Berlin – Der Verband der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) und der Medizinische Fakultätentag (MFT) arbeiten an einer vernetzten elektronischen Patientenakte. Sie soll „allen beteiligten Ärzten bei jedem Behandlungsschritt alle relevanten Informationen liefern und gleichzeitig das neueste Forschungswissen zur Verfügung stellen“, teilte der Dachverband Deutsche Hochschulmedizin e.V. Ende April mit. Zu diesem haben sich VUD und MFT zusammengeschlossen.
Mit Fördergeldern aus dem Bundesforschungsministerium (BMBF) im Rahmen der Medizininformatikinitiative werden derzeit durch verschiedene Arbeitsgruppen („Konsortien“) die Grundlagen für die angestrebte Patientenakte geschaffen. Anschließend soll die E-Akte zunächst in der Universitätsmedizin und schließlich flächendeckend zusammen mit nicht-universitären Kliniken und niedergelassenen Ärzten umgesetzt werden.
Digitale Infos in der Klinik – aber am Ende ein Entlassbrief
Nach den Worten von Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Präsident des MFT, fehlt es dem Gesundheitswesen heute an übergeordneten informationstechnischen Strukturen: „Sie werden in der Universitätsmedizin exzellent behandelt, bekommen dann aber einen Brief, den der niedergelassene Arzt einlesen muss.“ Im Bereich der universitätsmedizinischen Forschung, so Kroemer, erhebt man digitale Daten von Patienten, nutzt diesen Schatz aber nicht für die Versorgung. Es müsse etwas passieren, forderte er. Eine kompatible Akte könnte einen Dominoeffekt auslösen: „Dann steigen vielleicht auch die Niedergelassenen ein.“
Gemeinsame Nutzung für verschiedene Gesundheitsberufe
Bei komplexen Erkrankungen versorgt heute nicht nur mehr ein Arzt einen Patienten, sondern viele Ärzte und Gesundheitsberufe, gab Ralf Heyder zu bedenken, VUD-Generalsekretär. Er findet, schon deshalb müsse man künftig dafür sorgen, dass Daten so in einer Akte bereitgestellt werden, dass alle Behandler damit etwas anfangen können. Und: „Die Koppelung von Forschungs- und Patientendaten hat ein riesiges Potenzial, das derzeit nicht genutzt wird.“
Großes Potenzial sieht in der vernetzten Patientenakte auch Prof. Dr. D. Michael Albrecht, 1. Vorsitzender des VUD. Man brauche nicht über individualisierte Medizin zu reden, wenn man keine elektronische Patientenakte mit individualisierten Daten habe, sagte er. Für einen Erfolg des Projekts ist es nach seinen Worten aber unumgänglich, dass die Akte tragfähig für alle Leistungsanbieter wird und nicht zig isolierte Insellösungen entstehen.