe anbieten, kritisierten vor Medienvertretern die Politik der Bundesregierung. Seit 2009 können Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden und Hebammen auch an Hochschulen ausgebildet werden. Die Studiengänge wurden evaluiert. Im Bericht für die Bundesregierung wurden die Erfahrungen aus acht Bundesländern mit 25 Modellstudiengängen ausgewertet.
Die Autoren empfahlen auf dieser Basis, die Modellregelungen um weitere zehn Jahre zu verlängern, also bis 2027. Die Bundesregierung legte die neue Verlängerung nun auf vier Jahre fest. Doch auch diese Frist werteten die Hochschulvertreter als schädlich für die Berufe. Sie fordern umgehend Regelstudiengänge.
Eine Akademisierung sei notwendig, so Prof. Dr. Christian Trumpp, Präsident der IB-Hochschule Berlin: „Für die Gesundheitsfachberufe ist es wichtig, dass sie aus den Berufen heraus Therapieforschung betreiben können.“ Man brauche dringend eine internationale Anschlussfähigkeit, gab Prof. Dr. Anne Friedrichs zu bedenken, die Präsidentin der Hochschule für Gesundheit in Bochum. Eine Akademisierung fördere sichereres Wissen über Diagnostik und Therapie im eigenen Beruf und damit über das, was man im Einzelnen tue.
Prof. Dr. Jutta Räbiger vom Hochschulverbund Gesundheitsfachberufe e.V. ergänzte, man gerate bei den Therapieberufen in einen Fachkräftemangel. Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen in den Berufsfachschulen gehe zurück. Die Hochschulvertreter sähen sich deshalb in der Pflicht, ein attraktives Ausbildungsangebot zu unterbreiten. Dies müsse Studierenden aber Verlässlichkeit bieten.